Bürgermeister von Monchique
ECO123:Welcher Weg führt zu einem Portugal ohne Waldbrände?
Rui André: In Monchique ereigneten sich 2013 einige Waldbrände. Dank einer rigorosen Brandbekämpfung in der Anfangsphase konnten die Feuer gleich zu Beginn gelöscht werden. Angesichts der Tatsache, dass unser Landkreis stark brandgefährdet ist, war das Ergebnis dank Anwendung dieser Maßnahme und mit etwas Glück durchaus positiv. In anderen Gebieten brannte leider trotz gleicher Strategieanwendung alles nieder, so wie hier im Jahre 2003. Da liegt noch viel Arbeit vor uns.
Es gibt drei Grundregeln im Umgang mit Waldbränden – Prävention, Überwachung und Bekämpfung. Ich denke, dass unsere Bekämpfungsmaßnahmen bislang genügend sind. Im Bereich der Überwachung leistete der Landkreis Monchique Pionierarbeit: mit der Einbeziehung des Militärs und des Jagdvereins sowie festen Wachposten. Es muss jedoch noch sehr viel Präventivarbeit geleistet werden. Bürger und Grundbesitzer müssen verstärkt mit einbezogen werden.
Waldbrände gab es früher nicht. Die Natur existierten die verschiedensten Pflanzenarten. Medronho-Büsche fühlen sich am Waldrand am wohlsten und sind weniger entflammbar. Dann warben EU-Gelder in Portugal für den Eukalyptusanbau. Diese Monokultur ist schuld, dass wir mit diesem hohen und konstanten Risiko leben müssen.
Wie beurteilen Sie das neue „Eukalyptus-Gesetz“?
Der Eukalyptus muss mehr als nur ein Stück Holz angesehen werden. Vor 30 Jahren hat Eukalyptus die Industrie der Aromaöle beliefert. Heute wird dieses Potential nicht mehr genutzt. Es mangelte an Unterstützung der Kleinbesitzer und -produzenten. Die Erstgenannten interessierten sich nicht mehr für den Wald und sind abgewandert – die Papierindustrie hat den Wald aufgekauft, gepachtet oder verwaltet ihn. Das Management dieser Firmen beunruhigt mich zunehmend..….
Die Population in Monchique ging seit 1960 um mehr als die Hälfte zurück. Wie können die Menschen zur Rückkehr motiviert werden?
Die Kreisverwaltung muss ein Impulsgeber sein. Der Medronhoschnaps, die Wurstwaren und der Honig sind wichtige Produkte für die lokale Wirtschaft. Deshalb muss sich Monchique wie auch das ganze Land bewusst werden, dass die Algarve mehr als nur Sonne und Strand zu bieten hat.
Sprechen wir nicht über den Tourismus, sondern über die Landwirtschaft, die Produktion und Kommerzialisierung: Bäume pflanzen, Olivenöl herstellen, Johannisbrot mahlen, Produkte aus Kork und Kastanienholz produzieren, Kirschen…..
Ein Eukalyptusbaum ist nach zehnjährigem Wachstum fünf Euro wert. In Zeiten vor den Waldbränden verkauften wir in Monchique circa 80.000 arroba* Kork. Zurzeit gibt es 62 lizenzierte Destillen. Der Medronho-Busch schafft also Reichtum. So auch die Edelkastanie. Bereits nach wenigen Jahren kann man ein Kilo Kastanien ernten, was drei bis vier Euro einbringt. Wir müssen Netzwerke aufbauen, wo zum Beispiel die lokalen Produzenten – statt der Supermärkte – die Restaurants mit Kartoffeln und Kohl beliefern. Monchique darf in Zukunft nicht noch mehr mit dem Eukalyptus wachsen. Ein Beispiel: In Monchique finden wir viele Pilze, die wir mit Verantwortung vermarkten müssen. Ein anderes Beispiel: Wir rufen eine Grundstückbörse ins Leben, zusammen mit dem regionalen Landwirtschaftsamt, damit diejenigen, die ein Stück Land suchen, mit den Besitzern, die ihr Land nicht mehr nutzen wollen, Kontakt aufnehmen können. Ein Vermittler muss garantieren, dass alles rechtmäßig abläuft. Wir sprechen über Pachtverträge. Möchte ein junges Paar beispielsweise ein Stück Land pachten, müsste der Vertrag eine Laufzeit von 10 bis 15 Jahre aufweisen. Wir besitzen reiches Land, das wiederbelebt und dem Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Wir müssen Netzwerke schaffen, um die Paradigmen des Landes zu verändern.
Ein Arroba (eine alte arabische Gewichtseinheit) sind 14,688 kg.