Diese Geschichte spielt hier und auf unserem Planeten Erde. Mit ziemlicher Sicherheit werden in 30 Jahren zehn Milliarden Menschen die Erde bevölkern. +++ Damit bewegt sich das Bevölkerungswachstum in einer negativen Spirale aufwärts. +++ Mit jedem zusätzlichen Erdenbürger verringern sich die Vielfalt und der Platz. +++ Mit dem kontinuierlichen Ansteigen der Weltbevölkerung steigen auch der Verbrauch von Ressourcen, Energie, das Müllvolumen, der Stress. +++ Für diese Lebensweise produziert die an Rohstoffen hungrige Industriewirtschaft immer mehr Nahrungsmittel, immer mehr Autos, immer mehr Verbrauchsgüter. +++ Und die globale Erwärmung steigt. +++ Es gibt Wetterextreme, Stürme, Regen, Überschwemmungen, Erdrutsche und Beben, Waldbrände, Dürren. +++ Das menschliche Konsumverhalten auf dem Planeten Erde erinnert an das Streichorchester des Passagierdampfers Titanic. +++ Es musizierte einfach immer weiter, während das Schiff langsam sank. +++ Mit immer mehr Wachstum und immer mehr Verbrauch jedoch werden die Rohstoff-Reserven unseres Planeten auch immer schneller schrumpfen. +++ Rohöl, Gas, Eisenerz, Kohle, Kupfer, Phosphor, Uran, Gold, Silber, Platin, Nickel, Zink… Wasser. +++ Wie wird sich das Verhalten der Menschheit entwickeln, wenn sich die Förderung solch zentraler Ressourcen nicht mehr steigern lässt, sondern schrumpft? +++ Das ausschließliche Starren auf Wachstumsraten verstellt uns den Blick auf ein nachhaltiges Wohlstandverständnis. +++ Unter dem Diktum der Wettbewerbsfähigkeit wird das Leben auf unserem Planeten ungemütlich.
Wird die Menschheit ihr Verhalten von Verschwendung in Genügsamkeit verändern können?
Wer sind wir und sind wir entwicklungsfähig? Wird die Menschheit ihr Verhalten von Verschwendung in Genügsamkeit verändern können? Falls ja, wie und wann beginnt sie wo damit? Oder lebt sie eher ihr stressiges Untergangs-Szenario wie auf der Titanic weiter? Wird sich das tägliche Wettbewerbs- und Dominanzstreben eher in Richtung einer Gesellschaft des Teilhabens, Tauschens und Schenkens entwickeln, in der sich Erhalten und Recyceln zu den wichtigsten Grundregeln einer neuen Wirtschaftform entwickeln? Was ist die Alternative zu immer mehr Autos, immer mehr Flugverkehr, immer mehr Fleischkonsum?
What‘s mine is (y)ours?
Die Ideen sind allesamt noch jung, aber sie verankern sich bereits in der neuen Gesellschaft. Frage: wären Sie bereit, für die Zukunft ihrer Kinder und Enkel auf etwas zu verzichten? Auf Ihr Auto? Auf Ihr tägliches Fleisch? Auf den Flug in den Urlaub? Geld und Ressourcen sparen zu wollen oder auch sparen zu müssen und dabei ökologischer zu leben, bewirkt bei vielen Menschen den Einstieg in den Ausstieg aus der Konsum-Mentalität und hinein in eine Ökonomie des Gemeinwohls und des Glücks.
Es begann vor Jahrzehnten mit Zeitungen wie „Ocasião“, „exchange&mart“ und „Sperrmüll“, dem Aufkommen des Internets und der Verkaufsplattform „eBay“, der Vermittlung und dem Austausch von Informationen über gebrauchte Waren. Wir wurden Zeugen einer tiefgreifenden Veränderung, eines beginnenden Paradigmenwechsels. Heute müssen wir uns fragen, ob und falls ja, wie es weitergeht. Brauchen wir noch eigene Autos, eigene Häuser und Lohn gegen Arbeit? Die Ideen des neuen Wirtschaftens lassen sich politisch noch nicht einordnen. Es geht dabei sowohl um konservative Werte wie Gemeinschaft und Werterhaltung, als auch um progressive wie Veränderung und Gleichheit.
Eine neue Struktur bietet die neue SharEconomie jedem Teilnehmer: ein lokales, regionales, nationales oder weltweites Netzwerk. War bis dato das Anbieter-Kunden-Modell der herkömmlichen Ökonomie einzigartig, gesellt sich nun das neue Peer-to-Peer-Modell hinzu. In einem Peer-to-Peer-Netz sind alle Menschen gleichberechtigt und können sowohl Dienste in Anspruch nehmen, als auch zur Verfügung stellen. Der Gegensatz zum Peer-to-Peer-Modell ist das alte Anbieter-Kunden-Modell. Bei diesem offeriert ein Anbieter einen Dienst und ein Kunde nutzt ihn. In Peer-to-Peer-Netzen ist diese Rollenverteilung aufgehoben. Jeder Teilnehmer ist ein peer, denn er kann einen Dienst gleichermaßen nutzen und selbst anbieten.
Beispiel 1:
Lebensmittel.
Durch die systemische Wirtschaftskrise, einhergehend mit Langzeit-Arbeitslosigkeit und steter Verarmung vieler, steigt seit fünf Jahren die Rate derjenigen Mitbürger, im Besonderen der Rentner, die unter dem Existenzminimum lebend, sich immer weniger zum Leben leisten können. Andererseits werden die Reichen immer reicher. Wie passt es zusammen, dass die Hälfte unserer erzeugten Lebensmittel auf dem Müll landet? Bei der Ernte vom Bauern untergepflügt oder weggeworfen, im Speicher und Lager des Grossisten verkommen, beim Transport auf den Markt oder in die Fabrik verdorben, bei der Produktion, auf dem Großmarkt und im Supermarkt ausgesondert, Lebensmittel, die der Verbraucher in den Mülleimer wirft oder die Toilette hinunterspült. Die Palette der Güter und der Verschwendung von Energie ist unendlich. Umgerechnet ein Viertel des gesamten Wasserverbrauchs unseres Planeten wird für die Produktion von Lebensmitteln verschwendet, nur um diese später wieder zu vernichten.
Um beiden Probleme, dem sozialen und dem ökologisch-ökonomischen entgegenzuwirken, gründeten sich in Portugal die www.bancoalimentar.pt und www.re-food.org, (Lesen Sie dazu unser Interview mit Philippe Bourroux auf Seite) aber auch die vom Crowdfunding und der Fundação Calouste Gulbenkian geförderte Kooperative www.frutafeia.pt.
Die Cooperativa FrutaFeia CRL mit Sitz in Lissabon, kauft landwirtschaftliche Produkte direkt bei Bauern der Umgebung für ihre Kunden ein, die das Obst und Gemüse, das nicht immer der Handelsnorm oder Größe entspricht, sonst wegschmeißen müssten, weil Supermärkte sich weigern, sie ihren Kunden anzubieten. (Ausnahmen bestätigen die Regel: Intermarché Frankreich, Kampagne Inglorious Fruits, Lesen Sie dazu unser Interview mit Philippe Bourroux auf Seite … ) Einmal die Woche bietet FrutaFeia mehreren hundert Kunden zwei Typen Körbe voll frischen Obst und Gemüse an, die sie an zentralen Stellen in Lissabon anliefern: 3 – 4 kg zum Preis von 3,50 und 6 – 8 kg zum Preis von sieben Euro. Das sind erste hoffnungsvolle Ansätze in Portugal und sie mehren sich: immer mehr Menschen kaufen direkt und fair gehandelte Lebensmittel ein, achten vermehrt auf saisonale und regionale Angebote, andere geben Lebensmittel gratis ab. Die Lösung lautet: sparsamer leben, Energien effizienter und Böden nachhaltiger nutzen, bewusster mit sich und der Umwelt umgehen und sich besser vernetzen – und weniger Autofahren…
Beispiel 2:
Mobilität.
Ein Auto wird die meiste Zeit des Tages am Straßenrand oder im Parkhaus abgestellt. Wieso stehen eigentlich so viele Autos nutzlos herum, fragt sich João Figueiredo von der portugiesischen Mitfahrzentrale Um Coche? Wieso brauche ich ein eigenes Auto? Viele junge Menschen verbinden inzwischen mit einem eigenen Auto nicht mehr das von den Herstellern in Aussicht gestellte Freiheitsgefühl, sondern vor allem Staus und ständige Parkplatzsuche, hohe Kosten für Sprit, Reparaturen und Versicherung. (Lesen sie dazu die Reportage „Einen Monat ohne Auto auf Seite …) Die Tendenz bei jungen Menschen ein eigenes Auto zu kaufen, besonders in Städten wie Lissabon, Porto und Coimbra ist in den letzten Jahren dramatisch gesunken. Nur so lässt sich der enorme Erfolg von Plattformen wie www.transportespublicos.pt, www.umcoche.com, www.blablacar.pt erklären.
In Deutschland ist man bereits einen kleinen Schritt weiter. Dort vermittelt das Internetportal www.tamyca.de private Autos inklusive Versicherung zwischen Autobesitzern und Nutzern: das private CARSHARING bringt sich in Stellung: zum Nachteil kommerzieller Mietwagenfirmen wie Sixt, Hertz, Europcar. In der Lx-Factory in Lissabon beginnt die CARRIS als erster regionaler Anbieter des ÖPNV mit dem kommerziellem www.mobcarsharing.pt. Das Wachsen einer alternativen Szene wird unser Land nachhaltig verändern.
Beispiel 3:
Wohnen.
Erwachsene Kinder sind aus dem Haus, das langjährige Kinderzimmer steht leer und ungenutzt – oder – die Ehe ging in die Brüche, mehrere Zimmer im Haus stehen leer. Was tun? Untervermietung, täglich-, wöchentlich- oder monatlich? Wer eine Reise unternimmt, kann viel erzählen. Nur so lassen sich die großen Erfolge der Plattformen www.airbnb.pt und www.couchsurfing.org mit mittlerweile jeweils mehr als sieben Millionen Nutzern erklären. (Lesen Sie unser Interview mit Paula Morgado e Esmeralda Anjos) Couchsurfing ist auch die Antwort auf aktuelle Umweltdesaster: Als der Wirbelsturm „Sandy“ im Oktober 2012 über New York hinwegfegte und viele tausend Bewohner zeitweise obdachlos machte, öffneten andere New Yorker solidarisch ihre Haustüren und boten ihre leer stehende Zimmer nebst Couch an. So entstand das Couchsurfing und bahnte sich seinen Erfolg um den Globus.
Auch in Portugal fragen sich immer mehr Menschen, warum man ein morbides Wirtschafts- und Sozialsystem aufrecht erhalten soll, in das man immer mehr Steuern einzahlt aber immer weniger davon zurückbekommt und nicht mitentscheiden kann, wohin die Steuergelder fließen: immer weniger soziale Unterstützung, weniger Rente, weniger Bildung, weniger medizinische Versorgung, weniger Solidarität und immer weniger Ausbildung und immer weniger Jobs für Jugendliche – bei immer mehr Bürokratie. Wer heute guten Rat sucht, muss nicht mehr teuer dafür bezahlen.
Das alternative Freecycle Netzwerk zählt mittlerweile weltweit 5.143 Gruppen und 7.662.862 Mitglieder. In Portugal existieren Gruppen in Coimbra, Torres Vedras, Alcobaça, Aveiro, Braga, Covilhã, Faro, Funchal, Leiria, Lissabon, Loures, Porto, Sintra, Torres Novas, Viana do Castelo. (https://www.freecycle.org)
Beispiel 4:
Dienstleistungen.
Eine Bohrmaschine oder eine Säge ist im Jahr nur drei bis vier Stunden im Einsatz. Kann man sich die nicht auch ausleihen? In vordigitaler Zeit war es oft möglich, sich Werkzeuge bei Nachbarn oder Freunden zu borgen. Heute leihen sich Menschen, die sich vorher nie gesehen haben, Werkzeuge und Dienstleistungen untereinander in einem virtuellen Portal oder in einer Zeitbank aus. Das funktioniert nach dem Motto: biete Babysitting, wer macht meinen Garten? Repariere Wasserrohr, wer schneidet mir die Haare? Verleihe Bohrmaschine, suche Ventilator…www.community-exchange.org. Während in Portugal bereits neun Initiativen ihre Dienstleistungen untereinander anbieten, ist Spanien Europas Spitzenreiter mit 208 Tauschbörsen, gefolgt von Finnland mit 45 und Großbritannien mit 15 Tauschbörsen.
Reparieren statt Wegschmeißen.
Das Reparieren von technischem Gerät ist bei den meisten Menschen aus der Mode gekommen. Sie wissen einfach nicht mehr oder noch nicht, wie man Dinge repariert, und schmeißen eine defekte Kaffee- oder Waschmaschine, einen kaputten Staubsauger in den Müll. Wer nicht weiß, wie man z.B. elektrische Geräte repariert, geht heute ins Repair Café. Hier findet wertvoller praktischer Wissensaustausch statt. Gegenstände sind auf diese Weise länger brauchbar und werden nicht weggeworfen. Wertvolle Rohstoffe und viel wertvolle Energie, die für die Herstellung neuer Produkte erforderlich sind, werden gespart. Das gilt auch für die CO2-Emissionen. Denn bei der Herstellung neuer Produkte und beim Recycling von Gebrauchtgegenständen wird CO2 freigesetzt. “Reparieren statt Wegwerfen” ist ein immer wichtiger werdender Teil der neuen SharEconomy und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann das erste Repair-Café auch in Portugal angekommen ist. Die Idee stammt aus den Niederlanden und hat seit 2009 dazu geführt, dass inzwischen schon mehr als 400 Non Profit Cafés weltweit ihre Pforten öffneten: in Belgien, Deutschland, Frankreich auch in Großbritannien, den USA, Brasilien und Australien u.a. An den Orten, an denen man ein Repair Café findet, ist Werkzeug und Material für alle möglichen Reparaturen vorhanden. Zum Beispiel für Kleidung, Möbel, elektrische Geräte, Fahrräder, Spielzeug und mehr. Vor Ort sind auch Reparaturexperten zugegen: Elektriker, Schneiderinnen, Tischler und Fahrradmechanikerinnen. www.repaircafe.org Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann das erste Repair Café in Portugal seine Pforten öffnet.
Wer gewinnt, Hai oder Schwarm?
Erfolgreich ist auch der, der an seinen Erfolg glaubt. Denn wer die Erfahrung gemacht hat, wirklicher Teil einer gleichberechtigten und lösungsorientierten Gemeinschaft sein zu können, bei dem weichen Ohnmacht und Frust, Depression und Wut und transformiert negative in positive Energie. So entstehen vermehrt zufriedene und glückliche Teilnehmer einer neuen Wirtschaftsform, die sich elementar von der herkömmlichen unterscheidet. Produktion, Kooperation und Teilen sind im positiven Spektrum menschlichen Verhaltens angesiedelt. Sie unterscheiden sich elementar von Konkurrenzkampf, Konfrontation und Durchsetzungswillen einer Win-Lose-Ökonomie, die sich im kurzsichtigen Wachstumswillen um jeden Preis verliert. Langfristiges Wohlbefinden und Zufriedenheit mit dem eigenen Leben sind Werte, die trotz Wirtschaftswachstums und der Versechsfachung des weltweiten Bruttosozialproduktes zwischen 1983 und 2013 von 11,6 auf 74 Billionen Dollar, nicht nennenswert angestiegen sind. Im zweiten Weltglücksbericht der UNO von 2013 führt Portugal zusammen mit Italien, Spanien und Griechenland die europäische Skala der „Unglücklichen“ an. Übrigens, wer nicht daran glaubt, Erfolg zu haben, hat auch keinen.
Beispiel 5:
Wissen
www.ouishare.net ist ein Think- und Do-Tank mit der Mission, Bürger, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen zu unterstützen und eine Wirtschaftsform zu schaffen, die auf Teilen, Zusammenarbeit und Transparenz basiert und dabei von horizontalen Netzwerken und Gemeinschaften getragen wird. Die französischen Initiatoren von OuiShare, das sich 2012 in Paris gründete, sind davon überzeugt, dass eine solche neue Wirtschaft viele der ökologischen und sozialen Probleme lösen könnte. Aus einer Gruppe Enthusiasten wuchs in kurzer Zeit eine weltweite Gemeinschaft, die sich über 25 Länder in Europa, Lateinamerika und den Mittleren Osten erstreckt. 50 Koordinatoren vernetzen über 2.000 Mitglieder weltweit. OuiShare trifft sich einmal im Jahr in Paris, um Erfahrungen auszutauschen.
Ein anderes Netzwerk, das ebenfalls weltweit und national operiert ist www.wwoof.com. Die in 1974 in Großbritannien gegründete Föderation WWOOF (World Wide Opportunities on Organic Farms) wird von der Idee getragen, Menschen zusammenzubringen, die einen naturverbundenen Lebensstil auf dem Land führen – oder kennen lernen wollen. Heute arbeitet WWOOF in 60 Ländern und auf allen Kontinenten. In Portugal bieten 141 Bauernhöfe die Möglichkeit, herauszufinden was es bedeutet, seine eigenen Lebensmittel herzustellen, als kleinbäuerlicher Betrieb von der Landwirtschaft zu leben oder Wege in die Selbstversorgung auf dem Land auszuprobieren. WWOOFerInnen helfen freiwillig auf ökologisch bewirtschafteten Höfen, werden dort in Hofgemeinschaft und Familie integriert und bekommen Unterkunft und Verpflegung. Theoretische und praktische Wissensvermittlung stehen an erster Stelle. Lesen Sie das Interview mit Rodrigo Rocha im Kasten nebenan.
Beispiel 6:
Investment/Finanzierung
Eine andere Community trifft sich täglich, ja stündlich im Netz. Das sind diejenigen, die mit ihrem Geld, gute Ideen beflügeln und Träume in die Wirklichkeit katapultieren: die Produktion einer Musik-CD, eines Buches, Filmprojektes, landwirtschaftlichen oder handwerklichen Betriebes. Crowdfunding gibt den „Kick“ für Innovation und grüne Technologie, für Wissenschaft und Forschung genauso wie für traditionelles, aussterbendes Handwerk, das herkömmliche Banken immer seltener finanzieren. „Mit einem Investment zwischen zehn und tausend Euro ist alles möglich“, sagt Pedro Domingos von Orange Bird Lda., dem Start Up aus Oeiras, der das portugiesische Crowdfunding www.ppl.com.pt zum Spitzenreiter der demokratischen Finanzplattformen im eigenen Land gemacht hat. Mit dem Crowdfunding www.massivemov.com aus Porto gibt es jetzt sogar zwei Plattformen in Portugal. Was in Portugal allerdings noch fehlt, ist eine grüne transparente und nachhaltig gemanagte Bank, wie es sie bereits in Deutschland (www.gls.de), in Holland (www.triodos.com), in der Schweiz (www.abs.ch) in Italien (www.bancaetica.it) in Frankreich (www.credit-cooperatif.coop) und Großbritannien (www.ecology.co.uk) bereits gibt und die sich weltweit in der www.gabv.org organisieren.
Beispiel 7:
Energie.
Statt Elektrizität passiv verbrauchen, egal wo sie herkommt, natürlich aus der Steckdose lieber Solarstrom lokal produzieren, einspeisen und verkaufen. Das Gesetz hat 27 Artikel, die es lohnt, genau zu lesen. Die Rede ist vom Decreto-Lei n° 363/2007, unterschrieben von einem Anibal Cavaco Silva am 25. Oktober 2009 und von José Sócrates Carvalho Pinto de Sousa. Beide sind uns nicht ganz unbekannt. Der eine wie der andere geistert mehr oder weniger oft durch die Nachrichten des Fernsehens. Dieses Gesetz ist die Grundlage einer Weisung durch die Europäische Union, in geringem Maß regenerative Energie selbst zu erzeugen, lokal versteht sich und ist ein Befreiungsschlag gegenüber dem Monopolzwang der Stromerzeugung. Über die Jahre hinweg werden mehr als 9.000 private portugiesische Haushalte zu zertifizierten Stromerzeugern mit einer Kapazität von mehr als 30 Megawatt, die ihren nachhaltig produzierten Strom an die EDP verkaufen. Sonnenschein gibt es in Portugal bis zu 3.000 Stunden im Jahr. Der Return ist über acht Jahre garantiert. Eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen verändert das Investitionsverhalten von Menschen. Sie nehmen ihr Geld, legen es nicht auf die Bank, spekulieren nicht damit, sondern investieren nachhaltig in lokale autarke Energiestrukturen und fühlen sich gut dabei.
Gemeinsame Erfolgsgeschichten erzählen von gelungenen gemeinsamen Taten und wachsen mit der zweiten, dritten, vierten Geschichte u.s.w. Wichtig ist, dass Erfolgsgeschichten sich breit über eine gesamte Gesellschaft verteilen und immer weitererzählt werden: in Naturschutz, Stadt- und Verkehrsplanung, in Änderungen des Gesundheits- und Bildungssystems, in Medien, politischen und wirtschaftlichen Reformen und letztlich auch in Klimaverhandlungen. Eine am Bedarf und Bedürfnissen orientierte Wirtschaft ist immer zuerst lokal, erst dann regional und arbeitet zirkulär nicht linear. Produkte müssen ungiftig sein und reparaturfreundlich. Die Förderung von Glück – und nicht länger von materiellem Wohlstand durch Wachstum – die Erhaltung der Natur und ihrer Ressourcen, sowie die Förderung von gelingenden Beziehungen, Vertrauen und Freundschaft müssen in den Fokus jeder Subventionsvergabe rücken. Erst dann wird sich eine neue Genügsamkeit entwickeln, die unserer Leben ganzheitlich reflektiert: nicht nur anhand abstrakter Zahlen, sondern besonders auch in konkreten Ideen, Worten und Taten einer neuen SharEconomy, im Tauschen, Teilen und Schenken und nach der Maßeinheit Bruttosozialglück.