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Nº 69 – Am Anfang

Couscous in the traditional tagine, with vegetables and herbs, on a dark rustic wooden background

Samstag, der 9. Januar 2021

Im kleinsten Restaurant der Welt

Werden Träume wahr – oder bleiben sie eine Illussion? Wir müssen uns mehr mit dem, was wir essen und wie unsere Nahrungsmittel angebaut werden, auseinandersetzen. Diese Kolumne ist 2021 dem Essen gewidmet. Ich habe multiple Ansprüche. Mir geht es um die verschiedenen Perspektiven. Zuerst einmal muss mein Essen, wenn ich auswärts speise, mindestens genauso gut sein, wie mein Essen zuhause, sonst macht es keinen Sinn, dafür sich in Bewegung zu setzen und ein Extrageld auszugeben, sich in ein Auto zu setzen und CO2 aus dem Auspuff in die Atmosphäre zu leiten, um zu einem Restaurant zu kommen. Und Essen sollte so CO2 neutral wie möglich sein, so wenig wie möglich gereist, transportiert, prozessiert und haltbar gemacht worden sein. Damit meine ich auch mich selbst.

Ich stelle mir vor, im kleinsten Restaurant der Welt zu speisen. Es hat nur einen Tisch und zwei Stühle. Es dürfte auch vier Stühle haben oder sechs, aber nicht mehr. Es ist mir egal, was es da zu essen gibt. Ich erwarte keine sechsseitige Speisekarte, ich liebe Überraschungen, ich brauche Frisches vom Tag und fordere die Kreativität des Kochs heraus. Essen beginnt mit dem Einkaufen beim Bauern, auf dem Markt oder im eigenen Garten. Das Essen muß frisch sein und ohne Chemie angebaut. Mein Koch kocht das Essen nur für zwei Personen oder an Festen (Geburtstagen, Hochzeiten, Trauerfeiern usw.) für vier oder sechs Menschen. Er hat normalerweise nur zwei Teller zu füllen, zu dekorieren und zu seinen Gästen zu bringen. Seine Träume verwirklichen. Ein Tisch, zwei Stühle, Messer, Gabel und Löffel, eine Serviette aus Stoff. Ich beginne mein Mittagessen gern mit einer Suppe, oder mit einem Salat. Dazu nehme ich beispielsweise Brokkoli oder Möhren, Süßkartoffeln oder Lauch. Ich beende mein Essen immer mit einem Nachtisch, der im Haus hergestellt wurde, oder mit einem Stück Obst, einem Obstsalat, im Sommer mit Weintrauben im Winter mit Granatapfel. Das sind alles nur Beispiele und Ideen, mit denen ich arbeite, wenn ich mir die Mühe machen sollte, die eigene Küche zu verlassen, um in einem Restaurant zu speisen. Ich muss mich dort zuhause fühlen, was immer heißt, daß ich keine Nummer bin, sondern weiß, hier wird für mich – hier für uns gekocht.

Wer gute Luft atmen möchte, pflanzt Bäume, geht in den Wald, macht dort Sport wo es keine Luftverschmutzung gibt. Wer gut essen möchte, wählt neben seiner eigenen Küche Restaurants aus, die eine Garantie auf das erlernte Handwerk des Kochs geben und auf den ehrlichen Erwerb von Geld im Tausch von Qualität und Leistung. Handwerker und Künstler der Küche, die Freude an ihrem Beruf haben, besuche ich gern und ich mache das immer inkognito. Meine Speisen und meine Getränke zahle ich selbst, ich teile den Tisch meist mit einem Freund und/oder exklusiv mit meiner Partnerin. Wir gehen ein Mal die Woche essen und schreiben – oft und besser – nichts darüber. Denn Handwerker kennen sich aus beim Thema Gluten, ekligen Zusatzstoffen im Essen und wissen um die Gefahren des Kochens in der Mikrowelle. Sie sollten  es besser wissen. Deswegen schauen wir uns immer auch die Küche an, die Toiletten und die Bar. Es geht nicht nur um den spektakulären Ausblick, hoch über dem Meer in den Bergen mit Blick auf den Horizont, oder in der Nähe eines stillen Flecks am Flußufer… Es geht auch und im Besonderen um die Unbestechlichkeit des Journalisten bei seiner Arbeit. Wer mich zum Essen einlädt hat seine Küchenkritik bereits verspielt. Ich zahle mein Essen immer selbst.

Quem gosta de ar puro planta árvores, vai até à floresta e pratica desporto onde não há poluição. Quem gosta de comer bem, para além da própria cozinha, frequenta restaurantes que garantem cozinhados feitos por quem sabe e uma troca justa entre o dinheiro e a qualidade. Gosto de ir visitar esses artesãos da arte culinária que gostam do que fazem, e fico sempre incógnito. Partilho por norma a minha refeição com um amigo ou com a minha parceira. Vamos comer fora uma vez por semana, mas na maior parte das vezes não vale a pena escrever uma crítica. Porque há quem esteja por dentro de temáticas como o glúten, os aditivos e os perigos do micro-ondas. Ou deveria estar. Por isso, também vamos sempre inspecionar a cozinha, as casas de banho e o bar. Não basta ter uma bela vista sobre o mar, do alto da montanha até ao horizonte, ou oferecer um local sossegado à beira rio…

Há que ser imparcial e incorruptível como jornalista. Quem me convidar fica de fora. Pago sempre a minha refeição.

Im kleinsten Restaurant der Welt hat der Koch die Zeit, sich nur uns zu widmen. Sie oder er kocht nur für ihre/seine zwei Gäste. Ich habe ihr/ihm gesagt, daß ich keine toten Tiere (Fleisch) mehr esse und auch nur noch sehr selten einen Fisch. Die Köchin, der Koch hat mich beraten und Vorschläge gemacht. Ich liebe die Vielfalt des vegetarischen Geschmacks, einen bunten Salat vor der Suppe. Ich trinke einen Bio-Rotwein aus der näheren Umgebung und viel gutes Wasser. Ich akzeptiere keine Plastikflaschen. Wein sollte das Zertifikat Bio besitzen. Die Glasflaschen sollten an den Winzer zurückgehen. Ich liebe guten Kaffee oder Tee und einen lokalen Verdauungsförderer ganz am Ende. Dann besuche ich die Küche und schaue mir den Mülleimer an. Was wird das Hauptgericht zu unserem heutigen Mittagessen sein? Wo gibt es das kleinste Restaurant der Welt? Und wie bewerten wir ein gutes Restaurant? Das erfahren Sie nächsten Samstag hier an dieser Stelle. Bleiben Sie dran.

Uwe Heitkamp (60)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.
Übersetzungen : Dina Adão, John Elliot, Kathleen Becker, João Medronho

Fotos:dpa

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