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Samstag, der 25. November 2023.

Die Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2015, (COP 21) die Begrenzung der Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius, möglichst sogar auf 1,5 Grad Celsius, im Vergleich zur vorindustriellen Normaltemperatur umzusetzen, ist nur zu erreichen, wenn die Menschheit fossile Brennstoffe durch grüne, saubere und nachhaltige Technologien ersetzt: z.B. in der Elektrizitätsproduktion, bei der Mobilität, in der Nahrungsmittelproduktion usw.  Klimaneutralität kann jedoch nicht allein durch Technologie und Marktgeschehen erreicht werden. Die Beteiligung von Bürgern und lokalen Gemeinschaften (Genossenschaften) in kommunalen Regionen sind entscheidend, um diesen Übergang demokratisch und gerecht zu gestalten und um sicherzustellen, dass alle – oder zumindest sehr viele Menschen – an den wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Vorteilen partizipieren. Der Einstieg in die Klimaneutralität kann bereits bei der Stromerzeugung beginnen.

In Portugal gibt es das Gesetz 162 aus dem Jahr 2019. Energiegemeinschaften  münden in ein vom Gesetzgeber kreiertes Genosssenschaftsmodell, das sich hervorragend dazu eignet, um Bürger und lokale Gemeinschaften direkt in Anlagen wie Solarkraftwerke oder Windfarmen für erneuerbare Energien einzubinden. Es nennt sich UPAC*. Da Energiegemeinschaften eine starke soziale Wirkung haben können, spielen sie eine wichtige Rolle in der Gesellschaft – über die Erzeugung sauberer Energie hinaus. ECO123 gibt in den kommenden drei Wochen zehn Gründe für die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Vorteile von Energie-genossenschaften! Beispiel 1: Dies ist auch die Geschichte des Erfolgs einer einzigen Genossenschaft, dem Vorreiter: Sie heisst Coopernico und sie feiert gerade Geburtstag, wird  zehn Jahre alt: https://coopernico.org. Sie begann ihre Arbeit lange bevor das Gesetz geschrieben wurde. Coopernico hat 4.487 Mitglieder und verkauft seine saubere Elektrizität an 3.900 Kunden, Stand 21. November 2023. Genossenschaften arbeiten transparent.

.*UPAC Unidade da Produção de Autoconsumo (Selbstverbrauch)

1. Energiegenossenschaften sorgen für lokale und saubere Energie

Mit ihren Projekten wollen die europäischen Energie-Genossenschaften in erster Linie ihren Mitgliedern den Zugang zu sauberer und lokaler Energie garantieren. Indem sie ihre eigene Energie produzieren, schützen sie ihre Mitglieder auch vor Preisschwankungen auf dem Energiemarkt, was besonders in Krisenzeiten, wie wir sie derzeit erleben, von hoher Bedeutung ist. Wie unsere Recherchen ergaben, waren beispielsweise in den vergangenen Jahren die Energiepreise der kommerziellen Energieversorger in Portugal, in Spanien und in Deutschland durchweg unbeständiger und teurer als die von Energiegenossenschaften.

Beispiel Nummer 2: schauen wir über den Tellerrand nach Norden, Richtung deutsch-französische Grenze, genauer gesagt nach Losheim am See in den Landkreis Merzig-Wadern. Dort gibt es auch so eine Genossenschaft, die für ihre 1.100 Mitglieder mit 22 Windrädern und einem sogenannten Bürgersolarpark (einem Solarkraftwerk) viel saubere Energie erzeugt: https://beg-hochwald.de/

Ist Elektrizität gleich Wasser? Das Modell der Energiegemeinschaft unterstreicht die Tatsache, dass Energie (Strom) ein gemeinsames Gut ist, zu dem jeder Zugang haben sollte. Es sensibilisiert die Mitglieder für das Recht auf Zugang, aber auch für die Verantwortung, Energie als knappes Gut zu behandeln, was Energieeinsparungen und Energieoptimierungen fördert.

2. Energiegenossenschaften mobilisieren lokales Kapital

Energiegenosssenschaften mobilisieren lokales Kapital, indem sie die Bürger und Mitglieder der lokalen Gemeinschaft befähigen, direkt in Projekte und Dienstleistungen zu investieren. Dadurch wird Elektrizität bisweilen auch um ein vielfaches preiswerter. Auf europäischer Ebene wird geschätzt, dass die Bürgerinnen und Bürger bis 2030 mehr als 200 Milliarden Euro für die Energiewende mobilisieren könnten.

Darüber hinaus wird durch die Investition von erspartem Kapital in lokale Projekte für erneuerbare Energien das auf den Banken liegende Geld reduziert und verhindert, dass diese es für die weitere Finanzierung von Energieprojekten mit fossilen Brennstoffen verwenden, die die Hauptursache für die aktuelle Klimakrise mit Hitzewellen, Dürren, Waldbränden und Überschwemmungen sind.

3. Energiegenossenschaften stärken die lokale Entwicklung

Durch ihre Projekte und Aktivitäten stärken die Energiegenossenschaften die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Unternehmen, unterstützen Schlüsselsektoren, schaffen neue Geschäftsmöglichkeiten und Synergien und fördern die Zusammenarbeit. Darüber hinaus schaffen Energiegemeinschaften durch ihre Investitionen neue Arbeitsplätze in den lokalen Gemeinschaften.

In den zehn Jahren ihrer Existenz generierte die portugiesische Energiegenossenschaft Coopernico fast 5.000 Mitglieder, die sich an ihrem Elektrizitätsversorger, der Genossenschaft, finanziell mit einer Einlage von mindestens drei Titeln (3 x 20 Euro)  beteiligten und Coopernico schuf darüber hinaus weitere Investitionsmögkichkeiten in Höhe von rund 2.2 Mio. Euro in diverse weitere solare Kraftwerke. Untersuchungen in der EU zeigen, dass gemeinschaftliche Energieprojekte zwei bis acht Mal mehr lokale Einnahmen generieren als ein Projekt, das von einem externen Akteur durchgeführt wird (wie Solar- und Windkraftprojekte gezeigt haben). Im Gegensatz zu großen privaten Versorgern wie z.B. der EDP, Uniper oder Iberdrola, die die erwirtschafteten Gewinne in der Regel nach außerhalb der Gemeinde oder des Landes transferieren (unabhängig davon, wo die Investition getätigt wird), schütten Energiegenossenschaften ihre Gewinne lokal aus. Ihre Überschüsse gehen in der Regel an die Mitglieder der Gemeinschaft, oder sie werden in lokale Projekte investiert, die sich an den Bedürfnissen der Gemeinschaft orientieren.

4. Energiegenosssenschaften tragen zum Schutz der Umwelt bei

Energiegemeinschaften sind in der Regel umweltfreundlicher als große börsennotierte Unternehmen, da sie kleinere und lokal angepasste Projekte entwickeln und deren Auswirkungen zuerst diskutieren, dann von den Bürgern selbst überwacht und bewertet werden. Schließlich sind es die Bürger, die über ihre eigene Umwelt entscheiden.

 

5. Energiegenossenschaften helfen, Energie zu sparen

Die sauberste Form der Energie ist die, die nicht verbraucht wird. Energiegemeinschaften informieren und sensibilisieren für das Energiesparen und fördern die rationelle Energienutzung ihrer Mitglieder. Untersuchungen zeigen, dass Mitglieder von Energiegemeinschaften weniger Energie verbrauchen als andere Verbraucher. Darüber hinaus entwickeln Energiegemeinschaften Projekte und Dienstleistungen zur Steigerung der Energieeffizienz und tragen mit innovativen Projekten und Lösungen, wie z. B. gemeinsamer Mobilität, Nachfragereaktion und Energiespeicherung, zu einem besseren Energiemanagement bei. Jeden Monat werden in Portugal neue Energiegemeinschaften ins Leben gerufen. Beispiel 3: die jüngste Initiative gründete sich am 16. November im Santa Casa da Misericórdia in Ovar, 40 km südlich von Porto im Norden Portugals, als jüngste Energiegemeinschaft. Die Gründungsmitglieder beschlossen, ein Solarkraftwerk mit 2.100 Solarmodulen zu installieren: mit einer Leistung von 1.207,5 kwp, was einer Reduzierung von 840 Tonnen CO2 pro Jahr entspricht, oder der Neupflanzung von 5.904 Bäumen. Wo ein Wille ist, da gibt es Wege, die CO2 Emissionen zu reduzieren.

Álvaro Silva, der Direktor des Santa Casa da Misericórdia in Ovar, betont: “Das Santa Casa ist sich der aktuellen Herausforderungen absolut bewusst. Der Anstieg der Energiekosten in den letzten zwei Jahren hat uns gezwungen, klare Entscheidungen zu treffen. Wir freuen uns über die Partnerschaft mit dem SES, (https://www.se-systems.pt/pt/comunidades-de-energia-1315/) denn sie wird sich sehr positiv auf die Senkung der Energiekosten der Einrichtung auswirken. Die Umweltkomponente ist eine ständige Herausforderung, und deshalb hat dieses Projekt den doppelten Vorteil, einerseits die Kosten zu senken und andererseits die Umwelt zu schützen: win-win.“

 

Diese Reportage über die Energiegenossenschaften wird nächste Woche fortgesetzt

 

Uwe Heitkamp (64)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.Translations: Dina Adão, John Elliot, Ruth Correia, Patrícia Lara, Kathleen Becker
Photos:dpa

 

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