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Das Leben mal von der „Anderen Seite“ aus betrachten

Auf der anderen Seite der in täglicher Hektik lebenden Konsumgesellschaft, nimmt man sich Zeit bei der Zubereitung der Mahlzeiten im Holzofen. Hier wird kein Müll produziert und nur wenig, oder gar nichts weggeworfen. Essensreste und organischer Abfall werden kompostiert und der Kompost wird im Garten verwendet, der wiederum die Lebensmittel ans Restaurant zurückgibt. Das sind die drei Komponenten im Zyklus dieses Projekts von Artur und Carla, welches seinen Anfang mit einem Lebensmittelladen und einem Veganen Restaurant, in einer nur mit wiederverwendeten Materialien ausgestatteten Räumlichkeit genommen hat. Hier gibt es kein Plastik, alles ist organisch.

restarante outro ladoAls sie sich kennenlernten, war Artur Vegetarier und in der Permakultur tätig, Carla seit ungefähr zwei Jahren Rohköstlerin und seit 20 Jahren Vegetarierin. Die als Lehrerin für Yoga, funktionelle Medizin, makrobiotische Küche und Ayurveda Tätige war auf der Suche nach einem Platz für einen biologischen Lebensmittelladen und Artur wollte gerne ein veganes Restaurant eröffnen. Sie waren beide ungebunden und begannen sich verschiedene Geschäfte anzusehen, lernten sich besser kennen und haben sich schließlich ineinander verliebt. Carla erzählt mit glänzenden Augen ihre Geschichte. Die Leidenschaft der Beiden gilt auch gesunder Ernährung und Nachhaltigkeit, woraus schnell ein größeres aus drei Komponenten bestehendes Projekt entstanden ist, in dem fast kein Abfall mehr anfällt. „Der ganze Müll, den wir hier produzieren wird genutzt. Das Projekt besteht aus drei Teilen. Der erste Teil – der Lebensmittelladen und das Restaurant – ist fertiggestellt. Der zweite Teil – die Wurmkomposter und die Komposthalden – steht kurz vor der Fertigstellung auf dem Grundstück. Wir nutzen die anfallenden Essensreste und alle organischen Abfälle und kompostieren sie. Der entstehende Kompost führt uns zum dritten Teil des Projekts, dem Gemüsegarten, der auch schon angelegt ist.“ erklärt Artur und fügt hinzu „aus dem Gemüsegarten gehen die Produkte zurück ins Restaurant, und so entsteht ein kontinuierlicher Kreislauf aus Kompostierung, Gemüsegarten und Restaurant.“ Ein weiteres Ziel ist es, Arbeitsplätze zu schaffen in denen Menschen sich wohlfühlen. „Nach Fertigstellung aller drei Komponenten des Projekts besteht die Möglichkeit in jedem Teilbereich autonome Arbeitsplätze zu schaffen, für eine Familie, ein Paar oder eine Einzelperson, ohne dass diese von einem Arbeitgeber abhängig sind. Neben dem Betrieb der drei Teilbereiche können wir auch noch versuchen das nach außen zu verkaufen, was wir nicht selbst benötigen“ hebt Artur hervor.

Essen aus dem Holzofen

forno da lenhaIm Restaurant-Lebensmittelladen gewinnt das Projekt schon jetzt an Fahrt. Der Name des Geschäfts – Outro Lado (Andere Seite) – wurde von Carla vorgeschlagen. „Als Yogalehrerin versuche ich ständig, die Situation von der anderen Seite aus zu betrachten und nach dem wir eine Woche lang über diverse Namen nachgedacht haben, ist die Wahl auf diesen gefallen.“ Tatsächlich finden wir hier eine ganz andere Auswahl an Produkten als üblicherweise in solchen Geschäften angeboten wird. Die Gerichte werden wie zu Zeiten unserer Grosseltern im Holzofen zubereitet. Das dauert volle drei Stunden – praktisch den ganzen Morgen. „Es dauert ca. eine Stunde um den Ofen vorzuheizen und dann weitere 45 bis 90 Minuten Garzeit – je nach Gericht.“ bestätigt Carla und hebt hervor, dass das Holz „aus nachhaltigem Waldbau stammt – unser Lieferant pflanzt zwei neue Bäume für jeden Baum den er fällt, das macht er schon über einen längeren Zeitraum, so dass er oftmals keine Bäume fällen muss, da der Rückschnitt des Baumbestands ausreicht. Das Holz kommt von der Steineiche, hat eine nur geringe Rauchentwicklung und ist ein lokales Produkt.“ Die Verwendung lokaler Produkte ist übrigens eine der wichtigsten Prioritäten des Paares, das versucht „immer nationale Produkte, bevorzugt lokalen und immer biologischen Ursprungs zu verwenden.“ Zu jeder Mahlzeit werden zwei Optionen – zwei unterschiedliche Gerichte – angeboten, deren Zutaten fast ausschließlich an der Algarve produziert werden „mit Ausnahme des Gemüses, das aus dem Alentejo kommt.“ Angebote aus anderen Ländern zu erheblich niedrigeren Preisen überzeugen das Paar nicht. „Wir haben die einzige portugiesische Rohschokolade und lehnen es ab, andere Marken anzubieten. Es gibt zwar viele, aber nur diese eine aus portugiesischer Produktion, und genau diese wollen wir. Wir haben auch zwei Energieriegel, einer wird an der Algarve, der andere im Norden des Landes produziert. Außerdem legen wir großen Wert auf soziale Nachhaltigkeit, es interessiert uns nicht nur das Endprodukt, sondern auch die Menschen, die an der Produktion beteiligt sind und deren Arbeitsbedingungen.“, hebt Artur hervor.

Die Einrichtung ist recycelt. Es gibt kein Plastik

não temos plasticoDas Essen ist vegan, es werden keine tierischen Produkte oder Nebenprodukte verwendet, auch kein Tofu oder Seitan, weil nach Ansicht der Besitzer „verarbeitete Produkte für jemanden, der Wert auf Ernährung legt, nicht genießbar sind und deshalb gibt es bei uns auch keine.“ Neben den Nahrungsmitteln unterscheidet sich „Outro Lado“ auch durch sein Interieur – der Großteil des Mobiliars stammt aus zweiter Hand. „Vieles wurde uns geschenkt oder wäre von Hotels oder anderen Einrichtungen weggeworfen worden, manche Dinge haben wir im Müll gefunden und restauriert, einige Einrichtungs- und Dekorationsobjekte haben wir von Grund auf selbst gemacht, zum Beispiel einige Leuchter und Möbel“ erzählt Artur stolz. Es gibt in diesem Betrieb viele Ansätze für Nachhaltigkeit, so wird zum Beispiel das Abwasser des Waschbeckens in die Toilettenspülung geleitet, wobei auch hier auf die Verwendung von Plastik verzichtet wird. „Bei uns gibt es kein Plastik, nicht einmal Wasserflaschen aus Plastik. Wir verkaufen auch kein Wasser – wir servieren es im Glas oder Krug. Unser Wasser wird von einem brasilianischen Wasserfilter aus Ton und Keramik, der als einer der weltbesten gilt, mit Kohle gefiltert. Manchmal haben wir auch 5 Liter-Wasserflaschen, wobei wir immer den Plastikanteil so gering wie möglich halten.“ Das Essen zum Mitnehmen kommt in Glasbehälter oder Behälter und Tüten aus Mais oder Zuckerrohr und es gibt auch Teller und Besteck aus Bambus. Zum Ende des Gesprächs mit ECO123 gibt Küchenchefin Carla noch folgenden Tipp für eine gesunde Ernährung: “Essen Sie so einfach wie möglich, was das Land bietet, vorzugsweise aus lokalem Anbau. Das gilt genauso für Fleisch und Fisch, auch wenn wir darauf verzichten“.

Wir bedanken uns für den Vorschlag und das Gespräch.

Outro Lado
Travessa da Madalena, nº6 •
8000-461 Faro
Öffnungszeiten: Montag 12-15h + 17:30-20h – Dienstag bis Freitag 18-20h
Samstag 10-15h + 18-22h
Res. +351 912 980 738

About the author

Alexandre Moura (39). JJournalist, gebürtiger Farense. Seit dem Jahr 2000 arbeitet für landesweite und regionale Presse, für das Fernsehen und verschiedene Radios in den Bereichen des aktuellen Tagesjournalismus ebenso wie in des Ressorts Kultur, Sport und allgemeine Information.

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