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Der erste Bio-Wein an der Algarve

Monte da Casteleja Am Stadtrand von Lagos, genauer in Sargaçal, produziert der Luso-Franzose bzw. Franco-Algarvio Guillaume Leroux, 49, seit 2012 den ersten ökologisch angebauten Wein. ECO123 besuchte ihn auf seinem 6,5 Hektar umfassendem Weingut „Monte da Casteleja“, welches er von seiner Familie mütterlicherseits geerbt hat, um mehr über ihn und die Bio-Weinherstellung in Erfahrung zu bringen.
Guillaume Leroux (GL) – Nach dem Tod meines Vaters ging ich mit 18 Jahren nach Frankreich zurück und begann, Landwirtschaft zu studieren, die schon immer meine Leidenschaft war. Ich begann mit Gartenbau und Grünflächengestaltung und wechselte dann auf den Wunsch meiner Mutter zur Land- und Viehwirtschaft, was mir aber nicht zusagte.

ECO123 – Wie sind Sie auf den Weinanbau gekommen?
GL – Mein Vater, ein Franzose, mochte guten Wein. Seine Vorliebe galt den portugiesischen Weinen, ganz besonders aus dem Douro, und er besaß einen ausgezeichneten Weinkeller. Die Algarve hatte keine ausgesprochene Weinbautradition. Ich studierte in Montpellier, entdeckte dabei die weite Welt und meine Liebe für Rebe und Wein. Nach zwei Jahren Studium entschied ich mich, Erfahrungen mit portugiesischen Weine zu sammeln. Ich begann in Torres Vedras, wo wir ein Landhaus besaßen, schwenkte über zu Portwein und dann arbeitete ich fünf Jahre lang in den Weinbergen des Douro, eine großartige Lehrzeit. Gleichzeitig nahm ich am Aufbaustudium Weinbau an der Universität von Porto teil, wo ich von australischen Lehrern unterrichtet wurde. Später ging ich nach Australien, wo ich lernte, wie man gute Weine in warmen Klimazonen, wie es an der Algarve der Fall ist, herstellen kann.

Wann haben Sie mit dem Biowein-Projekt begonnen und wie groß war die Fläche des Weingutes?
Ich begann im Jahr 1998 auf 3,5 Hektar. Mein Idee war, eine Anbaufläche von einer Größe zu bewirtschaften, die von der Familie bewältigt werden konnte, ohne großen Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften, auf kleiner Fläche ein hochwertiges Produkt zu erzeugen und Ferien auf dem Lande anzubieten.

Guillaume Leroux
Guillaume Leroux

Welche Rebsorten verwenden Sie für Ihre Weine? Einheimische oder importierte?
Ich entschied mich für die Herstellung einen lokalen Weines mit traditionellen Sorten aus der Gegend, die wir bereits kannten. Zu dieser Zeit gab es keine Qualitätsweine im Algarve. Die Periquita-Traube war eine der vorherrschenden Rebsorten, mit der ich mich jedoch nicht besonders identifizieren konnte. So wählte ich Bastardo (1) für die Rotweinherstellung aus, eine alte Sorte aus dem Douro und Dão, aus der der „Bastardinho von Sagres“, ein berühmter Likör hergestellt wurde, die Perrum-Rebe als Basis für Cartuxa-Weine und Arinto (3) für Weißweine. Da ich Weinsorten mischen wollte, pflanzte ich auch Alfrocheiro (4), um sie mit Bastardo zu vermählen, da die beiden gut harmonieren.

Wurde die Entscheidung für einheimische Sorten auch in der Absicht getroffen, Bio-Wein herzustellen, da diese Reben weniger anfällig für Schädlinge sind?
Anfänglich nicht. Der Bio-Gedanke kam erst später. Da ich eine konventionelle Ausbildung absolviert hatte, setzte ich anfänglich Spritzmittel ein, wie ich es in der Schule gelernt hatte, beeinflusst von den Pestizidherstellern. Aber ich beobachtete ihre schädlichen Auswirkungen auf den Boden, entwickelte eine Liebe zu den Pflanzen und begriff, dass Pflanzenschutzmittel nicht gut für sie waren und ich nicht nur an Verdienst und Produktion denken durfte.

Wurde der Öko-Anbau auch durch die größere Widerstandskraft der ausgewählten Rebsorten befördert?
Zweifellos, da die alteingesessenen Reben besser an die örtlichen Bedingungen angepasst sind, d.h., an die Wasserknappheit und die langen Monate ohne Niederschlag.

Aber inzwischen ist es erlaubt, den Weinberg zu bewässern…
Das stimmt, aber Bewässerung war in meinem ursprünglichen Plan nicht enthalten. Auch heute wende ich sie nicht routinemäßig an, nur unter extremen Bedingungen. Ich beginne,allmählich zu verstehen, dass die Bewässerung ein nützliches Werkzeug ist, mit dem wir zum Beispiel die Wirkung eines Gewitters im Frühsommer simulieren können, das den Pflanzen gut tut. Aber wir dürfen nicht abhängig davon werden.

Wie also lösen Sie das Problem der Wasserknappheit?
Ich habe die Anzahl der Pflanzen pro Hektar erhöht. Dadurch gibt es mehr Wettbewerb zwischen den Rebstöcken, ihre Wurzeln wachsen weiter in die Tiefe und sie verbreiten sich weniger. Wenn sie nicht so üppig wachsen, bringen sie zwar etwas weniger Ertrag, sie leiden aber auch weniger unter dem Wassermangel.

Und mit mehr Pflanzen produzieren Sie letztendlich die gleiche Menge?
Das ist richtig.

WeintraubenWas setzen Sie anstelle von Chemikalien ein? Nur die „Calda Bordolesa“(5), eine Kalk-Brühe?
Auch Schwefel und etwas Kupfer zur Bekämpfung von Mehltau. Und einige natürliche Insektizide. Wir haben im Frühsommer ein Problem mit den Zikaden, die kontrolliert werden müssen. Aber zurück zu den Sorten; diese wurden ausgewählt, weil sie besser angepasst sind, aber auch in Hinblick auf den Wein, den ich mit ihnen herzustellen mir vorgenommen hatte. Ich wollte einen vollmundigen Wein mit Lagerpotential und mit lokalen Merkmalen erreichen. Der Wechsel auf ökologischen Anbau erfolgte im Jahr 2007. Im Jahr 2008, unterschrieb ich den Vertrag mit einem Anbauverband, und nach zwei Umstellungsjahren erzeugten wir im Jahr 2011 die erste Ernte aus 100% biologischen Anbaus.

Die Umstellung auf ökologischen Anbau ohne die Verwendung von Chemikalien beeinflusst die Produktion. Wie hoch ist der Ertrag des Weinbergs?
In den besten Jahren erreichen wir 4 Tonnen pro Hektar.

Welche Menge Wein können wir uns darunter vorstellen?
Ich erzeuge im Durchschnitt 10.000 Liter pro Jahr, was etwa 2.850 Liter auf den Hektar ergibt. Die Rebstöcke sind schon 15 Jahre alt. Einige sind von der bedrohlichen Wurzelfäule (auch „Umfall-Krankheit“ genannt) befallen, was die gesamte Produktion beeinflusst. Diese Rebstöcke sollen noch ersetzt und die Anbaufläche um ein bis eineinhalb Hektar vergrößert werden.

Welche Vorteile und Nachteile haben Bio-Weine gegenüber konventionell hergestellten?
Ökologischer Anbau erfordert mehr Pflege. Es gibt zwar einen gewissen finanziellen Ausgleich als Unterstützung, aber das ist nicht ausreichend.

Worin unterscheidet sich Bio-Wein von konventionellem? Gibt es Unterschiede beim Keltern?
Das war keine große Umstellung, weil ich schon immer mit Naturprodukten gearbeitet habe. Aber es gibt eine doppelte Zertifizierung: der des Weinberges und der der Weinherstellung. Für die Weinherstellung gibt es eine Liste von Naturprodukten, die wir benutzen dürfen und von autorisierten Techniken, wie z.B. die Filtration.

Wir wissen, dass Sie auch einen Wein herstellen, der mit den Füßen gestampft wird. Was ist das Besondere an dem in den Lagares (Weinkelterbecken) erzeugten Wein?
Ich habe die „Pisa“, das traditionelle Weinstampfen und die Freude, die das bereitet, im Douro kennengelernt und wollte das mit an die Algarve bringen. Beim Prozess des Tretens wird die Weinbeere nur leicht zerdrückt und vom Stiel getrennt. Bei der darauffolgenden sanften und langsamen Mazeration vermischen sich Saft, Fruchtfleisch und Beerenhaut. Dabei beginnt die Fermentierung bei den so vorbereiteten Früchten. Es gibt auch die Möglichkeit einer schnelleren Gärung, da sich der Traubensaft gut extrahieren lässt.
Weinberg Monte da Casteleja
Es ist viel die Rede von Enzymen. Welche Rolle spielen sie?
Die Enzyme lösen die Haut der Weintrauben auf und die Hefe ist für die Gehrung verantwortlich.
In einigen Fällen verwenden wir Industriehefe, aber sie ist nur für die Herstellung von Weißwein und Rosé zugelassen, weil diese empfindlicher sind und eine schnellere Gärung erfordern. Da bei diesen Weinen keine Haut enthalten ist, sondern nur Saft, sind sie anfälliger für Oxidation. Hier muss die Gärung möglichst schnell starten, damit das dabei entstehende Kohlendioxid eine Schutzwirkung entfaltet.

Wo lassen Sie Ihre Weine reifen?
In Holzfässern natürlich. Ich liebe die edle Eiche, die eine schonende Reifung ermöglicht.

Wie vermarkten Sie Ihre Weine?
Bio-Weine sind auf dem Markt ein Nischenprodukt. Ich habe mich anfänglich bemüht, die Weine im gehobenen Segment zu platzieren. Die Menschen sind mehr daran interessiert, dass der Wein ökologisch angebaut wurde, aus der Region kommt, wie er zubereitet wird, als an Design. Marketing spielt eine nebensächliche Rolle, aber dieser sich ständig weiterentwickelnde biologische Markt erfordert viel Sorgfalt bei der Weinherstellung, denn es gibt einen großen Wettbewerb. Unsere Exportquote hat sich erhöht, wenn auch unser Fokus auf Direktvertrieb liegt, ab Hof. Wir produzieren eine Cuvée, den “Meia Praia”, und regionale Rot-, Rosé- und Weißweine mit dem Namen des Weingutes.

Contactos:
Monte da Casteleja
Paúl, Sargaçal, 8600-317 Lagos
Tel. 282798408
TM. 917829059
info@montedacasteleja.com
www.montedacasteleja.com

About the author

José Garrancho stammt aus Sines, lebt aber in Portimão, ist 63 Jahre alt, verheiratet, hat einen Sohn. Pensionierter Hoteldirektor, Ausbilder, Journalist und Fotograf.

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