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Sind Wanderer auch Touristen?

Ela é madrugadora e percorre este mundo a pé. Até à data fez aproximadamente 32.000 km. E todos os dias faz mais. Pertence ao círculo restrito dos „thru-hikers“ e já fez os três grandes percursos dos EUA, os Triple-Crown. Conseguimos falar com Christine Thürmer (de 50 anos de idade) numa manhã de domingo do mês de agosto. Está a caminho do Mar Negro. É o seu dia de descanso, o dia em que dorme num hotel e não na tenda. Durante 60 minutos tivemos uma agradável conversa telefónica.

Ich denke, jeder Wanderer ist auch Tourist. Sie ist Frühaufsteherin und geht zu Fuß durch diese Welt. Bisher sind es runde 32.000 km. Sie gehört zu dem erlesenen Kreis der rund 300 „thru-hikers“, und sie ist die Tripple-Crown-Wege in den USA gegangen. An einem Sonntagmorgen im August bekommt ECO123 die Weitwanderin Christine Thürmer (50) ans Telefon. Sie befindet sich auf dem Weg zum Schwarzen Meer. Es ist ihr Ruhetag, an dem sie im Hotel schläft und nicht im Zelt. Wir nehmen uns 60 Minuten Zeit für ein gutes Telefon-Gespräch.Das fällt mir im Moment besonders auf, da ich durch Rumänien laufe. Dieses Land und seine Kultur sind mir so unbekannt, dass das Kennenlernen fast genauso wichtig wird wie das Laufen in der Natur. Und diese langsame Fortbewegung macht das Kennenlernen einfach. In meinem eigenen Land interessiert mich der touristische Aspekt weniger – da kenne ich ihn ja schon, meint Christine Thürmer gegenüber ECO123. Da hat sie Ungarn bereits hinter sich und ist auf dem Weg nach Bulgarien.

Penso que um caminhante também é um turista

Die Welt mit anderen Augen sehen. Seit zehn Jahren bereist Christine Thürmer Mutter Erde zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Kanu. Sie hat den Mississippi 4.000 km allein mit einem Paddelboot erkundet. Sie fuhr mit dem Fahrrad allein durch Australien und Neuseeland. Sie durchquerte drei Mal die USA: den Pacific Crest Trail, der von Mexiko nach Kanada führt und 4.260 km lang ist, den Appalachian-Trail von Georgia bis Maine auf einer Länge von 3.500 km und den Continental Devide Trail in den Bergen mit einer Länge von knapp 5.000 km.

„Das Leben ist kurz“, betont sie in diesem Gespräch. Deshalb habe sie ihren Job mit 40 endgültig an den Nagel gehängt. Sie habe jetzt zehn Jahre in ihrem Beruf nicht mehr gearbeitet und sei zu Fuß unterwegs. Man weiß ja nie, wie viel Lebenszeit einem noch bleibt, ob man nicht krank wird oder … Sie habe noch nie ein Fitness-Studio von innen gesehen und sei leicht übergewichtig gewesen, als sie im Alter von 36 Jahren begonnen habe, die Welt per pedes zu erkunden.

christine thurmer
Christine Thurmer

Das war nach der Kündigung in einem Logistikunternehmen, das sie gerade als Prokuristin saniert hatte. Auf die Frage, ob sie als allein wandernde Frau keine Angst habe, antwortet sie selbstbewusst, dass sie als Frau auch viele Vorteile auf den Wanderungen genießen könne. Man würde sie im Vergleich zu bärtigen Wanderern freundlicher behandeln, denn oft würden Männer erst einmal Vorsicht und Abwehr auslösen. Sie habe nie Probleme bekommen, wenn sie nach dem Weg oder nach Wasser gefragt habe. Man genieße als Frau viel mehr Wohlwollen im Vergleich zu Männern. Sie habe mehr positive als negative Erlebnisse erfahren. Mit einem Meter vierundachtzig sei sie auch alles andere als schmächtig.

„Ich bin durch Frankreich und durch ganz Spanien gelaufen bis nach Andalusien und ich hatte da nie Probleme mit dem Anmachen.“ Ob Intuition bei einer Wanderung helfe, adäquat zu reagieren, fragen wir? Sie bejaht. Ob bei Bären oder Klapperschlangen oder ob sie einem Menschen vertrauen könne, der plötzlich aus dem Dickicht vor ihr auftauche und eine Zigarette wolle. Man solle sich nicht von der Angst dirigieren lassen. „Ich würde auch nicht bei jedem ins Auto steigen. Wenn da drei Typen drin sitzen, überlege ich mir schon drei Mal, ob ich da einsteige.“

Wenn wir schon über Mann und Frau reden und über Amerika und Distanzen von drei bis viertausend Kilometern und über Tourenrekorde, diese Rekorde lägen alle bei den Frauen, betont sie. Egal ob Wandern, Radfahren oder Schwimmen. Je länger die Distanzen werden, desto besser schnitten die Frauen im Vergleich zu den Männern ab. Christine Thürmer: „Ich glaube, dass Frauen aufgrund ihrer Biologie tatsächlich für das Langstreckenwandern gemacht sind“.

Natürlich sei sie auch mit männlichen Freunden gewandert. In den Bergen bei den Anstiegen habe sie da oft nur noch deren Staubwolke gesehen. „Männer wollen Berge immer bezwingen und sind auf punktuelle Spitzenleistungen ausgelegt. Ich als Frau bin beim Bergrennen unterlegen. Doch darauf kommt es beim Langstreckenlaufen überhaupt nicht an. Beim Weitwandern kommt es auf die Ausdauer an. Männer können ihre Kraftreserven schnell mobilisieren, aber auch schnell aufbrauchen. Bei Frauen spielt die Geschwindigkeit keine so große Rolle. Ich bin zwar entsetzlich langsam, laufe dafür aber zwölf bis 14 Stunden am Tag und definiere mich darüber“.

Während männliche Kollegen Berge immer mental bezwingen wollten, suche sie nach Wegen, die um Berge herumführten. Wenn Männer durch die Wüste gingen, gäbe es nichts zu bezwingen. Schwierig für Männer. Frauen seien da besser zu Fuß unterwegs. Ich denke, der Weg ist mein Ziel. Männer wollten immer Rekorde brechen und wollten gewinnen.

Und wo sind Sie zu Hause?christine thurmer
In meinem Zelt. Ich habe keine Wohnung mehr. Meine Sachen habe ich eingelagert. Ich habe einen Stützpunkt, der ist in Berlin. Aber mein Zuhause trage ich mit mir herum, in meinem Rucksack. Es ist mein Zelt. Man muss in sich selbst ruhen. Dort ist man zuhause.

Sie planen ein neues Buch zu schreiben, dieses Mal über Europa.
Ja. Ich laufe gerade in zwei Großprojekten. Ich laufe Nord-Süd und West-Ost. Nord-Süd ist vom Nordkap nach Tarifa und Ost-West ist vom Schwarzes Meer bis Santiago de Compostela. Eigentlich wollte ich nach Istanbul, aber das habe ich aus aktuellem Anlass sausen lassen. Beide Strecken sind in etwa 10.000 Kilometer lang, also insgesamt 20.000 Kilometer. Was mir noch fehlt, ist die Route von Göteborg zum Nordkap. Ich laufe im Moment auch dort, wo der Devisenwechselkurs gerade günstig ist. Ich habe nur beschränkte Mittel zur Verfügung.

Wie viel Geld brauchen Sie im Monat?
1.000 Euro in etwa. Ich könnte mir meine Wanderschaft nicht leisten, wenn ich in meinem Beruf nicht extrem erfolgreich gewesen wäre. Mein Spezialgebiet waren mittelständische Produktionsbetriebe. Da, wo die Leute noch wirklich etwas arb-
eiten. Von Porzellanmanufaktur bis zu Aluminiumschweißteilen habe ich alles gemacht. Mir hat meine Arbeit sehr viel Spaß gemacht. Ich hatte keinen Frust und wollte aus keinem Hamsterrad aussteigen. Ich war einfach nur neugierig und dachte mir, das kann doch noch nicht alles gewesen sein. Ich habe Betriebswirtschaftslehre studiert und alles genau berechnet: das kleine Lager für meine untergestellten Sachen, die laufenden Kosten beim Wandern. Ich komme auf rund 1.000 Euro im Monat. Und davon kann man manchmal auch ins Hotel und essen gehen. Fünf bis sechs Tage zelte ich und ein bis zwei Tage gehe ich ins Hotel. Das ist mein Luxus.

Kochen Sie noch selber?
Ja klar. Wenn ich wandern gehe, habe ich circa fünf bis sechs Kilo Gewicht im Rucksack. Da habe ich meist nur Tütengerichte dabei. Oft kann man in der Natur nicht einkaufen. Kochen aber ist psychologisch wichtig. Viele Wanderkollegen, die auf Geschwindigkeit aus sind, essen nur kaltes Zeug. Warmes Essen aber ist etwas, worauf ich mich jeden Abend freue. Die schönste Zeit ist der Abend, wenn ich einen schönen Platz für mein Zelt gefunden, es aufgestellt habe und dann koche. Hinterher krieche ich dann gewärmt in den Schlafsack. Als Wanderer kommen wir darüber hinaus tagsüber in den Genuss, unglaublich viele Früchte essen zu können. Ungarn ist das Land der Pflaumenbäume und in Andalusien gab es diese wunderbaren Orangen. Und das Tollste daran ist, es sind alles Straßenbäume. Auch die Brombeeren und Himbeeren, die mich auf dem Weg durch den Sommer begleiten.

laufen, essen, schlafen

Themenwechsel. Ein wichtiger Aspekt der immer wieder vergessen würde sei, dass zum Beispiel Europa ein viel größeres Wanderwegenetz habe als die gesamten USA. Weil das sogenannte Waldbetretungsrecht in Europa, die Nutzung eines Weges – wenn es ihn denn gibt – gestatte. Der Wald sei vielerortens ein öffentlicher Raum. Das sei in den USA völlig anders. In den USA sei alles Land in Privatbesitz. Dort seien die wenigen Wege zwar besser ausgeschildert und auch mehr Schutzhütten gebaut, aber viele Wege einfach nicht begehbar. Die Wege in Europa hingegen seien eher für den Touristen ausgelegt, der klassisch von Stadt zu Stadt läuft, der mit leichtem Gepäck wandert, der hier und dort ins Hotel geht und auch dort esse.

Mit den Erfahrungen einer weitgereisten Fußgängerin, was könne man an den Wegen oder Unterkünften verbessern, fragt ECO123 Christine Thürmer. „Ich würde mir als Weitwanderer wünschen, mehr Informationen zu erhalten, wo ich zum Beispiel Wasser herbekomme. Ich möchte auch wissen, wo ich einkaufen kann. Das sind eigentlich meine Hauptpunkte. Wie und wo kann ich meine Grundbedürfnisse stillen?“

Erleben wir eine Renaissance des Wanderns in Europa? Ja, sagt sie, besonders in Südeuropa, weil es dafür auch EU-Mittel gäbe. Spanien habe viele neue Wanderwege und diese seien gut ausgeschildert. Auch die portugiesische Rota Vicentina sei ein solch schönes Projekt, sagt sie.

Kommen wir zu den Schuhen in denen sie wandere? Die Antwort verblüfft. Turnschuhe, plain running shoes. Sie kenne keinen Profiwanderer, der in Wanderstiefeln unterwegs sei. Nasse Wanderstiefel bräuchten furchtbar lange, bis sie getrocknet seien. Sie seien hart und auch einfach zu schwer. Das Gewicht sei entscheidend. Alles, was am Fuß gehoben werden müsse, ermüde den Fuß viel schneller. Der entscheidende Aspekt sei jedoch, dass man einen Fuß in einen Wanderstiefel hineinzwingt wie in ein Korsett. Wenn einer laufe, zwinge ein Wanderstiefel den Fuß immer, ein und dieselbe Bewegung zu machen. Muskel, Sehnen und Füße ermüdeten schneller in Stiefeln. Sie verbrauche alle sechs Wochen ein Paar Schuhe und kaufe grundsätzlich nicht in Markengeschäften, in denen man nur den Namen bezahlen würde. Schuhe und Kleidung kaufe sie billig ein, da sie nach kurzer Zeit wieder entsorgt würden. Sie brauche alles bis zum absoluten Ende auf.

 

Buch:
LAUFEN, ESSEN, SCHLAFEN Malik Verlag, München (ANDAR, COMER, DORMIR)

 

 

About the author

Uwe Heitkamp, 53, Journalist und Filmemacher, ist seit 25 Jahren in Monchique, Portugal zuhause. Er unternimmt gern lange Wanderungen in den Bergen und schwimmt in Gebirgsbächen und Seen. Schreibt und erzählt Geschichten über Menschen und ihre Bezüge zur Ökologie und Ökonomie. Sein aktueller Film „Erben der Revolution“, erzählt über 60 Minuten die Geschichte einer Wanderung durch Portugal. Zehn Menschen berichten aus ihrem Leben. Alle Protagonisten zusammen malen ein Bild vom Leben und Arbeiten in den Bergen Portugals. Der Film offenbart Einblicke in die Schönheit der Natur und das Leben der normalen Menschen. Welcher Weg bestimmt die Zukunft des Landes? (Abonnieren Sie ECO123 und sehen Sie den Film in der Mediathek)

 

 

 

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