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biologische Landwirtschaft der Algarve

Die biologische Landwirtschaft der Algarve

pflanzeBiologische Landwirtschaft ist nichts Neues, wie die 28 Jahre währende Geschichte der Agrobio, der portugiesischen Vereinigung für biologische Landwirtschaft, beweist. Wie Jaime Ferreira, ihr Vorsitzender sagt, arbeiten zwar immer mehr Menschen auf diesem Gebiet, doch insgesamt sind es immer noch zu wenig. So gibt es bei wachsender Nachfrage oft nicht genug Angebote.

Die Algarve besitzt etwa 3.000 Hektar Land, das für die biologische Landwirtschaft zugelassen ist. Es handelt sich um Gemüse-, Obst- und etwas Weinanbau, verglichen mit Weideland und Olivenhainen jedoch eine recht geringe Fläche. Gemüse wird mehr an den Küsten angebaut, Obst und Wein eher in den Bergen. In den letzten Jahren begann man, Biowein aus Biotrauben herzustellen. Weniger Schwefel und bessere Enzyme sind das Geheimnis. Und natürlich einheimische Trauben, die resistenter gegen Krankheiten sind.

“An der Algarve begann Portugals biologische Landwirtschaft, wenn sie auch von Ausländern eingeführt wurde. Doch die fortschreitende Zersiedelung behinderte sie zunächst. Die Krise verhilft ihr nun zu einem Neustart. Man bekommt wieder besseres Land”, betont Jaime Ferreira gegenüber ECO123.

Worin besteht biologische Landwirtschaft? ECO123 fragte und erhielt die Antwort, dass ihre Ausgangsbasis darin besteht, die Strukturen des Landes und seiner Fauna nicht zu stören. Es wird nicht gepflügt. Nitrate, die durch ihren auslaugenden Effekt auch das Wasser schädigen, werden ebenfalls nicht benutzt. Als Dünger dient der Mist von Tieren, die sich auf Bioweiden ernähren. Kupfer und Schwefel sind erlaubt, doch nur sehr kontrolliert. José Garranja traf bei seiner Recherche Biobauern mit unterschiedlichen Einstellungen zu diesem Thema.

Quinta Vale da Lama
Quinta Vale da Lama

Auf der Quinta do Vale da Lama in Odeáxere bei Lagos spricht André Carvalho, der Koordinator der Permakultur-Ausbildung, von organischer Landwirtschaft als der “Kunst, nachhaltig zu leben und alle Lebewesen und die Natur zu schützen. Die grundlegende Ethik basiert auf drei Säulen: Sorge für die Menschen, Sorge für die Erde und gerechte Verteilung aller Ressourcen.” Für ihn beginnt alles mit dem gründlichen Erforschen aller vorhandenen Ressourcen und der Zusammenhänge zwischen ihnen, um Kreisläufe zu erkennen. “Die Methode geht so: ich produziere Gemüse und habe eine Kuh. Ich muss nun die Bedürfnisse und Ergebnisse beider landwirtschaftlichen Richtungen erkennen, damit sich beide ergänzen. Ein Wald zum Beispiel, der Bäume, Büsche und Kräuter besitzt, sei viel stabiler als ein Obstgarten. Und Stabilität gebärt Fruchtbarkeit. Doch in der Praxis ist das alles sehr komplex, wie die Natur eben komplex ist. „Permakultur fördert von Natur aus die Produktivität, denn wir bauen in jeder Kategorie die Arten an, die produktiv sind und uns interessieren.” Das Institut bietet zweiwöchige Kurse an, die von den verschiedensten Menschen aus ganz Europa besucht werden.

Carla MoreiraWir benutzen keine Herbizide und Unkraut jäten wir mit der Hand. Deshalb ist der Anbau sehr aufwändig und die Produkte sind teuer.
Carla Moreira

In Portimão gibt es jeden Samstag einen Wochenmarkt für Bioprodukte auf der Praça 1° de Dezembro. Seltsamerweise stehen hier nur vier Produzenten, keiner davon ist aus dem Landkreis. Carla Moreira aus Silves steht ständig auf dem Markt. Schon seit einigen Jahren betreibt sie biologische Landwirtschaft für den Hausgebrauch, allerdings ohne Zer-tifikat, denn ihr Gebiet ist die Blumenzucht. Als die Krise die Blumenzucht erreichte, beantragte und erhielt sie die Zertifizierung vor drei Jahren und produziert nun Gemüse. Siebearbeitet nur zweieinhalb Hektar, wovon die Hälfte jeweils brach liegt, doch da sie in Gewächshäusern anbaut, konnte sie die Produktion intensivieren. “Wir benutzen keineHerbizide und Unkraut jäten wir mit der Hand. Deshalb ist der Anbau sehr aufwändig und die Produkte sind teuer. Ohne Pestizide können wir einen Großteil unserer Produktion nicht verkaufen, da Maden drin sind”, erklärt sie ECO123. Dennoch könne sie zu Preisen verkaufen, die den Produkten aus herkömmlicher Landwirtschaft ähnlich sind, da sie direkt an den Endverbraucher verkaufe.
Bisher ist das nicht rentabel, da die Produktion zu klein ist, es ist nur Landwirtschaft zum Überleben.”

Fatima TorresMein Verständnis von biologischer Landwirtschaft ist der lokale Verkauf. Es macht keinen Sinn, die örtliche Umwelt zu schützen und dann tausende von Kilometern zu fahren, um sie wieder zu verschmutzen.
Fatima Torres

Menschen, die gesunde Ernährung für wichtig halten, haben oft kein Geld, erklären die Produzenten ECO123. Fátima Torres ist die Frontfrau und treibende Kraft der Quinta das Seis Marias in Sargaçal bei Lagos. Die Quinta umfasst sechs Hektar und wird von sechs Frauen bestellt, die alle Maria heißen. Sie bauen mehr als 80 verschiedene Gartenbauprodukte an, außerdem Obstbäume und Wein. Eine weitere ihrer Missionen ist die Vermehrung von Samen, um regionale Eigenschaften zu erhalten. Mehr als die Hälfte der Samen, die im folgenden Jahr ausgesät werden, stammt aus eigener Produktion.
“Mein Verständnis von biologischer Landwirtschaft ist der lokale Verkauf. Es macht keinen Sinn, die örtliche Umwelt zu schützen und dann tausende von Kilometern zu fahren, um sie wieder zu verschmutzen. Wenn es um alle Städte herum Landwirtschaft gäbe, die diese Städte versorgte, wäre es für alle günstiger. Nicht nur ökonomisch gesehen, sondern auch ökologisch.
Bioprodukte sind etwas teurer, da es Faktoren gibt, die sie verteuern, wie etwa der Arbeitsaufwand,” betont Fátima Torres, die von Buchhaltung auf biologische Landwirtschaft umsattelte, ein Wechsel, der auch emotional sehr radikal war. Niemand hat ihr geholfen, denn sie tauschte ihren sicheren Job gegen das Risiko. “Als ich ankündigte, dass ich biologische Landwirtschaft machen wollte, war meine Mutter völlig fertig. Aber das war eben der Lebensstil, den ich mir wünschte.” Nun, nach sechs Jahren, trägt ihre Entscheidung Früchte. Heute ist sie ein glücklicher Mensch.

Kontakte:
Agrobio – Associação Portuguesa de Agricultura Biológica (Portugiesische Vereinigung für biologische Landwirtschaft)
Calçada da Tapada, 39, R/C Dtº – 1300-545 Lisboa
Tel. 213 641 354 / 918 545 115
Website: www.agrobio.pt
e-mail: geral@agrobio.pt
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Fátima Torres Quinta das Seis Marias
Sargaçal – 8600 Lagos
Tel. 916 704 894
Website: www.quintaseismarias.com
e-mail: fatimaptorres@gmail.com
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Carla Moreira Unipessoal, Ldª
Poço Fundo – 8300-000 Silves
Tel. 969 079 374
e-mail: hortadatorre@gmail.com
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Instituto de Permacultura Quinta do Vale da Lama
Vale da Lama
Odiáxere – 8600 Lagos
Tel. 282 764 071 / 913 485 568
Website: www.valedalama.net
e-mail: info@valedalama.net

 

Agrobio
Agrobio LogoDie Agrobio wurde von einer gemischten Gruppe aus Landwirten, Verbrauchern, Ärzten und Professoren gegründet. Schon daher unterscheidet sie sich von anderen typischen landwirtschaftlichen Vereinigungen. Sie will nicht nur gesunde Lebensmittel erzeugen, sie setzt sich auch stark für Umweltschutz ein und hat soziale Interessen. Sie hat Ende Juli die erste biologische Messe von Portimão abgehalten, begleitet von verschiedenen Fachvorträgen. Am 29. und 30. November und am 1. Dezember wird im Pavillon Rosa Mota in Porto die Terra Sã stattfinden – die Nationale Messe für Biologische Landwirtschaft.

About the author

José Garrancho stammt aus Sines, lebt aber in Portimão, ist 63 Jahre alt, verheiratet, hat einen Sohn. Pensionierter Hoteldirektor, Ausbilder, Journalist und Fotograf.

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