Teresa Fernandes, verantwortlich für Kommunikation und Umwelterziehung bei Águas do Algarve SA, den für die Wasserversorgung in der Region verantwortlichen Wasserwerken, räumt mittel- bis langfristig die Möglichkeit von Wasserknappheit ein, garantiert jedoch, dass selbst wenn es nicht regnen sollte, die Wasserversorgung für die Bevölkerung bis Ende des Jahres gesichert sei.
Wird das Wasser zu einer Art blauem Gold?
Meiner Ansicht nach ist das Wasser überall auf der Welt wichtiger als Gold, weil es unersetzlich ist. Es ist Voraussetzung für das Überleben der Menschheit, wir können ohne Wasser nicht existieren. Statt Öl kann auch Gas genutzt werden – Sonnenenergie, Luft und Wasser jedoch sind nicht zu ersetzen. Zunehmend wird der Wert des Wassers zum Thema und wir sprechen jetzt sogar über den Klimawandel, da wir uns in einer Zeit großer Trockenheit befinden. Leider haben die Menschen eine sehr kurze Erinnerung und wenn es genug gibt, vergessen sie den Wert des Wassers sofort wieder. In unserem Unternehmen Águas do Algarve SA. engagieren wir uns sehr für die Umweltbildung, vor allem bei jungen Menschen, um sie daran zu erinnern, wie wichtig das Wasser ist. Dies liegt uns sehr am Herzen, weil diese Botschaft laut Feedback der Eltern gerade von Schulkindern sehr gut verstanden wird.
Wasser ist ein Rohstoff, der keine Kosten verursacht, aus einer natürlichen Quelle stammt und zu einem guten Preis verkauft wird. Ist das nicht ein gutes Geschäft?
Der Wassertarif wird nicht von Águas do Algarve festgelegt, sondern von einer Regulierungsbehörde bestimmt – Wasser ist nicht kostenlos. Nur bei der Wasserversorgung haben wir Investitionen von ca. 400 Millionen Euro, für die Abwasserentsorgung sind es fast 600 Millionen. Der finanzielle Aufwand für die Wasserversorgung ist enorm hoch, es wurden äußerst kostspielige Infrastrukturen erstellt. Das Unternehmen besteht seit 18 Jahren, was ist also mit der Wartung, dem Erwerb von Reagenzien, den Personalkosten? Es entstehen Kosten, von denen die Leute keine Ahnung haben. Wenn wir den Wasserhahn öffnen, macht es keinen Unterschied, ob das Wasser zum Bodenputzen, Autowaschen, oder aber als Trinkwasser genutzt wird – das sind sehr hohe Kosten. Energie ist auch ein weiterer Faktor, in den wir in großem Umfang investieren, genauer gesagt in die Produktion alternativer Energien zur Wasseraufbereitung unter Vermeidung von Energiekosten. Wir haben zwei große Photovoltaik-Parks in den ETAs (Wasserwerken) von Tavira und Alcantarilha, die Energie in unsere eigenen Anlagen einspeisen, und wir investieren weiterhin in diese Richtung, wie zum Beispiel in den Erwerb von Elektrofahrzeugen, von denen bereits 15 an der Algarve im Einsatz sind.
Wie erfolgt die Wasserversorgung und wie hoch ist der Verbrauch?
Der durchschnittliche Verbrauch liegt bei 70.000.000 m3 pro Jahr. Auch wenn es nicht regnet, können wir der Bevölkerung der Algarve bis zum Jahresende garantieren, dass aus ihren Wasserhähnen ausreichend Wasser guter Qualität fließen wird. Die Wasserversorgung steht auf zwei Pfeilern, einerseits dem Oberflächenwasser der Stauseen von Odelouca, Odeleite und Beliche und andererseits dem Grundwasser, das wir durch unsere vier Bohrlöcher fördern, die über ein bemerkenswertes Wasservolumen verfügen. Der Bravura-Stausee fungiert als Durchgang für das Wasser aus Odelouca und von dort aus wird es zur ETA von Alcantarilha weitergeleitet. Das Wasser der Stauseen von Arade und Funcho wird für die Landwirtschaft genutzt. Wir kennen das Problem der anhaltenden Trockenheit, aufgrund des Klimawandels und plädieren für einen intelligenten Wasserverbrauch.
Die Region durchlebte vor etwa 13 Jahren eine Dürreperiode. Was hat sich seitdem verändert?
Wir hatten kein belastungsfähiges Versorgungssystem, erst aufgrund dieser ernsten Krise führten wir mehrere Maßnahmen durch, darunter die Errichtung der reversiblen Hebeanlage in Loulé, die, wenn nötig, Wasser vom Sotavento in den Barlavento, oder vom Barlavento in den Sotavento leiten kann. Wir haben auch den Odelouca-Stausee neu gebaut, der ein gutes Wasserreservepolster für die Bevölkerung darstellt.
Rund 100 Millionen Euro wurden in den Odelouca-Stausee investiert, der aktuell nur ein Drittel der Kapazität hat, die im vergangenen Jahr zur gleichen Zeit registriert wurde. Was ist schiefgelaufen?
Das hat mit dem Klimawandel zu tun. Das Volumen basiert auf der Regenmenge – im letzten hydrologischen Jahr gab es Regen und der See wurde gut gefüllt. Letztes Jahr hat es kaum geregnet und somit nahm das Volumen ab, im Gegensatz zu den Stauseen im Sotavento, wo es glücklicherweise geregnet hatte. Fehlt es an Niederschlag, haben wir keine andere Möglichkeit Odelouca mit Wasser zu versorgen. Es handelt sich hier um eine sehr wichtige Reserve und eine Investition von fundamentaler Bedeutung für unsere Region, ohne die es sehr schwierig wäre, die Bevölkerung weiterhin zu versorgen. Wir würden zu dem zurückkehren, was 2004 und 2005 passierte, als die Stauseen von Odeleite und Beliche soweit austrockneten, dass der Grund nur noch von einer Schlammschicht bedeckt war. Dank des Odelouca-Stausees ist diese Situation nicht mehr gegeben. Wenn wir einen Bedarf der Region von 70 Millionen Kubikmetern jährlich zugrunde legen, haben wir mit den zurzeit im Staubecken bevorrateten 50 Millionen Kubikmetern, zusammen mit der Grundwasserförderung ausreichend Wasser, um die Region nur aus dem Stausee von Odelouca und mit den Grundwasserentnahmen zu versorgen.
Müssen wir uns eventuell auf eine Wasserrationierung vorbereiten?
In naher Zukunft glaube ich nicht, denn wir haben Wasser und es hat geregnet. Es gibt Verschwendung und Situationen, in denen das Wasser mit mehr Bedacht genutzt werden könnte. Wir wissen, dass die Dürre existiert, sie ist da, aber das Wasser läuft weiter aus unseren Wasserhähnen, nur Wenigen ist das bewusst, obwohl wir immer wieder darauf aufmerksam machen, dass der Verbrauch reguliert werden muss. Aber die Menschen nutzen weiterhin Wasser im Überfluss, sie üben keine Zurückhaltung beim Baden, oder den Duschzeiten und spülen das Geschirr bei laufendem Wasserhahn. Neben dem Hausgebrauch, der bei etwa 20% liegt, gibt es auch noch Landwirtschaft, Industrie oder Viehzucht, mit einem Anteil von 60% bis 70% und auch da sollte es eine bessere Strategie für den Wasserverbrauch geben
Welche Notfallmaßnahmen laufen diesbezüglich?
Diese Aufgabe fällt in den Bereich des Landwirtschafts- oder des Umweltministeriums. Wir sind für die öffentliche Versorgung der Bevölkerung verantwortlich und leisten da einen großen Beitrag zur Reduzierung von Netzwerkverlusten. Glücklicherweise wurde unser multi-kommunales Wasserversorgungssystem von Grund auf neu angelegt. Von 1995 bis heute wurden alleine in das Wasserversorgungssystem 400 Millionen Euro investiert, weshalb wir den Wasserverlust auf ungefähr 1% reduzieren konnten. Dieser Wert hat nichts mit den Werten der kommunalen Netze zu tun, obwohl uns die Bemühungen der Gemeinden bekannt sind, ihre immer noch großen Verluste zu reduzieren, die nicht auf Lecks im Netz zurückzuführen sind. Die Ursache liegt in nicht installierten Zählern, beispielsweise in Schulen und anderen Einrichtungen, der Bewässerung von Gärten zu ungünstigen Tageszeiten, der öffentlichen Bewässerung und anderen Szenarien.
Welche Produkte werden in der Wasseraufbereitung verwendet? Fluor oder Chlor?
Wenn wir über die Wasserdesinfektion sprechen, ist eine der Komponenten Chlor, aber die Behandlung ist ein sehr komplexer Prozess, sowohl vor als auch nach der Desinfektion. Wir haben 4 große Wasseraufbereitungsanlagen. Eine in Beliche, die aufgrund der Bevölkerungszunahme im Sommer nur in der Hochsaison arbeitet und für den Rest des Jahres abgeschaltet ist, genauso wie das Wasserwerk (ETA) in Fontainhas bei Portimão. Die beiden größten Anlagen in Tavira und Alcantarilha sind ganzjährig in Betrieb. Alcantarilha deckt den Barlavento ab, Tavira den Sotavento. Die Produktionskapazität in Alcantarilha beträgt 259.000 Kubikmeter pro Tag und die etwas kleinere Anlage in Tavira hat eine tägliche Produktionskapazität von 190.000 Kubikmetern.
In Barcelona kommen 20% des öffentlichen Wassers aus der Meerwasserentsalzung. Ist an der Algarve oder andernorts in Portugal schon ein ähnliches Projekt geplant?
Nein, das gibt es nicht. Entsalzung ist ein Thema, das auf dem Tisch liegt und worüber wir gesprochen haben, nicht zuletzt wegen unserer ausgedehnten Küste. Wir haben in dieser Richtung jedoch noch nichts weiter unternommen, da dieses Verfahren umweltschädigend ist und mehr Energie verbraucht. Aufgrund der großen Trockenheit mussten wir außer dem Bau des Odelouca-Stausees, der von grundlegender Bedeutung war, auch die Grundwasserentnahmen erneuern. Insgesamt handelt es sich hier um vier Bohrlöcher mit bemerkenswerten Volumen, die wir wenn möglich, schonen und nur im Notfall nutzen, da bei einer übermäßigen Wasserextraktion die Gefahr der Schädigung der Aquifere durch Salzeinbrüche besteht. Wir achten darauf, die unterirdischen Netze zu schützen.
An der Algarve wurden allein bis November 2017 rund 18 Millionen Übernachtungen gezählt. Gibt es, bei einer Bevölkerung von mehr als 1,5 Millionen Menschen im Sommer, Notfallpläne für einen Wassermangel im Hochsommer?
Es ist keine leichte Aufgabe, aber wir wissen, wie man mit dem Wasser umgeht. Deshalb wurden alle Anlagen von Águas do Algarve SA. so ausgelegt, dass sie auch dem Bedarf zu Spitzenzeiten des Jahres gerecht werden. Die Algarve ist eine Region, die sich wegen ihrer Saisonabhängigkeit vom Rest des Landes unterscheidet. Dieser Unterschied spiegelt sich auch bei Águas do Algarve gegenüber den anderen Unternehmen der Gruppe Águas de Portugal SA. wieder. Aber wir haben Notfall- und Krisenpläne für jede Jahreszeit, nicht nur für den Sommer. Wenn das Wasser knapp wird, werden wir das im Voraus wissen. Unsere Planung wird wöchentlich aktualisiert und im Lauf des Jahres auftretende Veränderungen sind uns bereits aus unseren Erfahrungen in der Vergangenheit bekannt.
Portimão, eine Stadt mit 50.000 Einwohnern, die im Sommer auf fast 500.000 Menschen anwächst, hat noch keine moderne Kläranlage. Warum eigentlich nicht?
Das Abwasser läuft immer noch durch die alte Infrastruktur in die Aufbereitungsbecken, da es bisher keine andere Möglichkeit gab, dieses Problem zu lösen. Wir unternehmen jedoch große Anstrengungen in diese Richtung und werden im Frühling die neue Anlage zur Abwasseraufbereitung (ETAR) von Portimão in Betrieb nehmen. Die Aufbereitung wird mit modernster Technologie durchgeführt und die Geruchsentwicklung wird – im Vergleich zum aktuellen Zustand – deutlich reduziert. Das Wasser wird dann in den Fluss Arade geleitet, zur Bewässerung von Grünflächen oder anderen Zwecken der Gemeinde Portimão, wie beispielsweise zur Straßenreinigung und in Waschanlagen für Müllwagen genutzt, da es sich um aufbereitetes Wasser von hoher Qualität handelt.
Obrigado.