In Portugal sollen Energiekollektive entstehen.
“Wie kann Energie kollektiv erzeugt werden? Gar nicht, weil das Gesetz es nicht erlaubt.“ Die rechtlichen Hindernisse in Portugal bezüglich Autonomie und Dezentralisierung der Energie traten während des BEACON-Workshops in Setúbal in den Vordergrund. Beispielhafte Projekte und Energiegemeinschaften in griechischen und deutschen Städten wären in Portugal illegal. Während Stimmen für eine Gesetzesänderung lauter werden, gibt es bereits Initiativen, die auf eine ökologischere und gemeinschaftlichere Zukunft hinarbeiten.
“Die Bürger müssen ihr lokales Netzwerk aufbauen”, meint Ana Rita Antunes. Sie ist eine von drei Frauen, die bei Coopérnico arbeiten, einer Genossenschaft von über 1.200 Mitgliedern, die bisher in 20 kleine Projekte für erneuerbare Energien investiert hat. “Wir erstellen dezentrale Systeme für die Produktion erneuerbarer Energien und wollen zu einem gerechteren und demokratischeren Energiewesen beitragen”, sagt sie. Nun will Coopernico zum Energielieferanten für das ganze Land werden. “Wir möchten, dass unsere Mitglieder nur mit erneuerbarer Energie beliefert werden. Heute wird das landesweite Energienetzwerk unter anderem mit importierter Energie aus Kohle, Fracking und Atomkraft gespeist”, erklärt Ana. Dazu hat die Kooperative eine Kampagne gestartet, um 100.000 Euro zu sammeln, ein Betrag, der nach den Statuten von EDP und REN für den nächsten Schritt als Garantieleistung erforderlich ist. „Das ist eine gute Möglichkeit für die Menschen ihr Geld einmal nicht bei den Banken anzulegen”.
Coopernico beteiligt sich an REScoop.eu, dem europäischen Verband der Kooperativen zur Erzeugung erneuerbarer Energien, einem Zusammenschluss von 1.500 Energieproduktionsgenossenschaften, so zum Beispiel auch der katalanischen SOM-ENERGIA, einem 2010 gegründeten Unternehmen mit heute über 55.000 Mitgliedern. “Wir können von anderen Kooperativen lernen und bereits getestete Energieeffizienzprojekte nutzen”.
“Der Energiesektor ist ein sehr geschlossenes System mit vielen Lobbys und einem Mangel an Transparenz”, kritisiert der Chef der Genossenschaft, die sich in diesem Bereich deutlich von den großen Unternehmen der Branche unterscheidet. “Wir möchten, dass unsere Mitglieder den Energieverbrauch reduzieren. Unser Geld kommt von Verbrauchern, nicht von Banken. ”
Auch in São Luís, einem im Landkreis Odemira gelegenen Dorf im Alentejo, hat man es nicht den Politikern überlassen, die Zukunft der Energiegewinnung zu gestalten. “Energie mit Freude” heißt die innovative Initiative, zu der unter anderem die Gruppe „Transição de São Luís“, die Gemeindeverwaltung, Mitglieder des Tamera-Ökodorfs und Mitglieder von Coopernico gehören.
Zielsetzung dabei ist die Planung und Erstellung eines Energiesystems für das ganze Dorf. “Welche Solarsysteme kommen zum Einsatz, wie sieht der rechtliche Rahmen aus, wie die Finanzierung… Die gesamte Planung wird gemeinschaftlich und basisdemokratisch durchgeführt”, erklärt Guillermo Luz vom Projekt „PROSEU-PROSumers for the Energy Union“, das den Prozess unterstützend begleitet. ”Wir wollen hier etwas entwickeln, das wir schon jetzt umsetzen können, das aber darüber hinaus auch zukünftig anpassungsfähig bleibt, wenn übergeordnete Rechtsrahmen zur Anwendung kommen. Es ist ein äußerst lebendiges Experimentierfeld – und ein Pionierprojekt in Portugal. “