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„Business as usual“?

38 km von den Bade- und Surfstränden Portugals entfernt, suchen vier Rohstoffkonzerne* im Meer nach Öl und Gas. Das an sich ist kaum mehr eine Meldung wert, werden doch die Rohstoffe unseres Planeten bereits überall geplündert – wären da nicht die zum Teil scharfen Proteste aus allen sozialen und ökologischen Teilen der Zivilgesellschaft. Entschiedene Ablehnung signalisieren selbst Teile der Wirtschaft, insbesondere der Tourismus mit 10% aller Einnahmen des Landes. Er läuft Sturm.

Drei Fragen stehen sich. Warum dürfen Konzerne weiterhin nach fossilen Brennstoffen suchen, wenn seit COP21 endgültig bekannt ist, dass Förderung und Verbrennung von Kohlenstoffen für Klimaerwärmung und Umweltzerstörung verantwortlich sind und man aus fossilen Brennstoffen aussteigen will? Warum weiterhin fossile Brennstoffe explorieren und dann mehrstellige Millioneninvestitionen ökonomisch „verbrennen“, wenn allen Beteiligten klar ist, dass Öl & Gas die jetzigen Rohstoffmärkte überschwemmen und immer billiger gehandelt werden und realer „return“ kaum zu erwarten ist? Warum offshore nach fossilen Brennstoffen suchen, wenn uns die Bilder der brennenden BP Bohrplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko auf ewig verfolgen und wir in der Zwischenzeit hinlänglich wissen, zu welchen Umweltkatastrophen Öldesaster im Meer und an den Stränden der Algarve führen können?

Seismische Aktivitäten vor der portugiesischen Küste sind bekannt. Bekannt ist auch, dass sich mit Investitionen in regenerative Energien nachhaltiger „return“ erwirtschaften lässt. Es ist das Geschäft linear denkender (alter) Männer, die mit dem Kopf durch die Wand wollen und die in Öffentlichen Anhörungen das Mantra der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Energieabhängigkeit vom Nahen Osten herunterbeten. Ökologische und sozialverträgliche Nachhaltigkeit kommen in ihren Denkstrukturen immer an letzter Stelle und nur nach dem Motto: Wir können uns Natur- und Umweltschutz und soziale Leistungen erst erlauben, wenn die Rendite stimmt

Dabei baut dieses alte Verständnis von Ökonomie auf einem Konstruktionsfehler der betriebswirtschaftlichen Rechnung auf. Denn zukunftsorientiert wird nur gewirtschaftet, wenn das Gesamtvermögen aller Werte einer Gesellschaft – also im besonderen Naturräume, biologische Vielfalt, Versorgungssicherheit und Ressourcen – nicht verbraucht, sondern erhalten und vermehrt werden. Wer die Zahlen dieser Konzerne einmal genauer betrachtet, wird sich vielleicht fragen, wie es kommt, dass in den Bilanzen nur Preise und Bilanzwerte stehen, die nicht im Geringsten die ökonomische Wahrheit reflektieren: warum sie weltweit ungehindert Ressourcen unseres Planeten plündern dürfen, ohne dafür zur ökologischen Rechenschaft gezogen zu werden?

Grund ist die Unvollständigkeit der betrieblichen Finanzbuchhaltung, mit der die Vorgänge des betrieblichen Wirtschaftens vermessen werden. Diese basiert wiederum auf einer veralteten juristischen Denkweise, das Boden, Gewässer und Luft kein schützenswertes Allgemeingut sind, sondern grenzenlos kommerziell ausgebeutet werden dürfen. Dabei übersieht diese Denkweise die Pflicht von Investitionen in das endliche Natur- und Sozialkapital und toleriert die Plünderung und Verwüstung unseres Planeten durch global agierende Rohstoffkonzerne. Das hat fatale Folgen, denn es schafft versteckte ökonomische Risiken ungeahnten Ausmaßes für zukünftige Generationen. Deshalb muss die Buchhaltung dringend ergänzt werden, um die Gesamtvermögensverhältnisse eines jeden Geschäftsjahres vollständig abzubilden. Denn eine Bilanz ist erst dann wirklich aussagekräftig, wenn sie die gesamte ökonomische Realität wiedergibt.

Dazu gehört, dass Regierungen und ihre Exekutiven Eingriffe in die Natur durch den Abbau von Rohstoffen oder durch die Deponierung, Einleitung und Emission von Rückständen und Giftstoffen aus gewerblichen und industriellen Prozessen verbieten, zumindest aber mit so hohen Steuerabgaben belegen, dass Naturräume, biologische Vielfalt, Versorgungssicherheit und Ressourcen erhalten werden.

Para que isto acontecesse, os governos e os seus executivos teriam de proibir a intervenção na natureza pela exploração de matérias-primas ou pela deposição, introdução e emissão de resíduos e toxinas provenientes de processos industriais e comerciais, pelo menos, através de impostos tão elevados, que áreas naturais, a biodiversidade, a segurança do abastecimento e os recursos fossem preservados.

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