Es grüsst der Herausgeber…

Zum Wochenende melde ich mich immer bei Euch mit einem kurzen Weckruf. Zeit zu einer ersten Analyse. Die erste Woche ist um. KYOTO ausfüllen, bedeutet das Leben bewusster in die Hand zu nehmen, nachzudenken und kurz zurückzuschauen. Wovon habe ich mich diese Woche ernährt? Wie und wo habe ich eingekauft oder: was habe ich aus dem eigenen Garten in die Küche geholt? Wovon habe ich mich ernährt? Von Fleisch und Fisch, oder vegetarisch – vegan? Hatte ich genug Zeit für mich? Was mache ich mit der Verpackung – recyceln oder gar vermeiden? Wie viel Kilometer bin ich in dieser Woche mit welchem Fahrzeug wohin gefahren?

Als Journalist komme ich mit vielen Menschen in Kontakt. Einmal – schon vor langer Zeit – lernte ich eine Frau kennen, die von sich behauptete, keinen Müll zu hinterlassen. Mein Chefredakteur schickte mich zu ihr, das zu recherchieren und eigentlich dachten wir alle, sie dabei zu erwischen, wie sie schummelte. Aber wenn sie einkaufen ging, nahm sie Stofftaschen mit und leere Gefäße und sie kaufte nur auf Wochenmärkten bei Bauern und nur lose Ware. Für ihr Brot und die Brötchen hatte sie einen Stoffbeutel, anstatt Butter nahm sie pflanzliche Naturmargarine aus einem Glas und aus den Erdbeeren machte sie zuhause ihre eigene Marmelade. Den Käse kaufte sie ohne jede Verpackung. Und wenn sie doch einmal etwas verpackt einkaufte, wickelte sie es an der Kasse des Supermarktes wieder aus und steckte die Ware in eine Tupperware. Die Geschichte ist lang und ich möchte euch nicht langweilen, aber selbst den Kaffee kaufte sie lose ein und den Kaffeesatz benutze sie als Dünger für ihre Blumen.

Was will ich damit sagen? Alles ist machbar, Frau Nachbar! Als ich einmal drei Tage lang warten musste, um dann endlich den Dalai Lama in Lissabon interviewen zu dürfen, fragte mich dieser überraschend, mit welchem Fuß ich heute als erstes die Erde betreten hätte. In diesem Interview wurde mir zusehens klarer, was er von mir erfahren wollte. Er testete meine Achtsamkeit. Und drei Tage warten, war auch (noch) nicht meine Sache. Aber ich hatte den Test irgendwie bestanden. Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende…

Uwe Heitkamp