Samstag, der 7. September 2024
684.000. Das ist die Zahl, um die es letztendlich geht. So viele Leute arbeiten bei einem multinationalem Unternehmen aus der Automobilbranche: weltweit und nicht nur in Deutschland, sondern auch in Portugal, Spanien, Belgien, der Tchechischen Republik, in den USA, Brasilien und in China und nicht nur bei jener Volkswagen AG, sondern auch bei Seat, Skoda, Audi, Cupra und Porsche: 684.000 Mitarbeiter.
Alles ist mit allem verbunden. Entscheidungen, die irgendwo in einem Betrieb getroffen werden, haben Auswirkungen an einem ganz anderen Ende des gleichen oder sogar eines anderen Betriebes. Die Entscheidung einer Regierung, die Prämien für E-Fahrzeuge auslaufen zu lassen, weil momentan das Geld dafür nicht im Staatshaushalt vorhanden ist, führt dazu, daß der Anreiz, den Verbrenner gegen ein E-Auto einzutauschen, stagniert. Ein E-Auto aus dem unteren Preis-Segment, das immer noch nicht bei VW oder Audi zur Verfügung steht, chinesische Autobauer aber bereits seit 2023 liefern können (BYD u.a.), vervollständigt die Misere. Darüber hinaus steht immer noch nicht wirklich fest, ob ab 2035 nur noch E-Autos in Europa verkauft und neu zugelassen werden dürfen. Die EU-Politik kommuniziert keine eindeutigen, gesetzlichen Vorgaben. Man will ja auch unser „brennende Haus“ erst im Jahr 2045 löschen. Ja, wenn das so ist …
… dann setzen wir uns doch noch auf einen Kaffee zusammen und warten auf den Feierabend bei VW. Denn bei Volkswagen läuft seit einigen Jahren fast alles falsch. Man wollte weltweit die meisten Autos bauen und an Toyota vorbei die Nummer Eins werden. Und nun werden die Zeche die Arbeiter, die bei VW die Autos zusammenschrauben, zahlen. Sie werden einfach nicht mehr gebraucht.
Volkswagen gründete eine Tochterfirma namens Cariad, die zum größten europäischen Softwareunternehmen nach SAP aufsteigen und den gesamten VW-Konzern mit Betriebssystemen beliefern sollte. Cariad lieferte dann vor allem Probleme. Bis heute kämpft VW damit und es wird nicht besser. Die wichtigen Modelle Audi Q6 und Porsche Macan kommen erst in diesem Jahr als E-Auto auf den Markt, mit drei Jahren Verspätung. Die Einheitsplattform SSP, mit der VW endlich zu Konkurrenten wie Tesla aufschließen will, soll frühestens 2028 fertig sein. Wer die falschen Entscheidungen zum falschen Zeitpunkt fällt, den bestraft die Zeit.
Dabei begann der Abstieg von VW mit einem Betrug an der Natur und am Autofahrer. Derjenige, der sich einen VW-Diesel zulegte, merkte bald, daß aus dem Auspuff seines Audis oder Volkswagens „schlechte Luft pur“ in die Atmosphäre strömte – nur keine saubere Luft, wie es VW sugerierte. Es gibt keine sauberen Dieselmotoren! Volkswagen wurde vom kalifornischen TÜV darauf hingewiesen, dass betrügerische Software in den USA nicht toleriert wird. Im Jahr 2019 verkaufte das VW-Imperium noch knapp elf Millionen Autos. Vier Jahre später sind es nur noch neun Millionen, Tendenz weiter fallend. Der Aktienkurs hat sich seit 2021 mehr als halbiert. Und so begann VW, sich vom Verbrennermotor zu verabschieden und alles auf eine Karte zu setzen: auf den Elektroantrieb. Nun stockt der Verkauf. Fehlende Planungssicherheit durch die Politik führt dazu, daß aller Voraussicht nach ganze Fabriken geschlossen werden. In Belgien (Brüssel) wird man damit wohl beginnen. Kommt danach Portugal (Palmela) an die Reihe?
Man ist zu teuer und ohne eigene Software kann man in China, dem mittlerweile größten Absatzmarkt keine Autos verkaufen. Da verkauft man besser Fahrräder. Also beteiligt man sich aus der Not heraus bei einem US Start-Up namens Rivian (Software) und in China mit einem Joint-Venture bei Xpeng. Alles Flickschusterei.
Schon bald werden Volkswagen und Konkurrenten merken, dass der Weltmarkt nahezu gesättigt sein wird mit Autos und man sich in naher Zukunft, vermutlich sogar schon kurzfristig, von vielen Mitarbeitern und noch mehr Kunden verabschieden muss. Die Frage ist nur, wie macht man so viele Entlassungen sozial freundlich? Wie viele von 684.000 Mitarbeitern wird man morgen bereits entlassen und wie viele erst übermorgen? Und was machen dann jene, die dann noch bei VW in Diensten stehen, morgen und übermorgen? Autos sind grundsätzlich nicht zukunftsfähig. Vielleicht wäre es gar nicht mal so schlecht, sich bereits jetzt darum zu kümmern, umzuschulen, sich beispielsweise zum Gärtner oder Förster ausbilden zu lassen.
Nein, das ist kein Witz. Es sollen viele Bäume in Amazonien (Brasilien) nachgepflanzt werden und auch in Deutschland gehen viele Wälder (Fichten) zugrunde, hauptsächlich die Monokulturen und sollen von klimaverträglichen Bäumen ersetzt werden. In Deutschland stirbt der Wald langsam aber kontinuierlich. In Portugal werden die Invasoren (Akazien) immer mehr. Was man beim Eukalyptus verdient, gibt man bei den Akazien wieder aus. Es ist ein Geben und Nehmen in der Natur. Der Wald aber ist unser aller Zukunft.
Das Interessante ist ja für den Beobachter, daß es ab einem bestimmten Zeitpunkt ganz schnell geht. Heute noch ein Weltkonzern mit vielen Mitarbeitern, die viele Autos zusammenschrauben und morgen schon Konkursmasse. Wer hoch hinaus will, kann tief stürzen. Alles ist eben mit allem verbunden.