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Entrevista Pedro Viterbo

Den Planeten erforschen und auf die Bevölkerung einwirken

ECO123 sprach mit Dr. Pedro Viterbo vom Portugiesischen Meteorologischen Institut *( IMPA), der auch Mitglied des Weltklimarat (IPCC)** ist, um weitere Einzelheiten über den Bericht der IPCC und dessen Schlussfolgerungen zu erfahren. Wir hinterfragen die Rolle des IPCC bei der politischen Entscheidungsfindung und möchten in Erfahrung bringen, welche Maßnahmen genau getroffen werden müssen, um die Balance von Wirtschaft und Ökologie zu erreichen, ohne nachfolgende Generationen weiter zu schaden.

ECO123: Was ist der IPCC?

Pedro Viterbo, Leiter des portugiesischen Meteorologischen Institues
Pedro Viterbo, Leiter des portugiesischen Meteorologischen Institues

Pedro Viterbo: Der IPCC ist ein Ausschuss, der von den Vereinigten Nationen ins Leben gerufen wurde, zurzeit mit gleichem Sitz wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Entgegen der allgemeinen Meinung, betreibt die IPCC keine Forschung. Der Ausschuss verpflichtet sich, alle fünf bis sieben Jahre eine allgemeine Beurteilung der seit Ausgabe des letzten IPCC-Berichtes in Fachzeitschriften publizierten Fakten abzugeben. Die Arbeit setzt sich aus drei Teilen zusammen: die wissenschaftlichen Grundlagen der Klimaveränderung, die Einflüsse und die Anpassung. Ich gehöre zur Arbeitsgruppe der wissenschaftlichen Grundlagen der Klimaveränderungen.

Welche Rolle spielt der IPCC bei der politischen Entscheidungsfindung?
Der IPCC möchte den Regierungen so viele aktuelle und glaubwürdige Informationen wie möglich zur Verfügung stellen, damit diese strategische Entscheidungen treffen können.

Wie könnte der IPCC eine aktivere Rolle bei der Erziehung und Sensibilisierung der Bevölkerung im Allgemeinen einnehmen?
Das Kernteam der IPCC gibt den Bericht heraus, empfiehlt uns Schulen, Firmen und Kreisverwaltungen zu besuchen und mit verschiedenen Regierungsabteilungen zu sprechen, um die Botschaft unter die Menschen zu bringen. Wir versuchen, regelmäßig in Schulen vorzusprechen, um Bewusstsein und Handeln zu entwickeln.

Wann dürfen wir den nächsten Teil des Berichtes erwarten? Und mit welchem Inhalt?
Im Frühling werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Regionen herausgegeben. Welche Konsequenzen haben diese für die Gebiete? Ich gebe Ihnen ein ganz einfaches Beispiel: Die Produktivität der Rocha-Birne im Westen hängt von der Anzahl der Kältetage ab. Wird ein Temperaturanstieg verzeichnet, wissen wir, dass dieses Produktionsgebiet in 30 oder 40 Jahren keine idealen Bedingungen mehr für das Wachstum bieten wird. Das heißt dann, dass die Produktivität sinkt.

Müsste der IPCC mehr Einfluss auf die politischen Entscheidungen haben, um diese zu zwingen, ideale Maßnahmen zu treffen?
Das scheint mir nicht machbar. Sobald der IPCC einen derart entscheidenden Einfluss ausüben würde, der außerhalb seines wissenschaftlichen Zieles liegt, könnte seine Unabhängigkeit gefährdet sein. Aus diesem Grund sind der IPCC als wissenschaftliches Forum und die Vereinten Nationen den Klimawandel betreffend merklich voneinander getrennt. Der Weltklimarat wägt alle Fakten sorgfältig ab: die Meinungsverschiedenheiten zwischen Regierungen wie auch die Diskussionen zwischen Ethik und Moral.

Welche Maßnahmen müssten getroffen werden, um unser ökologisches Empfinden zu verändern?
Nebst den Schulen, die ich bereits erwähnte, müssten wir auch bei den Rathäusern anklopfen. Die Stadtverwaltungen besitzen mehr Nähe zum Bürger als die Zentralregierung selbst. Wenn die Stadt zum Beispiel ihre mit fossilen Brennstoffen betriebene Fahrzeugflotte gegen Elektrobusse austauscht, motiviert das andere Landkreise beziehungsweise die Bevölkerung selbst. Jedermann sieht es. Eine Kultur im kleinen Kreis ist die effizienteste Form, Informationen zu verbreiten. Andererseits müssen wir auch Konzerne ins Rampenlicht der Öffentlichkeit stellen und sie über die Verbesserungsmöglichkeiten informieren, mit denen sie ökologische Folgeschäden vermeiden können. Sie müssten die Schadstoffbelastung eines jeden Produktes abschätzen können. Wir sprechen von Strom- und Wasserlieferanten und Ketten von Supermärkten. Einige Firmen gehen bereits heute mit gutem Beispiel voran.

Wie sieht die Zukunft in Portugal aus und welche Maßnahmen müssten seitens der Regierung und der Bevölkerung getroffen werden, um die derzeitige Situation zu verändern?
Nebst allen Maßnahmen seitens der Regierung wäre es angebracht, regionale und lokale Vorkehrungen seitens der Stadtverwaltungen zu treffen. Die Mehrheit der Regierungsmaßnahmen ist viel zu abstrakt für das Leben eines Bürgers. Damit wir die Zukunft erleben können, werden immer neue Steuerbelastungen geschaffen, alles das ist meist sehr unangenehm. Für den Bürger sind positive Maßnahmen, die kaum Kosten nach sich ziehen, immer ein gutes Beispiel. Eine Fahrzeugflotte gegen Elektrowagen auszutauschen ist so ein Beispiel, dem gefolgt werden sollte und ist zusätzlich eine Investition für die Zukunft. Um all diese Dinge verständlich zu machen, muss eine adäquate Pädagogik her.

ECO123 bleibt dran. Circa 900 Gigatonnen CO2 können wir bis 2050 noch in die Atmosphäre blasen, wenn wir das Ziel einer Erderwärmung um maximal zwei Grad noch erreichen wollen. Deshalb wird ECO123 weiterhin aufmerksam die Arbeit des IPCC verfolgen und erwartet mit Spannung den nächsten Weltklima-Bericht. Denn die Welt steht unter Stress. Die Menschheit wächst unaufhaltsam, während die natürlichen Ressourcen in rasantem Tempo schrumpfen. Der Klimawandel setzt Millionen Menschen bereits heute extremen Wetterereignissen mit katastrophalen Folgen aus.

Die zentrale Frage lautet: wie können wir positiven Einfluss auf die Atmosphäre unseres Planeten nehmen? Wir freuen uns ankündigen zu dürfen, dass Dr. Pedro Viterbo bei zukünftigen Ausgaben ECO123 mit seinem Rat zur Seite stehen wird.

 

Caixa de destaque:
Pedro Viterbo, Mitglied des IPCC und Lektor eines Kapitels des Berichtes.
Doktor in Physik (Meteorologie) und Leiter des portugiesischen Meteorologischen Institues

About the author

João Gonçalves (31) Stammt aus dem Alentejo. Bachelor in Kommunikation, Marketing und Public- Relations im Bereich Audiovisuelle Medien der Universität der Algarve. Arbeitet als Kamermann, Tonassistent und Cutter. Lebt in Faro.

 

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