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Heike Lange

Ein Nachruf

Nº 50 –

Heike Lange

Ein Nachruf

Samstag, der 29. August 2020

Ob es wohl ein Leben nach dem Tod gibt? Sie wird es vermutlich jetzt wissen. Es schmerzt. Sie ist bereits der zweite Mensch, den ich gut kannte, bei dem das gleiche Krankenhaus den Herzinfarkt nicht erkannte und der danach an einem zweiten Infarkt zuhause verstarb. Nach Hause, wohin die zwischen Überlastung und Inkompetenz arbeitenden Ärzte eines kranken Gesundheitssystems einen lebensgefährlich verletzten Patienten mit ein paar Tabletten in der Hand zurückschicken. Eines ist sicher, es gibt auch ein Leben vor dem Tod. Und dieses Leben fühlt sich immer öfter in Portugal nicht gesund an.

Es war der Waldbrand von Vilarinha und Pedralva im Juli, der ihr Herz in Panik versetzte. Die überwiegende Anzahl der Menschen, die einen Waldbrand überleben, werden ohne jegliche  professionelle seelische Betreuung allein gelassen. Waldbrände hinterlassen viele seelische Wunden und Traumata. Ja, das stimmt, schriebt mir eine gute Freundin, und doch sind die Brände nur die Folge von jahrelanger Verleugnung sinnvollen Seins. Wie recht sie doch hat.

Wir werden Heike Lange nicht vergessen. Sie wurde am 17.3.1967  geboren und wurde Mutter von vier Töchtern. Sie lebte mehr als zwei Jahrzehnte in Pedralva bei Vila do Bispo und begann Ende 2015 bei ECO123 mit der Unterstützung des Arbeitsamtes im Bereich des Anzeigenverkaufs und bei den Übersetzungen. Das langsame Hineintasten in einen Beruf fiel ihr nicht leicht, aber sie verspürte Freude an dem, was sie tat. Es war Sinn stiftend. Irgendwann aber wurde ihr alles zu viel. Sie brauchte Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit. Und es gab Momente, in denen sie die dann auch fand. Im vergangenen Jahr wurde sie berentet. Heike wurde gerade einmal 53 Jahre alt.

Wir trauern um sie.

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