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Europatag der Nachhaltigen Gemeinschaften

Am 21. September treffen sich in Irland die Bewohner des Ökodorfs Cloughjordan im Landkreis Tipperary mit den Bewohnern der umliegenden Gemeinden zum jährlichen Apfelfest, um die Ernte zu feiern und diejenigen zu würdigen, die die Obstgärten pflegen, das Land bearbeiten und köstliche Lebensmittel herstellen. Sie bringen Musikinstrumente, Säcke voller Obst zur Saftherstellung und hausgemachte Kuchen mit – es gibt einen harten Wettbewerb um den Preis für den besten Apfelkuchen! Zu den Aktivitäten gehören: ein geführter Spaziergang durch die 70 im Ökodorf heimischen Apfelsorten, eine Besichtigung des angrenzenden Landwirtschaftsgemeinschaftshofs (CSA-Farm), der über 100 Erwachsene und Kinder ernährt, außerdem ein Workshop zum Thema Saatguteinsparung und Diskussionen, wie von der Gemeinde geleitete Initiativen ihren Beitrag zur Regeneration im Bereich sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Systeme leisten können. Abends gibt es ein gemeinsames Essen (mit Apfelkuchen zum Nachtisch!) und eine Musiksession.

Die Veranstaltung ist nur eine von Hunderten, die in Irland und ganz Europa im Rahmen des European Day of Sustainable Communities 2019 (Europäischer Tag der nachhaltigen Gemeinschaft 2019, EDSC19) stattfinden. Dieser Tag ist ein Fest der lokalen Gemeinschaften, die sich für ein kohlenstoffarmes, regeneratives und integratives Europa einsetzen. Es gibt Tausende solcher Gemeinschaften in ganz Europa, die neue Ansätze für ein nachhaltiges Leben entwickeln.

Die Vielfalt dieser Initiativen ist beeindruckend – Genossenschaften für erneuerbare Energien, kommunale Bauernhöfe und Gärten, ökologische Wohnsiedlungen, Permakulturprojekte, Carsharing, Abfallreduzierungsprogramme und vieles mehr. Sie sind ein Beweis dafür, wie vielfältig die Menschen vor Ort angesichts des Klimawandels und des ökologischen Zerfalls die Gesellschaft verändern, wobei einige Gemeinden ihren ökologischen Fußabdruck um mehr als die Hälfte reduzieren.

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Das Ökodorf Cloughjordan ist ein führendes Beispiel für diese von der Gemeinschaft geleitete Bewegung in Irland. Ursprünglich vor 20 Jahren von vorwiegend aus Dublin stammenden Umweltaktivisten konzipiert, beherbergt das Dorf heute über 100 Einwohner, ein Hostel, eine Bäckerei, lokale Unternehmen, ein Dienstleistungszentrum, Forschungs- und Kleingärten, die CSA, ein Waldgebiet, ein Labyrinth, ein allen zur Verfügung stehendes Gemeindehaus sowie ein Amphitheater. Die Häuser sind nach den ökologischen Richtlinien der Gemeinschaft gebaut und werden mit heißem Wasser aus einem mit Biomasse betriebenen Fernwärmesystem versorgt und auch beheizt. Das Ökodorf begrüßt jedes Jahr Tausende von Erwachsenen und Kindern aus Irland und dem Ausland, die hierherkommen, um von der Pioniergemeinschaft zu lernen.

Auf nationaler Ebene ist der ökologische Fußabdruck des Ökodorfs Cloughjordan mit 2 globalen Hektar (gHa) der niedrigste in Irland und liegt nur knapp über den Nachhaltigkeitsrichtlinien von One Planet Living. (Ein gHa entspricht der durchschnittlichen Produktivität aller biologisch produktiven Gebiete auf der Erde.)

In Irland gibt es viele andere gemeinschaftsgeführte Initiativen, wie aus dem ersten Statusbericht über gemeinschaftsgeführte Aktionen zu Nachhaltigkeit und Klimawandel in Europa hervorgeht. Ein bahnbrechender Bericht, der von ECOLISE – dem Europäischen Netzwerk für von der Gemeinschaft geführte Initiativen zu Klimawandel und Nachhaltigkeit – im Mai dieses Jahres veröffentlicht wurde (und hier als PDF zum Herunterladen verfügbar ist:
www.sustainable-communities.net).

In Irland gibt es viele Netzwerke, die auf Nachhaltigkeit und eine CO2-arme Zukunft hinarbeiten. Einige von ihnen organisieren sich auf der gesamten irischen Insel, also in Nordirland und der Republik Irland. Manche Netzwerke werden ausschließlich von der Gemeinschaft geleitet, während andere im Rahmen staatlicher Strukturen Unterstützung finden. So sind zum Beispiel viele Initiativen, die sich für eine Welt ohne Plastik und Abfall einsetzen mit keinem Netzwerk verbunden. Die 2013 verabschiedete Energiecharta ist ein Beispiel für kommunal geleitete Bürgerbeteiligung. Seit 2015 haben Kommunalbehörden in der gesamten Republik Irland ein öffentliches Beteiligungsnetz eingerichtet, mit dem Ziel die Bürger in die Entscheidungsfindung vor Ort einzubeziehen. Gleichzeitig sprach sich Irlands Pionierarbeit leistende Bürgerversammlung – bestehend aus einem Vorsitzenden und 99 zufällig ausgewählten Bürgern und dadurch ein breites Spektrum des Volkes repräsentierend – klar für Klimaschutzmaßnahmen aus.

Auf der Webseite Transition Network sind zehn Initiativen in Irland aufgelistet. Unter ihnen befindet sich auch eine Initiative in Kinsale, Landkreis Cork, der Stadt, in der Rob Hopkins Permakultur unterrichtete, bevor er nach England zurückkehrte, und dort die Transition Town-Bewegung (Stadt im Wandel) ins Leben rief. Eine Umfrage aus dem Jahr 2017 ergab, dass viele irische Transition-Initiativen vor Ort mit Gruppen wie Civic Tidy Towns und lokalen Schulen, sowie auf nationaler Ebene mit der irischen Behörde für nachhaltige Energie (Sustainable Energy Authority, SEAI) und anderen Einrichtungen zusammenarbeiten. Viele erhielten aus Finanzierungsquellen wie LEADER Unterstützung.

Die Permakultur in Irland ist lebendig und prosperiert, mit einem informellen Netzwerk auf der ganzen Insel. Einführungskurse in die Permakultur werden von Cultivate Living and Learning, einer Organisation für angewandte Nachhaltigkeit mit Sitz im Ökodorf Cloughjordan und Carraig Dúlra im Landkreis Wicklow an der Ostküste angeboten.

Andere von der Gemeinde organisierte Initiativen umfassen The Hollies und Enriched Earth. The Hollies ist ein Ausbildungszentrum für praktische Nachhaltigkeit auf etwa zehn Hektar in der Nähe von Enniskeane in West Cork, das der gemeinnützigen Bildungsorganisation An Baile Dúlra Teoranta gehört. Dort werden funktionierende Beispiele erarbeitet, wie eine nachhaltige Gesellschaft in Bezug auf Wohnen, Energie, Gartenbau, Wirtschaft und Gemeindeentwicklung aussehen könnte. Enriched Earth leistet Pionierarbeit für ein Bildungs-Ökodorf in Nord-Roscommon als Modell für regeneratives Leben und arbeitet mit dem Global Ecovillage Network (GEN) bei der Entwicklung einer Reihe von Ökodörfern in ganz Irland zusammen, darunter auch das Ökodorf Cloughjordan, ebenfalls Mitglied von GEN.

Ein weiteres erwähnenswertes irisches Netzwerk ist das der Irish Sustainable Energy Communities (SEC), welches sich aus über 200 Gemeinden zusammensetzt, die an kommunaler Energie beteiligt, oder daran interessiert sind und von der SEAI unterstützt werden. Einige üben schon seit Jahren ihren Einfluss auf den lokalen Energieverbrauch aus, während andere zum ersten Mal darüber nachdenken. Ziel des Netzwerks ist es, eine nationale Bewegung im ganzen Land zu schaffen und zu unterstützen. Ein SEC kann sich aus einer Reihe verschiedener Energieverbraucher in der Gemeinde zusammensetzen, z. B. Hausbesitzer, Sportvereine, Gemeinde-zentren, örtliche Unternehmen und Kirchen. Auf diese Weise verbindet es nachhaltige Energie, lokale Wirtschaftsentwicklung und öffentliches Wohlergehen.

Viele dieser irischen Initiativen werden gemeinsam mit dem Ökodorf Cloughjordan am 21. September den Europäischen Tag der nachhaltigen Gemeinschaften feiern. ECOLISE, der Hauptorganisator der Veranstaltung, wird den politischen Entscheidungsträgern auf europäischer Ebene Rückmeldungen der Gemeinschaften übermitteln und dazu beitragen, deren Ansätze für die großen Herausforderungen unserer Zeit stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Während der ganzen Zeit wird die erstaunliche Vielfalt der gemeinschaftlich organisierten Aktivitäten gefeiert, und natürlich Apfelkuchen gebacken.

Alle Gemeinschaften und Bürger, die sich für ein integratives, regeneratives und kohlenstofffreies Europa einsetzen, sind eingeladen, den Europäischen Tag der nachhaltigen Gemeinschaften mitzugestalten. Wie? Indem Sie eine Veranstaltung organisieren, egal wie klein sie ist, und sie auf der 8-sprachigen Webseite www.sustainable-communities.net registrieren.

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