Der Waldbrand im Monchique-Gebirge vom 3. bis zum 10. August des vergangenen Jahres, der mehr als 27.000 Hektar Forst und Land verwüstete, galt 2018 als die größte Klimakatastrophe Europas. In der Folge waren die unterschiedlichsten Schäden zu beklagen. Viele Menschen verloren ihre Habe, einige auch ihre Häuser und erhielten bisher keine nennenswerte Entschädigung, die ihnen irgendwie geholfen hätte, mit den erlittenen Verlusten umzugehen. Für viele Bürger ist das Maß gestrichen voll. Einige haben nun den Verein Monchique Alerta – Serra livre de incêndios (Gebirge ohne Waldbrände) gegründet. Da haben sich Menschen organisiert, weil Sie der Meinung sind, auf diese Weise ihren Teil für die notwendigen Verbesserungen einbringen zu können, um das Überleben der Bürger und des Landkreises zu sichern.
Am Freitag, dem 14. Juni 2019, zehn Monate nach den Waldbränden, die in und um Monchique wüteten, treffen sich 51 Mitglieder zur ersten Hauptversammlung und wählen einen Vorstand. In Monchique sind 74 Häuser vom Brand betroffen, 30 davon sind Hauptwohnsitz. Bisher wurde jedoch noch kein einziges zerstörtes wiederaufgebaut. Angesichts dieser Klimakatastrophe und der ständig wiederkehrenden Waldbrände scheinen einige Einwohner des Landkreises sich in einer Art Schockstarre zu befinden. Die Menschen sind verunsichert und müde, aber sie geben sich noch nicht geschlagen. Es muss ja weitergehen. Muss es? Seit Mitte Januar dieses Jahres traf sich eine immer größer werdende Gruppe von Menschen mit dem Ziel, diesen Verein zu gründen, um gemeinsam und vereint zu versuchen, zu verändern, was sie für falsch halten. “Diese Vereinigung wurde von einer Gruppe von in Monchique geborenen oder hier wohnhaften Menschen gegründet, die sich um ihr Lebensumfeld kümmern und etwas tun wollen, um die derzeitige Situation zu verbessern. Ich bin 56 Jahre alt und habe seit meiner Kindheit viele Waldbrände erlebt. Sie treten in bestimmten Zyklen auf, es passiert immer das Gleiche, die Brände wiederholen sich ständig und bis jetzt hat sich die Bevölkerung von Monchique damit abgefunden, zuzuschauen und Verluste wegzustecken”, sagt Filipe Duarte, Präsident des neuen Vereins Monchique Alerta. Die Fakten bestätigen seine Worte. In den letzten 15 Jahren kam die Serra de Monchique nicht zur Ruhe: Im September 2003 wurden etwa 41.000 Hektar Wald vom Feuer vernichtet (davon 320 km2 in Monchique) und mehrere Häuser brannten nieder, wobei in dem Jahr insgesamt 78% der Gemeinde Monchique in Flammen standen. Im Juli 2004 zerstörte ein weiterer Waldbrand noch mehr Häuser und es kam sogar zu Evakuierungen. 2016 brannte die Region wieder – dieses Mal neun Tage lang und es fielen 3.745 Hektar Wald und Gebirge den Flammen zum Opfer. Zwei Jahre später, im August 2018 ging der Albtraum weiter…
Neun Monate dauerte es, bis am 9. Mai endlich der Bericht der vom Parlament zur Analyse des Waldbrandes eingesetzten Technischen Kommission veröffentlicht wurde. Er nennt Funkenflug als wahrscheinlichen Auslöser des Brandes. Die Ursache? Eukalyptus hätte im Wind gegen Hochspanungsleitungen geschlagen. Gleichzeitig führt dieser Bericht gravierende Versäumnisse in den Bereichen Brandvermeidung und Brandbekämpfung auf. Das Fehlen von Brandschneisen, fehlerhafte Zivilschutzplanung und Brandbekämpfungsstrategie der verantwortlichen Zivilschutzbehörden in Bezug auf Organisation und Einsatz von Brandbekämpfungsmitteln, fehlende Prävention bei der privaten Waldpflege.
Filipe Duarte weist gegenüber ECO123 auch auf Fehler im Flächennutzungsplan hin, durch die eine unkontrollierte Ausbreitung von Eukalyptuspflanzungen ermöglicht wurde. Diese nehmen nun beinahe 80% der Fläche der Serra de Monchique ein und dominieren die Landschaft. “Kommunalpolitiker haben es nie geschafft, einen Ausweg aus dieser Situation zu finden, der mit Eingriffen in die Forstwirtschaft beginnen müsste. Das Problem ist immer das Gleiche. Es wird nichts getan, die dringend erforderlichen Brandschneisen werden nicht angelegt, nur ein Drittel der benötigten Schneisen ist bisher fertiggestellt. Was den Eukalyptus betrifft, so wird er angepflanzt, um verkauft zu werden. Das heißt, die Forstbesitzer fällen die Bäume, nehmen das für sie wirtschaftlich interessante Holz mit und lassen den Rest an brennbarem Material einfach dort liegen. Der Wald wird nie in Stand gehalten”, kritisiert er. Filipe Duarte ist nicht der einzige Bürger, der in diesem Landkreis der Algarve den Wunsch hat, die dringend benötigten Reformen einzuleiten. Unter den mehreren Dutzend Einheimischen und ausländischen Residenten, aus denen sich der Verein Monchique Alerta zusammensetzt, befindet sich auch die 67-jährige Maria Helena Cerqueira. “Ich hielt es für dringend notwendig, etwas Konstruktives zu tun. Ich erfuhr vom Zusammenschluss dieser Interessensgruppe und dem Interesse, einen Verein zu gründen. Ich dachte, dass ich einen aktiveren Beitrag leisten sollte. Als Verein agieren wir nicht einzeln, sondern in einer Gruppe, was ein ganz anderes Gewicht und einen anderen Stellenwert besitzt”, bekräftigt die Architektin und neue stellvertretende Vorsitzende.
Die Vereinigung „Monchique Alerta – Serra livre de Incêndios“ will den von den Waldbränden geschädigten Bürgern helfen. Filipe Duarte fügt hinzu, dass “einige alles verloren haben und zudem enorme Schwierigkeiten bei der Beantragung einer Entschädigung. Viele finden sich nicht in der damit verbundenen Bürokratie zurecht, fühlen sich alleingelassen und sind verzweifelt.”
Der neue Verein hat die Zusicherung von mehr als 100 Unterstützern und plant, ein konkretes Finanzierungs- und Arbeitsprogamm in die Tat umzusetzen, um kurz- und mittelfristig Abhilfe zu schaffen, auch einen umfassenden Schadensbericht. “Eines unserer Ziele ist, endlich Maßnahmen einzuleiten und mit unserer Vereinigung engagierter Bürger ein deutliches Zeichen zu setzten. Wir werden den Leuten helfen, die abgebrannten Häuser wieder aufzubauen.”
Am Samstag, dem 3. August um 11 Uhr eröffnet der Verein eine Fotoausstellung über den Waldbrand und organisiert eine Öffentliche Anhörung auf dem Largo do Chorões in Monchique. Es sprechen Zeitzeugen der Katastrophe und Waldbrandspezialisten wie Professor Domingos Xavier Viegas von der Universität Coimbra zu der Frage: Wie können wir künftige Waldbrände verhindern?