Wenn das keine gute Nachricht ist! Mitarbeiter, Freunde, Paten, Abonnenten und Anzeigenkunden der Zeitschrift ECO123 pflanzen über eine Dauer von zehn Jahren mehr als 1.000 junge, unterschiedliche Baumarten im Neuen Botanischen Garten von Caldas de Monchique (Portugal). Einen Baum pflanzen beschränkt sich nicht auf das Buddeln eines Loches und das Hineinsetzen eines Baumes. Ein Biotop ist ein komplexes Wesen aus Geben und Nehmen, Warten und Wachsen, ausruhen, neue Kraft schöpfen und interagieren. Im Verlauf dieser Geschichte wird Ihnen davon berichtet, was alles notwendig ist, damit sich ein Baum in seiner Erde auch wohlfühlen kann. Und dazu gehören nicht nur die Erde, sondern auch die Luft und das Wasser und ein Netzwerk an Wurzeln und Pilzen. Alles beginnt damit, dass die Muttergesellschaft der Zeitschrift ECO123 gegen Ende 2016 den größten Teil eines Tales namens Barranco do Esgravatadouro zum Kauf angeboten bekam. Ein halbes Jahr lang lehnt sie ab. Denn noch mehr Land besitzen bedeutet immer auch, noch mehr Verantwortung tragen und noch mehr Arbeit zu haben. Und davon gibt es jeden Tag wahrlich genug. Wer trägt nicht schwer daran, 24 Stunden am Tag von der Gefahr eines Waldbrandes begleitet zu werden? Letztendlich im Sommer 2017 kauft die Muttergesellschaft der ECO123 das 1,5 ha große Berg- und Talgrundstück aber doch, mit dem Ziel, es zu schützen, zu pflegen und zur Kompensierung von CO2 Emissionen.
Dann kommt der Waldbrand wie ein Hurrikan in der Nacht vom 5. auf den 6. August 2018 und bedroht uns alle. Ich werde den Moment nicht vergessen. Die Feuerwand, vom Wind getrieben, kommt den Berg herunter gerast und auf uns zu, läßt der Gärtner Martinho da Silva die Katastrophe Revue passieren. Tage und Nächte, in denen die kleine Verlagsmannschaft diese Katastrophe eigenhändig löscht. Keine Feuerwehren sind vor Ort und auch kein Zivilschutz, der von Steuergeldern bezahlt, eine unglaublich schlechte Arbeit in Monchique macht. Gerichte arbeiten das Desaster gerade auf. ECO123 berichtet aktuell darüber. Andererseits wächst jemand an seinen Aufgaben, wenn eine schwache Kommune immer wieder an ihren Aufgaben scheitert, das Leben ihrer Einwohner und die Natur aktiv zu schützen. Es geht essenziell darum, die industriellen Eukalyptus-Monokulturen, die Waldbrände verstärken und dem Boden das Grundwasser entziehen, in ihrer Expansion zu stoppen. Das allerdings erfordert ein nachhaltiges und biodiverses Wirtschaftsmodell aus Mischwäldern, die die Feuchtigkeit im Boden halten, natürliche Biotope, die im steten Austausch leben. Mit den Jahren haben wir aus eigener Erfahrung gelernt, die Verantwortung für einen gesunden Wald zu tragen und kennen uns in der Waldbrand-Prävention und Brandbekämpfung aus. Doch beginnen wir diese Geschichte besser aus einer anderen Perspektive her zu erzählen.
Dazu gehen wir zurück bis zur Jahrtausendwende. In einem Zeitraum von etwas mehr als 20 Jahren, während einer Generation, von 1997 bis 2017, hatte die Familie Nunes das Grundstück des heutigen Garten Eden mit seinen Terrassen nicht mehr vollständig bestellen können. Der alte Patriarch war gebrechlich geworden und verstarb nach langer schwerer Krankheit. Langsam wucherte das Tal zu. Die Brombeeren kamen inzwischen auf eine Höhe von mehr als drei Metern. Die Olivenbäume, Korkeichen und Medronhobüsche verschwanden unter einer geschlossenen Dornendecke. Doch der Bach floss ganzjährig durch das schöne Tal und fiel in Kaskaden und Wasserfällen hinab in das Land der Wildschweine, die sich köstlich an den Ufern in der nassen schwarzen Erde suhlten. Es ist die Geschichte eines wilden Landes mit alter Subsistenz-Landwirtschaft, das anhand der Terrassierungen nur noch zu erahnen war.
Die Vorfahren der Familie Nunes hatten hier in harter, schwerer und langwieriger Arbeit starke Terrassen mit dem Granitgestein aus einem höher gelegenen Steinbruch gebaut, dann heimische Bäume gepflanzt: Johannisbrot, Mandeln und Feigen, Oliven, Orangen, Zitronen, Medronho, Mispeln, Granatapfel, Korkeichen… Ein Pinienwald war im Jahr 1905 von einem Bruder angelegt worden, dessen Sohn, António de Encarnação (heute 82 Jahre alt), das Nachbargrundstück bereits in 1997 an die Muttergesellschaft der ECO123 verkauft hatte. Beide Grundstücke erstrecken sich über den gesamten Monte (Hügel), der an seiner höchsten Stelle bis auf 305 Meter über dem Meeresspiegel kommt. Unten, am tiefsten Punkt des Tals, sind es weniger als 150 Meter Höhe. Beide Grundstücke liegen am Fuße des Picota-Berges (776m).
Das Leben damals war entbehrungsreich, was heute – nach dem Waldbrand – nicht viel anders ist. Es gab damals keine Sozialversicherung und nur einen einzigen Arzt in Monchique. Traktoren, sofern es sie in der Mitte des letzten Jahrhunderts schon gab, konnten nie in das Tal gelangen, weil die Pfade über die Abhänge nur zu Fuß zu erreichen waren. Das vorherrschende Arbeitsinstrument in der Land- und Forstwirtschaft war die Enxada, die Hacke. Irgendwann kam dann die Motorsäge. Das Essen aber, das die schwarze reiche Erde hergab, reichte immer für eine Großfamilie und auch für den lokalen Handel. Alles steht und fällt mit dem alten, von Generation zu Generation überlieferten Wissen um die Samenkunde, den Eigenschaften des Bodens und den Techniken einer Landwirtschaft, der richtigen Zeit der Aussaat, die in Harmonie mit der Natur (ihren Elementen) und somit auch mit natürlichem Dünger arbeitete. Sie ging vielerorts – auf der ganzen Welt – verloren, weil die Philosophie des unbegrenzten linearen Wachstums (die Gier nach immer mehr) die Kreisläufe der Natur zerstört. Bleiben wir im Botanischen Waldgarten Eden.
Jeder hier hatte mindestens einen Esel, der die landwirtschaftlichen Erzeugnisse zum Markt transportierte. Die Pfade waren eng und gingen durch die Berge hinauf nach Monchique oder herunter nach Portimão. Es war die hohe Zeit des lokalen Wirtschaftens. Monchique hatte alles, was nötig war, um seine Einwohner zu ernähren. Monchique war autonom und Mitte des letzten Jahrhunderts lebten hier noch knapp 15.000 Einwohner. Die Bauern säten Mais und Weizen für den Sommer und viele verschiedene Kohlsorten in den generell milden Wintern. Dazwischen gab es viel Gemüse und Früchte, sogar Bananen, Kiwi und Mango. Aber im Tal gab es auch Stellen an denen zwei bis drei Mal im Winter der Frost Einkehr hielt. Bis zu fünf Mikro-Klimata existieren im Barranco do Esgravatadouro nahe Caldas de Monchique. Wasserreich am Bachbett, staubtrocken oben am Monte, verschiedene Steinformationen von Granit bis Sandstein und vor allem gute Erde. Hier wurde im November Medronho von den Büschen gepflügt und im Februar wurde die Maische an feuchtwarmen Tagen zu hochprozentigem Schnaps destilliert. Zé Manel trieb morgens vor neun Uhr seine Ziegen auf den Wegen in Richtung Fornalha und abends zurück nach Esgravatadouro. Sie hielten das Unterholz sauber.
In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts kommt es zu einem Unglück in der Familie Nunes, als der einzige Sohn Selbstmord begeht. Dieses Ereignis belastet die Familie schwer, denn der Suizid bedeutet für die Familie neben dem Schmerz, keine natürlichen Nachfahren mehr zu haben, ein Leben ohne Zukunft. An wen und wie kann traditionelles Wissen mit so einer Tragödie überliefert werden? So kam ein Ausländer in die Gegend, ein Journalist, der das Leben vor Ort recherchierte. Er gewann die Überzeugung, dass nur intakte Gemeinschaften ein zukunftsfähiges Leben vor sich haben.
Ein Biotop der Vielfalt.
“Als ich zu ersten Mal in das Tal hinabstieg,” beschreibt der Herausgeber der ECO123, die Situation, “fühlte ich mich wie in einem Garten Eden. Das Ehepaar, die letzte Generation der Familie Nunes, wurde älter und älter und konnte irgendwann nicht mehr in ihrem Garten arbeiten. Der Weg vom Haus ganz oben auf dem Monte frühmorgens hinab in das Tal und abends wieder hinauf zum Haus wurde für sie immer beschwerlicher. Eines Tages, in 2016 verstarb die letzte noch lebende Patriarchin hoch in den 80er Lebensjahren. Im Sommer des Jahres darauf wechselte der Grund und Boden seine Besitzer. Ein entfernter Verwandter aus Silves parzellierte Grund und Boden und verkaufte zwei Häuser an zwei neue Nachbarn und das halbe Tal an die Mutter der ECO123. Im Jahr darauf, in August 2018 holte sich der Waldbrand alles, was in diesem Tal wuchs. Die einzige Ausnahme betrifft die Flora in Bachnähe. Sie wird verschont. Was nicht verbrannte, liegt heute noch unversehrt tief in der Erde vergraben, die Samen der vielfältigen wilden Pflanzen: die Orchideen, Lilien, Ringelblumen, Veilchen, Kamille, Pfefferminze, Rosmarin, wilder Lavendel und Fenchel, den Oregano ebenso wie den Wacholder, Brennnesseln, wilde Kresse, Melisse, Kapuzinerkresse, Rukkola, Löwenzahn, Zistrosen, Schafgarbe, Lupinen, Kletten, Malve, Margeriten, Heidekraut und noch vieles mehr. Sogar dem fleischfressenden Sonnentau, der geruchsintensiven süßlich riechenden Pflanze, kann beim Fliegenfressen entspannt zugesehen werden. All diese wilde Flora ist der Schatz des Waldgartens und nur einige Wochen lang, im späten Frühling mit allen Sinnen zu erfassen. Im April und Mai kann man hier eine schöne Wanderung im Monchique-Gebirge ausklingen lassen.
Biologische Vielfalt: Geschwindigkeit bis zum Stillstand
Alles ist mit allem verbunden und alles, was Menschen bei der Transformation dieses im Entstehen befindlichen botanischen Waldgartens benötigen, ist Achtsamkeit, Ausdauer und Geduld. Nicht fehlen darf, was António da Encarnação, der erfahrene Bauer der künftigen Gemeinschaft mit auf den Weg gibt: überliefertes Wissen. Wie im wirklichen Leben erstreckt sich diese Vielfalt des Naturerbes über viele Jahre und jährlich über mehrere Jahreszeiten und entwickelt sich zyklisch weiter. Im Frühjahr und Vorsommer von März bis Juni, beginnt die Flora in farbenprächtiger Blüte zu erstrahlen. Danach schwebt der heiße Sommer wie ein Tuch über die gesamte Vegetation und die Natur fällt in einen drei Monate währenden heißen Tiefschlaf. Die Wildpflanzen vertrocknen innerhalb weniger Tage. Die Kartoffeln, der Mais, Bohnen und Erbsen, Tomaten und Paprika, Zwiebeln und Knoblauch, die Zucchini und Kürbispflanzen werden jeden Abend vor Sonnenuntergang bewässert, bevor sie den Sommer hindurch zur Selbstversorgung geerntet werden. Die heißen Sommer sind die Jahreszeit, in der sich die Natur wie in Zeitlupe bewegt. Alles wird langsamer und kommt irgendwann bei weit über 40 Grad Celsius gegen Mittag zum Stillstand.
Doch kehren wir noch einmal zum Frühling zurück. Wenn die Blüte des Frühlings die Kraft der Natur präsentiert, in der feuchter Boden, rauschendes Wasser und durch die Sonne angewärmte Luft den Kosmos erfüllen, beginnt die Hochzeit allen Lebens im Tal, kommen die Bienen, fliegen von Blüte zu Blüte und treten viele andere Insekten aus ihren Bauten: die Vogelvielfalt sorgt für ein belebendes Konzert kurz vor Sonnenaufgang, Samen werden hin und hergebracht. Gegen Mittag suchen sich die Wasserschildkröten stille Orte am Bach, um ein Sonnenbad zu nehmen. Es beginnt die Paarungszeit (nicht nur) der Frösche, und die Nächte werden von ihrem rhythmischem Punk erfüllt. Erst danach, wenn die Paarungszeiten ausklingen, von Juli bis Oktober eines jeden Jahres, wenn die Zeit der Siesta, der Mittagsruhe beginnt, schlüpfen die Schlangen, wechseln Skorpione und Tausendfüßler ihre Panzer. Da beginnt die Zeit der aktiven Arbeitsteilung der Ameisenvölker, die für den kommenden Winter das Korn einfahren. Füchse und Marder stehlen Hühner. Mit dem Sonnenaufgang beginnt das Zirpen der Grillen, während die Nachtigallen von einer Nacht zum anderen Tag verstummen. Dann befinden sich die letzten der bereits kleinen Gehölze, der Walnussbaum in vollem Blättergewandt. Die Walnuss ist die am langsamsten wachsende Baumart, neben Linde und Kastanie.
Alle invasiven Bäume, die einst wucherten, wurden auf zwei einer jeden Art reduziert: zwei Eukalyptusbäume und zwei Mimosen/Akazien. Aber auch an Birken und Ahorn haben sich die Gründer des Botanischen Waldgartens versucht und ja, sie wachsen gut. Sowohl dem Schilf als auch dem Bambus wurden enge Grenzen gesetzt. Wenn dann der erste Regen im späten Herbst fällt, beginnt wieder die eigentliche Baumpflanzarbeit. Die Monchique Eiche (quercus canariensis), die Esche (fraxinus augustifolia), die Erle (alnus glutinosa) und hunderte anderer Baumarten werden hier nach und nach, während eines Zeitraums von zehn Jahren zwischen den Pfaden gepflanzt: auch Ulmen (ulmus minor), Kastanien (castanea sativa), Steineichen (quercus ilex) und Buchen (Fagaceae). In den höheren, trockenen Lagen des Botanischen Waldgartens ist das Zuhause der wunderschönen Schirmpinien, des Medronheiro, der Korkeichen, Zedern und Zypressen und vieler Arten, die mit Trockenheit, hartem Wind und hohen Temperaturen besser zurechtkommen. Langsam geht ein Jahr zu Ende und ein neues beginnt. ECO123 ist dabei, die Motorsensen durch Ziegen zu ersetzen, die das Unterholz an den Steilhängen abgrasen und dabei ihren natürlichen Dünger hinterlassen. ECO123 plant die Gründung einer gemeinnützigen Energie-Genossenschaft, die am südlichen Steilhang des Botanischen Waldgartens ein kleines Solarkraftwerk mit 500 Solarkollektoren installiert. Sie alle, die Sie in Portugal leben und arbeiten und diese Geschichte lesen, können teilhaben an dieser Gemeinschaft und mitmachen, einerseits den Botanischen Waldgarten mitzugestalten und andererseits saubere Elektrizität von ECO123 beziehen. ECO123 bietet 50 Mitgliedschaften für zukunftsfähige Abonnenten in der Genossenschaft an, denn gemäß dem neuen Gesetz 162/2019 der Energiegenossenschaften ist es jetzt möglich, gemeinschaftlich erneuerbare Energien zu produzieren und zu konsumieren. Falls Sie Interesse haben sollten, besuchen Sie uns persönlich.
In Gemeinschaft Zukunft planen.
Im Sommer 2020 angekommen, existieren im Waldgarten bereits jetzt eine kleine Samenbank und eine Baumschule mit Bäumen für den nächsten Winter und auch eine Zisterne mit einem Volumen von 50.000 Litern Wasser spendet kühles Nass. Sie füllt sich automatisch mit dem gesammelten Regenwasser des Winters und auch eine Wassermine mit einem Becken für die Landwirtschaft garantiert Zukunftsfähigkeit. Denn Wasser ist alles und ohne Wasser ist alles nichts. In 2019 begann die Muttergesellschaft damit, eine ins Erdreich verlegte Wasserleitung von der Zisterne ausgehend zu verlegen, um mit einem weitverzweigten Sprinklersystem eine erste Präventionsmöglichkeit auf künftige Waldbrände zu schaffen. Der Klimawandel erfordert Vorkehrungen zu treffen. Und blicken wir zurück in die Geschichte, in der es viele Trockenperioden gab. Unsere Vorfahren bauten schon immer Zisternen und bunkerten Wasser des Winters für die trockene Sommerzeit. Themenwege im Botanischen Waldgarten sind in Arbeit: der Weg des Wassers, der Weg der Jahreszeiten, den Wildschweinpfad, der Rundgang der Kräuter, der Kinder-Garten.
Besucher, die Paten des Botanischen Waldgarten Eden werden möchten, steht es frei, sich eine Baumart auszuwählen und den jungen Baum durch uns in der Zeit des Winters pflanzen zu lassen, oder auch selbst zu pflanzen. Nach der Pflanzung kann eine Patenschaft eingegangen werden, in der ECO123 durch den eigenen Gärtner und mit Praktikanten die Pflege und Bewässerung des Baumes vornimmt. Jeder Baum erhält nach fünf Jahren eine kleine Plakette mit der Gravur des Namens seines Paten und dem Datum der Pflanzung. Und jeder Pate erhält dann eine CO2-Offset-Zertifizierung. Jedes Jahr verschenkt ECO123 Samen an die edlen Spender, die Eden durch ihre Patenschaft mittragen. Bitte erkundigen Sie sich, wie Sie Pate im Botanischen Waldgarten von Caldas de Monchique werden können und wie Mitglied in der Energie-Genossenschaft.