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Holzfäller in Monchique

Monchique und der Eukalyptus in Portugal.

Auf 396 Quadratkilometern leben aktuell 6.045 Einwohner, umgeben von Bergen und Wäldern. 76 Prozent davon sind Eukalyptus-Plantagen. Beim vorerst letzten großen Waldbrand im Jahr 2003 verbrannten in zehn Tagen 317 Quadratkilometer Wald, also 80 Prozent des Landkreises. Ein Trauma, das noch heute wirkt, denn die Feuerwehren konnten die Brände kaum löschen. Zwölf Jahre zuvor, 1991, brannte Monchique eine Woche lang. Immer wieder brennen die Wälder in dem Bergen und zerstören so weiter die kleinbäuerliche Basis seiner Einwohner. Der nächste Waldbrand ist also nur eine Frage der Zeit.

2013 wird in die Geschichte Portugals als das Katastrophenjahr eingehen: große Teile der Serra do Caramulo verbrannten. Zehn Prozent des Portugiesischen Staates verbrannten in weniger als einer Generation. Feuerwehrleute verloren ihr Leben, viele Einwohner ihr Hab und Gut. Imker verlieren ihre Bienenstöcke, Medronhobauern die Basis für ihre Destillen, Kork, Johannisbrot, Oliven- und Feigenernten, Schafe, Ziegen, Hühner und vieles mehr. Nach einem Waldbrand kriegen selbst Jäger für Jahre kein Wild mehr vor ihren Flinten.

Seit 1960, als die ersten Großgrundbesitzer mit den industriellen Eukalyptus-Anpflanzungen für die Zellulose-Produktion in Monchique begannen, hat sich die Bevölkerung dort mehr als halbiert. Über die Hälfte der Einwohner des Landkreises ist heute 60 Jahre und älter. Seit einigen Jahren wird erbittert darüber gestritten, ob Finanzamt, Gericht, Sozialversicherung u.a. Institutionen geschlossen und in die nächstgrößere Stadt verlegt werden. „Immer weniger Einwohner“ rechtfertigen die Schließung Monchiques, das offiziell seit 1773 existiert.

1960 lebten nach offiziellen Angaben in Monchique noch 14.799 Menschen, hauptsächlich von der traditionellen Landwirtschaft (Subsistenzwirtschaft). Mit der Einführung der industriellen Forst- und Landwirtschaft, (Eukalyptus und Massentierhaltung) auch rund 40.000 Schweine werden in Monchique gemästet, hat sich die Einwohnerzahl während zweier Generationen mehr als halbiert. Viele Jugendliche verlassen ihr Elternhaus und die ländlichen Regionen deshalb, weil sie keine Zukunftsperspektive für sich sehen. Sie finden keine Arbeit und die wenigen Möglichkeiten, die sich anbieten, sind wenig attraktiv, kaum motivierend, unter ihrem Bildungsniveau. Bei den letzten Kommunalwahlen gingen nur noch 3.663 Wähler von 5.165 eingeschriebenen Wahlberechtigten zur Urne, 500 weniger als noch vor vier Jahren, Tendenz weiter abnehmend.

Die Saat des Eukalyptus ist nicht nur in Monchique, sondern in vielen Teilen Portugals aufgegangen. Sie hat sich zu einer Plage entwickelt, die sich jedes Jahr wieder in unzähligen Waldbränden akkumuliert. Die ätherischen Öle des Baumes sind sehr leicht brennbar. Der ökonomische Schaden der Waldbrände geht in die Milliarden, der ökologische Schaden ist unermesslich, die sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Folgen der Waldbrände wurden bisher von allen Regierungen des Landes, allen Wechseln zum Trotz, ignoriert. Versicherungsgesellschaften weigern sich mittlerweile, Wälder zu versichern. Die Feuerwehren sind überfordert, nicht nur weil moderne Löschfahrzeuge und Ausrüstung fehlen, sondern auch, weil überall bei der Finanzierung gekürzt und gespart wird. An manchen Orten wird Militär und Paramilitär (sogenannte GIPS) bei Patrouillen eingesetzt, um Waldbrände schneller aufzuspüren und eher bekämpfen zu können.

Wo industrielle Eukalyptusplantagen entstehen, wachsen keine anderen heimischen Bäume mehr. Eukalyptus entwickelt innerhalb nur weniger Jahre eine gewaltige Größe, auch weil seine Wurzeln sofort, schnell und tief in das Erdreich eindringen und dem Boden das gesamte Wasser entziehen. Eukalyptus ist eine extrem invasive Pflanze. Eukalyptus verdrängt in Portugal immer mehr die einheimischen Waldbestände: Kastanie, Johannisbrotbaum, Schirmpinien oder Korkeiche befinden sich im Rückzug.

Es ist ein Teufelskreis. Waldbrände fördern noch intensiver seine invasiven Eigenschaften. Samen, Stämme und Wurzeln des Eukalyptus der – wie alle anderen Pflanzen auch – einmal brennt, werden vom Feuer nicht vernichtet, sondern verbreiten sich nach einem Brand umso mehr. Langfristig können durch die invasiven Eigenschaften des Eukalyptus ganze Ökosysteme kollabieren oder sich komplett ändern. Der starke Mentholgeruch ist für europäische Tiere sehr ungewöhnlich und vertreibt sie. Generell bieten Monokulturen der Tierwelt ohnehin keinen oder nur einen geringen Lebensraum.

Lesen Sie in dieser Ausgabe auch unseren Bericht über den Verein A Nossa Terra aus Monchique.

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