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Welchen Wert hat das Wort Naturschutzgebiet?

Ein Hotel, gebaut auf Treibsand.
Wenn Investitionen einer Bank ungeprüft in den Ruin führen könnten

Welchen Wert hat das Wort Naturschutzgebiet?

Ein Hotel, gebaut auf Treibsand.
Wenn Investitionen einer Bank ungeprüft in den Ruin führen könnten

Samstag, der 17. August 2024.

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Wenn an der Südküste Portugals ein Küstenstreifen als Naturschutzgebiet ausgewiesen wird, sollte es keine Macht der Welt geben, dieses Naturschutzgebiet als  Bebauungsfläche für noch ein Hotel auszuweisen, oder irre ich mich? Korrigieren Sie mich, falls ich da falsch liegen sollte. Ein Naturschutzgebiet ist ein Naturschutzgebiet, ist ein Naturschutzgebiet – oder gibt es da etwa Ausnahmen?

Wenn eine Bank also einen Kredit für ein Haus vergibt, prüft sie normalerweise alle Fakten. Sie will nämlich wissen, ob sie Geld zum Fenster rausschmeißt (salopp formuliert) – das Haus auf einem guten Fundament gebaut wird und nicht auf Treibsand. Sie prüft die Rentabilität eines Hauskredites. Sie schützt sich damit gegen den Ausfall des Kredites. Wenn nun die Bank den Kredit an sich selbst auszahlt für den Bau eines Hotels im Naturschutzgebiet, wenn die Bank sogar der Besitzer dieses Grundstücks im Naturschutzgebiet ist, und sie eine Baugenehmigung des Rathauses aus dem Jahr 2008 besitzt und 16 Jahre später – also im Jahr 2024 – mit dem Bau des Hotels beginnen will – wie steht sie dann zu dem Interessenskonflikt, zu dem Loch, vor dem Abgrund, der sich vor ihr auftut? Sie will und sie muss Geld verdienen – auf Kosten der Natur – oder im Einklang mit der Natur?

Es gibt keine Behörde in Portugal, die eine Bank warnen würde, die Entscheidung noch einmal im Vorstand oder im Aufsichtsrat zu diskutieren. Die Frage, ob es nicht bereits zu viele Hotels an der Südküste der Algarve gibt, die alle nicht voll ausgelastet sind, steht nicht auf der Tagesordnung der Aufsichtsrat-Sitzung der Bank. Es steht im Bebauungsplan geschrieben, daß jenes Hotel fünf Stockwerke haben soll, also drei Obergeschosse und zwei Kellergeschosse für insgesamt 1.030 Betten. Ein Monstrum. Aber wen interessiert das, wenn das Hotel im Naturschutzgebiet gebaut werden soll und das Rathaus im Jahre 2008 dafür die Genehmigung erteilt hat? Was aber heute zählt ist, daß die Risikoanalyse, die den Gesetzen des Marktes folgt, deckungsgleich ist mit den Gesetzen der Natur und ihrem Schutz. Das ist Teil des Green Deals der Europäischen Union.

 

Gehen wir ökonomisch davon aus, daß sich in der nahen Zukunft das Tourismuskonzept der Algarve aus dem Jahr 2008 sind nicht mehr mit den Erwartungen des Jahres 2024 (oder 2035) deckt, weil bereits zu viele Hotels zu viel Wasser verbrauchen und Wasser immer knapper wird an der Algarve. Nehmen wir einmal an, dass Wasser in Zukunft zugeteilt wird und der Swimming Pool des Hotels nicht an das Wasserversorgungsnetz von Aguas do Algarve SA angeschlossen werden kann, weil es einfach nicht mehr genug Wasser dafür gibt. Nehmen wir auch einmal an, das Wasser wird pro Tag/Monat und Einwohner rationiert. Bekommen dann diejenigen noch Wasser, die das ganze Jahr an der Algarve leben und arbeiten, oder werden Touristen bevorzugt, die zwei Wochen am Strand ihren Urlaub verbringen und täglich zwei- bis dreimal duschen, also ca. 220 Liter Wasser pro Person verbrauchen? Können wir uns diesen Luxus denn überhaupt noch leisten?

Investitionen, die nicht auf Kosten der Naturressourcen getätigt werden, sind die einzige Lösung für alle Geschäfte. Wasser liesse sich sammeln und jedes Hotel sollte nicht nur Dachrinnen besitzen, sondern auch Zisternen, sowohl für Swimming Pools als auch für die Duschen. Aber eines sollte klar sein: ein Naturschutzgebiet ist ein Naturschutzgebiet. Und daran sollte ein Rathaus festhalten und die Baugenehmigung für das Hotel der Bank widerrufen. Zeiten ändern sich und ja, wir leben in vielerlei Hinsicht im Konflikt mit der Natur und mit dem Klima. Wollen wir das ändern, Herr Bürgermeister? Dann entziehen Sie der Bank die Baugenehmigung aus dem Jahr 2008, die von einem Ihrer Vorgänger gegeben wurde, ganz einfach. Seien Sie ein Klimaheld. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran.

P.S.: Ein Leser schrieb mir vergangene Woche, ich sei ein Zyniker. In diesem Sinne, wünsche ich der Bank „weiterhin noch viel Spaß beim Geld verbrennen“

P.P.S.: Ich habe drei Fragen an die LeserIn dieser Kurzgeschichte. Erstens, um welches Naturschutzgebiet und zweitens,  um welchem Landkreis der Algarve handelt es sich? Drittens, um welche Bank geht es?

Schreiben Sie die drei Antworten an editor@eco123.info und gewinnen Sie ein Wochenende für zwei Personen in Caldas de Monchique. Es gilt die erste richtige Antwort.

Uwe Heitkamp (64)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.Translations: Dina Adão, John Elliot,  Patrícia Lara
Photos:Uwe Heitkamp

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