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Nach uns die Sintflut?
Die Reise.

Nach uns die Sintflut?
Die Reise.

Samstag, der 12. Oktober 2024.

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Erster Teil.

Das erste Planetenverteidigungsraumschiff der Europäischen Weltraumagentur ESA verliess Anfang dieser Woche mit einer Rakete vom Typ Falcon 9 (von Elon Musk, Space X) die Erde (Florida) und ist ab in den Weltraum, übrigens gerade noch rechtzeitig, bevor der Hurrrikan Milton die Gegend dort völlig zerstörte. Es ist ja so daß, wenn eine Rakete erst einmal gestartet und ins Orbit entschwunden ist, das ganze Unternehmen als „erfolgreich“ bezeichnet werden kann. Was dann hier unten von uns übrig bleibt, ist dann Schrott der Geschichte. Hauptsache, das Raumschiff fliegt erst einmal.

Die Mission Hera ist also auf dem Weg zu einem ganz besonderen Ziel, einem Asteroiden – dem einzigen Himmelskörper, dessen Umlaufbahn durch menschliche Aktionen jemals verschoben wurde – um die mit ihrer Ablenkung verbundenen offenen Fragen zu beantworten. Beim Raketenstart wurde natürlich die Atmosphäre unsere Erde mit einer unglaublichen Menge CO2 belastet, was bei der Erzählung solcher Geschichten immer unter den Teppich gekehrt wird.

Deshalb sellt sich die Frage, welche Geschichte der Journalist erzählen soll? Die Geschichte eines unbemannten Raumschiffes auf dem Weg zu einem Asteroiden, der einmal auf Kollisionskurs mit der Erde war – dann aber von der amerikanischen NASA mit einer Rakete angestoßen und abgelenkt wurde? Könnte eine spannende Geschichte werden, dachte ich mir – oder sollte ich nicht besser auf der Erde bleiben und mich ein wenig mehr um die irdischen Dinge des Lebens kümmern? Da gab es nämlich noch eine Reise zu machen…

Ich habe mich für das Naheliegende entschieden.

Sorry ESA, nächstes Mal dann vielleicht. Wechseln wir ins südliche Portugal und bleiben mit beiden Füßen auf der Erde: an der Algarve beginnt nämlich ein ganz besonderer Botanischer Garten zu wachsen: zwischen Moncarapacho und Luz de Tavira im Landkreis Tavira. Dieses Projekt weckte mein sofortiges Interesse und Sie werden gleich erfahren, warum. So wurde ich einer von 20 Besuchern des Meditteranen Gartenvereins der Algarve, der in dieser Woche eine kleine Weltreise in den östlichen Teil der südlichsten Provinz Europas unseres Planeten Erde veranstaltete. Anreise jeder für sich …

Übrigens: die Algarve liegt nicht am Mittelmeer, sondern am Atlantik.

Früh morgens stand ich also am Mittwoch auf, sattelte mein Elektro-Pferd und machte mich von Monchique aus auf den Weg zum POMAR DOS SABORES, auf Deutsch zum GARTEN EDEN der Algarve: genau 100,4 Kilometer. Dort traf ich auf Miguel Cotton (sie Foto), einem belgischen Erdenbürger mit grünen Fingern, der gerade damit begonnen hatte, eine Führung durch den Garten zu unternehmen, in dem er 2019 mit dem ersten Spatenstich seinen ersten Baum pflanzte.

Und all diese Bäume haben es in sich. Ich bekam aus einem Korb eine Beere zum Probieren, die aussah wie eine Olive, allerdings von roter Farbe war, aber süß schmeckte. An diesem Mittwoch begann für mich auch eine kulinarische Odyssee. Denn (fast) alles in diesem neuen Botanischen Garten war eßbar: die Sukkulenten wie die Blätter des Moringa-Baums und so bekam ich eine ganze Menge neuer Eindrücke von all jenen Bäumen und Büschen auf dieser Welt, die in diesem Garten ein neues Zuhause bekommen haben. In zwei Stunden habe ich mit Miguel über 300 außergewöhnliche Obstbaumarten erkundet und kennengelernt. Danach habe ich diesen belgischen Baumliebhaber mit den grünen Fingern interviewt …

Miguel Cotton (57 Jahre alt, Professor an der Universität von Brüssel)

Zweiter Teil.

ECO123: Was hat Sie zur Botanik gebracht, Bäume zu pflanzen, einen ganzen Wald, einen Botanischen Garten?

Miguel Cotton: Einfach meine Liebe zu Bäumen und vor allem, zu essbaren Pflanzen. Und ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, auf dem wir einen sehr großen traditionellen Obstgarten in Belgien hatten.

Ich war sehr beeindruckt, wie produktiv sie sein können und wie viel Pflege sie brauchen. Meine Großmutter sagte mir, dass man nie einen guten Obstbaum haben würde, wenn man nicht jedes Jahr viele Stunden damit verbringen würde, ihn zu pflegen. Jeder Obstbaum hat seine eigenen speziellen Anforderungen. Und ich glaube, Botanik spricht mich an, wenn sie mit Kultur und nicht nur mit Natur verbunden ist. Ich glaube wirklich, dass das Wort ‘Obstbaum’ die Beziehung zwischen Natur und Kultur verdeutlicht – denn diese Bäume wurden über Jahrhunderte von unseren Gärtnern ausgewählt, sie wurden kommerzialisiert, sie wurden trainiert, sie wurden auf ihre wünschenswerten Eigenschaften trainiert – wie die Haustiere der Menschen, sie sind nicht mehr wild. Es sind Bäume, die eine sehr enge Beziehung zum Menschen und zur Natur haben.

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ECO123: Warum haben Sie Portugal für Ihren botanischen Garten ausgewählt?

Miguel Cotton: Es ist das Klima dieser Region – nicht das Klima Portugals – aber diese Region zwischen Faro und der spanischen Grenze hat wahrscheinlich das beste Klima, um die breiteste Palette an essbaren Pflanzen der wärmeren Länder zu entdecken. Und lassen Sie mich noch eines klarstellen – im Gegensatz zu Spanien, Italien und Griechenland haben wir keine extrem heißen Sommer. Wir haben heiße Sommer, ja, aber wir haben noch keine extrem heißen Temperaturen von 50 bis 54 Grad, wie sie in Italien, Griechenland und Spanien bereits herrschen. Und wir haben auch die mildesten Winter in Europa. Ich dachte, dass ich hier die breiteste Palette an Pflanzen und Bäumen anpflanzen kann.

ECO123: Sie sagten, Sie unterrichten immer noch in Belgien? Was ist Ihr Beruf?

Miguel Cotton: Ich arbeite an der Universität von Brüssel. Aber ich habe alle meine Vorlesungen auf vier Wochen im Jahr konzentriert. Im Grunde lebe ich hier. Ich unterrichte Marketing und Wirtschaft im Tourismussektor. Es ist ein Teilzeitjob.

ECO123: Bürokratie. Wir arbeiten in Portugal?

Miguel Cotton: Es hat uns viel Zeit gekostet, vom BGCI* als botanischer Garten zertifiziert zu werden. Die ganze Arbeit und die Datenbank werden überprüft, man muss über alles Rechenschaft ablegen, alles erklären, was man macht, das Quarantänegebiet, den lateinischen Namen der Pflanze… man muss nachweisen, dass man mit Universitäten forscht – und ich dachte, es wäre sehr schön, als botanischer Garten anerkannt zu werden, also etwas sehr Ernstes, gut Dokumentiertes und sehr Nützliches für die Gemeinschaft. Die Idee war, dass das Projekt als Open-Source-Projekt angelegt ist und die Menschen befähigt, vor Ort selbst anzubauen. (…)

BGCI*= Botanic Gardens Conservation International (https://bgci.org)


(Fortsetzung kommende Woche Samstag)

Theobald Tiger

Traduções: Dina Adão, John Elliot, Patrícia Lara
Photos:Miguel Cotton

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