Lissabon/Berlin. Ob der Klimawandel gebremst oder gar gestoppt werden kann, entscheidet sich in den Städten. Der lange Transport von Lebensmitteln verursacht erhebliche CO2 Emissionen. Durch die Nutzung lokaler Landressourcen könnten diese Emissionen reduziert werden.
Milliarden Tonnen von Lebensmitteln aus der Landwirtschaft werden jährlich in unsere Städte transportiert. Diese Lebensmittelfracht wird von überall auf der Welt auf Straßen, Schienen oder zu Wasser quer über den Globus vom Hoftor bis in die Städte befördert, und ist mit einer gigantischen Menge von CO2-Emissionen verbunden. Erstmals hat nun ein Team von Stadtforschern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) das globale Potenzial der lokalen Lebensmittelproduktion untersucht, um Städte in Gegenwart und Zukunft zu ernähren.
Das sind nur drei Beispiele für landwirtschaftliche Güter, die über große Entfernungen rund um den Globus transportiert werden, um die Menschen in unseren Städten zu versorgen. “Bereits heute sind diese Transporte für einen großen CO2-Fußabdruck verantwortlich. Es ist klar, dass eine wachsende Weltbevölkerung nicht nur wachsende städtische Infrastrukturen, sondern auch wachsenden Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen bedeutet”, sagt Prajal Pradhan, Ko-Autor der Studie. “Deshalb haben wir uns gefragt: Was wäre, wenn Städte ihre Lebensmittel aus lokaler Landwirtschaft in ihrer Umgebung beziehen würden? Wie viele Menschen könnten so ernährt werden, wie viel CO2 könnte durch den reduzierten Transportbedarf eingespart werden – und gibt es noch weitere wichtige Faktoren, wie z.B. sich verändernde Lebensstile, oder auch das urbane Wachstum, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen?
Den stärksten Einfluss auf die künftige Nachfrage von Städten nach Lebensmitteln hat das Wachstum der Städte, zeigt die Arbeit der Forscher. Zweitwichtigster Faktor sind Lebensstile und Ernährungstrends wie etwa ein weiter steigender Fleischkonsum. Dritter Faktor ist der Klimawandel mit seinen Folgen, der sich auf die landwirtschaftliche Produktion auswirkt.
Die Forscher haben mehr als 4.000 Städte mit jeweils mehr als 100.000 Bewohnern untersucht. Im Ballungsraum Lissabon leben zwei Mio. Menschen. Um ihr Konsumverhalten untersuchen zu können, wurden Städte als funktionell miteinander verbundene Ballungsräume städtischer Orte genommen. Beispiele sind auch New York und die größten Stadtcluster dieser Erde um Megastädte wie Guangzhou, Tokio und Mexiko-Stadt mit jeweils bis zu 40 Millionen Einwohnern. Die Gesamtbevölkerung aller berücksichtigten Städte beträgt mehr als 2,5 Milliarden Menschen – das entspricht rund 70 Prozent der städtischen Bevölkerung.
Die Studie liefert eine erste Analyse des globalen Potenzials einer Selbstversorgung von Städten aus lokaler Landwirtschaft und kombiniert dies mit anderen relevanten Effekten. Es wird gezeigt, dass eine optimierte lokale Produktion die Emissionen weltweit aus dem Lebensmitteltransport um den Faktor zehn reduzieren könne – damit könnten etwa vier Prozent der gesamten globalen CO2 -Emissionen eingespart werden. Eine lokale Produktion von Lebensmitteln könne die Abhängigkeit von weltumspannenden Nahrungsmittelproduktionsketten verringern, ein weiteres unkontrolliertes Stadtwachstum, Ernährungs- und Klimawandel aber diesen Effekt umkehren. Die Produktion von Lebensmitteln vor Ort könne als eine Art Anpassung dienen, welche die lokale Ernährungssicherheit gewährleistet, lokale Nährstoffkreisläufe schließt und damit zum Klimaschutz beiträgt.