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Ein Essay von Uwe Heitkamp

Nº 105 – Waldbrandrisiken minimieren.
Ein Essay von Uwe Heitkamp

Samstag, der 18. September 2021.

Nun wurde allen ernstzunehmenden, demokratischen Kandidaten die Gelegenheit gegeben, in einem 30-minütigen, frei gesprochenen Interview ihre Sicht auf die Waldbrände zu geben. Die Frage, was sie zu tun gedenken, um den Zyklus der Waldbrände in Monchique zu unterbrechen, die Waldbrände zu stoppen, haben sie dergestalt beantwortet, als hätten sie keine Lösung dafür. José Chaparro, Bruno Estremores, João Duarte und Paulo Alves sind die vier Kandidaten, die alle Bürgermeister werden wollen und noch haben alle eine reale Chance, es zu werden. Es sei denn, der Kandidat der neofaschistischen Chega würde die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen, was verheerend wäre. Es gibt aber eine Lösung für die Waldbrände und sie ist denkbar einfach, wenn man selbst einmal von einem Waldbrand heimgesucht worden ist. Man kann es in zwei Worten ausdrücken und dann auf alle Lebensbereiche übertragen und das Gesetz rigoros anwenden.

Ich bin nicht stolz darauf, sagen zu können, daß ich fünf Wandbrände überlebt habe und mittendrin war, um meine Bäume zu retten. Es hat mich traumatisiert, geängstigt, verletzt und ermutigt, sich dem Feuer entgegenzustellen. Nein, ich lasse mich nicht widerstandlos evakuieren, nein, ich verteidige meinen Wald, solange ich zwei funktionstüchtige Beine und Arme habe, die von einem normal arbeitenden Gehirn gesteuert werden, und Angst bewältigt. Denn mit Wasser löscht man Waldbrände.

Eine berechtigte Frage ist, warum ist es für einen Politiker so schwer, in zwölf Jahren keinen anständigen PDM zu erarbeiten, einen PDM, der das Papier wert ist, auf dem er geschrieben wird? Rui André der noch zwei Wochen Bürgermeister von Monchiue sein wird, hat dabei komplett versagt. Er hatte von 2009 bis 2021 alle Zeit der Welt und hat dem PDM und dem Zivilschutz keine Priorität gegeben. Und der Waldbrand von 2018 geht auf seine Kappe. Und er weiß das. Es hilft nicht, sich vom Padre die Beichte abnehmen zu lassen. Er hätte besser seine Verantwortung als Bürgermeister wahrgenommen und beizeiten einen sauberen PDM vorgelegt. Dazu bedarf es Teamwork. Fachleute aus der gesamten Kommune arbeiten daran gemeinsam und das Ziel lautet immer wieder „Waldbrandrisiken minimieren“. Ich erwarte von einem verantwortungsvollen Politiker, daß er seine Hausaufgaben gemacht hat, wenn er Bürgermeister wird. Dazu gehört der absolute Wille, alles menschmögliche zu tun, um solche Katastrophen, die die Klimakrise noch verschärfen, auszuschließen. Es braucht Mut zur Entscheidung. Als Bürgermeister kann man es nicht allen Recht machen, speziell nicht den Interessen der Wirtschaft. Es bedarf Mut zum NEIN sagen. Und dazu gehört, die industriellen Monokulturen aus Monchique zu verbannen. Eukalyptus darf keine Berechtigung haben, Monchique, Alferce und Marmelete zu nahe zu kommen.

Es sind wieder Wahlen und nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber.

Deshalb habe ich alle Bürgermeister-Kandidaten gefragt, was sie zu tun gedenken, die Waldbrände zu bremsen, zu stoppen. Ihre Antworten sind hilflose Gedanken, die konditioniert davon ausgehen, daß in Monchique wieder mehr Menschen leben sollen. Tatsache aber ist, daß die Landflucht aus Monchique anhält, die Leute ihre Grundstücke verlassen und ihre Häuser, Gärten und Wälder verwildern. Für jedes Feuer ist das ein willkommener Fraß. Landflucht ist auch eine Folge der Waldbrände und deren Nichtaufarbeitung. Es brennt und danach ignoriert man den Schaden. Ein Bürgrmeister, der drei Jahre nach dem Waldbrand immer noch nicht weiß, auf wie hoch sich der Schaden beläuft, hat seine Arbeit grottenschlecht gemacht. Eigentlich wäre es kein Wunder, wenn die Neofaschisten den Demokraten den Spiegel ihrer Inkompetenz vorhalten und damit die Wahlen krachend gewinnen. Aufwachen Leute! Es geht bei diesen Kommunalwahlen um alles. Es geht darum, den kompetentesten Kandidaten der Demokraten auszusuchen und ihm bei der Bewältigung der Katastrophen zu unterstützen.

Rui André wird in zwei Wochen Geschichte sein. Das ist die gute Nachricht. Er geht mit 45 Jahren in Rente. Nach ihm die Sintflut? Auf keinen Fall. Da gibt es João Duarte von den freien Wählern (CPM), ein Ingenieur, der technisch brilliant und unabhängig vom politischen Klüngel des Dorfes Entscheidungen treffen kann. Seine Aussage, dass er die Atetüde, mit der er die Probleme Monchiques lösen will, zu ändern beabsichtigt, klingt vielversprechend. Er ist kein Großgrundbesitzer, der ohne sich die Finger schmutzig zu machen, Eukalyptus anbauen läßt. Und da ist auch Paulo Alves von der PS, dem ebenfalls nachgesagt wird, er sei sich nicht zu schade, mit den Fingern in der Erde seines Gartens Kartoffeln und Bohnen anzubauen.

Waldbrandrisiken zu minimieren hieße, den Eukalyptus aus einer Region von zehn Kilometern rund um Monchique, Alferce und Marmelete zu verbannen. Damit würde das Risiko eines Waldbrandes erheblich minimiert. Und wo darüber hinaus Eukalyptus angepflanzt würde und in welcher Dichte, darüber entscheidet der neue PDM. Das wird die dringlichste Aufgabe des Rathauses sein. Ich empfehle, alle im Rathaus vertretenen Parteien und die Verwaltung der Kommune daran teilhaben zu lassen und einen kompetenten Rechtsanwalt, der sich auf Verwaltungsrecht spezialisiert hat.

Wir haben jetzt einen ganzen Winter Zeit und diese Zeit ist wichtig, zu nutzen, bevor der nächste trockene und heiße Sommer die nächsten eklatanten Waldbrandrisiken mit sich bringt.

Was ist überhaupt ein PDM? Der Plano Director Municipal ist ein Instrument der kommunalen Raumplanung und sollte immer die aktuelle Situation in einem Landkreis widerspiegeln, aber auch vorgeben: den Bebauungsplan, die wirtschaftliche Situation, die Infrastruktur, die Ausweisung besonders schützenswerter ökologischer Gebiete, die Land- und Forstwirtschaft, die Katastrophenschutzplanung bei einem Waldbrand oder Erdbeben usw. In Monchique steht mit der Ausarbeitung des PDM die Quadratur des Kreises bevor. Denn der PDM ist der Masterplan einer Kommune. Er gibt vor, wo und welche Flächen wie bebaut werden dürfen und wo nicht; was und wo bepflanzt werden darf und wo und was nicht. Industrielle Eukalyptusplantagen ist die heißeste Kartoffel in der Diskussion. Mit Eukalyptus steht und fällt das Risiko eines Waldbrandes. Es wurde lange drumherum geredet. Auf der Basis des EU Netzwerkes Natura 2000, das die EU Kommission vorgegeben hat, auf der Basis von Naturschutz für Flora und Fauna, sind die 396 km2 des Landkreises von Monchique zu 87 Prozent Naturschutzgebiet mit dem ZPO 0037. Wenn es also darum geht, diese EU Direktive auch in Monchique duchzusetzen und anzuwenden, denn Monchique gehört ja in den Einzugsbereich der Europäischen Union (oder nicht?), dann dürfte von Gesetzes wegen keine einzige Eukalyptusplantage im Monchique Gebirge existieren, keine invasiven Baumarten sind erlaubt.

Aber vielleicht gehört Monchique ja nicht zur Europäischen Union. Dann empfehle ich wie am Beispiel Polens, alle EU-Subventionen, die nach Monchique gehen, zu streichen.

Ein neuer, juristisch legitimierter PDM ist die einzige Basis, auf der Naturtourismus mit Wandern, Mountain-Biking, Erholung und eine funktionsfähige lokale Wirtschaft sich entwickeln können. Waldbrandrisiken minimieren heißt natürlich auch, alle Häuser feuerresistent zu bauen, und jedem Anwesen große Wasserzisternen oder Teiche zur Pflicht zu machen, eine Feurwehr prioritär zu finanzieren, sie so auszustatten und so zu organisieren, daß sie innerhalb von 15 Minuten jeden Brandherd mühelos erreichen kann. Strengt Euch an, Ihr Politiker, Monchique endlich feuerfrei zu machen! Yes, we can!

Native Mischwälder erhöhen die Feuchtigkeit innerhalb eines Biotops. Es geht darum, nicht nur die Waldbrandrisiken zu minimieren, sondern auch die Resilienz, die Widerstanskraft zu erhöhen. Denn es wird in der Klimakrise der kommenden Jahrzehnte passieren, daß es einmal einen ganzen Winter oder mehrere nicht regen wird. Was machen wir dann? Für wie lange, für welchen Zeitraum haben wir Wasserreserven? Und was machen wir, wenn es innerhalb einer Stunde mal so viel regnet, wie sonst in einem Monat?

Im übrigen sollte schnellstens ein Gesetz in Lissabon verabschiedet werden, daß allen Hausbesitzern eine Versicherung für ihr Haus zur Pflicht wird. Der Klimawandel nimmt keine Rücksicht darauf, ob Lokalpolitiker ihre Hausaufgaben gemacht haben, oder nicht.

Uwe Heitkamp (60)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.
Übersetzungen : Dina Adão, Tim Coombs, João Medronho, Kathleen Becker
Fotos: Uwe Heitkamp, dpa

 

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