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Nachhaltige Geldanlage

Die Definitionen sind oft sehr individuell und unterscheiden sich erheblich. Es gibt Ansätze, die man getrost als Greenwashing bezeichnen kann und wiederum andere, die reine soziale oder ökologische Kriterien berücksichtigen. Ob die Philosophie, die hinter einer Geldanlage steckt, den eigenen Wertvorstellungen entspricht, kann man nur sicherstellen, indem man Bedingungen und Hintergründe konkret in Frage stellt. Dies ist aber auch ökonomisch unerlässlich, denn aktuell zeigt sich, dass viele Anlagegesellschaften die positive Haltung von Privatinvestoren, speziell zu ökologischen Anlagen, ausgenutzt haben. Vor diesem Hintergrund will ECO123 an dieser Stelle ein entsprechendes Grundlagenverständnis vermitteln.
Zunächst möchte ich mich mit Bankeinlagen beschäftigen. Was passiert eigentlich mit dem Geld, was Sie auf ein einfaches Sparbuch legen? Die Einlage steht der Bank zur Verfügung. Sie arbeitet mit dem Geld. Aber was bedeutet „damit arbeiten“? Das klassische Bankmodell sieht vor, das man bei Sparern Geld einsammelt und dieses Geld in Form von Krediten denjenigen zur Verfügung stellt, die es z.B. für Investitionen benötigen. Neben diesem ganz klassischen Geschäftsmodell sind Banken heute aber auch auf anderen Gebieten tätig. So ist es durchaus realistisch, dass Ihr Kreditinstitut mit den Kundeneinlagen keine Finanzierungen (Kredite) vergibt, sondern für Spekulationen auf Rohstoffe, Währungen und Aktien verwendet. Selbst wenn das Kreditinstitut tatsächlich Kredite an die Realwirtschaft vergibt, sollte sich der nachhaltig orientierte Sparer immer auch die Frage stellen, wen und was die Bank finanziert. Werden Rüstungsunternehmen, Firmen die genmanipulierte Lebensmittel herstellen, die Atomkraftwerke bauen oder deren Lieferkette nicht frei von Kinderarbeit sind, auf diese Weise finanziert? Auch die Frage nach der geografischen Aufstellung eines Instituts kann interessant sein. Arbeitet es eher mit regionalem Bezug oder doch überwiegend international? Solche Fragen sollten im Geschäftsbericht oder im Idealfall sogar in einem Nachhaltigkeitsbericht beantwortet werden. Womit ich beim Thema Transparenz wäre. Auch die Eigentumsstruktur einer Bank kann Rückschlüsse zulassen. Im Idealfall sind die Interessen aller Beteiligten im Gleichklang – die der Eigentümer der Bank (z.B. Aktionäre, Genossen usw.), die von Mitarbeitern und die der Kunden. Alle angesprochenen Punkte haben auch einen Einfluss auf die Konditionsfrage. Genau wie Bio-Lebensmittel ihren Preis haben, muss auch eine gute Bankdienstleistung, die all die angerissenen Gesichtspunkte berücksichtigt, ihren Preis haben. Bei ungewöhnlich hohen Einlagenzinsen muss der Sparer zwangsläufig hinterfragen, ob diese im Marktvergleich gerechtfertigt sind. Sollten die Zinsen tatsächlich überdurchschnittlich hoch sein, muss man sich fragen, warum die Bank eine solche Konditionspolitik betreibt. Geht sie bei der Kreditvergabe oder auch bei Investitionen hohe Risiken ein, ist die Konditionspolitik im Rahmen der Bankstrategie ein Marketinginstrument, oder werden Produkte durch andere Dienstleistungen und Produkte quersubventioniert (Aktien, Fonds, Versicherungen etc.).

Aktien

Beispiel 1:
Die Triodos Bank wurde 1980 in den Niederlanden gegründet und bezeichnet sich selbst als Europas führende Nachhaltigkeitsbank. Neben den Niederlanden unterhält sie Niederlassungen in Spanien, Großbritannien, Belgien und Deutschland. Ende 2013 betrug das Bilanzvolumen 6,4 Mrd. Euro. Die Bank finanziert mit den Einlagen der Kunden ausschließlich Projekte und Unternehmen mit sozialen, ökologischem oder kulturellem Mehrwert. Über das Bankgeschäft hinaus verwaltet die Triodos Bank Fondsvermögen in Höhe von ca. 2,75 Mrd. Euro die ebenfalls unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitskriterien investieren. Per Ende 2013 war die Bank im Besitz von 31.304 Aktionären, die der Bank über die aktienähnlichen Rechte das Eigenkapital zur Verfügung gestellt haben. Es handelt sich hierbei um Namensaktien, die nicht über die Börse gehandelt werden, sondern über einen bankinternen Handel der Triodos Bank selbst. Der aktuelle Kurs beträgt per Ende April 78,-€, während er 2009 noch bei 72,-€ lag. Seit 2009 beträgt die Dividende konstant 1,95 €.

Beispiel 2:
EDP Energias Renovaveis SA. ist eine international tätige Unternehmensgruppe im Bereich erneuerbarer Energien mit Fokus auf Windenergie. Die Gesellschaft verfügt über eine installierte Kapazität von über acht GW sowie eine jährliche Stromerzeugung von mehr als 18.000 GWh. Windanlagen befinden sich in Europa, Nordamerika und Brasilien. EDP Renovaveis ist eine Tochtergesellschaft der Grupo EDP-Energias de Portugal und hat ihren Firmensitz in Oviedo, Spanien. Aktueller Aktienkurs € 4,92 (EDP Renovaveis, SA Aktie [WKN: A0Q249 / ISIN: ES0127797019]

About the author

Marcus Pfingsten (37), Verheiratet, Vater von einer Tochter, DiplomKaufmann (FH) ist seit 2008 im Vermögensmanagement der genossenschaftlichen GLS Bank tätig, die dem Weltverband Global Alliance for Banking of Values angehört (www.gabv.org). Er bereichert den ECO123-Investment-Ratgeber
mit Informationen über ethisch nachhaltige Geldanlagen: zu Erneuerbaren Energien, ökologischer Landwirtschaft, gesundem Wohnen etc. und grünen Aktien und Fondsgesellschaften./author]

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