Samstag, der 20. April 2024.
Kennen Sie die Schönheit wilder Orchideen? Haben Sie sich schon mal aus Lindenblüten einen Tee gemacht? Kennen Sie die Riechkissen aus Lavendel, die Sie in den Schlaf begleiten? Wer die Natur liebt, bewegt sich behutsam und vor alle Dingen achtsam in ihr. Denn zwei Füße können eine wertvolle Pflanze, ein Kraut oder einen kleinen, gerade gepflanzten Baum zertreten. Um das während mehrerer Waldrände in 2003 und 2018 völlig zerstörte Gleichgewicht der Natur vor weiterer Zerstörung zu schützen, deklarierte der Herausgeber der Zeitschrift ECO123 ein Tal, das den Name Esgravatadouro trägt, zu einem Botanischen Garten. Es trägt den Namen des verstorbenen Künstlers und Gründungsmitglieds Carlos Abafa. Der Verlag kaufte das Tal. Nun, Botanische Gärten entstehen nicht von einem Tag auf den anderen. Dazu braucht es viele Jahre. Aber eine Transformation beginnt immer mit einem ersten Schritt und danach plant man viele weitere Schritte. Sind Sie interessiert?
Im Botanischen Barten von Lissabon begann man 1873 mit dem Auspflanzen von Bäumen. Es brauchte bis 1887, also fünf Jahre, bis der Garten eine Gestalt annahm. Dann brauchte weitere 100 Jahre Zeit, bis er langsam zu dem wurde, was er heute ist, ein Weltnaturerbe. In ihm wachsen heute viele Bäume, die aus Übersee nach Lissabon gebracht wurden. In Monchique hingegen sollen heimische Bäume im Mittelpunkt stehen. Es soll ein neuer diverser Wald mit allen einheimischen Baumarten auf einer Fläche von drei Hektar Land gepflanzt werden. Die Landschaft ist einzigartig. Auf dem Grundstück des Verlages entspringt eine Quelle, deren Wasser auf direktem Weg in einen Gebirgsbach mündet, der mitten durch den neuen Botanischen Garten fließt. Auf beiden Seiten des Baches gibt es genug Fläche, um rund tausend verschiedene Bäume auf diversen historischen Terrassen zu pflanzen. Machen Sie mit?
Wer macht mit beim Pflanzen des neuen Miyawaki-Waldes?
Die Vorarbeit ist getan. Auf dem gesamten Grundstück ist eine Sprinkleranlage installiert worden, um bei möglichen zukünftigen Waldbränden, das Risiko weiterer Zerstörung zu minimieren oder auszuschließen. Acht Sprinkler, die auf drei Meter langen galvanisierten Stahlrohren (1 ¼ Zoll) aufgeschraubt wurden, werden mit genug Regenwasser aus einer 50 m³ Zisterne versorgt und sprühen (falls Gefahr droht) bis zu 30 Meter weite Fontainen in den neuen Wald. Die Rohre aus PVC wurden in die Erde hinein verlegt. Das längste Rohr reicht bis zu einem Sprinkler, der 500 Meter am Ende des Gartens steht. Dazwischen stehen alle anderen Sprinkler. Kopieren erwünscht.
Nun sucht der Vorstand der Genossenschaft Esgravatadouro, Cooperativa do Ambiente CRL für den kommenden Winter bereits jetzt junge interessiere Klimafreunde, die bereit seid, ihre Bäume auf der untersten Terrasse in einen neuen kleinen Wald zu pflanzen. Um was geht es bei einem Miyawaki-Wald?
Professor Akira Miyawaki aus Japan gab dem Waldtyp seinen Namen. Er lebte von 1928 bis 2021 und war in seinem Beruf Botaniker und Vegetationskundler. Miyawaki bereiste in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die Welt, und kam auch nach Europa, um die diversen Wälder auf allen Kontinenten des Planeten genauer zu studieren. Geboren wurde Akira Miyawaki in einem kleinen Dorf im Westen der japanischen Hauptinsel Honshu. Er besuchte dort eine kleine Dorfschule und machte danach eine dreijährige Ausbildung an einem Landwirtschaftskolleg in Tokio.
Dann studierte er am Botanischen Institut der Universität Hiroshima. 1961 promovierte er. Nach einer Assistenz-Professur von 1962 bis 1973 leitete er bis 1993 das Institut für Umweltwissenschaften und Umwelttechnologie an der Staatlichen Universität Yokohama und bekleidete von 1985 bis zu seiner Emeritierung 1993 das Amt des Direktors. Ab 1993 war er Direktor des Japanischen Zentrums für Internationale Ökologie Studien (JISE). In 2006 gewann er den mit mehr als 300.000 Euro dotierten BLUE PLANET Preis für die Lösung globaler Umweltprobleme: es geht hier um die Pflanzung kleiner Wälder (tiny forests) von der Größe eines Tennisfeldes, entweder im urbanen Raum oder nach der Zerstörung einer Landschaft z.B. durch Waldbrände im ländlichen Raum, die durch spezielle Vorbereitung des Bodens, der großen Auswahl der Baumarten sowie deren dichte Setzung innerhalb weniger Jahre Klein-Biotope von hoher Biodiversität erreichen.
Wofür normale große Wälder rund ein Jahrhundert benötigen, auf das Wachstum bezogen,   erreichen Miyawaki-Haine innerhalb einer Generation von 20 Jahren. So einen kleinen Wald pflanzte der Herausgeber der ECO123 erstmals im Winter 2003 auf 2004 nach dem ersten großen Waldbrand von Monchique. Der Waldbrand von 2018 konnte diesen kleinen, feuchten Wald aus Linden, Eichen, Eschen, aus Mandelbäumen, Oliven, einigen Schirmpinien, einem Lorbeerbaum, einem scharzen Walnussbaum und anderen Baumarten nicht zerstören. Jetzt, in 2024 möchte Uwe Heitkamp sein Wissen und die Erfahrung mit Schülern und anderen in Monchique teilen.
Circa 200 junge Bäume (z.T. aus Samen selbst gezogen) mit 40 verschiedenen Baumarten auf einer Terrasse von einer Fläche von acht mal zehn Metern, der Grundfläche eines kleines Hauses, möchte ECO123 zusammen mit den Lehrern, ihren Schülern und interessierten    Leserinnen gemeinsam pflanzen und danach weiter betreuen. Das Projekt wird sich über drei Schuljahre von 2024 bis 2026 entwickeln, bis die kleinen Bäume immer weniger Betreuung benötigen und die Größe der Schüler erreicht haben, zuerst einmal pro Woche, am Ende noch einmal im Monat. Dabei lernen die Schüler auch, warum Bäume keine Beine und Füsse haben. Denn jeder Baum bekommt seinen ganz eigenen Platz im Wald. Wo und warum? Das werden alle gemeinsam lernen. Im neuen Botanischen Waldgarten in Esgravatadouro möchte ein Baum glücklich werden, ohne Waldbrände und mit genug Grundwasser.
www.florestanativa.pt/
Mehr Informationen jeden Samstagvormittag nach Voranmeldung im Botanischen Garten. Telefon 918 818 108, email: editor@eco123.info