Die Entwicklungen am Lebensmittelmarkt sind absurd. Warum kaufen wir bei ausländischen Diskountketten wie Lidl, Aldi, Jumbo & Co. eigentlich deutsche Milch, deutsche Butter, deutschen Käse und Joghurt, französische Mohrrüben und Kartoffeln und so viele andere ausländische in Plastik (aus Rohöl!) verpackte Lebensmittel (inkl. Getränke), die tausende von Kilometern in Flugzeugen und LKWs durch Europa und die Welt transportiert werden? Die Antwort scheint einfach: Weil diese Lebensmittel dort so billig sind. Aber ist das auch wirklich so?
Einerseits wollen wir billig, andererseits gesund und regional. Ein weltweites Vertriebsnetz von Lidl, Aldi, Jumbo & Co. verträgt sich aber kaum mit gesundem, regionalem Konsum. Klar ist, dass fast jeder unserer Einkäufe bei Discountern aufgrund der langen Transportwege, die nahezu jedes Produkt zurückgelegen muss dazu beiträgt, unsere Welt mit noch mehr Treibhausgasen zu verschmutzen. Unumstritten ist auch, dass unsere Müllberge aufgrund der vielen Plastikverpackungen immer größer werden; viele „Lebensmittel“ nur mit ungesunden chemischen Zusatzstoffen die langen Transportwege und die Zeit im Regal überstehen und dass Hersteller (Bauern u.a.) mit einer Poilitik des Preisdumpings in den Ruin getrieben werden. Was also ist wirklich billig an Lidl, Aldi, Jumbo & Co.?
Wenn Finanzkrisen und Hunger auf marktwirtschaftliches Angebot und Nachfrage treffen, müssen wir uns eine weitere Frage gefallen lassen. Wie viele gequälte Tiere aus der industriellen Massentierhaltung werden derzeit auf den Schlachthöfen getötet, nur damit deren Fleisch und Wurst, – Haltbarkeitstermin abgelaufen -, auf dem Müll landen? Was machen Lidl, Aldi, Jumbo & Co. mit diesen unverkäuflichen, langsam im Kühlregal vor sich hingammelnden Fleisch- und Wurstwaren? Wegschmeißen? Lebensmittel inklusive deren Verpackungen in den Müll werfen, während Menschen in anderen Teilen der Welt Hunger schieben?
Das System ist absurd und perfide. Wir zahlen unser schwer verdientes Geld an ausländische Diskounterketten, die ihre Produkte in der ganzen Welt zusammenkaufen und dabei massiven Preisdruck auf die Hersteller ausüben. Dabei können wir ganz einfach den Spieß umdrehen: Wer regional kauft, vermeidet irrsinnige Transportwege und wird zum Freund seiner Umwelt. Wer regional kauft, unterstützt Hersteller aus der eigenen Region. Das Geld bleibt im Land, in der Region, im Dorf. Sehr oft sind regionale Produkte darüber hinaus ihren Preis wert und sogar noch billiger, weil unsinnige Verpackung und Transport einfach entfallen. Die Lebensmittel sind frisch und wer BIO kauft, gewinnt obendrein. ECO123 zeigt Ihnen den Weg.
Regionale Produkte.
Ein Radius von ca. 50 Kilometern gilt als sinnvolle und praktikable Eingrenzung für regionale Produkte. Oft benötigt ein eigentlich regionales Produkt ein paar Zutaten, die nicht örtlich zu beziehen sind. Ist beispielsweise eine Sardinenpaste nicht regional, nur weil einige der Gewürze nicht aus dem Umland stammen? Bei anderen Produkten wie Marzipan (aus Mandeln) sind es gerade die Zutaten wie Zucker und Zimt, die den Charakter ausmachen. In Anlehnung an das Bio-Siegel wäre ein Prozentsatz von 80% regionalen Erzeugnissen wünschenswert. Dass Kaffee kein regionales portugiesisches Produkt sein kann, sollte jedem einleuchten. Trotzdem versuchen Hersteller, damit zu argumentieren, dass die Ware beispielsweise in der Region verpackt oder zusammengestellt wurde. Ein wirklich regionales Produkt (u.a. Reis!) sollte hingegen von Anfang bis Ende regional sein, Regionalität betrifft den gesamten Wertschöpfungsprozess.
Regional einkaufen
Wer die Umwelt durch kurze Transportwege schonen und die lokale Wirtschaft stärken möchte, sollte sein Geld am besten im Hofladen oder auf dem guten alten Markt ausgeben. Dort steht im Zweifel auch der Erzeuger selbst Rede und Antwort zu Anbaumethoden und Qualität. Der Gemüse- und Obstkorb (cabaz) des Verbands AgroBio (www.agrobio.pt) oder Initiativen für solidarische oder soziale Landwirtschaft sind weitere interessante und empfehlenswerte Alternativen.
Bio nicht vergessen
Mit Regionalität allein ist noch nicht alles gewonnen: Auch regionale Waren können Pestizide enthalten oder chemisch gedüngt worden sein. Kurze Transportwege und regionale Vermarktung stehen nicht automatisch für umweltfreundliche und gesunde Produkte. Deswegen sollte man auch bei regionalen Produkten immer häufiger auf Bio achten. Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass bei uns im Winter die Tomaten, Gurken und Zucchini aus dem Gewächshaus kommen, die Feigen getrocknet sind, die Oliven eingelegt und das Johannisbrot als Mehl daherkommt. Der Saisonkalender hilft immer, Produkte nicht nur regional, sondern auch saisonal zu kaufen.
Wegweiser zu regionalen Lebensmitteln
1. Gemüse- und Obstkorb (cabaz)
Im Verband AgroBio haben sich portugalweit mehr als 250 Mitgliedsbetriebe zusammenschlossen, die Ihnen wöchentlich bestes Bio-Obst, Gemüse und sogar Brot ins Haus liefern. Und das zu fairen Preisen: z.B. 5 kg zum Preis von € 7,50. Der Verband sorgt mit langfristigen Kooperationsverträgen zwischen Landwirten und Bio-Läden für verlässliche und partnerschaftliche Handelsstrukturen in der Region. ECO123 empfiehlt, einfach mal einen „Cabaz“ ausprobieren. Sie werden über den Unterschied von plastikverpacktem Supermarkt-Gemüse und einem herrlich aussehenden und gut duftenden Korb voller Bio-Köstlichkeiten staunen.
2. Soziale Landwirtschaft & Solidarische Landwirtschaft
Beim Konzept Solidarische Landwirtschaft (Community Supported Agriculture) handelt es sich im Gegensatz zum Öko-Korb nicht um ein klassisches Verkäufer-Kunde-Verhältnis. Hier verbindet sich ein Kreis von Menschen langfristig mit einem Hof, finanziert gemeinsam die jährlichen Hofkosten und erhält dafür im Gegenzug einen Ernteanteil und die Gewissheit, dass die Landwirte mit dem Land, dem Wasser, den Tieren und Pflanzen verantwortlich und zukunftsfähig umgehen. Soziale Landwirtschaft integriert behinderte Menschen in die Arbeit auf dem Bauernhof.
3. Bauern- und Wochenmärkte (siehe umfassende Liste hier.)
Die Marktplätze waren früher die Zentren unserer Städte und des sozialen Lebens. Und auch heute geben viele Bauern- & Wochenmärkte ein schönes Bild ab: Eine übersichtliche Anzahl an Lebensmittelhändlern an der frischen Luft und trotzdem bekommt man alles, was man zum Essen braucht. Alle verkaufen Lebensmittel aus Eigenanbau oder aus der Region und auf den vielen Märkten gibt es auch Bio-Händler. Wenn Sie sich nicht sicher sind, fragen Sie nach – die meisten Marktleute erzählen gerne, woher Ihre Produkte stammen.
4. Hofladen (siehe umfassende Liste hier)
Auch Hofläden sind eine gute Möglichkeit, direkt beim Erzeuger zu kaufen. Hier holen Sie Obst und Gemüse, Eier, Milcherzeugnisse oder sogar Wurst und Fleisch, ihre Lebensmittel, direkt beim Bauern ab. Auf dem Land sind natürlich mehr Hofläden zu finden als in der Großstadt, aber vereinzelt gibt es sie auch dort. Auch hier gilt: Wer Wert auf Bio-Qualität legt, sollte im Laden nach der Herstellung fragen, falls die Lebensmittel nicht mit einem Siegel ausgezeichnet sind.
5. Eigenanbau
Alle Lebensmittel selbst herstellen – das klingt vielleicht ziemlich unrealistisch. Aber wieso fangen wir nicht einfach mit irgendetwas Kleinem an: zum Beispiel mit eigenem Gemüse – sogar ohne Garten, auf dem Balkon. Sie werden sehen, wie viel Freude selbsterzeugtes Essen macht!
6. Sammeln in der Natur (verlassene Grundstücke, Pilze, Brombeeren usw.)
In Portugal verderben jedes Jahr tausende Tonnen Orangen, Zitronen, Quitten, und weitere Früchte auf/unter herrenlosen und vergessenen Bäumen in verlassenden Regionen, in Parks oder an Landstraßen, weil keiner sie pflückt. Gehen Sie zurück in der Natur, wandern Sie und entdecken Sie herrenlose Obstbäume und wo legal Obst, Gemüse, Kräuter und Mandeln abgeerntet werden dürfen. Pilze in der feuchten Jahreszeit, Brombeeren im Sommer. Sammeln und Pflücken erwünscht!
7. Filtriertes Leitungswasser trinken (aus Glasflaschen)
Wenn Sie ihr Leitungswasser selbst zapfen, ersparen Sie sich nicht nur das Tragen der schweren 5l-Wasserflaschen. Mit dem Verzicht auf Plastikflaschen aus Discountern tun Sie der Umwelt und künftigen Generationen etwas richtig Gutes. Denn die Plastikflaschen (PET) werden aus „dreckigem“ Erdöl hergestellt und unsere Strände, Meere und die Landschaften sind inzwischen voller Plastik-Kleinstteile, die mehr als 500 Jahren brauchen, bis sie vollständig zersetzt sind.
8. Lokale Kleinbetriebe (Bäcker, Fleischer usw.)
Das Brot aus dem Supermarkt hat seinen Namen selten verdient und Discounter sorgen dafür, dass die traditionellen Klein-Bäcker vom Aussterben bedroht sind. Dabei sind die lokalen Eigen-Kreationen doch immer noch die besten Backwaren. Übrigens: kleine Traditionsunternehmen backen oft in Bio-Qualität und verzichten auf Zusatzstoffe, ohne dass sie zertifiziert sind. Nachfragen! Bei Fleisch und Wurst heißt es, am besten so wenig wie möglich und wenn, dann lieber etwas mehr Geld ausgeben. Kleine Metzgereien (schwarzes Schwein!) beziehen ihre Tiere oft aus der Region, fragen sie immer nach der Herkunft. Fleischproduzenten, die Fleisch in bester Bio-Qualität herstellen, bieten ihre Waren in regionalen Bioläden an.
9. Bio-Läden (MerceariaBio in Portimão, Betarraba in Tavira, Brio in Lissabon u.v.a.)
Zugegeben: Der Bio-Laden ist eine wichtige Alternative zum Supermarkt. Hier bekommen Sie einfach alles in Bio-Qualität. Viele Ladeneigentümer achten inzwischen auch auf die Kennzeichnung von regionalen Produkten. Meistens herrscht dort eine viel angenehmere Atmosphäre als zwischen den wuchernden Regalwänden der Discounter.
10. Super- und Minimercados (Intermarché, Coviran, Alisuper etc.)
Auch in Supermärkten werden inzwischen regionale Lebensmittel und Bio-Produkte in einem dafür gekennzeichneten Regal angeboten. Wer allerdings nicht aufpasst, hat schnell mal Orangen aus Spanien oder Mangos aus Brasilien im Einkaufswagen. Frische Mango aus Portugal (aus Moncarapacho und Pechão bei Olhão) gibt es immer in den Sommermonaten Juli bis September, Orangen aus Portugal (die besten Orangen stammen aus Silves und Tavira) und Bananen aus Madeira ganzjährig. Was wollen wir noch mehr? Portugal ist ein Garten Eden.