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und die Feuerwehren Katastrophen-Management noch etwas besser machen könnten.

Warum ECO123 dreisprachig ist…
und die Feuerwehren Katastrophen-Management noch etwas besser machen könnten.

Samstag, der 19. August 2023.

Kommunikation zwischen zwei Menschen kann nur gut funktionieren, wenn sie eine gemeinsame Sprache sprechen. Richtig? Wenn ein Brite mit einer Portugiesin ein Gespräch beginnt und das auf Englisch, der Brite aber kein Portugiesisch spricht und auch sonst nichts versteht – was in der Regel der Fall ist – die Portugiesin aber kein Englisch sprechen möchte, endet das Gespräch in einer Sackgasse. Ende der Geschichte? Nein, gar nicht. Die Geschichte beginnt erst. Kommunikation ist ein spannendes Thema. Sie, als Leserin von ECO123 können die Sprache bei uns auswählen. Klicken Sie mal oben Ihre Muttersprache an und dann die ihres ausländischen Gesprächspartners. So lernen Sie Portugiesisch oder Englisch oder auch Deutsch mit den Geschichten von ECO123. Wenn Sie etwas nicht verstehen, haben Sie die Wahl mit ECO123. Das ist unser redaktionelles Konzept. Quasi ein Sprachkurs. Wir verstehen uns?

Stellen Sie sich jetzt mal folgendes vor. Der Waldbrand, der am Samstag, dem 5. August 2023 nachmittags um viertel vor drei in Baiona, im südlichen Alentejo seinen fünftägigen Lauf nahm, hätte verhindert werden können, wenn die Feuerwehen, die aus dem 27,5 km entfernten Odemira auf der EN120 zum Ausgangspunkt des Feuers fuhren (30 Minuten), erstens ein wenig schneller gewesen wären (im Alentejo ist man ja immer etwas langsamer) und zweitens, wenn die Feuerwehr Odemira und deren Funkgeräte mit denen der Funkgeräte der Feuerwehren der Algarve, Aljezur, Monchique etc. homologiert gewesen wären.

An der Algarve hatte man seinen Upgrade bereits gemacht, in Odemira aber noch nicht. Dort kommen Waldbrände etwas seltener vor. Und man agiert seltener über Distriktgrenzen hinweg mit Kollegen der Algarve. Wenn nun ein Feuerwehrmann aus Aljezur mit seinem Kollegen aus Odemira per Funkgerät kommunizieren will, daß aber technisch mitten im Feuer nicht möglich ist, dann ist „die Kacke“ so richtig am Dampfen. Dann verliert man unglaublich viel Zeit, weil ein „veiculo de combate de incêndios florestais“ mit fünf Feuerwehrleuten am Brandherd ankommt, aber keine Order zum Löschen bekommt, weil die Kommunikation mit den Funkgeräten der Feuerwehr Odemira nicht funktioniert. Das muß man sich erst einmal bildlich vorstellen. Kommunikation zwischen zwei Menschen kann eben nur funktionieren, wenn man in der Lage ist, auf der gleichen Frequenz miteinander zu reden. Und zwei Ohren hören zu, wenn ein Mund redet. So kann Kommunikation entstehen. Gar nicht so einfach, nicht wahr? Das Leben ist eine echte Herausforderung.

Ein Waldbrand löscht sich eben auch nur, wenn die Feuerwehren so schnell wie möglich an den Ausgangspunkt des Brandherdes herankommen. Kommen sie innerhalb der ersten 15 Minuten, haben sie eine reale Chance, das Feuer zu löschen. Wer zu spät kommt, den bestraft die Zeit, den bestraft das Leben. Wer aber erstens zu spät kommt und zweitens mit dem Löschen nicht beginnen kann, weil er keine Order zum Löschen bekommt, weil das Funkgerät des Feuerwehrmannes aus Aljezur (was etwas näher am Brandherd liegt, 15,9 km, 17 Minuten) mit der Zentrale in Odemira technisch nicht funktioniert, der fährt mit seinem vollgetankten Löschfahrzeug mit Wasser über die Brücke des trockengefallenen Rio Seixe und steht vor einer beginnenden Katastrophe und muß Däumchen drehen. Es ist zum Verzweifeln, nicht wahr?

Das will natürlich jetzt niemand öffentlich eingestehen, deswegen fordere ich die Regierung auf, eine parlamentarische Untersuchungskommision einzusetzen, um herauszufinden, was man in Zukunft (vielleicht noch) besser machen könnte, als das Feuer nur zu löschen. Vielleicht muß man gar nicht nur die Funkgeräte homologieren, um auf den gleichen Frequenzen miteinander reden zu können, vielleicht gar nicht nur ein Upgrade an der Software machen, vielleicht beginnt es ja in der Schule mit adäquater Umwelterziehung und darüber hinaus in der Befähigung der Menschen, mit Feuer umzugehen. Im Sommer zündet man draußen im Wald kein BBQ an, um Sardinen zu grillen. Und man wirft keine Zigarettenkippe aus dem fahrenden Auto auf die Straße. Mann, so was muß man doch irgendwo lernen. In der Schule? Oder auch im Leben!

Viellecht lernen die Lehrer in Biologie (Ciencias) erst einmal unsere Welt in der Wirklichkeit kennen. Dazu zählt, daß Kinder eine Linde von einer Eiche unterscheiden lernen, oder Eukalyptus von Akazien, oder Schirmpinien von Zedern. Aber vielleicht ist auch das zu viel verlangt. Ich betreue ein Kind, das in seiner Schule nichts über den Schutz der Natur lernt, dem die Lehrer nichts über Zusammenhänge in der Natur vermitteln können. Diese Lehrer streiken, wenn sie mal nicht arbeiten, und falls sie arbeiten, dann trinken sie oft zuviel Kaffee und reden viel dummes theoretisches Zeug daher. Heh Lehrer, wir haben ein Wasserproblem in Portugal. Wie können wir das Wasserproblem lösen? Habt Ihr einfache Lösungsvorschläge?

 

Unsere Wälder vertrocknen und verbrennen, auch weil es sich bei diesen Wäldern um „geldgierige“ Monokulturen handelt. Wenn wir die zur Verfügung stehenden knappen Ressourcen (Geld und Wasser usw.) vorsichtig in die Hand nähmen und es sinnvoll investieren täten, und wir uns zuerst einmal ernsthaft darüber Gedanken machten, wie wir unsere Kommunikation miteinander verbessern könnten, wären wir doch schon einen großen Schritt weiter. Wenn es nur die Funkgeräte wären – es gibt übrigens auch schon Mobiltelefone in Portugal…

 

Uwe Heitkamp (62)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.Translations: Dina Adão, John Elliot, Ruth Correia, Patrícia Lara, Kathleen Becker
Photos:dpa

 

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