Samstag, der 12. August 2023.
Galgenhumor in eigener Sache? ECO123 und der neue Botanische Garten von Caldas de Monchique: es ist nicht ganz so einfach, sich in der Nähe eines Waldbrandes zu befinden und dann eine Geschichte über Lösungswege zum Klimawandel zu schreiben. Wo soll diese Geschichte beginnen und wo soll sie hinführen?
Baiona, Alentejo. Ein BBQ ist der Auslöser für diesen gigantesken Brand. Dieses Mal also ein Holzkohlegrill. Die Geschichten der Ursachen von Waldbränden ist lang. Wenn keiner das Feuer gelegt hat, dann ist es also nicht mit Vorsatz, sondern aus grober Fahrlässigkeit passiert und kostet immer ein Vermögen. Der Schaden geht in die Millionen, wenn nicht in die Milliarden, wenn auch noch die Feuerwehren zu spät kommen. Wenn das Feuer seit Tagen wütet und die Bäume der Wälder frißt. Und immer wieder kommt es auf die Art der Wälder an. Eukalyptus für die Papierindustrie befeuert einen Waldbrand zusätzlich. Mit Eukalyptus-Plantagen gießt man Öl ins Feuer.
Die andere Seite: Vorbereitungen auf einen Waldbrand aus der Sicht eines Betroffenen. Ich habe gestern unser neues Sprinklersystem noch einmal getestet und es hat gut funktioniert. Da in den letzten Tagen immer wieder das öffentliche Stromnetz kollabiert, basiert unsere Hoffnung auf einem neuen Generator (7.000 Watt), den die Genossenschaft sich für die Wasserpumpe mit den acht Sprinklern angeschafft hat. Ich habe jeden der Sprinkler unter Stress getestet. Sie funktionieren einwandfrei. Ich werde mich also dem Feuer entgegenstellen, falls es denn kommt und wenn man mich läßt und nicht vorher evakuiert. Ich habe 50.000 Liter Regenwasser in einer Zisterne genau für diesen Moment gesammelt. Das ist meine Munition. Es ist wie in einem wissenschaftlichen Test. Ich habe mehrere Waldbrände durchlebt, den letzten im August 2018, davor in 2003 und 2004, dann wieder in 2016. Die Angst vor dem Feuer habe ich verloren. Ich habe mich vorbereitet. Unsere neu gepflanzten Bäume im angehenen Botanischen Garten lasse ich nicht gleich wieder verbrennen. Also versuche ich es mit einem Sprinklersystem einem Waldbrand beizukommen.
Im Moment steht der Wind für günstig. Südöstliche Winde schieben das Feuer weg von Monchique in Richtung Westküste, zurück auf die EN120 und dann ans Meer. Auf das sich das Feuer am Atlantik ersäuft! Dann ist’s vorbei. Vorher aber zerstört der Waldbrand noch unendlich viele Häuser, die auf seiner Schneise der Verwüstung liegen und auch Wälder. Es ist nicht mal klar, ob diese Geschichte überhaupt erscheinen kann, denn unser Webmaster lebt genau dort mittendrin. Manchmal wird ein Waldbrand an einer Mauer gestoppt, die um ein Haus herum gezogen wird. Sich dem Feuer in den Weg stellen. Ihm die Nahrung nehmen. Das Haus feuerfest und ökologisch bauen. Holzgiebel und Holzdächer vermeiden. Eine Versicherung abschließen, Regenwasser zum Löschen bunkern, den Wald im richtigen Moment mit Hochleistungs-Sprinklern komplett einnässen. Das ist mein Plan. Gib dem Feuer keine Chance.
Am Mittwoch soll der Wind dann wieder auf Nordwest drehen. Dann liegen wir in Caldas de Monchique wieder in der Schneise des Feuers, falls die Feuerwehren es bis dahin nicht gelöscht haben. Vielleicht regnet es ja noch… Also abwarten und Tee trinken? Der Wald ist so trocken. Es hat acht Monate nicht geregnet. Das Feuer frißt sich von Aljezur kommend Richtung Monchique durch die Wälder und wieder zurück. Der Wind entscheidet, die Natur. Der Mensch kann da nur staunen.
Der Klimawandel macht es möglich. Und doch braucht es einen Initiator. Und immer wieder ist es der Mensch. Es ist strikt verboten, ein BBQ im Wald zu machen, mit Streichhölzern zu spielen. Es ist verboten, im Wald zu rauchen. Was also geht in den Köpfen jener vor, die so ein Feuer verursachen? Nichts? Fehlanzeige? Kein Bewußtsein?
Ich habe es selbst erlebt. Die Auswirkungen des Klimawandels lassen sich nur mit intakten, feuchten Mischwäldern abfedern, mildern, dämpfen – nicht aber mit Eukaslyptusplantagen und grob fahrlässig verursachen Waldbränden. Jeder km² verbrannter Wald emitiert 20.000 Tonnen CO2. Ich zitiere António Guterres, unsern UNO-Generalsekretär. So. Und was machen wir nun? Ich pflanze wieder Bäume im Winter und heimische Mischwälder und versuche die, sicher über den Sommer zu bekommen…
Arbeiten im botanischen Garten