Über wie viele Elektrofahrzeuge verfügt EVA, in einer Zeit, in der die Richtlinien immer mehr zur Anwendung umweltfreundlicher Energien tendieren?
Nur über eins. Die Investitionen in unsere Flotte wurden bisher aus zwei Gründen – noch – nicht auf Elektrofahrzeuge, oder mit Naturgas betriebene Fahrzeuge ausgeweitet: die von der Regierung angekündigte Möglichkeit der Investition in Umweltmaßnahmen ist auf öffentliche oder halböffentliche Transportunternehmen beschränkt: Schienenverkehr, STCP (Gesellschaft für öffentliche Verkehrsmittel Porto), Transportes Coletivos de Barreiro… und die Nationale Vereinigung der Straßenverkehrsunternehmen (ANTROP), die uns repräsentiert, schickte rechtzeitig einen Brief, in dem unsere Position dargelegt wurde…
Was die Busse im öffentlichen Personenverkehr anbelangt, hat sich die Autonomie der Elektrofahrzeuge nicht sehr verbessert. Für die Art von Service, den wir in der Algarve anbieten – der sich grundlegend von den anderen Gebieten des Landes unterscheidet – ist dieser Punkt ausschlaggebend. In meiner Rolle als Betreiber brauche ich einen Bus, der so viele Stunden wie möglich im Einsatz ist.
Mit dem Stop and Go, resultierend aus Straßennetz und Saisonabhängigkeit und zusätzlichen Problemen wie Klimaanlage oder elektrische Türen, brauchen wir Fahrzeuge mit einer Autonomie von sieben Stunden.
Aber die Kosten für Diesel sind exorbitant…
Zweifellos. Das sind 600 Busse – Tourismus, Express-Service, öffentlicher Verkehr – bei einem Verbrauch von durchschnittlich 26 Litern/100 km und neun Millionen Kilometern/Jahr. Wir registrieren jedoch eine Verringerung des spezifischen Verbrauchs (Liter/100km), dank unserer Fahrzeugtypen und der Schulung unseres Personals. Vor einigen Jahren lag der Verbrauch bei 32 bis 33 Litern auf 100 km und heute verzeichnen wir eine Reduktion von sieben bis acht Litern, was in zehn Jahren – und angesichts der Reduzierung der Flotte – erheblich ist.
In einem vollständig privaten Unternehmen werden die Investitionen auf den Cent genau berechnet und die Fragen ob Elektro, oder Gas – die mir wichtig sind – werden weiterhin vor allem unter finanziellen Gesichtspunkten betrachtet. Die beste und sauberste Energieform jedoch wäre wirklich die Wasserstoffbatterie.
Warum beginnen Sie nicht in unsere eigene Energie zu investieren und gehen zu Fuß? Gibt es Überlegungen, städtische Zentren der Algarve für den Autoverkehr ganz zu schließen?
Nicht dass ich wüsste. Auf der Grundlage der von den Kommunalverbänden der Algarve (AMAL) – der Interkommunalen Gemeinschaft der Algarve und der Universität der Algarve durchgeführten Studien, werden Fußgängerzonen geschaffen, wie sie schon in Silves, Loulé und Portimão existieren. Ich persönlich finde diese Idee gut. Ich halte es für sehr wichtig eine Stadt zu Fuß auf sich einwirken zu lassen.
Wie bewegen Sie sich normalerweise fort?
Mit dem Auto, aber ich gehe auch oft und gerne zu Fuß.
Und nicht mit dem eigenen Bus?
Manchmal nehme ich auch den Bus, aber das ist nicht mein tägliches Transportmittel.
Warum nicht?
Weil sich mein Berufsleben nicht nur an einem Ort abspielt und es kein kunden-
spezifisches öffentliches Verkehrsmittel gibt.
Was denken Sie, warum wird das Auto in Portugal als Transportmittel bevorzugt?
Das ist nicht nur bei uns so. Das finden Sie in ganz Europa. Wir leben einen zurückgelassenen amerikanischen Traum. In Portugal haben wir genau 1,8 Fahrzeuge pro Familie. Ein Auto zu haben ist, abgesehen vom Status, heute wesentlich leichter, als vor zehn oder zwölf Jahren. Diese Tatsache in Verbindung mit den langwierigen Planungen im Bereich der öffentlichen Transportmittel, einem exponentiellen Wachstum der Dynamik in den Städten, mit sich jährlich ändernden Gegebenheiten der Mobilität – die Wahrheit von heute ist die Lüge von morgen in Bezug auf den Bedarf an Transportmitteln – führt zu der Notwendigkeit, so weit wie möglich alle Beteiligten zu berücksichtigen.
Warum denkt man nicht über Fahrräder im öffentlichen Transport nach?
Es gibt schon einige Versuche an der Algarve: Bike-Sharing in Portimão, Vilamoura, Tavira; Zentralen, die mit Karte funktionieren.
Sind die auch auf den öffentlichen Nahverkehr abgestimmt?
Ja, sie befinden sich in der Nähe der Stationen der öffentlichen Transportmittel. Wirklich durchstrukturiert ist das noch nicht, es ist alles noch relativ neu. Wenn auch diese Multimobilität in der Zukunft grundlegend sein wird.
Gibt es noch Unterschiede zwischen dem öffentlichen Nahverkehr in den Städten und außerhalb…
Die Antwort hierauf liegt bei den Gemeinden. An der Algarve gibt es noch keine diesbezüglichen Organisationen, aber anderswo im Land arbeiten die Gemeinden mit den Transportunternehmen zusammen und stellen ihren Kunden Transport “on demand“ zur Verfügung, zu nachgefragten Zeiten und an die gewünschten Orte.
Warum werden keine Unternehmen oder sogar Gemeinden zur Schaffung gemeinsamer Maßnahmen mit einbezogen?
In Zukunft wird es von entscheidender Bedeutung sein, Netzwerke zu bilden. EVA wird dafür immer offen sein. Die Rathäuser sind, was den Transport ihrer Mitbürger bis zur Gemeindegrenze anbelangt schon eng miteinbezogen. Wir sprechen über den städtischen Personenverkehr. Für das Management des Überlandverkehrs, außerhalb der Gemeindegrenzen und zwi-
schen den Gemeinden, ist AMAL zuständig. In den letzten Jahren haben die Kommunen sehr stark in Busse investiert – viele haben eine wirklich bemerkenswerte Flotte – an der Algarve habe ich jedoch noch keine gesehen, die umweltfreundliche Fahrzeuge erworben hat. Der einzige Elektrobus, den es in der Region gibt, gehört einem privaten Unternehmen.
Was bräuchte man, um die sauberen Energien attraktiver machen?
Erstens, eine zielgerichtete Politik der Kontinuität und nicht unkoordinierte Maßnahmen, die heute angewendet werden und schon morgen nicht mehr wirken.
Bei den Elektrobussen zum Beispiel wurden Aufladestationen entlang der Autobahnen errichtet, aber nach den grundlegenden Berechnungen für einen realisierbaren Einsatz taucht eine ganze Reihe überraschender Probleme auf. Dann die Einbeziehung von Universitätswissen bei der Frage der Autonomie. Die Autonomie ist die Achillesferse der Elektromobilität.
Mit der Verringerung von Gewicht und Größe der Lithiumbatterien steigt die Nachfrage nach alternativen umweltfreundlicheren Transportmitteln. In der Zukunft werden wir saubere Energien und eine besser abgestimmte Umweltpolitik haben.
Ist Null CO2- Ausstoß kein Ziel für Eva Transportes in den nächsten Jahren?
Nein. Das wäre utopisch, wenn auch wünschenswert.
Utopien schaffen neue Realitäten…
Sehr oft… Die Reduzierung der CO2 Emissionen ist jedoch seit langem ein Schwerpunkt: durch Investitionen, Analyse des Kraftstoffverbrauchs, eine energieeffizientere Nutzung der Klimaanlage… haben wir unseren Teil dazu beigetragen. Natürlich haben wir noch viel umfassendere Ziele. Bei den Bussen, die für den innerstädtischen Betrieb in der Algarve eingesetzt werden, handelt es sich um relativ neue Fahrzeuge, im Vergleich zum Durchschnittsalter der restlichen Flotte. Diese Fahrzeuge erfüllen – zum größten Teil – den Euro-6-Standard.
Was hat sich seit 2015 positiv verändert?
Ich wünschte es wäre viel mehr. Die ständigen Verspätungen, die Bauarbeiten, die Streckensperrungen und der auf eine Richtung beschränkte Verkehr halten von einem Wachstum bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ab.
Die Bauarbeiten auf der EN 125 zogen sich durch Unterbrechungen in die Länge und erschwerten unsere Tätigkeit erheblich, da es an der Algarve unter den öffentlichen Transportmitteln auch keinen einzigen Meter Fahrspur für Busse gibt, trotz der systematischen Umsetzung einer Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Gibt es Verbesserungen?
Ja, der Verkehrsfluß ist heute besser, durch die Einrichtung von Kreisverkehren und die Begrenzung von Straßenkreuzungen. Es ist noch zu früh, um Vorhersagen zu machen, aber die durchschnittliche Geschwindigkeit ist höher.
Ideal wäre es über zusätzliche Fahrspuren nachzudenken…
Ideal wäre, wenn man sich um die Mobilitätsprobleme gekümmert hätte. Das Transportnetz in der Algarve ist sehr fein verzweigt. Die Verbindungen werden zwi-
schen den wichtigsten Städten gemacht. Nur wer nicht auf der EN 125 unterwegs ist, hat keine Ahnung wie anstrengend es ist, in den Sommermonaten beispielsweise die Strecke zwischen Faro und Albufeira zu benutzen. Die Autobahn Via do Infante ist keine Alternative. Sicherlich haben wir nach der Einführung der Autobahngebühren für unsere Fahrgäste – zum Beispiel mit dem Transrapid – einen direkteren Service angeboten, um die Kunden für dieses konkrete Angebot abzuholen, endet jedoch wieder alles auf der EN 125.
Ohne eine speziell für den öffentlichen Verkehr und Fahrzeuge mit Sonderrechten eingerichtete Spur, ist es im Sommer, mit der Beeinträchtigung durch die zahlreichen Stopps auf der Strecke, äußerst schwierig einen Zeitplan einzuhalten. Es ist menschlich fast unmöglich.
Da ist noch ein weiteres Problem: der Verkehrsbetrieb endet sehr früh…es gibt kein Angebot nach 20 Uhr, richtig?
Ja, wir fahren bis circa 20 Uhr.
Gibt es nachts keine Verbindungen?
Wir haben Nachtdienste auf kommunaler Ebene, vor allem im Sommer. Sie werden zwar mit Fahrzeugen und Personal von EVA ausgeführt, Servicedefinition, Preise und Strecken jedoch von den Gemeinden bestimmt.
Welche Möglichkeiten gibt es nach der Ankunft am Flughafen?
In Bezug auf die öffentlichen Transportmittel haben wir seit 2015 zwei Angebote: wir haben eine Haltestelle am Flughafen eingerichtet, für die Verbindung zwischen Sevilla und Lagos, drei Mal täglich. Seit Juni können die Fahrgäste in Olhão, Tavira, Portimão, Albufeira, Isla Canela und Isla Cristina aussteigen.
Der Próximo fährt bei idealen Verkehrs-bedingungen alle 15 Minuten vom Flughafen nach Faro und zurück, ein Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Eva und der Stadt.
Welche Änderungen würden Sie sich bis 2020 wünschen?
Ich wünsche mir sehr, dass die von AMAL seit Januar 2016 durchgeführte Mobilitätsstudie beendet sein wird, dass sowohl der städtische, als auch der regionale Personenverkehr gut und flüssig funktionieren, mit einer vereinfachten Fahrausweisregelung, die es erlaubt die selbe Fahrkarte in verschiedenen Transportmitteln und unterschiedlichen Bezirken benutzen zu können.
Eine Optimierung der Information wäre ein weiterer wichtiger Punkt. AMAL ist dabei eine App für Mobiltelefone zu entwickeln, die es ermöglicht, den Standort des Kunden zu erkennen und ihm die jeweils entsprechenden Transportangebote aufzeigen zu können.
Und schon im Oktober dieses Jahres werden wir mit den Arbeiten zum Umbau unseres Terminals beginnen, den Bereich der Kundenbetreuung neugestalten und die Abdeckung der gesamten Struktur erneuern. Wir werden das ganze Terminal mit Sonnenkollektoren ausstatten.
Wie stellen Sie sich den idealen öffentlichen Transport der Zukunft vor?
Dass ein umweltfreundlicher städtischer Transport mehr Wert auf sein Erscheinungsbild und die Frequenz der Verbindungen legt, so dass der Fahrgast nicht ständig auf die Uhr schauen muss.
Auch dass er mit dem interurbanen Transport vernetzt und dass es gemeinschaftliche Fahrkartenschalter mit Fahrkarten zu angemessenen Preisen geben wird.
Danke.