ECO123 sprach mit Rodrigo Rocha dem Koordinator von WWOOF Portugal, der in Estremoz und Sagres lebt. Rocha ist 39 Jahre alt. Der gebürtige Brasilianer aus Santos kam im Alter von 17 Jahren nach Portugal, studierte in Coimbra Geologie und machte seinen Doktor an der Universität von Evora. Er ist Vater von Zwillingen und liebt das Meer.
ECO123: Wie sind Sie Gründungsmitglied von WWOOF in Portugal geworden und wie begann WWOOF in Portugal?
Rodrigo Rocha: Das erste Mal, dass ich überhaupt von WWOOF gehört habe war, als ein Freund auf einem Bauernhof in der Nähe von Beja, wo Weizen auf biologische Art angebaut wurde, lebte und arbeite. Damals sah ich erstmals eine Liste von Ländern dieser Welt, die man bereisen und dort arbeiten konnte, ohne Geld haben zu müssen. Das faszinierte mich. Vor circa zehn Jahren registrierte ich dann selbst mein Anwesen und meinen damals wunderbaren Garten. Ich brauchte aber externe Hilfe beim Aussäen und Bewässern und schrieb mich bei WWOOF International ein und bat um Unterstützung. Danach wurde ich nach Deutschland zu einem Europäischen Koordinatoren-Treffen eingeladen. Dort bekam ich erstmals Kontakt mit Koordinatoren anderer Länder. Es begann sich ein reger Erfahrungsaustausch zu entwickeln. Der mündete in die Absicht, WWOOF auch in Portugal aufzubauen. Im Jahre 2008 war es dann soweit…
ECO123: …was umfasst ihre Arbeit? Was machen sie als Koordinator? Verdienen sie damit Geld?
Rodrigo Rocha: Ich habe einen Arbeitsvertrag mit einem Minimumgehalt und arbeite täglich mindestens drei Stunden für WWOOF, sieben Tage die Woche. Das ist auch nötig, weil WWOOF in den vergangenen sechs Jahren stark gewachsen ist. In diesem Jahr sind bereits 2.226 Volontäre in Portugals Öko-Landwirtschaft tätig. In 2013 waren es noch circa 1.600, in 2012 kamen 1.416 und in 2011 waren es erst 1.140 Volontäre. Wir haben enorme Wachstumsraten. Seit 2011 haben sich die Teilnehmer, sowohl bei den Volontären als auch bei den Bauern (hosts) nahezu verdoppelt. (siehe Statistik)
ECO123: Haben Sie bei WWOOF einen ethischen Rahmen, in dem sich diese Zusammenarbeit zwischen Volontär und Bauern regelt? Gibt es Fälle von Missbrauch?
Rodrigo Rocha: WWOOF arbeitet ausschließlich im ökologischen Landbau. Ein Beispiel. Wir müssen einen Bauernhof ausschließen, wenn uns drei Mal eine Beschwerde von Volontären übermittelt wird, wenn einer nicht genügend zu essen bekäme oder bis zur Erschöpfung arbeiten müsste. In den sechs Jahren haben wir nur zwei Fälle erlebt, in denen es Konfliktstoff gab. Ein Volontär hatte bei einem Bauern ein Auto gestohlen und fuhr damit über Land. Da muss man die Polizei einschalten.
ECO123: Wie alt sind die Volontäre im Durchschnitt, wo kommen sie her und was lernen sie? Was sind das für Bauernhöfe, bei denen man sich bewerben kann?
Rodrigo Rocha: 70 Prozent der TeilnehmerInnen ist zwischen 20 und 30 Jahre alt. Sie lernen an den Rebstöcken wie man Weintrauben behandelt, Hilfe bei den Ernten und später das Maischen und Keltern. Sie arbeiten auf großen und kleinen Höfen, einige bauen nur für den Eigenverbrauch an und wollen autark werden, andere verkaufen ihre Produkte auf dem Markt oder an Kooperativen. Sie bauen Gemüse wie Tomaten auf einer Quinta-Punk in Pedralva an, die damit eine Pizzeria versorgen. Sie lernen auch, mit Tieren umzugehen, Ziegenkäse herzustellen. Andere bauen Weizen an und backen ihr eigenes Brot. Sie lernen aus dem herkömmlichen System ein wenig auszusteigen, lernen Permakultur, Ökobau und die Erzeugung von Energie durch regenerative Systeme. Man zahlt 15 Euro, kann zwei Wochen, einen Monat, mehrere Monate, ja sogar bis zu drei Jahren bei einem host bleiben. Das alles wird über unsere Website www.wwoof.pt koordiniert. Mehr als 50 Prozent der TeilnehmerInnen kommen aus Deutschland, Großbritannien, den USA, Frankreich, aber auch aus Portugal selbst, den Niederlanden, Spanien, Italien, Schweden und Kanada.
In diesem Jahr sind bereits 2.226 Volontäre in Portugals Öko- Landwirtschaft tätig. Wir haben enorme Wachstumsraten.