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Editorial

NULL EMISSION

EDITORIAL Nr.33

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
Editor & Director

Wir haben uns vorgenommen, vom Jahr 2025 an, klimaneutral zu wirtschaften. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es einen Plan und den haben wir uns bereits im Jahr 2019 geschrieben. Wie wir das machen wollen, erzählen wir Euch in dieser Ausgabe. Seit 12 Jahren produzieren wir schon unsere eigene saubere Elektrizität. In 2010 und in 2011 haben wir in jeweils 20 Solarmodule investiert und auf zwei Nachführanlagen installiert. Das ist eine Technik, die rund 25 Prozent mehr Strom produziert, weil sich die Solarmodule nach der Sonne richten und sich langsam mitdrehen. Seitdem produzieren wir mehr saubere Elektrizität, als wir selbst verbrauchen, circa zweieinhalb mal soviel. Die Anlagen sind in der Zwischenzeit abgeschrieben, sie haben den CO2-Fußabdruck ihrer Herstellung bereits getilgt. Und sie arbeiten immer noch fehlerfrei, haben Stürme unbeschadet überstanden und auch einen Waldbrand in 2018. Nach jedem Gewitter schalten wir die Sicherungen wieder ein und produzieren weiterhin unseren eigenen sauberen Strom, wenn die Sonne scheint. Und sie scheint bei uns in Portugal an mehr als 300 Tagen im Jahr. Die Idee war, uns etwas unabhängiger von der Energieindustrie zu machen. Und das sind wir nun, unabhängig. Und seit 2016 fahren wir mit diesem Solarstrom auch ein Elektroauto (gratis!), wenn es denn fährt und es sich nicht vermeiden lässt.

Und vermeiden läßt es sich nicht, wenn wir eine gedruckte Ausgabe herausbringen. Dafür bauchen wir Recyclingpapier und Tinte, eine Druckmaschine und saubere Elektrizität und wir müssen die Zeitschrift zur Leserin bringen, das Abonnement per Post oder über unsere Vertriebskanäle zu den Kiosken. Das alles haben wir genau analysiert und auf das kg CO2 genau ausgerechnet. Denn was man genau messen kann, kann man auch reduzieren. Man muß sich nur die Mühe machen herauszufinden, wieviel CO2 in Haushalt, Büro, im Job und in der Mobilität usw. anfällt. Wir führen ein Fahrtenbuch, um genau zu wissen, wieviel Kilometer und wohin wir mit unserem Elektroauto fahren. Und diese Kiste ist auch bereits abgeschrieben, weil nach sechs Jahren und 95.000 km die Herstellung nicht mehr in den aktuellen Fußabdruck eingeht. Deswegen produzieren wir nicht mehr vier Ausgaben pro Jahr auf Papier, sondern sind nach drei Jahren Transformation in der Realität angekommen: ECO123 gab es letztes Jahr noch zwei Mal pro Jahr und jetzt gibt es uns im Jahr 2022 nur noch in einer einzigen gedruckten Ausgabe und die gedruckte Jahresausgabe erscheint von nun an immer zum Ende eines jeden Jahres, solange das Papier reicht: The Best of ECO123.

Gleichzeitig aber erscheinen wir seit 2020 online 14-tägig und wir setzen bis 2025 den Plan um, wöchentlich zu erscheinen. Es bleibt immer ein Rest an Emissionen und auch den können wir stetig noch verringern. Zum Beispiel, wenn wir uns fleischlos und von landwirtschaftlichen Produkten, die lokal erzeugt werden, ernähren. Also wir ernähren uns nicht von Tiefkühlkost und kaufen kaum Produkte, die viele tausend km transportiert wurden. Denn wer ein Stück Land besitzt und selbst Gemüse und Kartoffeln usw. anbaut, senkt weitere Emissionen. Deswegen leben und arbeiten wir in der Provinz, in Monchique und nicht in Lissabon. Und wir haben einen eigenen Wald, in dem wir diese Restemissionen mit jedem neugepflanzten Baum kompensieren: in unserem botanischen Waldgarten in Caldas de Monchique. Hier pflanzen wir mit unseren Lesern und mit unseren Anzeigenkunden einen neuen Waldgarten, denn jeder neue Baum schenkt uns Sauerstoff zum Atmen und transformiert unser CO2. Wenn Sie ECO 123 abonnieren, können Sie Ihren eigenen CO2-Fußabdruck weiterhin verringern. Pflanzen Sie mit uns Ihren eigenen Baum oder werden Sie Baumpatin, dann pflanzen wir den Baum für Sie. Und jedes Jahr erhalten Sie die Früchte des Baumes als Gewinn Ihrer kleinen, grünen Investition, z.B. in Olivenöl oder als Fruchtkörbchen mit Mandeln, Orangen oder Walnüssen. So reduzieren wir gemeinsam Schritt für Schritt unsere und auch Ihre Emissionen. Denn jeder intakte, grüne Mischwald bindet Wasser und ist die beste Klimaanlage für Mensch, Flora und Fauna. Die Frage, die ich mir dann immer stelle, lautet: Welchen Wert hat die Natur für mich?

 

 

Lügen zwecklos

Was bedeutet uns die Artenvielfalt wirklich?

Auf dem Feldweg zu Fuß über Land.

EDITORIAL Nr.32

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
Editor & Director

Manchen Journalisten sollte man den offiziellen Presseausweis erst einmal nur probehalber ausstellen. Die Begründung finden wir in der Bibel, in der wir den Satz finden „denn sie wissen nicht, was sie tun“. Manche Journalisten sind für den ehrenwerten Beruf so wenig geeignet wie Ärzte, die vom Pharmavertreter besucht werden und sich ein Geschenk aussuchen dürfen. Denn nur weil man einen Presseausweis besitzt und bei einer großen und  bekannten Wochenzeitung arbeitet, hat man noch lange nicht das Recht, den Abonnenten Märchen aufzutischen. Und ja, ich werde dort mein Abo kündigen und es damit begründen, daß ein guter Journalist sich immer aus mehreren Quellen informiert und seine besser informierten LeserInnen nicht an der Nase herumführen darf wie einen Elefanten durch die Manege eines Zirkus.

Wenn es im Eukalyptusforst der Firma Navigator, einem der weltweit größten Konzerne im Eukalyptus- und Papiergeschäft und einem der größten Großgrundbesitzer Portugals noch circa 240 Tierarten und auch rund 800 Pflanzenarten gibt, dann kann diese invasive Baumart Eukalyptus keinesfalls für die vielen Waldbrände in Portugal mitverantwortlich sein. Was will uns der Journalist Henrique Raposo (42) vom Expresso mit diesem verirrten Kommentar eigentlich erzählen? Ein Kommentar ist eine Darstellungsform, in der man sich ziemlich weit aus dem Fenster lehnen darf und bisweilen herausfällt und unsanft aufschlägt.

DE Ich frage mich nach der Lektüre, was haben die vielen Waldbrände Portugals (und weltweit) mit der Biodiversität zu tun, die es kaum mehr gibt? Welche seriösen Quellen benutzt ein Journalist für solch eine nicht seriöse Aussage? Es steht da nicht aufgelistet, bei wem er sich informiert hat. Wie transparent sollte ein Journalist mit seinen frei zugänglichen Quellen umgehen? Man muß kein Investigativjournalist sein, um einen Kommentar zu schreiben. Aber sollte ein Journalist dafür wenigstens sein wohltemperiertes Büro verlassen und sich selbst in den Wald begeben. Oder kann man die Recherche auch vom Schreibtisch via Internet führen? Wie viele seröse unterschiedliche Quellen braucht ein Journalist, um einen guten Kommentar zu schreiben? Gar keine? Gibt es denn beim Expresso einen Chefredakteur, der sich vor Abdruck eines Kommentars diesen selbst einmal durchliest, was der Kollege da so schreibt, oder wenigstens nachfragt, wie dieser zu solch einer Meinung kommt? Ist die Grundlage eine wissenschaftliche Arbeit oder wurde die Geschichte von einer PR-Agentur “eingekauft”? Natürlich hat der Verlust von Biodiversität etwas mit dem Artensterben zu tun.

Was für einen Unsinn muß ich also unter https://expresso.pt/opiniao/2021-09-06-E-se-a-industria-do-papel–e-do-eucalipto–for-fundamental-para-a-biodiversidade–e2791e15 lesen, den ein Journalist mit der Titel „Und wenn die Papierindustrie (Eukalyptus) fundamental für die Biodiversität stünde?“ versieht. Ich frage mich, ob er den Kommentar auch seinen zwei Töchtern abends vor dem Einschlafen erzählt, dann als Märchen auftischt? Oder ob er gesteht, daß er seinen Hintern nie hinausbewegt hat in die Welt des Waldes und sich nicht als Teil der Natur versteht, in Lissabon im klimatisierten Büro, das man für seine Recherchen nie verlassen muss, um über den Wald zu schreiben und sich durch die Natur zu bewegen, die man sich lieber – um bei der Bibel zu bleiben – untertan macht? In was für einem Wald, in was für einer Welt leben Sie, Henrique Raposo? Das frage ich mich beim Lesen des Expressos. Wie fern seid Ihr Euern Lesern mit der Verarschung in eine Frage gekleidet, ob Monokulturen der Papierindustrie die Biodiversität des Waldes garantieren?

Szenenwechsel. Wir Journalisten bekommen jeden Tag Post von Influencern. Eine Email mit Werbe-Informationen von Life, einer Agentur, die für Navigator arbeitet und einer anderen, die für Altri arbeitet und wiederum einer anderen, die für TetraPack, Bayer und Phillips arbeiten usw. Dieser Art von Influencern muß man als Journalist gegenüber immun sein oder werden. Dagegen gibt es keine Erst- und auch keine Zweitimpfung und auch keinen Boost. Das lernt man bereits im ersten Jahr seines Volontariats. Man ist es oder wird es ganz schnell. Doch wer einmal ein Geschenk annimmt, ist für immer verloren. Denn die Moral der Geschichte ist, daß es immer auch ein Geben nach dem Nehmen gibt. Denn was Influencer verbreiten, hat sich in den letzten Jahren wie eine Pandemie im Zeitungswesen ausgebreitet. Sie kaufen den Journalisten und seine Arbeit auf sanfte Art und Weise. Eine Einladung zum Mittagessen hier, ein Abendessen dort, ein Ausflug mit Übernachtung und einem kleinen Geschenk auf dem Nachttisch in irgendeinem von ihren Hotels. Die kleine Gefälligkeit, die sanfte Korruption gibt es natürlich auch im Journalismus. Ärzte bekommen Geschenke von der Pharmaindustrie und Journalisten eine kleine Aufmerksamkeit für eine Gefälligkeit beim Schreiben. Es kommt darauf an, wo man schreibt. Wer bereits bei einer bekannten Wochenzeitschrift gelandet ist, dessen Meinung steht hoch im Kurs: mit mehr „likes“ in den sozialen Medien. Die Frage lautet: wie manipulieren wir die LeserInnen am geschicktesten?

Doch solchen Unsinn, den die PR-Agenturen aus London,  Lissabon und Porto verbreiten, glaubt kein Einheimischer in der Provinz und vor allem keiner, der Ahnung vom Wald hat. Wer Eukalyptus anbaut, will damit einfach nur Geld verdienen. Seien wir ehrlich und versuchen wir keine ethisch-moralische  Begründung auf der Basis von Biodiversität und Nachhaltigkeit, den die Agenturen uns Journalisten seit letztem Jahr einzureden versuchen, um uns den kühl rechnenden Papierproduzenten wärmstens zu präsentieren. Es geht im Wald nur noch um Geld und um nichts mehr. Das reicht auch schon, ist aber für die Gegenwartsbeschreibung nicht sexy genug. Es fehlt die Romantik. Wald steht auch hoch im Kurs für Natur und Schönheit, jedenfalls bei sogenannten Freunden der Natur, bei Umweltschützern ebenso wie bei Urlaubern. Und intakter Wald kommt auch im Naturtourismus gut an. Wir Menschen brauchen eine intakte Beziehung zur Natur. Also lügen wir uns was in die Tasche. Denn alles was Geld bringt, zählt. Auch wenn der Wald nur Deko ist und von Journalisten positiv beworben wird, läßt sich die Welt dahinter als Greenwashing nachhaltig verkaufen. Das hat bereits Disneyworld vor einer Generation herausgefunden und schnell noch ein paar Plastik- und Plüschtiere hinter Plastikbäumen und Büschen aufgestellt.

Wir bei ECO123 kriegen unsere Hintern wirklich noch aus dem Büro und schreiben über das wirkliche Leben im Wald. Wir sind nicht bestechlich, dafür aber neugierig. Dieses Mal sind wir 120 km zu Fuß unterwegs, und nicht nach Glasgow geflogen, um herauszufinden, in welcher Situation sich der Wald im Zentrum des Südens nach dem Sommer des Jahres 2021 befindet. Wir beginnen in Monchique, im Westen des Südens und sind bis Baranco do Velho in der Serra de Caldeirão durch Portugals Süden zu Fuß gelaufen. Und dabei kam uns eine Idee. Davon lesen Sie in dieser Ausgabe. Viel Freude beim klimaneutralen Zu-Fuß-Gehen auf dem alten, vergessenen Vinzenzweg, einem Feldweg, den die Mittwochs-Wanderer* zu Beginn der 90er Jahre wieder ausgegraben haben und der seit 2008 vom Verein Almargem als Via Algarviana verwaltet wird. Es gibt für einen Journalisten nichts Schöneres, als die Tür des Büros hinter sich zuzuziehen und sich gutes Schuhwerk zu besorgen, um selbst einmal nachzuschauen, wieviele Tiere und Pflanzen es im Wald wirklich noch gibt. Bitte begleiten Sie uns auf dieser Reise.

* Die Mittwochs-Wanderer waren hauptsächlich an der Algarve lebende Briten, Niederländer Portugiesen und Deutsche, die den Mittwoch zu ihrem freien Wandertag in der Natur gemacht haben. Dafür haben sie dann eher sonntags gearbeitet, wie das so üblich ist in Portugal.

Muß man Schulden zurückbezahlen?

EDITORIAL Nr.31

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
Editor & Director

Wir schreiben über glückliche Wälder und Menschen, über die wunderbare Vielfalt von Flora und Fauna ebenso wie über Monokulturen und über den wachsenden Widerstand gegen die industriellen Plantagen der Papierindustrie. Bäume pflanzen, nur um daraus Papier zu machen? Wir schwören auf Waldgärten, in denen Milch und Honig fließt und die Mensch und Tier ernährt.

Ein ganzes Leben kann sich innerhalb von Sekunden ändern. Der Freund und Kollege wollte nach dem Mittagessen noch kurz einen Ast absägen gehen, der von einem Johannisbrotbaum das Dach des Hauses berührte und bei Sturm immer die Dachziegeln kaputt machte. Er stellte die Leiter an das Haus und kletterte die drei Meter hoch. Dann rutschte die Leiter ab. Er fiel auf den Steinboden und verletzte sich tödlich. War es das?

Nein. Wollen wir immer so weitermachen, als sei nichts geschehen? Zurück zum business as usual? Das Jahr 2021 wird in vielerlei Hinsicht als ein Jahr in die Geschichte eingehen, in dem sich die Dinge im Kleinen wie im Großen ändern sollten, selbst wenn wir es nicht bemerken. In der Wirtschaft nennen wir das The Point of No Return. Beim Klima, bei dem viele Faktoren eine Atmosphäre ausmachen, ebenfalls. Es kommt darauf an, was wir wirklich wollen. Eine Krise  folgt der anderen, und wenn wir die Welt und die Menschen einmal genauer betrachten – Zeit hatten wir dazu nun genug – fällt einem auf, daß es keine wirklichen Lösungen mehr für diese vielen Krisen gibt. Die Rezepte, z.B. Schulden machen, mit denen wir das Leben meistern wollen, haben alle eines gemein: sie sind nicht vollkommen oder nachhaltig und helfen nicht wirklich. Wir sitzen auf dem Ast und sägen uns diesen gerade ab, egal was wir machen und wie wir es machen. Wir fallen durch Schwerkraft, weil wir von Geburt und Natur aus nicht fliegen können, nach unten. Der Aufschlag dann ist hart. Selbst die Erfindung des Flugzeugs kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß wir selbst gar nicht fliegen können. Warum jetzt auch noch Zeit und Geld investieren, um Autos ohne FahrerInnen über die Straßen zu schicken? Sowas krankes nennen wir dann auch noch Künstliche Intelligenz und nicht künstliche Dummheit. José Saramago fand dafür den Titel Stadt der Blinden. Also, wo liegt die Lösung? Die Menschen sehen immer im Fortschritt und in der Technik die Lösung. In Geld?

Was wäre denn, wenn wir einfach mal gar nichts machen würden. Nichts machen? Zum Stillstand kommen. Uns eine Auszeit nehmen? Das ist uns noch gar nicht in den Sinn gekommen, nicht wahr? Wir wissen gar nicht, wie das geht. Aber das Rezept, ein Land, ein Universum, den Menschen zum Einhalten zu bringen, könnte die Basis für die Lösung sein. Warum suchen wir immer nur nach dem Fortschritt? Weil wir immer irgendwie und irgendwo nach dem tieferen Sinn unseres Seins suchen und es nur im Geld verdienen finden. Nicht mehr arbeiten zu gehen, keine Steuern mehr bezahlen, sich befreien von aller Schuld, Last und Pflicht: das kommt uns gar nicht in den Sinn. Wie auch? Aus dem Rad springen und mal einhalten und nicht immer so weitermachen, als wüßten wir wirklich immer, wo es lang geht. Es gibt Krisen, da offenbart sich unsere völlige Orientierungslosigkeit. Wir haben den Kompaß verloren – und das schon eine ganze Weile lang – wir haben es nur immer noch nicht bemerkt. Schauen wir nur in uns hinein. Und machen wir mal nichts anderes nebenbei.

Kein Geld auf der Welt kann eine Krankheit kurieren, wenn wir immer weiter unsere Lebensgrundlagen damit zerstören. Und doch denken fast alle in diesem Augenblick, wo wir das lesen und das leben, an nichts anderes. Denn wir brauchen Geld, um uns Essen zu kaufen, Kleidung, Medikamente, um Kredite abzubezahlen und noch so vieles mehr. Es gibt die widersprüchlichsten Aussagen über Geld. Sicher ist, daß man es nicht essen kann. Und ob Zeit wirklich Geld ist, auch dieser Frage gehen wir in dieser Ausgabe nach. Und ob ohne Moos nichts los ist, stellen wir ebenfalls zur Diskussion. Was ist Geld? Ein Rauschgift?

Mir kam da eine Idee. Als ich begann, in diesem Jahr immer langsamer zu werden, habe ich noch einmal David Graebers Buch ‘Schulden – die ersten 5000 Jahre’ aus dem Bücherregal genommen. Wer David Graeber noch nicht kennt, er hat 2011 das wegweisende Buch über GELD geschrieben und ist dabei in das Archiv der Menschheit hinabgestiegen, das sich mit der Geschichte der Schuldenfalle beschäftigt. Es gibt auch andere Vordenker. Jedem Menschen das seine. Aber wir alle sollten uns diese Frage nach dem WARUM wirklich einmal stellen. Warum sollen wir immer so weitermachen und unsere Welt, unsere Basis, damit immer weiter zerstören? Wir Menschen sind nicht nur viel zu viele auf diesem schönen Planeten, den wir Erde nennen, wir leben auch falsch. Nur wenn diese Erkenntnis in uns reift, werden wir fähig sein, uns Zeit zu nehmen, über echte Lösungen nachzudenken … und diese umzusetzen.

Klima, Wald und Mensch

EDITORIAL Nr.30

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
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Wir schreiben über glückliche Wälder und Menschen, über die wunderbare Vielfalt von Flora und Fauna ebenso wie über Monokulturen und über den wachsenden Widerstand gegen die industriellen Plantagen der Papierindustrie. Bäume pflanzen, nur um daraus Papier zu machen? Wir schwören auf Waldgärten, in denen Milch und Honig fließt und die Mensch und Tier ernährt.

Apropos Nahrung. Immer mehr Menschen boykottieren den Lebensstil unserer Wegwerfgesellschaft. Stattdessen schauen sie mal in die Mülltonnen der Supermärkte. Denn auch dort liegt ein Großteil unserer Ressourcen. Was macht Nahrung in Mülltonnen? Was ist Freeganismus?

Wir erzählen die Geschichte des Waldes. Wussten Sie, daß sich der portugiesische Wald zu 98% in Privatbesitz befindet? Was bedeutet das für den Wald und was für deren Besitzer? Und aufgepasst. Durch mehrere erfolgreiche Crowdfunding-Kampagnen erwerben immer mehr gemeinnützige Vereine (z.B. Milvoz in Coimbra) Waldflächen, roden den Eukalyptus und forsten mit heimischen Baumarten wieder auf. Renaturisieren heißt das. Ziel sind robuste Mischwälder. Und dann ist da noch GEOTA (siehe Reportage auf www.eco123.info). Sie forsten nachhaltig auf, nach den Waldbränden. Jeder von uns kann jeden Tag etwas in seiner Welt zum Besseren verändern. Wir haben das Glück, selbst entscheiden zu können, wo und wie wir leben und welche Spuren wir hinterlassen.

Werden die Gesetze der Natur durch die Gesetze der Marktwirtschaft abgelöst? In Portugal wird seit vielen Jahren verbrannter Wald mit Eukalyptus wiederaufgeforstet und dann in regelmäßigem Abstand von acht Jahren wieder abgeholzt. Eukalyptus bringt der Papierindustrie viel Geld. Doch das Risiko ist hoch, wie an den Börsen. Denn Waldbrände zerstören riesige Waldflächen und pressen immer mehr CO2 in die Atmosphäre. Sie hinterlassen Zerstörung und Verwüstung. Was bleibt, sind invasive Monokulturen von Eukalyptus und Akazien. Immer mehr Einwohner flüchten vom Hinterland in die Stadt. Dort vermehrt sich die Menschheit munter weiter. Das ist die prekäre Situation unseres Biotops Erde, das der Mensch immer mehr aus dem Gleichgewicht bringt: immer weniger native Mischwälder bei immer mehr Menschen in Städten und immer mehr Wüsten im Hinterland. Die Ursachen sind vielfältig: sie reichen von völlig unzureichenden Gesetzen zum Schutz der Wälder (Rede Natura 2000) über die Achtlosigkeit gegenüber der Natur bis hin zur Gier und dem daraus resultierenden Klimawandel. Die gewerbliche Nutzung des Waldes in Form von Holz ist eine der Hauptursachen. Für die meisten Forstbesitzer sind Wälder nur eine Ressource, die Einnahmen garantieren. Doch der Wald ist viel mehr als eine Ressource zum Geldverdienen. Wie steht es um seinen Schutz?

Wald oder Wüste? In Portugal mit einer Landfläche von 92.256 km2, so berichtet der ICNF* in einer Anfrage gegenüber ECO123, wird die Wüstenbildung noch in diesem Jahrzehnt auf 60% der Staatsfläche anwachsen, hauptsächlich im Hinterland. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts, gibt es noch etwa drei Billionen Bäume auf unserem Planeten, viele davon leider in lebensfeindlichen Monokulturen. Auf einen Menschen kommen so in etwa 400 Bäume bei einer Weltbevölkerung von aktuell 7,8 Milliarden. Allerdings hat sich die Gesamtzahl der Bäume seit Beginn der menschlichen Zivilisation bereits halbiert. Und die Menge der Bäume reduziert sich weiter. Im Sekundentakt werden native Wälder abgeholzt. Weil es Geld bringt?

Geld kann man nicht essen. Stirbt der Wald, stirbt der Mensch. Ökosysteme wie die Wälder, mit einer langen Lebensspanne, sind anfälliger für die relativ schnellen Veränderungen des menschgemachten Klimawandels. Wälder lieben Feuchtigkeit und Regen im Wechsel mit Sonnenschein, ein ausgewogenes Klima. Bäume werfen ihre Nadeln und Blätter ab, wenn sie gestresst werden. Wald ist zumeist dort krank, wo der Mensch sich einmischt. Die Gefahren von Waldbränden begleiten uns, auch weil Trockenheit und Dürren zunehmen. Wälder übernehmen zahlreiche wichtige Funktionen in den Ökosystemen – Über die Photosynthese produzieren sie Sauerstoff und Biomasse. Sie halten Frischwasser zurück. Wald dient vielen Tierarten und dem Menschen als Heimat, als Zuhause, ist Zufluchts- und Sehnsuchtsort. Wälder beeinflussen das Wettergeschehen und binden Kohlendioxid. Nur durch eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes einerseits und durch konsequent angewandten Naturschutz, garantiert durch klare Gesetzgebung und deren konsequente Befolgung andererseits, können diese Funktionen von den Wäldern auch noch in Zukunft erfüllt werden. Der Wald in Europa speichert circa 362 Millionen Tonnen CO2 im Jahr. Das sind etwa knapp zehn Prozent der Emissionen. Gesunde Wälder können den Klimawandel minimieren und bewältigen helfen – kranke Wälder verschärfen. Wald, Klima und Mensch stehen im Mittelpunkt dieser Edition. Besuchen
Sie uns auch auf www.eco123.info.

*Institut für Naturschutz und Forstwirtschaft

 

HABEN oder SEIN?

EDITORIAL Nr.29

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
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Was unterscheidet uns von den anderen? Guter Journalismus sollte ein Spiegel des Geschehens sein. Wir schauen hinein und sehen die Welt wie sie wirklich ist. Die Welt, in die wir jedoch schauen, wenn wir Journalismus und soziale Medien konsumieren, ist eine Welt, über der dichter Nebel liegt. Wie in der Klimakrise. Wo sind die Lösungen? Über allem liegt die negative Seite des Lebens. Was fehlt, ist die langfristige Perspektive, sind die Hintergründe, sind die Zusammenhänge, ist der Optimismus. Journalisten arbeiten gegen die Uhr. Wer zwingt sie dazu? Breaking News finden Sie nicht bei ECO123. Wir vermitteln Informationen, die auch morgen noch aktuell sind. Immer schneller, immer mehr und immer größer? Nicht bei ECO123. Wir  lichten den Nebel und berichten mit Fakten über Menschen und Ereignisse, die uns einen tieferen Sinn geben und nachhaltige Perspektiven. Und wir sind optimistisch. Deshalb erzählen wir Geschichten des Gelingens. Denn es gibt auch diese andere Seite des Erzählens.

Stellen Sie sich mal vor, Sie würden ihren Kindern immer nur sagen, was sie verkehrt machten. Wenn das die einzige Art wäre, wie wir Kinder erziehen, würden diese als schlecht gelaunte Menschen heranwachsen. Und viele sind jeden Tag schlecht gelaunt. Wenn wir jeden Tag nur und immer wieder mit Problemen konfrontiert werden und nicht auch mit Lösungen, lernten wir nie das Gegenteil von Ärger kennen, die Zuversicht, lernten wir nie, wie sich Glücklich-Sein anfühlt. HABEN ODER SEIN? Das ist die Frage über allem, der wir uns dieses Mal stellen.

Wie sehen wir diese, unsere Welt heute? Ist diese Welt wirklich so furchtbar, schrecklich, entsetzlich, abscheulich,  grauenhaft, grausam? Und morgen soll es noch schlimmer kommen?  Selbst wenn ein großer Teil davon stimmt, ist unsere Welt nicht auch wunderbar, schön, herrlich, einmalig und zum Guten, zum Besseren veränderbar? Wir lesen Geschichten über Gewalt und Rassismus, über Kriminalität und Mord bis hin zu Lebensmitteln, die in der Mülltonne landen und vieles mehr. Aber kaum eine Geschichte berichtet über die Hintergründe und Zusammenhänge und wie wir Probleme zu lösen imstande sind. Wir sind doch nicht als Opfer in diese Welt hineingeboren. Journalisten sollten Leser ermutigen mitzumachen, aktiv zu werden. Das wäre der tiefere Sinn, den Journalismus zum Ziel haben sollte. Projekte recherchieren, wie, wo und warum Lebensmittel nicht einfach weggeworfen werden, sondern wiederverwendet oder gar nicht erst hergestellt, Ressourcen in der Erde gelassen werden oder warum es so wichtig ist, Tiere leben zu lassen auch und insbesondere, Wildtiere. Artenvielfalt. Gesunde Ernährung ist fleischlos. Saubere Mobilität ist elektrisch, wenn Strom regenerativ produziert wird. Die Covid-19 Pandemie hat auch etwas Gutes, nicht wahr? Sie gab uns allen mehr Zeit zum Denken. Die sinnvolle Nutzung von freier Zeit!

Die Folge von negativem Journalismus ist, dass Menschen die Welt auch negativ sehen. Deshalb blickt ECO123 tiefer, nimmt sich Zeit zu umfangreichen Recherchen, ist authentisch und ja, noch einmal, auch optimistisch. Optimismus gibt positive Energie. Auf diese Weise verändern wir die Welt zum Besseren. Der Spiegel der Realität ist, wie wir diese Welt betrachten, wie wir sie uns machen und wie wir uns in ihr sehen. Wir lesen immer wieder über Politiker, die lügen und betrügen und geben dem sehr viel Raum – aber wir lesen kaum etwas über all jene Menschen, die ehrlich arbeiten und sich um die Lösungen von  Problemen ernsthaft und zielstrebig kümmern. Und dann noch das Spiel der Journalisten mit der Angst: Journalisten haben es in der Hand, ihre Leser zu sensibilisieren und die Informationen auszuwählen, um keine Angst, keine Missgunst, keinen Neid und keine Gier zu schüren, im Gegenteil: wir alle haben es in der Hand und im Kopf, unseren Lesern wohlwollend und geduldig vom Guten in dieser Welt zu berichten, ohne das Schlechte dabei zu vergessen.

Denn es geht um Lösungen und nicht um die Darstellung ungelöster Probleme, mit denen wir unsere Leser leider sehr oft allein lassen. In dieser Ausgabe berichten wir über Vielfalt – auch wenn Sie eine Reportage über Monokulturen zu lesen bekommen, schauen wir hinter die Kulissen von sauberem Strom, sauberer Mobilität und entwickeln Zukunftsperspektiven für intelligente und aktive Menschen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und … schauen Sie gelegentlich mal in unsere Online-Ausgabe www.eco123.info. Dort finden Sie jeden Samstag aktuelle Geschichten des Gelingens.

50 Jahre RTA

EDITORIAL Nr.28

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
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Herzlichen Glückwunsch. Ihr habt es geschafft, eines der schönsten Gesichter Portugals sehr alt aussehen zu lassen. Dem Gesicht der Algarve sind die Strapazen an allen Stellen anzusehen. Da helfen auch kein Make-up und kein Botox mehr, wohl aber ein tiefer Blick in den Spiegel und zurück durch all jene Jahre, die den Niedergang kennzeichnen.

Die RTA (Tourismusbehörde) hat die Türen dafür geöffnet, eine der schönsten Landschaften dieser Erde kaputtzubauen. Mit der Immobilienspekulation an der Küste begannen die Hochhäuser aus dem Sand zu sprießen. Heute bestehen die Strandpromenaden zumeist aus Beton und Teer; Blechlawinen von Autos mit Staus; LKW’s transportieren die Lebensmittel von weit her in die Einkaufszentren, die ohne den Tourismus nicht existierten. Der Tourismus ist der größte Arbeitgeber und der größte CO2 Emittent; weltweit verantwortlich für circa acht Prozent der Klimagase. Ohne Tourismus gäbe es kein Raynair. Der Tourismus ist seit 50 Jahren verantwortlich für Wasserverschwendung und Müllberge. Wenn die Millionen Touristen kommen, laufen die Kläranlagen, wo es sie denn gibt, auf Hochtouren. Und die Touristen selbst? Sie fahren in ihren Mietautos und Bussen von A (wie Albufeira) nach B und C (wie Cabo São Vicente) hin und her und wieder zurück. Wofür und warum? Um Portugal kennenzulernen? Wohl kaum. Was macht man denn so im Urlaub? Delphine in künstlichen Schwimmbecken für irgendwelche Shows begaffen und auf Wasserrutschen durch Kurven brettern, um sich irgendwie die Zeit zu vertreiben? Machen wir uns nichts vor. Tourismus ist nicht viel mehr als ein Geschäft, wie Kirmes.

Hier und da dekoriert eine Palme das Multimillionen-Business. Alles, was es im Gemischtwarenladen Algarve zu erwerben, zu vermieten und zu konsumieren gibt, ist ohne tieferen Sinn und dient nur dem Kommerz: von der Autovermietung bis zur Ferien-Immobilie, von der Bootstour über das Surfen bis zum sogenannten Natur-Tourismus. Schon die Wortschöpfung ist ein Betrug in sich, denn Natur und Tourismus schließen sich aus. Es geht doch nur ums Geld. Das ganze Theater, das der Tourismus und seine Industrie einem vorspielen, basiert auf Werbung und der Kommerzialisierung von Schönheit. Doch die gibt es an der Algarve südlich der EN125 nicht mehr. Nach 50 Jahren ist nur das Kohle machen übrig geblieben, losgelöst von allem. Ob der Vergleich passend ist oder nicht: auch Prostitution arbeitet nach derselben Methode. Zwischen den Stoßzeiten, meist im Winter, kann man sich ein wenig ausruhen und durchatmen für den Ansturm im nächsten Sommer. So wird man 50 Jahre alt und dann? Wer einmal diese Bühne betreten hat und backstage gegangen ist und sich die Show von der anderen Seite aus angeschaut hat, merkt ganz schnell, dass Tourismus ein kaltes und leeres Geschäft ohne jedwede Ethik ist. Wie gesagt, auch in der Prostitution hilft ein schönes Gesicht bei der Vermarktung von Sex. Es ist die Vermarktung eines Traums, der schon bald im Alptraum enden könnte, denn die Algarve ist eine Region, die sich nicht einmal mehr selbst ernähren kann, wenn was schief laufen sollte. Und das könnte es. Stellen wir uns nur vor, dass in den kommenden zehn Jahren immer weniger Flugzeuge nach Faro fliegen werden, auch weil die Emissionswerte des Kerosins besteuert werden und die Flugtickets teurer werden. Auch die Besteuerung des Flugbenzins könnte ein Thema werden. Denn die Ressourcen haben ihren Preis. Und dann? Aus der Traum? Das Theaterstück Urlaub wird auf niedrigerem Niveau stattfinden? Stehen die Betonklötze, die schon jetzt nur zu 55% ausgelastet sind, dann völlig leer?

Wir Menschen denken, es ginge immer so weiter mit dem Hin- und Herfliegen von Irgendwo nach Nirgendwo. Was, wenn mal nicht? Was Touristen passieren kann, die eine Pauschalreise gebucht haben und im Urlaubsort dann auf den Flieger warten, weil das Reiseunternehmen Konkurs geht, steht ganz am Ende einer Reise und auf einem anderen Zettel mit dem Kleingedruckten. Aber auch der Anfang hat es in sich. So ein Anfang beginnt beispielsweise in einer Lagune wie Salgados, in der Mitte der Algarve, im letzten Vogelschutzgebiet der Region, einem Feuchtbiotop von 359 Hektar Land zwischen Armação da Pera und Albufeira. In diesem Theaterstück wird gerade der letzte Akt geprobt. Noch mehr Immobilien? Im Interesse Portugals? Es ist nur noch eine Frage der Zeit und des Geldes, ob es eine Tragödie oder ein Happy End geben wird. Von diesen Tragödien hat es schon zu viele in den letzten 50 Jahren der Algarve gegeben.

ECO123 stellt aus aktuellem Anlass in seiner Winterausgabe einmal die ganze Tourismus-Kirmes infrage, auch weil es keine anderen Publikationen in Portugal tun. Es bleibt uns auch gar nichts anderes übrig, denn Journalismus soll gut und nicht käuflich sein. Die RTA wird 50 Jahre alt. Da gibt es wieder viel Werbung. Na dann: Gute Reise!

Die große Verunsicherung

EDITORIAL Nr.27

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
Editor & Director

Eine Spaltung zerreißt das Land. Im Hinterland, weg von der Küste und seinen Städten, verläuft eine Spaltung, nicht nur zwischen Reich und Arm, sondern auch zwischen Stadt und Land. Ein Journalist, der darüber berichtet, hat herausgefunden, dass die Leute in den Städten gar nichts davon wissen, wie es draußen auf dem Dorf und drinnen in der Provinz aussieht, wie es sich dort lebt und arbeitet. Und umgekehrt? ECO123 fragte einen sehr erfahrenen Menschen aus dem Hinterland, warum er in seinem ganzen Leben noch nie ein Flugzeug bestiegen hat und warum er sich zuhause in seinem Dorf so viel wohler fühlt, als andere im Urlaub oder in der lauten, dreckigen Stadt. Und dass er nur einmal in seinem ganzen langen Leben in den Bus steigen musste, um mit den Einwohnern seines Dorfes bis nach Fátima zu kommen.

Man kann davon ausgehen, dass auch im Hinterland Portugals ein Gebäude oder eine Wohnung gegen Erdbeben, Hochwasser, Einbruch und gegen Feuer versichert sind, wie in den Städten auch: in Portugal wie im Rest Europas. Viele Häuser in Monchique (Pedrogão Grande u.a.) aber sind es nicht. Von den 71 abgebrannten Gebäuden während des großen Waldbrandes in 2018 waren nur drei versichert. Was für ein Glücksfall für die Versicherungen! Was für ein Pech für die Besitzer und ihre Mieter, die ihre Häuser und Wohnungen verloren haben! Sie verloren nach dem Waldbrand das Dach über dem Kopf und ihr ganzes Hab und Gut. Und nun? Sollte der Gesetzgeber eine Gebäudeversicherung nicht zwingend vorschreiben, wie bei den Autos?

Die vielen Feuerwehren, die zum Löschen nach Monchique kamen, aus dem Großraum Lissabon und Porto hatten keinen blassen Schimmer davon, wo sie eigentlich hinfuhren und was sie dort löschen sollten. Abenteuer sehen anders aus. Sind Feuerwehrleute aus der Stadt so viel inkompetenter als Feuerwehren auf dem Land, die den Wald wie ihre Westentasche kennen? Der Kommandant der Feuerwehr in Monchique spricht Tacheles gegenüber ECO123.

Das könnte so für sich stehen und wirken, wären die Hintergründe nicht so vielschichtig. Die Geschichte selbst beginnt eigentlich erst hier und an dieser Stelle spannend zu werden – mit der Frage – warum haben die Zivilschutzkommandos aus Faro und Lissabon (Städte) Monchique (Dorf) abbrennen lassen und für Jahre unbenutzbar gemacht? Und anders herum, warum waren diese Häuser nicht versichert? Wenn im Leben grobe Fahrlässigkeit bei Katastrophen dieser Art im Spiel ist, stellt sich auch immer die Frage nach der Achtsamkeit und rückt in den absoluten Mittelpunkt der Betrachtungsweise. Wie viel CO2 verursacht ein Waldbrand? Das hätten wir gern António Costa gefragt, der jetzt wiedergewählt werden will. Er hat immer noch Angst vor einem unbequemen Interview. Und noch einmal: ist es sinnvoll, das Geld für eine Versicherungsprämie zu sparen, wenn man weiß, dass es alle paar Jahre im Hinterland lichterloh brennt, auch weil der im PSI20 an letzter Stelle der Börse notierte Konzern The Navigator Company (Semapa/Portucel) dem Land den Eukalyptus diktiert wie zu besten Zeiten Salazars? Kann man all dieses Verhalten als grob fahrlässig bezeichnen und als gierig?

Das andere ergibt sich aus der Bauweise vieler Häuser, die abbrannten und aus deren Umgebung. Viele der Häuser waren nicht so gebaut, wie man Häuser in Waldbrandgebieten bauen darf: Dachstühle aus Holz, brennbarer Baumbestand und nicht instandgehaltenes Unterholz in der Nähe der Häuser und Straßen. Landflucht in die Städte, Eukalyptus wuchert überall. Keine Chance für die paar Menschen in den Dörfern, dem Feuer etwas Starkes entgegenzusetzen. Häuser, das sollten die Architekten nun endlich wissen, müssen von jetzt an feuerfest gebaut werden. Und noch was und damit beginnen wir diese Ausgabe, es gibt wirklich einen Verantwortlichen für diese verdammten Waldbrände im Hinterland. Diese spannende Geschichte lesen Sie jetzt auf den folgenden Seiten.

Klimaneutral leben ist möglich.

EDITORIAL Nr.23

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
Editor & Director

2011 war das entscheidende Jahr. Ich hätte mir als als Herausgeber ein neues Auto zulegen können. Was ich nicht gemacht habe. Stattdessen investierte ich rund 40.000 Euro in zwei Nachführanlagen mit 40 Solarmodulen und in zwei Solarthermien für Heißwassergewinnung. Von Februar 2011 bis August 2018 produzierte der Verlag auf diese Weise mehr als 100.000 KW/h Strom, den wir zum Teil selbst verbrauchten und zu einem anderen Teil weiterverkauften.

Gerade habe ich unsere Investition bilanziert. Pro Jahr verbraucht unser Büro mit drei Computern rund 2.500 KW/h. Die private Wohnung verbraucht circa 4.000 KW/h im Jahr. Als wir Ende 2015 in ein neues Elektroauto mit fünf Jahren Garantie investierten, konnten wir vom ersten Moment an unsere Mobilität von fossilen Brennstoffen (wie Benzin/Diesel) auf nachhaltig erzeugten Strom umstellen: Strom, den wir mit unseren eigenen Nachführanlagen selbst produzieren. Für jährlich gefahrene 20.000 km verbraucht das Elektroauto 2.000 KW/h. Der Stromverbrauch zusammengerechnet beträgt rund 9.500 KW/h im Jahr. Dabei fallen keine CO₂ Emissionen mehr an. Die Anlagen sind wirtschaftlich wie ökologisch abgeschrieben.

In guten Jahren produzieren wir rund 18.000 KW/h, in weniger guten rund 14.000 KW/h. Im Durchschnitt kommen wir auf 16.000 KW/h, wovon wir 6.500 Einheiten gewinnbringend verkaufen. Um es anders zu formulieren: wir fahren kostenlos und emissionsfrei mit dem Elektroauto auf Recherche, Anzeigenverkauf und Vertrieb, denn die solaren Nachführanlagen haben sich bereit amortisiert. So könnte ich diese Erfolgsgeschichte einfach weiterschreiben. Denn wir haben inzwischen auch mit eigener Öko-Landwirtschaft begonnen, uns selbst zu ernähren. Und beim jüngsten desaströsen Waldbrand hatten wir sogar ziemliches Glück. Beide Anlagen sind nicht verbrannt und liefern weiterhin zuverlässig klimaneutrale Elektrizität.

So. Wie sieht denn Ihre Umweltbilanz aus, wenn ich Sie das mal fragen darf?

40 Grad Celsius und mehr im Sommer, Dürre und Milliardenschäden in der Landwirtschaft, desaströse Waldbrände und Überschwemmungen im Winter haben ihre Ursachen. Von nichts kommt nichts. Darf ich Sie anregen, einmal über ihre ureigene jährliche Klimabilanz nachzudenken, sie womöglich auszurechnen und sich zu überlegen, wie Sie meine Bilanz noch unterbieten könnten? Machen Sie mit, wenn wir uns am Samstag, dem 27. Oktober in Alferce zum lokalen Klimagipfel treffen.

Wenn viele von uns handeln, werden wir es gemeinsam schaffen, die Schäden aus der menschgemachten Erwärmung zu reparieren. Wenn nicht, werden die Kosten den Nutzen übersteigen. Dann wird es sinnlos, Bäume neu zu pflanzen, wenn sie bei den nächsten Waldbränden wieder und wieder verbrennen. Es wird sinnlos, immer wieder Städte aufzubauen, die überflutet werden und die dann eines Tages überflutet bleiben. Es ist sinnlos, wie ein Hamster im Rad auf der Stelle zu treten. Denn wollen wir nicht selbst zu Klimaflüchtlingen werden, müssen wir JETZT all unseren Mut zusammennehmen und aus diesem Rad rausspringen, das zu nichts führt. Jeder weitere Tag des Wartens ist einer zu viel.

Grünes Wachstum kann zu echter SATISFACTION werden und fühlt sich gut an. Stellen wir uns dieser Realität. In diesem Heft beschäftigt sich ECO123 mit dem Element LUFT und interviewt den norwegischen Wirtschaftswissenschaftler und Psychologen Dr. Per Espen Stoknes. Wir sprechen mit jungen Teilnehmern des Seminars “Monchique 2030 – Null Emissionen – Welche Zukunft?” Es geht in dieser Ausgabe nicht nur ums Klima, sondern um die Erhaltung unserer Atmosphäre und der Umsetzung der Klimaziele von Paris. Warum sollten wir auf rückständige Politiker warten? Bei der Umsetzung können wir alle konkret mitmachen. Lesen Sie selbst …

Liebe Leser

EDITORIAL Nr.22

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
Editor & Director

Einen gesunden Boden zu schaffen, ist alles, denn ohne gesunden Boden ist alles nichts. Ein altes Sprichwort sagt: gesunder Boden, gesunde Pflanzen und Bäume, gesunde Tiere und gesunde Menschen. Wir müssen erkennen, dass auch wir ein Teil der Natur sind und nicht getrennt von ihr existieren. Doch viele sind genau in diesem Glauben aufgewachsen. Die Natur beherrschen fordert schon die Bibel, während die Wissenschaft die Natur nur rational betrachtet. Beides ist falsch, weil zu kurz gedacht. Denn wir vergessen damit, dass wir Menschen selbst ein Teil der Natur sind, innerlich wie äußerlich. Wir sollten uns um die Gesunderhaltung unserer Böden kümmern, sonst gefährden wir die Produktivität unserer Erde und verlieren den Bezug zu unseren Wäldern und Feldern.

Ein Beispiel. Eine simple Klee-Grasmischung wächst ohne Kunstdünger erstaunlich gut. Warum? Weil Klee, den wir auf dem Feld anbauen, sich aus der Luft den Stickstoff holt und diesen in kleinen Knöllchen-Kolonien an den Wurzeln bindet und somit in den Boden holt. Das ist Teil der fruchtbarkeitsbildenden Phase. Es geschieht in einem ganz natürlichen Kreislauf. So haben schon unsere Vorfahren Lebensmittel angebaut: ohne jeglichen Kunstdünger, ohne chemische Spritzmittel, ohne Gentechnik. Wer einmal diese Erfahrung gemacht hat, kehrt der sogenannten modernen Landwirtschaft und ihren Monokulturen den Rücken und wechselt in den biologischen Lebensmittelanbau mit ihrer Vielfalt und in die Permakultur.

Wenn wir den Dung unserer Hühner, der Kühe und Hauschweine nehmen oder einfach unsere Küchenabfälle kompostieren – was auch Menschen in den Städten verstehen – wenn wir den Kompost wenden und Luft hineinbekommen, kreieren wir etwas sehr wertvolles, viel wertvoller, als uns eine Standartnährwertanalyse über den Boden zeigen kann. Es ist auch eine Frage der Geduld, Ausdauer und der Überlieferung von Wissen und Erfahrung. Bricht diese Erfahrungskette zwischen den Generationen, verlieren wir nicht nur die Erdung und damit den Boden unter den Füßen, sondern auch die richtige Orientierung.

Deshalb nehmen wird das Gesetz 10/2018 zur Vermeidung von Waldbränden einmal genauer unter die Lupe. Es zeigt leider auch, dass unsere Politiker und Beamten immer noch keine Ahnung davon haben, was unsere Wälder wirklich brauchen. Sollten wir dieses Gesetz strikt befolgen, würde sich Portugal innerhalb einer Generation in eine Wüste verwandeln. Der Kahlschlag der Wälder würde in der Natur einen nicht wieder gut zu machenden Schaden anrichten. Das Gesetz entstand unter dem Eindruck von Angst; einer Furcht, dass sich die Waldbrände und ihre Zerstörung wiederholen, was passieren wird. Was durch Gier und Landflucht in 50 Jahren an natürlichen Wäldern zerstört wurde, lässt sich nicht in einem Jahr wieder gut zu machen!

Ein erster Schritt in die richtige Richtung beginnt mit der Wertschätzung eines heimischen Baumes. Ohne Achtsamkeit geht das nicht. Der einzige Weg dahin führt zurück aufs Land und zur Natur. Angesagt sind daher die behutsame Pflege der vorhandenen Wälder und die Anpflanzung von neuen Mischwäldern und deren künftige Pflege. Wer den Klimawandel abbremsen möchte, betreibe gute Forst- und Landwirtschaft durch Vielfalt. Es braucht Anreize für ein Leben im Hinterland, damit es wieder bewohnbar wird. Dieses Heft widmen wir dem Element ERDE: den Böden und unserer Nahrung, den Bäumen und natürlichen Samen. Wir fragen uns auch, wo und wie man das traditionelle Handwerk des Bauern und Försters erlernen kann. ECO123 hat sich auf den noch wenigen gesunden Feldern und in den schönsten Wäldern des Landes für Sie umgeschaut.

Wasser, das knappe Gut.

EDITORIAL Nr.21

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
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Unentwegtes Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum bringt das Klima aus dem Gleichgewicht. Durch die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle entstehen Treibhausgase, die jene dünne Schutzschicht namens Atmosphäre in nie erlebter Weise aufheizen. Der Preis einer kurzsichtigen und falschen Philosophie schafft Wetterchaos und gefährdet die Lebensgrundlagen aller. Mehrere Wintermonate regnet es kaum, dann aber trifft starker Regen auf ausgetrocknete, fruchtbare Erde und wäscht sie mit sintflutartigem Regen weg. Stürme und Tornados suchen das Land heim. Es stellt sich die Frage, ob die geringer werdenden Wasserreserven für einen weiteren heißen Sommer überhaupt reichen? In dieser Ausgabe betrachtet ECO123 das wunderbare Element des Wassers auf verschiedene Weisen.

Bereits letzten Sommer wurde Wasser an der Algarve knapp. Die Stauseen leerten sich zusehends. 30 Prozent voll – ist – 70% leer. Im südlichsten Gebirge Europas, in der Serra de Monchique, das als grüne Lunge und reich an Wasservorkommen gehandelt wird, rächen sich jetzt die Umweltsünden der letzten Jahrzehnte. Eukalyptus, Holz für die Papierindustrie, gräbt Mutter Natur das Grundwasser ab. Im August 2017 waren die Zisternen in der Gemeinde Marmelete (Monchique) nahezu leer. Wer den Wasserhahn aufdrehte, spürte den fehlenden Druck. Drei Mal täglich musste bis Mitte Februar der Zivilschutz mit einem kommunalen Tankwagen rund 50.000 Liter Quellwasser aus Caldas nach Marmelete kutschieren und das nasse Gut in die Gemeindezisternen füllen. Wenig später ereilte die Dürre auch die Gemeinde Alferce. Wo immer die industrielle Forstwirtschaft mit ihren Monokulturen der Erde das Wasser entzieht, bleibt während einer Dürre nicht viel Grundwasser für den Rest der Menschen, für Flora und Fauna übrig. Tourismus, industrielle Landwirtschaft und Industrie arbeiten nach den gleichen Regeln. Sie entziehen der Erde das knappe Wasser.

Die Grenzen des Wachstums werden immer sichtbarer. Immer öfter werden Umweltschäden, verursacht durch industrielle Interessen und partikulares Gewinnstreben, durch das Engagement des Staates und seiner Institutionen, durch Steuergelder kompensiert. Während die Papierindustrie auf der Basis von Ausbeutung der Natur hohe Gewinne einfährt, bleiben die Gemeinden auf den Kosten sitzen: Waldbrände und kein Löschwasser? Wann werden die wirklich Verantwortlichen dafür zur Kasse gebeten? Und wann beginnt der politische Kurswechsel zu einer nachhaltigen, achtsamen und zirkulären Wirtschaftsweise?

Der Sommer steht vor der Tür. Day Zero, an dem die kommunale Wasserversorgung zusammenbrechen könnte, ist ein zentrales Thema. An jedem heißen und trockenen Tag – sowohl durch den verschwenderischen Wasserverbrauch von vielen Millionen Touristen, als auch durch Raubbau an Wasserressourcen von Monokulturen der Land- und Forstwirtschaft und einer Industrie, die giftige Abwässer einfach in die Flüsse einleitet – werden die realen Trinkwasserreserven immer geringer. Was tun? ECO123-Journalisten haben recherchiert, wie nachhaltige Lösungen beim wichtigsten Gut der Menschheit, dem Wasser aussehen können.

Schon alles erreicht im Leben?

EDITORIAL Nr.20

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
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Warum fälscht der Chef des Zivilschutzes seinen Universitätsabschluss? Warum unterschreibt der Bürgermeister immer mit Dr. vor seinem Namen obwohl er nie eine Dissertation geschrieben hat? Warum benutzt ein abgewählter Premierminister den Titel des Ingenieurs, obwohl dieser ihm nie verliehen wurde?

Diese Ausgabe beschäftigt sich mit dem Thema Bildung und Lernen fürs Leben. Zwischen drei und fünf Prozent aller Titelträger sollen einer Schätzung zufolge ihre Titel zu Unrecht tragen. Was aber macht man mit Falschspielern und Angebern, deren Spiegelbilder den Betrachter nicht aushalten? Man könnte ihnen eine aktuelle Liste auf Wikipedia einrichten und diese je nach Situation immer auf den neusten Stand bringen.

Die Bildung in staatlichen Schulen auf den aktuellen Stand der 21. Jahrhunderts zu bringen, ist von den Würdenträgern der Politik irgendwie vergessen worden. Pädagogen des 20. Jahrhunderts unterrichten junge Menschen des einundzwanzigsten nach Methoden des 19. Jahrhunderts. Das gilt auch für die zu vermittelnden Inhalte. Denn wie und was lernen unsere Kinder zuhause und in den Schulen über Natur und Ökologie? Was ist das für ein Wissen, das unsere Kinder demnächst einmal praktisch und konstruktiv im Alltag anwenden könnten, um den Klimawandel aufzuhalten, um die Waldbrände einzudämmen, um aktuelle Umweltprobleme an der Wurzel zu lösen? Was lernen Studenten an den Wirtschaftsuniversitäten über die Zusammenhänge von Ökonomie und Ökologie?

Wie viel Prozent von dem, was wir in den ersten 25 Jahren lernen, können wir in den nächsten 25 auch praktisch anwenden, wenn es um Konfliktlösung und Vermeidung von Gewalt in familiären Gemeinschaften geht? Sieben von zehn verheirateten Paaren lassen sich innerhalb von sieben Jahren wieder scheiden. Was ist das für eine Liebe und was machen wir mit den Opfern dieser Liebe, den Kindern? Ein Blick in die Statistiken zu diesen Themen macht tief betroffen und zeigt, dass von der aktuellen Politik keine grundsätzlichen Lösungen zu erwarten sind, sondern nur Kosmetik und Schmerzmittel verschrieben werden.

Es geht aber auch anders. Das beweist die andere Realität. ECO123 recherchiert und schreibt auch dieses Mal wieder Geschichten des Gelingens. Hinter die Kulissen schauen, Zusammenhänge aufzeigen und genügend Zeit investieren. Zuhören können. Man muss als Journalist und auch als Lehrer nach Lösungen suchen wollen und über seinen eigenen Tellerrand schauen können. Dann erweitern sich Perspektiven und zeichnen ein neues Bild, in dem es nicht immer nur brennt, stürmt oder andere Katastrophen und Unfälle regnet.

Möchten Sie genau da mitmachen? Statt irgendwann mal einen falschen Doktortitel zu erwerben, könnten Sie ECO123 jetzt regelmäßig im Abonnement lesen. Verschenken Sie #20 und drei weitere Hefte (#21-23) in 2018 als aktuelles Weihnachtsgeschenk für 20 EUR frei Haus. In diesem Sinne, halten Sie sich körperlich fit und geistig munter…

 

Wollen wir wetten?

EDITORIAL Nr.19

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
Editor & Director

Alle reden vom Energie sparen, ich dieses Mal nicht. Wer bei der Investition seiner eigenen Ressourcen beginnt, wird selbst binnen kurzer Zeit wissen, was ich unter nachhaltiger Investition und Rentabilität (ROI Return of Investment) verstehe. Schauen wir uns das am Beispiel der Mobilität einmal näher an und lassen die Werkzeuge unserer modernen Zeit einmal außen vor. Bewegen wir uns mal nicht mit dem Flugzeug, dem Auto oder einem anderen Hilfsmittel von A nach B, sondern nehmen wir unsere eigene Energie und machen uns mit unseren eigenen Füßen und unserer eigenen Kraft auf den Weg. Ja, Sie lesen richtig: gehen wir einmal auf und mit unseren eigenen Füßen.

Wenn wir davon reden und es auch in die Wirklichkeit umsetzen, dass wir uns vom Verbrennungsmotor verabschieden, heißt das ja nicht gleichzeitig, dass wir einem anderen Typen von Blech- oder Plastikesel einen Elektromotor einbauen und so weitermachen wie bisher und so weitermachen, als sei 150 Jahre lang nichts geschehen. Während Mobilitätsforscher davon schwärmen, Autos ohne Fahrer auf den Weg zu schicken und Mobilitätsangebote zu vernetzen, rede ich vom einfachen zu Fuß gehen, sich mit eigener Energie auf den Weg von A nach B zu machen. Einfach denken, einfach handeln, tief durchatmen und losgehen. Meinetwegen können wir auch das Fahrrad mit einbeziehen. Aber ich denke einmal grundsätzlich. Dieses Denken beginnt bei der Nutzung der eigenen Körperressourcen und unserer Werkzeuge, den Beinen und Füßen, den Muskeln und Sehnen und unserer Steuerung, dem Gehirn.

Wer in Zukunft etwas transportiert haben will, kann sich ja ein Fortbewegungsmittel leihen oder mieten. Wie aber planen wir unseren Weg zur Arbeit, in die Schule, zur Uni, in den Urlaub, zum Konzert, ins Theater; wie das Einkaufen von Lebensmitteln, Kleidung und anderen zum Leben wichtigen Konsumgütern?

Taxis wird es auch in Zukunft geben, Bahnen & Busse stelle ich nicht in Frage. Was ich in Frage stelle, ist die sogenannte Freiheit des Einzelnen, den Lebensraum aller nachhaltig zu beschädigen. Ich sehe das Auto als individuelles Transportmittel und das Flugzeug als Beförderungsmittel zu Geschäftszwecken und in den Urlaub aussterben. Wer immer noch beim Betrüger Volkswagen seine Brötchen verdient, sollte sich besser heute als morgen einen neuen Job suchen. Der zurzeit noch größte Automobilhersteller der Welt wird auf absehbare Zeit vom Markt verschwinden. Ich wette darauf, dass er das Jahr 2022 in dieser Form nicht erleben wird. Kodak und Olivetti haben es auch nicht geschafft. Und Ryanair ist nach AirBerlin einer der nächsten Kandidaten auf meiner Liste. Ich prophezeie auch Ryanair über kurz oder lang den Konkurs. Wer Arbeitnehmerrechte derart mit Füßen tritt und die in Europa existierende Sozialversicherung ignoriert, kaum Steuern zahlt, wer nichts als Geiz sät, wird ebensolchen auch ernten. Wollen wir wetten?

Können Sie sich eine Welt ohne Volkswagen und ohne Ryanair vorstellen? Was wäre das für ein Leben? Wäre diese Welt angenehmer, ruhiger, würde uns etwas fehlen, zum Beispiel die Mengen an Abgasen in unserer Atemluft, die künftig eingespart würden? Zu Fuß unterwegs, verstehe ich als Angebot, ein Angebot zum Denken und Handeln.

Viel Freude beim Lesen.

Wie wollen wir leben?

EDITORIAL Nr. 18

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
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Ein Riss geht durch unser Land und unser Leben: nicht nur Reiche und Arme, Alte und Junge, auch Menschen der Stadt und des Hinterlandes werden sich immer fremder. Wer in der Stadt wohnt und arbeitet, lebt in einem anderen Milieu, dem ist das Landleben fremd. Wer aber Mais und Kartoffeln sät, wer Gemüse und Früchte selbst erntet, wer zum Beispiel Hühner und Ziegen sein eigen nennt, hat auch den direkten Bezug zum eigenen Essen. Landmenschen leben in der Regel umweltfreundlicher als Stadtmenschen – die, um an ihre Nahrung zu kommen, sich erst einmal zum Supermarkt bewegen müssen, eine Verpackung aufreißen, um diese dann in den Müll zu werfen. Auf dem Land gibt es keine Wohnungsnot. Hier stehen Häuser leer. In der Stadt dominieren Lärm, schlechte Luft und Stress, auf dem Dorf soziale Kontrolle…

Wo liegt unsere Zukunft als Mensch? Im Hinterland ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass man sich gegenseitig etwas aus dem Garten schenkt. Das gibt einer Freundschaft ihren ganz speziellen Wert und Mensch zeigt damit, dass er sich schätzt in Verbindlichkeit. Menschen kennen sich und kümmern sich um ihre Nächsten, teilen Nahrung und Freude, besonders auch die nicht materiellen Werte. Man trauert gemeinsam um den Verstorbenen, feiert Feste an Geburtstagen und zu anderen Gelegenheiten, destilliert den Medronho und geht zusammen Pilze sammeln. Man freut sich über die Liebe ebenso wie über den Nachwuchs.

Diese Zeitschrift, die auf dem Dorf und in der Provinz gemacht und die in Lissabon und Porto genauso gelesen wird wie in Portalegre oder Guarda, die nur vier Mal im Jahr erscheint, arbeitet mit der Zeit und nicht gegen sie. Das ist eine einmalige Chance für alle, die sich selbst Zeit nehmen wollen, zum Innehalten und Lesen, auch in der großen Stadt. Denn dort, so wissen wir, hat kaum einer wirklich Zeit. Wir aber brauchen Zeit zum Nachdenken und Fühlen darüber, wie wir leben wollen.

Die meisten Menschen in der Stadt verlassen morgens ihre Wohnung, um zur Arbeit zu fahren und abends wieder zurück. Wer aber im Dorf lebt, bei dem liegen Wohnung, Arbeitsplatz und Schule nah beisammen. Ein großer ökologischer, ein großer ökonomischer Vorteil. Auch deshalb werden wir in den nächsten Jahren eine Stadtflucht erleben. Wir werden Menschen erleben, die mit ihren Händen nicht wissen, ihre eigene Nahrung zu erzeugen. Im Bereich der ökologischen Bildung wird es viel Arbeit geben…

Mein Freund Carlos, der viele Jahre an der Universität gelehrt hat, geht heute für sein Leben gern und nahezu jeden Tag in den Garten, um dort etwas zu arbeiten. Denn es gibt dort immer etwas zu machen. Was man so landläufig arbeiten nennt, erfüllt ihn mit Freude. Es gibt ihm ein gutes Gefühl. Die Bäumchen des Winters sind ausgepflanzt, der Garten bestellt. Das garantiert den direkten Kontakt zu Mutter Natur, die uns für unsere Arbeit etwas zurückgibt. Das sollten wir nie vergessen.

Warum erwähne ich Carlos? Weil er mir, seinem Freund gerade ein Körbchen mit Erdbeeren geschickt hat. Ich stehe jetzt in meiner Küche am Waschbecken und säubere die Früchte, lege jede einzelne von ihnen in eine Schale für den heutigen Nachtisch. Auf diese Weise beginnt mein Tag. Ich habe gerade gefrühstückt und wasche das Geschirr ab, mache mir Gedanken, was ich heute kochen könnte und wie diese Ausgabe werden soll. Gerade stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn wir alles wiederverwenden würden, was wir mit unseren Händen berühren. Die Natur selbst kennt ja keinen Müll.

Diese Ausgabe gibt neun ganz verschiedenen Menschen die Möglichkeit, von sich zu erzählen, wie sie leben wollen…

Ist Portugal eine Insel?

Editorial Nr. 17

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
Editor & Director

Politische Wahlerfolge, die sich aus Frust und Angst vor noch größerem sozialen Abstieg speisen, kann man auch getrost als Pyrrhussiege bezeichnen. Spalten, Ängste schüren, Konflikte auslösen sind das zeitgenössische Muster einer populistischen Politik, die sehnsüchtig und verklärt in die glorreiche Vergangenheit des Plünderns unseres Planeten zurückblickt. Sie vermag aber weder die dringenden Probleme der Gegenwart erkennen, noch eine nachhaltige Perspektive für ein besseres Morgen anbieten.

Es ist die Politik der Kurzsichtigkeit, die durch die eigene Brille nur bis zur eigenen Nasenspitze reicht. Dieser zu kurze politische Blick ist durchaus gefährlich, weil er gesellschaftlichen Konsens zerstört, mit dem Feuer spielt und immer wieder und wieder zu Krieg führt. Kurzsichtigkeit sucht nicht nachhaltige Lösungen. Sie sucht die Fehler immer nur beim anderen, grenzt Minderheiten aus, schürt Ausländerhass, verstärkt soziale und wirtschaftliche Ungleichheit. Kurzsichtigkeit zerstört unseren Biotop Erde.

Lösungen für unsere vielfältigen globalen Probleme sind nie einfach nur in schwarz-weißen Mustern zu finden, sondern benötigen den scharfen Weitblick über den eigenen Brillenrand hinaus. Menschen zusammenbringen, Ängste abbauen, gemeinsam nach Lösungen suchen, nur so entschärft Politik Konflikte. Gelassenheit ist eine wichtige Hilfe beim Lösen von Problemen. Das kostet Zeit und Geduld, bedeutet Diskussion und Entscheidungsfindung, Versuch und Irrtum inklusive. Die Basis aber ist ein intakter Planet und Bewohner, die ihn pflegen und hegen. Tun wir das?

Portugal sei zwar ein kleines Land, sagt uns eine Leserin, aber wir hätten alles, was wir zum guten Leben benötigen. Frieden. Sonne und Wind kostenlos, die unserem Land umweltfreundlichen Strom schenken. Genug Mutter Erde und sauberes Wasser, um eine nachhaltige Landwirtschaft auf den Weg zu bringen, die uns gut und ausgewogen ernähren könnte. Wir hätten vielfältiges Know-how, um umweltfreundliche Produkte herzustellen, die uns kleiden, gesund halten, mobil und von unsinnigen Importen unabhängig machten.

Ein Leser hingegen schreibt, manchmal habe er den Eindruck, ECO123 sei seiner Zeit 20 bis 30 Jahre weit voraus. Danke! Wir lächeln, aber irgendwie werden wir auch nachdenklich. Fänden wir heute schon nachhaltige soziale und ökologische Lösungen, die ihrer Zeit so weit voraus wären, befänden wir uns zukunftsfähig auf dem richtigen Weg. Fänden wir eine gerechte konsensfähige Lösung, wie wir Armut und Existenzängste mildern könnten, wäre Portugal eine Insel des Friedens.

Vom 25. bis 27. September findet in der Assembleia da República in Lissabon der 17. BIEN-Weltkongress des Bedingungslosen Grundeinkommens mit Vertretern vieler Länder dieser Erde statt. ECO123 bespricht mit Ihnen dieses zukunftsfähige Thema in diesem Heft.

Bücher


Empfehlung

Basic Income Phillippe van ParijsBasic Income: A Radical Proposal for a Free Society and a Sane Economy By Philippe van Parijs and Yannick Vanderborght Harvard University Press ISBN 9780674052284 30 March 2017 £23.95
radikal-gerechtRadikal gerecht: Wie das bedingungslose Grundeinkommen den Sozialstaat revolutioniert By Thomas Straubhaar Edition Körber-Stiftung ISBN: 978-3-89684-194-0 17. Februar 2017 €17

Raising the floorRaising the Floor: How a Universal Basic Income Can Renew Our Economy and Rebuild the American Dream By Andy Stern (Author), Lee Kravitz (Contributor) PublicAffairs, 2016 ISBN 1610396251, 9781610396257 June 14, 2016 £23.95
Basic Income GuaranteeBasic Income Guarantee: Your Right to Economic Security (Exploring the Basic Income Guarantee) By Allan Sheahen Palgrave Macmillan ISBN: 978-1-137-00570-0 July 2012 $89.32

Welcher Brennstoff treibt uns an?

Editorial Nr. 16

Uwe-Heitkamp Editor & Director
Uwe-Heitkamp
Editor & Director

Die meisten von uns lernen gerade, dass weniger mehr sein kann: weniger arbeiten ist mehr Zeit haben; für sich, für die Liebsten und für die Nächsten um uns herum. Weniger Besitz anhäufen heißt auch weniger schwer tragen an Verantwortung und weniger Ressourcenplünderung oder Verschwendung. In größerer Harmonie mit unserer Erde leben wird immer mehr zum Thema. Was motiviert uns dazu? Was investieren wir in die Zukunft unserer Kinder, in die Zukunft kommender Generationen? Seele, Geist und Körper ins Lot bringen, ist die ideale Grundlage für ein harmonisches Leben. Doch was konkret heißt das? Wir fragen eine Ärztin, die nicht die Krankheit bekämpft, sondern die Gesundheit fördert.

Neulich erhielt ich eine Einladung zu einer Veranstaltung, die ganz anders beginnen sollte, als sie geplant war. Dort sollte der Umweltminister eine Begrüßungsrede halten. Er kam in der großen schwarzen Limousine seines Vorgängers im Amt und wurde von protestierenden Fischern empfangen. Ich bin Insulaner, hatten sie auf ihre T-Shirts geschrieben. Sie protestierten dagegen, dass die Regierung demnächst ihre alten Häuser abreißen lässt. Der Herr Minister schenkte seinen Mitbürgern eine halbe Stunde Zeit. Wie er sie nutzte? Er hörte ihnen zu. Fand er eine Lösung für ihre Probleme?

Das Ministerium für Umwelt ist zweifelsohne in unserer modernen Welt ein immer noch viel zu unwichtiges Ministerium, eines von vielen. Der Minister und seine Mitarbeiter haben wenig Macht, wenig Zeit und kaum Einfluss auf die Realpolitik. Sie dürfen Reden halten und solange sie der Wirtschaft nicht vorschreiben, was wie zu funktionieren hat, darf der Minister geräuschlos sein Amt ausführen. Warum eigentlich ist ein Umweltminister so machtlos und wie kann man das ändern? Das wollten wir vom Umweltminister gern selbst erfahren. Und dann wollten wir noch wissen, wie man sich aus Ruinen ein schönes Zuhause macht. Dabei kam uns das Plus-Energie-Haus in den Sinn.

Neugierig? Na dann los…

Vom Wert der Selbstbeschränkung

Editorial Nr. 15

Vor kurzem erhielt ich eine nette Einladung zum diesjährigen Greenfest nach Estoril.Bevor ich Einladungen akzeptiere, schaue ich mir immer zuerst das Programm und die Sponsorenliste an. Ich lese, dass es sich umeine dreitägige Veranstaltung für die ganze Familie handelt. Unternehmen, Kommunen und Bürger sollen sich miteinander bekannt machen, um das Bewusstsein für Fragen der Nachhaltigkeit zu erhöhen. Gute Idee.

Als ersten Sponsor entdecke ich Volkswagen.Er hat weltweit bei elf Millionen Dieselautos vorsätzlich und betrügerisch die Abgaswerte manipuliert.Hat VW dem noch etwas hinzuzufügen? Beim zweiten Sponsor stolpere ich über den Papierhersteller Portucel/Soporcel,dessen Milliardeninvestitionen in industriellen Eukalyptus mitverantwortlich für diedesaströsen Waldbrände sind. Dann kommt der Farbenhersteller Barbot, die Stiftung Calouste Gulbenkian, deren Reichtum auf der Plünderung unseres Planeten von Öl und Gas basiert und auch noch Unilever. Auf der Basis dieser Informationen habe ich mich entschieden,der Veranstaltung fernzubleiben.ECO123 investiert nur in Veranstalter, die auch halten, was sie versprechen. Was michallerdings noch interessieren würde ist, wie viel „cash“ ein Konzern überweisen muss,damit er am Greenwashing teilnehmen darf?

Wenden wir uns Lösungen zu. In dieser Ausgabe wagen wir ein journalistisches Experiment. Wir veröffentlichen neun Interviews mit normalen Menschen, die uns wichtige Ideen von ihrem Leben mit auf dem Weg geben. Lourdes, die portugiesische Fernsehjournalistin in Deutschland;Marcelino, der bäuerliche Eremit in Barbelote; Vânia, die erfolgreiche Bloggerin für mehr als 100.000 Veganer; Vedanta, die englische Yogalehrerin auf ihrer Insel; Madan,der (noch) illegale nepalesische Immigrant in Lissabon; Zé Pedro,der portugiesische Schusterlehrling in Österreich; Käthe,die Portugiesisch lernende deutsche Rentnerin im Alentejo; Carlos, der grüne Bürgermeister von Torres Vedras und Leo Lobo, der Clown und Sohn portugiesischer Emigranten.

Ich wünsche Ihnen sehr viel Freude beim Lesen

Früher war alles schlechter?

Editorial Nr. 14

In den meisten Medien vermisse ich die seriöse Hintergrundberichterstattung. Journalisten berichten zum Beispiel von einer Brücke, die einstürzt und von den Menschen und dem Bus, die in die Fluten stürzen und verschwinden. Kaum ein Journalist macht sich mehr die Mühe, seine Geschichte so zu recherchieren, dass alle Aspekte vor Ort genau betrachtet werden. Warum ist diese Brücke eingestürzt? Hätte man das verhindern können und wodurch? Zahlen werden aus dem Kontext gerissen und verfälschen das Bild. Über die Brücke aber, die gerade restauriert wird, damit es gar nicht erst zu solchen Einstürzen kommt, verlieren Journalisten kein Wort. Anhand von ECO123 aber können Sie erleben, was passiert, wenn man kontinuierlich über Jahre hinweg auch gute Nachrichten zu sich nimmt. Denn bei uns geht es immer um Geschichten des Gelingens.
Denn wer ständig Negatives liest, glaubt am Ende wirklich, dass alles schlimm ist. Sensationsjournalismus führt zu einer Spirale der geistigen Lähmung, zu Passivität und Depression. Gute Ansätze, die es überall gibt, werden nicht mehr wahrgenommen.
Die Wissenschaft gibt dem Recht. Mehrere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass negative Geschichten das Publikum ängstlicher machen, passiv und schlecht gelaunt. Das zeigen zwei Texte zu Umweltproblemen. Der eine thematisiert die Zerstörung nach Katastrophen von Waldbränden, während der andere die Zusammenhänge von menschgemachtem Klimawandel und den Möglichkeiten zur Verringerung von CO2 Emissionen beschreibt, also auch darüber berichtet, wie Waldbrände verhindert werden können. Nach der Lektüre des lösungsorientierten Textes gaben die LeserInnen an, nun selbst motivierter zu sein und umweltfreundlicher handeln zu können. ECO123 berichtet in dieser Ausgabe von einer lösungsorientiert wirtschaftenden Landwirtschaft und ihren Lebensmitteln.
Konstruktiver Journalismus ändert ein Lebensgefühl, er stärkt und motiviert. Wir sind dabei nicht allein auf diesem Planeten: www.positive.news in Großbritannien betreibt konstruktiven Journalismus ebenso wie der Schweizer Tages Anzeiger und die Washington Post in ihrer Rubrik “The Optimist”. Selbst ein deutsches Fernsehmagazin sendet seit Beginn des Jahres Beiträge, in denen es etwa darum geht, dass die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien gesunken ist oder dass sich die Gesundheitsversorgung verbessert hat. “Früher war alles schlechter” heißt die Sendung…

Positive News \ www.positive.news

Tages Anzeiger \ www.tagesanzeiger.ch

Washington Post \ www.washingtonpost.com

Das verlorene Paradies?

Editorial Nr. 13

Nein. Wer aber denkt, alles ginge einfach so weiter, der ist auf dem Holzweg. Viele wissen noch nicht, wohin die Reise gehen wird. Ob sich aber die strukturelle Transformation einer Wirtschaft die auf Raubbau basiert, in eine klimafreundliche CO²-freie bis 2050 umformen lässt, hängt vor allem davon ab, ob sich die positiven Tugenden unserer Demokratien in Europa langfristig durchsetzen werden.

Haben aktuelle und künftige Regierungen das Selbstvertrauen, die Kraft und das Verhandlungsgeschick, um klare, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen und umzusetzen? Werden sich Werte wie Nächstenliebe, Geduld und Toleranz im Volk durchsetzen? Jeder zukunftsfähige Weg in Richtung Nachhaltigkeit wird vielen nicht einfach erscheinen, denn unsere hauptsächlich an unbeschränktem Konsum orientierte Zivilisation hat es (noch) nicht gelernt und (noch) nicht begriffen, wie es nachhaltig besser ginge. Was also braucht der Mensch, um glücklich zu sein? Diese Fragen stellt ECO123 in dieser Ausgabe.

Kriege um Rohstoffe wie Wasser, um Werte wie geistige Freiheit, auch Hungersnöte und Landflucht werden Europa hundert Millionen Flüchtlinge aus den vom Klimawandel bedrohten Krisenländern bescheren. Wie aber gehen wir mit dieser neuen Völkerwanderung verantwortungsvoll um?

Wenn wir das Große Ganze hinter dem noch Unbekannten entdecken, den Plan dafür entwickeln, der sich an Humanität und Nachhaltigem Wirtschaften orientiert, werden wir unser Paradies Erde bewahren. Dabei geht es nur um das Gute im Menschen und für den Planeten. Es beginnt immer mit etwas Selbstvertrauen und einem Leben ohne Angst. Wir werden langsamer leben und uns an diesem Maßstab orientieren. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wird ebenso kommen wie eine zukunftsfähige, sozial gerechtere Form des Wirtschaftens.

Wenn heute ein Investor die Wahl hat, in ein neues Kohlekraftwerk zu investieren, oder in ein großes Solarkraftwerk, dann ist völlig klar, was der Investor tun wird. Klimaschutz wird in Zukunft auf allen Ebenen stattfinden.

Gesucht wird das UMWELTSCHWEIN 2016.

Editorial Nr. 12

Sind Sie gut in Mathematik? Dann rechnen Sie mal: in 2014 fuhren 457 Linienbusse rund 43.000.000 km und emittieren dabei 87.000.000 kg CO² in die Luft. Wie viel CO² emittierte ein Bus pro Kilometer und Jahr? Nun wird es etwas schwieriger: Für diese 457 Busse wurden 27.000.000 Fahrscheine für jeweils eine Busfahrt verkauft. Frage: Wie viel Gramm CO² wurden pro Passagier und Kilometer Busfahrt in die Atmosphäre unseres Planeten emittiert?

Das ist eine der typischen Fragen, die uns während der letzten zwei Jahre beschäftigte. In dieser Zeit bereiteten wir ein Experiment für Sie vor. Nennen wir es Kyoto. Das ist eine Stadt in Japan. Dort fand 1997 ein Weltklimagipfel statt, wie jetzt gerade wieder einer. Auf dieser UNO Weltkonferenz wurde festgehalten, dass wir Europäer von 1997 an pro Jahr nur noch 3.000 kg CO² pro Jahr in die Atmosphäre emittieren dürfen: im Stromverbrauch, mit der Heizung, Klimaanlage, in Freizeit, Shopping, Urlaub, bei Autofahrten, Flügen, Fahrten mit dem Bus usw. Das Ziel war, die Erwärmung der Atmosphäre unseres Planeten um maximal plus zwei Grad Celsius. Anders formuliert: unser Fahrplan zum Überleben.

20 Jahre später, in 2016 haben wir für Sie ein Experiment vorbereitet, zu dem Abonnenten vorab exklusiven Zugang auf www.eco123.info/kyoto finden. Es reflektiert den Alltag in einem Spiel. Gesucht wird das Umweltschwein des Jahres 2016. Ich eröffne mein persönliches ECO-Onlinebankkonto und erhalte einen Kredit über 3.000 Punkte. Damit spiele ich ein Jahr lang Kyoto. Machen Sie mit? Wer als erstes seine 3.000 Punkte verspielt hat, wird Das UMWELTSCHWEIN des Jahres 2016.

Wer gut in Mathe ist und rechnen kann, und am Ende des Jahres von seinen 3.000 Punkten noch ein paar Punkte übrig hat, ist einer der Gewinner des Spiels. Ihm winken schöne Preise: Solaranlagen, Gratisbus- und Bahnfahrscheine, ECO-Ferien und vieles mehr. Gewinnen können alle, auch jene, die ihre 3.000 Punkte nach drei oder vier Monaten bereits verbraucht haben, denn wir geben Ihnen Tipps und Hilfestellung, wie Sie Ihr Konto wieder füllen können. Neugierig?

Ich bedanke mich bei Ihnen allen und insbesondere bei unseren fleißigen Kollegen aus Redaktion, Produktion, Werbung und Vertrieb und bitte Sie alle, ECO123 auch in 2016 weiter zu begleiten.

Das Leben ist kurz

Editorial Nr. 11

Als ich nach den großen Waldbränden des Jahres 2003 in Monchique eine Baumpflanzaktion ins Leben rief und mit meinen Freunden und Kollegen im Laufe von mehreren Jahre viele Bäume pflanzte, wurde ich eines Samstags gefragt, warum ich diesen Unsinn mache. Der nächste Waldbrand ließe sich nicht verhindern und alle neugepflanzten Bäume würden ja doch wieder verbrennen. Da stand ich nun und sollte einem Bauern erklären, warum ich einen Baum pflanze. Ich antwortete, dass ich Freude daran empfinde, jedenfalls viel mehr Freude, als an einer Autorallye oder an einer Sauftour teilzunehmen. Es würde mir einen Sinn geben, warum ich lebe. Das fühlte ich ganz stark in diesem Moment.

Menschen müssen sich nicht egoistisch, sie können sich auch altruistisch verhalten. Altruistisch leben macht alle einfach glücklicher. Beim Egoismus bleibt mindestens einer auf der Strecke. Wir alle können kooperieren statt konkurrieren. Immer öfter merke ich, dass die Konzepte von gestern uns in Zukunft nicht mehr weiterhelfen werden. Der Klimawandel beispielsweise ist nur global zu lösen. Ich wünsche mir sehnlichst, dass der kommende Klimagipfel in Paris endlich zu konkreten Ergebnissen führt und wir diese Ergebnisse schnell in die Tat umsetzen. Weniger CO² emittieren beinhaltet, weniger fossile Brennstoffe aus der Erde holen, weniger Benzin und Öl, weniger Kohle und Gas verbrennen. Stattdessen nutzen wir regenerative Energien und hinterlassen so auch weniger Müll. Elektrizität mit Sonne, Wind und Wasser produzieren, Mobilität mit dem Zug und Bussen favorisieren. Weniger ist mehr.

Dafür müssen wir auch am 4. Oktober neue Abgeordnete und eine neue Regierung wählen, die es ernst meint mit der Zukunftsfähigkeit Portugals. Politiker benötigen die Gabe des langfristigen und ganzheitlichen Denkens. Wir alle brauchen positive Geisteszustände, die uns Achtsamkeit, Gewaltlosigkeit, Gelassenheit, Toleranz, Fürsorge und Mitgefühl leben lassen: gegenüber Menschen, Tieren und Pflanzen. In diesem Sinne werden wir schreiben, aber auch wieder in den Wald gehen und nach dem ersten Herbstregen Bäume pflanzen. Machen Sie mit?

Wir ernten, was wir säen

Editorial Nr. 10

Eine der wichtigsten Bedingungen des Lebens ist unsere Grundeinstellung. Wenn wir immer nur darauf aus sind, mehr zu besitzen als der nächste, wenn wir bei jedem Geschäft immer nur an uns selbst denken – und – wenn wir bei Wachstum immer nur den Profit sehen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn bereits heute viele Millionen Menschen heimatlos zu globalen Verlierern werden. Falls sie ihre Passage auf den Meeren dieser Erde überleben, werden sie an unsere Türen klopfen. Was sind das für traurige Bilder und Geschichten, die uns da täglich verfolgen?

Die Jagd nach immer mehr, macht unempfindlich und bereitet immer nur Stress, Gewalt und Leid. Wer will da einfach nur weiter zuschauen, wie eine Wegwerf-Gesellschaft von sieben Milliarden Menschen Land, Luft, Flüsse und Meere ausbeutet, vergiftet und die Erde unbewohnbar macht? Die Lösung aller Probleme liegt in uns selbst.

Bleibende Zufriedenheit entsteht nicht aus der Ansammlung von immer mehr Gütern und aufsehenerregenden Geschichten. Eine tägliche Auszeit böte eher die Basis für eine Neuorientierung. Ernsthaftes Reflektieren könnte jedem den Weg zu ethisch motiviertem Handeln aufzeigen: bei sich zuhause, seiner Arbeit, bei jedem Investment. Dazu gehörten Mut, Achtsamkeit und Friedensliebe. Sollte sich nicht jeder täglich mehr Zeit für sich selbst nehmen? Das wäre eine Basis, etwas Gutes in sich selbst – und – bei anderen zu säen.

Lebensfreude und Frieden können wir nur im Einklang mit der Natur säen. Wer inneren Frieden und echtes Glück in seinem Leben sucht, hat immer die Möglichkeit sich zu besinnen. Warum nicht gemeinsam und uneigennützig ein Samenkorn in die Erde setzen und Anteil daran haben, wie aus einem Korn eine Pflanze, aus einem Setzling ein Busch oder Baum wächst, an dem viele Früchte wachsen. Hunger und Elend allerdings verringern wir nur, wenn wir die Ernte auch gerecht aufteilen. Ich nenne es organische Landwirtschaft mit traditionellem Saatgut, fairen Handel und regionale Wirtschaft mit kurzen Transportwegen.

Unsere journalistische Grundeinstellung ist es, Geschichten dieser Welt anders zu erzählen. Viele kleine Erfolge bekommen Flügel und lernen das Fliegen. Wir berichten Ihnen bereits heute von Utopien und von nachhaltigen Projekten, die erst morgen wirklich gelingen.

Liebe Leser

Editorial Nr. 09

Die Realität der Zukunft ist die Utopie von heute. Stellen Sie sich einmal vor, sie würden bis an Ihr Lebensende monatlich 500 Euro auf Ihr Konto überwiesen bekommen. Was würde sich in Ihrem Leben verändern?

Erstes Thema, erste Frage. MACHT GELD FAUL? Stimmt es, dass wer genug Geld zum Leben hat, die Arbeit liegenlässt? Oder erwacht stattdessen die Motivation zur Selbstverwirklichung? Was alles würden Sie nicht mehr tun, wenn Sie nicht arbeiten müssten und was stattdessen?

Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens sind der Meinung, es nähme dem Menschen die Angst vor der Existenz und er verhielte sich umweltfreundlicher. Richtig oder falsch? Dass Menschen aus eigener Freiheit und Liebe zur Sache arbeiten können und wollen, ist die Grundüberzeugung der Befürworter. Dahinter steckt oft die Eigenerfahrung, dass man ohne Arbeit (oder mit Nichtstun) überhaupt nicht glücklich wird. Andere soziale Leistungen wie das Arbeitslosengeld, das Kindergeld, die Rente entfielen. Bräuchte unser Staat zur Finanzierung ein anderes Steuersystem?

Dass wir ein völlig anderes, ein viel gerechteres Steuersystem bräuchten, bezweifele ich nicht. Einer Regierung, die Steuern auf Benzin und Diesel bei Autos erhebt, aber nicht auf Flugzeugkerosin (warum eigentlich nicht?), steht nicht der Sinn nach umweltfreundlicher Politik. Deshalb stehen Elektroautos – und die Bahn – bei unseren Regierungen nicht besonders hoch im Kurs. (Wofür) Brauchen wir eine Regierung oder schaffen wir es mit privater Investition, das ERSTE PORTUGIESISCHE ELEKTROAUTO auf die Straße zu kriegen? Der VEECO aus dem kleinen Entroncamento (110 km nördlich von Lissabon) steht in den Startlöchern und will raus. 50 Autofahrer haben jetzt die einmalige Chance, in das weltweit erste preiswerte E-Auto (Reichweite 400 km) zu investieren und zwar mit Gewinn.

Eine weitere Möglichkeit zur Investition in eine sanfte Revolution, klopft an Ihre Balkontür. Sie heißt AQUAPONIA, die Selbstversorgung mit Fisch und Gemüse. ECO123 berichtet konkurrenzlos vom ersten Kurs aus der Universität Lissabon.

Mehr private Initiative, weniger Staat: wenn wir mehr BIOMASSE-Kraftwerke bauen würden, käme uns der Strom viel billiger, hätten wir weniger Waldbrände und so manches Hallenbad könnte seine Heizkosten um 75% verringern. Eintritt umsonst? Die Natur bietet uns viel. Investieren Sie jetzt.

Und noch was: was tun Sie gegen die LANDFLUCHT? Kaufen Sie eigentlich noch immer chinesische Schuhe? Wie überleben die letzten SCHUHMACHER Portugals? Unterstützen Sie regionales Handwerk, lokale Bauern und portugiesische Hersteller. Portugal braucht Sie.

Diese Ausgabe erzählt Ihnen noch mehr Geschichten des Gelingens als sonst. Ich danke allen Crowdfundern und der PPL dafür.

Angst und Mut.

Editorial Nr. 08

Heute Nacht träumte davon, dass mit Beginn des neuen Tages, das Land alle seine Schulden zurückgezahlt habe. Unglaublich, sagt ich mir, unmöglich, wie solle das denn geschehen sein? Die Person, mit der ich mich an der Ecke zu meinem Stammlokal traf, gab mir den Rat, dem Volk aufs Maul und den Politikern auf die Finger zu schauen. Sie sind doch Journalist, sagte er zu mir, tun sie gefälligst ihre Arbeit. Recherchieren sie, denken sie nach, haben sie Phantasie und Mut, denn ohne diese beiden Attribute geht gar nichts. Sprechen sie mit allen Menschen die sie treffen und vor allen Dingen, denken und handeln sie positiv. Schreiben sie in ihrer Zeitung davon, dass sich ihr Land gerettet habe. Nutzen sie ihr Papier effizient. Die Menschen wollen nicht wissen, was nicht geht, denn sie kennen ihre Probleme zur Genüge, sie wollen Lösungen. Verstehen sie? Lösungen. Mit dem wohlgemeinten Rat ließ er mich stehen und verschwand.

Da stand ich nun. Im Traum besuchte ich einen Politiker und erklärte ihm, dass unsere Demokratie stark und lebendig sein müsse. Ich machte ihm Mut und erklärte ihm das Wort Phantasie. Träumen? Träumen! Neue Ideen brauche das Land. Lassen sie uns miteinander darüber träumen und den besten Weg aus der Krise heraus finden. Denn es gäbe da einen Weg, mindestens einen. Ich gab ihm zu verstehen, dass er drei Wünsche frei habe. Da begann er vertraulich zu werden und sagte mir, sein erster Wunsch sei, dass die Menschen untereinander ihre Feindschaften beenden sollten. Das begänne für ihn bereits im Parlament und zwischen den darin vertretenen Parteien, denn nur gemeinsam ließen sich Lösungen für das Land finden. Unmöglich sagte ich, wie solle das denn funktionieren? Bei fünf Parteien und mindestens zehn Meinungen käme man nie zu einem Konsens. Wie also bitte schön käme unser Land dazu, mit einem Schlag alle seine Schulden zurückzahlen zu können und von 2015 an in jedem zukünftigen Jahr immer genügend Geld in seinen Kassen zu haben, um seine ökologischen und ökonomischen Probleme in den Griff zu bekommen?

Ganz einfach sagte er, wir verabschieden uns von unseren partikularen Interessen und denken von heute an nur noch an das Gemeinwohl. Dafür bräuchten wir ein völlig neues Steuersystem, ein revolutionäres, so wie damals mit der Revolution. Weg mit dem alten System und hin zur Verwirklichung unserer Träume. Denken sie einmal darüber nach, was passierte, wenn wir keine Steuern mehr auf Gewinne, Umsätze und Gehälter – also auf Geld erheben würden, sondern auf die Emission von CO2! Wir nähmen den Grenzwert, die 3.000 kg Kohlenstoffdioxyd pro Jahr und Bürger, den Grenzwert, der 1997 im Protokoll von Kyoto festgeschrieben wurde, und setzten diesen Grenzwert kompromisslos um. Es gäbe keine Ausnahmen, jeder Bürger zahlte einen Euro Steuern auf jedes Kilogramm Kohlenstoffdioxyd, das er durch die Verbrennung von fossilen Stoffen pro Jahr verursachte. Wer mehr als 3.000 kg emittieren würde, zahlte auf jedes zusätzliche Kilogramm fünf Euro, und jeder, der weniger emittierte, erhielte eine Steuergutschrift von zwei Euro pro Einheit.

Mit dieser Idee wachte ich auf und ein neues Jahr begann. Erfahren Sie mehr über diesen Traum im Online-Spiel www.eco123.info/kyoto.

Versuch und Irrtum.

Editorial Nr. 07

Ich liebe die Wege im schattigen Pinien- und Eichenwald. Auch ein alter Oliven- und Johannisbrothain gibt Spaziergängen das besondere Etwas. Man geht auf ihnen wie über Moos. Sie sind weich und versetzen Fußgänger in einen schwebenden Zustand. Man bekommt das Gefühl, die Erde verliere ihre Gravitation und der Mensch würde leicht.

Einmal hatte ich mich bei einer Wanderung verlaufen. Ich war an einer Wegekreuzung links abgebogen und hätte geradeaus weitergehen sollen. Irgendwann war der Weg dann zu Ende. Statt zurückzugehen, suchte ich mir einen Weg durchs Gebüsch. Ich wollte die Herberge auf dem alten Pilgerweg unbedingt noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Nach einer langen Weile – in der ich nur sehr langsam vorankam und viele Dornen meine Hose zerrissen – fand ich heraus, dass mich der Weg zu einer Teerstraße führte, auf der Autos hin- und herfuhren. Ich war definitiv falsch abgebogen.

Was tun? Zurückgehen und feststellen, dass die ganze Mühe umsonst gewesen war? In die Teerstraße einbiegen und weitergehen? Ich ging am Rande der Teerstraße weiter und fand den Lärm der Autos und den Geruch der Abgase störend. Am späten Nachmittag erreichte ich das Dorf und die Herberge.

Im Jahr darauf wanderte ich den Weg ein zweites Mal. Ich kam an dieselbe Kreuzung und stand vor der Wahl. Dieses Mal wanderte ich geradeaus weiter. Der Weg führte mich an einen Bachlauf, an dem Vögel in den Buchen nisteten, Nachtigallen sangen, seltene, wilde Orchideen wuchsen und mein Weg schattig war. Ich ging den Bachlauf hinauf, gegen die Strömung und fand einen Platz zum Ausruhen. Dabei schlief ein.

Da träumte ich von einem Leben, in dem es möglich war, zurückzugehen und alle Fehler wiedergutzumachen, die mir im Laufe eines langen Lebens passiert waren. Zumindest wurde mir im Traum klar, dass ich zurückgehen musste zu dem Punkt, von wo an ich mich verlaufen hatte, um von nun an den richtigen Weg einzuschlagen.

Nur Mut

Editorial Nr. 06

Wofür sind unsere Hände gut? Wir können mit ihnen viel mehr anstellen als nur eine SMS verschicken, eine Computer-Tastatur bedienen oder das Auto an der nächsten Tankstelle zu füllen. Wir könnten mit unseren Händen auch gärtnern, bauen säen und ernten. Auch würden wir dabei handwerklich etwas geschickter werden.

Selbst denken lernen, praktisches Wissen und Handeln trainieren, beginnt immer auf lokaler Ebene, meist zuhause in der Familie oder bei Freunden. Menschen, zu denen wir einen Bezug haben und Dinge die wir mit Freude beginnen und in die Hand nehmen, bringen wir oft auch erfolgreich zu Ende. Mit Ernsthaftigkeit handeln, ein Gemüsebeet einrichten, einen Baum pflanzen und sich selbst dabei ernst nehmen.
Wer positive Werte und Ziele für sein tägliches Handeln definiert, stellt damit klar, was er für Geld macht und was nicht. Regeln die helfen werden, sinnvoll zu leben und zu arbeiten. Wenn wir in den Schulen, Universitäten und am Arbeitsplatz authentisch handeln lernten und die Natur integrierten, könnten wir unsere Welt mit ein wenig mehr an Zivilcourage zum Besseren verändern.

Es kann nicht funktionieren, wenn sieben Milliarden Menschen immer nur mehr wollen und jeder nur danach strebt, sich schnellstmöglich am anderen zu bereichern. Wer sich um die Erde sorgt und um seine Mitmenschen und die Ergebnisse der Arbeit gerecht teilt, lebt glücklicher.

Die Autoren von ECO123 erzählen dieses Mal Geschichten über gesunde Ernährung und über den Wandel einer Rohölgesellschaft in ein regeneratives Portugal auf lokaler Ebene. Dazu zählen auch ein Interview mit Rob Hopkins, den Begründer der Transition-Bewegung und eine seltsame Begegnung mit Wirtschaftsminister Dr. António Pires de Lima in Lissabon.

Die Erde ist schön.

Editorial Nr. 05

Wir alle befinden uns auf einer langen Reise durch die Unendlichkeit des Raums und der Zeit: sieben Milliarden Passagiere des blauen Planeten. Unser Raumschiff ist fraglos der schönste Stern im Universum. Er erhält seine Energie vom Licht der Sonne und den Winden der Atmosphäre. Dieses Blau entsteht, wenn das Sonnenlicht auf die Lufthülle unseres Planeten trifft, wenn Himmel und Erde sich miteinander verbinden. Der blaue Planet ist umflutet von langsam wirbelnden Schleiern. Vor dem Hintergrund des Universums umkreist unsere runde Heimat mit 29,78 Kilometern pro Sekunde die Sonne, während sie sich selbst langsam um die eigene Achse dreht. Der Kontrast zwischen dem Blau der Erde und der schwarzen Leere des Weltraums mit seiner unendlichen Tiefe ist vollkommen. Einzigartig bewegend schwebt unser blauer Planet durch das All mit seiner kalten Pracht von Sternen. Fragil, zart und verletzlich ist unser Leben hier auf der Erde mit seinen Bergen, Tälern und Wäldern, den Dörfern und Städten, den Meeren und Flüssen, der Lufthülle, den Wolken und des Lichts. Erst wenn wir uns die Zeit nehmen, unseren Biotop einmal genauer zu untersuchen, werden wir feststellen, dass die Erde uns ein schönes Zuhause anbietet.
Beim genauen Blick auf dieses Zuhause wird mir klar, dass die Atmosphäre, die Landmassen und Ozeane einen wunderbaren einzigartigen Lebensraum formen, eine Biosphäre, die mich atmen und leben lässt. Ich erkenne, dass alle Systeme miteinander verbunden sind. Nur ein nachhaltiges Leben in Harmonie mit unserer Erde garantiert ein zukünftiges Leben in Frieden. Mit Staunen, in Demut und Ehrfurcht, betrachte ich die Schönheit unseres Raumschiffes, bevor mein Arbeitstag beginnt. Ich stehe vor einer grundlegenden Entscheidung. Will ich weiterhin Teil des Problems sein oder Teil der Lösung werden?

Hinter jedem Problem steht eine Möglichkeit.*

Die Geschäfte mit der Ausbeutung der Natur boomen. Ob Kohle, Öl, ob Gold, Silber oder andere (Edel) Metalle, alles wird aus der Erde geholt, inklusive Wald, Baum, Holz. Ganze Wälder werden in Portugal gepflanzt, nur um wieder abgeholzt zu werden, um sie zu Geld zu machen. Was kostet ein Baum? Ein zehnjähriger Eukalyptusstamm wird gegenwärtig mit € 5 gehandelt. Das bekommt ein Forstbesitzer von der Papierfabrik ausgezahlt, wenn der LKW in Setúbal oder Aveiro vorfährt und seine Ladung löscht: € 40 die Tonne Gewicht, circa € 1.000 pro Fuhre, mais ou menos. Die Portucel/Soporcel produzierte im vergangenen Jahr rund 1,6 Mio. Tonnen Papier und 1,4 Mio. Tonnen Zellstoff und machte damit knapp zwei Mrd. Euro Umsatz.

Was sagen uns eigentlich diese Zahlen? In Zahlen zu Unternehmensbilanzen sind (noch) nicht die Kosten für Luft- und Wasserverschmutzung, Klimawandel und Schäden durch Waldbrände usw. enthalten. Dieser Bumerang wird auf uns zurückkommen.

Dass Eukalyptus mitverantwortlich für einen Großteil der Waldbrände im Land ist, steht völlig außer Frage. ECO123 beschäftigt sich in dieser Ausgabe mit der Frage, wie wir Waldbrände vermeiden können. Wir baten mehr als ein Dutzend Betroffene um ihre Antworten auf unsere Fragen. Denn wer nach Lösungen sucht, findet auch welche.

Werden Sie ECO. Was wir der Erde entnehmen und ihr wieder zurückgeben – und dabei meine ich nicht den Müll auf den Deponien – wird uns in Zukunft immer mehr beschäftigen. Ganz besonders aber werden uns unsere CO2 Emissionen in Atem halten. www.eco123.info bietet Ihnen jetzt, mit Beginn des neuen Jahres die exklusive Möglichkeit, eine einzigartige Selbsterfahrung zu machen. Spielen Sie CiO2 (Kyoto) und eröffnen Sie Ihr Bankkonto bei ECO123. Neugierig? Na dann … viel Spaß beim Lesen…

* Galileo Galilei

Im Lot stehen

Editorial 03

Jeder von uns kann seinen Beitrag dazu leisten, das Ökosystem in dem wir leben, zu schützen. Deshalb sehe ich, dass die Erhaltung der Daseinsgrundlage oberste Priorität haben muss. Wie dringlich die Situation ist, zeigen die Dürreperioden und desaströsen Überschwemmungen der letzten beiden Jahre, die Hitzewellen und Waldbrände und die ökonomischen und ökologischen Schäden, die daraus resultieren. Trotz immer erdrückenderer Beweise scheinen die meisten Menschen derzeit aber nicht bereit zu sein, ihren negativen Einfluss auf das Ökosystem zu reduzieren, indem sie verträgliche Wege suchen, mit den Ressourcen unseres Planeten umzugehen. Fast jeder von uns gestaltet sein Leben, als wären die Ressourcen unseres Planeten unendlich. Deshalb ist Mobilität ein Thema dieser Ausgabe.

Wir müssen unsere Gewohnheiten ändern und ECO123 zeigt Lösungen auf. Ich möchte darüber hinaus für unsere Zeitschrift und alle, die daran mitwirken, eine Kehrtwende einleiten. An jeder journalistischen Arbeit (Notizen, Interview, Reportage etc.), an der wir recherchieren, muss der positive Einfluss auf das Ökosystem erkennbar sein. Das heißt konkret, dass wir bei unserer Arbeit die Vermeidung von schädlichen Emissionen an die erste Stelle setzen: Vermeidung von Flügen, Vermeidung von individueller Mobilität, die mit der Verbrennung von fossilen Brennstoffen einhergehen. Wenn Sie weitergehende Vorschläge haben, bitte ich Sie, diese in den Mittelpunkt unserer Diskussionen zu stellen.

Es reicht nicht, zu schreiben und ein sensibles Bewusstsein bei seinen Lesern anzumahnen, wenn wir als Journalisten genau das Gegenteil vorleben. Wir alle müssen uns bewusst sein, dass jeder von uns konkret etwas leisten kann, leisten muss. Ich bin mir bewusst, dass die Zukunft von uns einen Verzicht an Konsum und Verschwendung verlangt. Deswegen werden wir ab heute am Ende einer jeden journalistischen Arbeit eine Infobox veröffentlichen, die Auskunft darüber gibt, wie viel CO2 Emissionen während der Recherche und Herstellung einer journalistischen Arbeit angefallen sind. Darüber hinaus möchte ich ein transparentes Profil vorleben, in dem jeder von uns ab 2014 seine eigene Energiebilanz öffentlich macht. Ziel ist es, das Kyoto-Protokoll innerhalb der Redaktion umzusetzen: die Emissionen von Kohlendioxyd pro Jahr und Person auf maximal 3.000 kg zu reduzieren.

Anspruch und Wirklichkeit haben miteinander im Einklang zu stehen. Wenn Sie, verehrter Leser diesen Weg mit uns gehen wollen, können Sie sich online auf www.eco123.info registrieren.

Die Macht der Worte

Editorial 02

Vielen Dank dafür, dass Sie ECO123 lesen. Wir wissen, dass Schön schreiben oder Kritik üben allein nicht mehr reicht. Wer sich Heute für Morgen zu Wort meldet, muss mehr bieten. Wir brauchen Verbesserungen, Alternativen und Lösungen, die insbesondere in schlechten Zeiten, bei schlechtem Wetter einem Sturm standhalten und nicht einfach fortwehen. Da beziehe ich ausdrücklich uns Journalisten ein. Wir müssen uns bei jedem Wort, das wir zu Papier bringen, der Wirkung unserer Worte bewusst sein.

Nicht nur Portugal steckt in einer tiefen Krise. Immer wieder wird diese in Verbindung mit Schulden, Steuererhöhungen und sozialen Kürzungen gebracht. Das aber ist nur die halbe Wahrheit. Denn in Wirklichkeit fehlt uns nicht nur Geld. Was fehlt ist ein ökologisch nachhaltiges Zukunftskonzept für ein abgewirtschaftetes, bankrottes System. Ein Bankenwesen, das nur Gier und Profit kennt, wird genau daran zugrunde gehen. Eine unnütze Bürokratie, die nichts anderes als unsinnige Gesetze und Regeln produziert, blockiert jedwede Effizienz einer Wirtschaft. Eine Landwirtschaft, die industriell betrieben wird, kann nicht die Gesundheit der Menschen zum Ziel haben…

Weil es aber in Portugal immer nur um mehr Geld geht und den meisten Journalisten um nutzlose Newsproduktion, enden die meisten Diskussionen in der Sackgasse. Wir alle müssen über Ethik sprechen, über Transparenz, über den tieferen Sinn von Geldgeschäften. Wir müssen auch gemeinsam darüber nachdenken, wie Bürokratie sinnvoll verkleinert und zum Nutzen der Gemeinschaft reformiert werden kann. Darüber hinaus braucht Portugal eine Landwirtschaft, in der Massentierhaltung und Monokulturen verboten und Respekt und Würde für Tier und Natur garantiert werden.

ECO123 nimmt sich Zeit für nachhaltige journalistische Arbeit. Wir sprechen mit Menschen, überprüfen Fakten und denken Dinge zu Ende. Welche Wege aus der Krise heraus zu Vertrauen, Wohlstand und nachhaltigen Werten führen, lesen Sie auf den nächsten Seiten.

Win. Win.

Editorial 01

In schlechten Zeiten kommt dem Wort Vertrauen eine ganz besondere Bedeutung zu. Man rückt enger zusammen und besinnt sich seiner ureigenen menschlichen Tugenden.
In schlechten Zeiten gute Geschichten erzählen ist eine Kunst. Würden uns die Politiker vertrauen und wir ihnen, könnten sie uns mit Leichtigkeit erzählen, was wir für die vielen Steuern und Abgaben im Gegenzug vom Staat erhalten, nicht wahr? Die Schaffung eines Arbeitsplatzes, der sinnstiftend ist, die Natur und ihre Ressourcen erhält, die Begabung eines jeden beachtet, wäre so eine schöne Geschichte. Könnten nicht alle mit weniger Arbeitszeit einen sinnvollen Job machen? Ist es ökonomisch und ökologisch sinnvoll und sozial gerecht, Millionen Arbeitslosen jeden Monat Almosen zu zahlen, während andere für wenig Geld viel arbeiten müssen? Stell dir vor, du wachst morgens auf und hättest eine Idee und wolltest diese verwirklichen. Denk nicht gleich an das Geld, dass du dafür bräuchtest, spinn erst deine Idee zu Ende, mach sie richtig rund. ECO123 erzählt dir auf den folgenden Seiten eine Geschichte, wie auch in schlechten Zeiten am Ende des Tages deine Träume wahr werden können.
Beginnen wir unser Leben jetzt selbst in die Hand zu nehmen. Definieren wir die Begriffe Wohlstand und Wachstum neu. Wir wollen schönes Wohnen, gesunde Ernährung, weniger Arbeit für alle, fair Trade & Business, grüne Mode, saubere Energie und Mobilität, nachhaltige Landwirtschaft und noch vieles mehr. ECO123 erzählt Geschichten des Erfolgs und interessiert sich nur für Lösungen. ECO123 bekommst du am 21. März, 21. Juni, 21. September und am 21. Dezember an deinem Zeitungskiosk – auch ONLINE www.eco123.info und als ECO-TV. Begib Dich mit uns auf die Suche nach einem neuen Lebensstil.