ECO123: Was ist Proforbiomed?
Architektin Inês Duarte (CICAE): Proforbiomed ist der Name eines vom MED-Programm finanzierten Projektes, dass von 2010 bis 2014 lief und Ende vergangenen Jahres abgeschlossen wurde. Ziel dieses Projektes war es, die Verwendung von überschüssiger Forstbiomasse im Mittelmeerraum zu fördern. Da die Länder des gesamten Mittelmeerraums einen ähnlichen Wald- und Buschbestand aufweisen, leiden auch alle unter dem ernsten Problem der Waldbrände, was sich jetzt mit der globalen Erwärmung noch verschärft. Das Projekt wurde initiiert, um durch die Nutzung dieser Biomasse zum einen die Feuergefahr zu reduzieren und zum anderen den Besitzern einen Anreiz zu schaffen, die Landschaft mit ihrem Bewuchs zu bewirtschaften, der bisher von keinerlei finanziellem Interesse war. Landschaftspflege ist kostspielig, besonders wenn sie nichts einbringt, und wird ohne wirtschaftlichen Ertrag nicht geleistet.
Was ist Biomasse?
Als Biomasse werden alle lebenden, mit ihrer unbelebten Umwelt in Wechselwirkung stehenden Organismen des Ökosystems bezeichnet, wie z.B ein Baum, der sich von organischer, ehemals lebender Materie ernährt. Bei diesem Projekt geht es ausschließlich um Forstbiomasse, also alles, was mit Wald zu tun hat: Stämme, Äste, Blätter, Baumschnitt und Bäume, die nicht mehr verwendet werden.
Wie ist die aktuelle Haltung der Behörden zu diesem Projekt?
Alle sind sehr daran interessiert, dass es weitergeht. Sie sind zu der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung bereit, wenn die Nutzung der lokalen Biomasse durch ansässige Unternehmen auf kommunaler Ebene gefördert wird, da alle ein Entwicklungspotential darin sehen.
Wirtschaftswissenschaftler Jorge Graça- (Business Reaktion, Lda.) Das Interessante daran ist, dass die Gemeinden, wie im Fall von São Brás geschehen, sogar einen Gewinn mit der Investition zur Umstellung der Warmwasserbereitung von Diesel auf Biomasse erzielen. Da diese viel günstiger ist, amortisiert sich der Umbau der Kessel innerhalb kurzer Zeit. Bei den Herstellern (besser Zulieferern?) gibt es dagegen keinen solchen Anreiz. (Was soll das?)
Hat dieses Programm einigen Waldbesitzern die Augen geöffnet?
Architektin Inês Duarte: Im Prinzip hatte ich den Eindruck, dass sie sich des Sachverhalts sehr bewusst waren. Aber mit einer kleinen Waldfläche ist noch nicht viel gewonnen. Ein einzelner Waldbesitzer kann das Problem nicht individuell lösen. Es muss ein System eingeführt werden, in dem die bei der Nutzung eines Bestandes anfallenden Abfälle als Biomasse irgendwo abgeliefert werden können und durch das die der weiteren Nutzung zur Verfügung gestellten Menge an Biomasse vergütet wird.
Wie geht es jetzt weiter, nach Abschluss dieses Projekts?
Nachdem die Mengen und Nutzungsmöglichkeiten für Biomasse identifiziert wurden, muss jetzt eine Organisation gebildet werden, die ein Netzwerk von Kontakten für Ankauf, Verkauf, Herstellung und Nutzung von Biomasse erarbeitet. Nur eine jetzt neu gegründete Vereinigung wird es schaffen, die Ergebnisse des Projektes umzusetzen, so dass es den Waldbesitzern zugute kommt.
Dr. João Marques (CICAE)
Landschaftsarchitektin Inês Duarte (CICAE)
Wirtschaftswissenschaftler Jorge Graça (Business Reaktion, Lda)