Samstag, der 26. August 2023.
Wir bei ECO123 beschäftigen uns seit geraumer Zeit, genauer gesagt seit dem großen Waldbrand von 2003 in Monchique, mit dem Thema Risiko-Minimierung von Waldbränden. Denn wir leben und arbeiten in einem abgebrannten Wald nahe Monchique. Wir machen eigentlich auch den Job eines Rück-Versicherers. Zur Zeit brennen in allen südlichen Ländern Europas täglich die Wälder, ganz besonders aber betroffen ist in diesem Jahr ein großes Land, das normalerweise gar nicht auf der Landkarte als Hochrisikogebiet existiert und das ist das zweitgrößte Land der Erde, nämlich Kanada, vom atlantischen Nordosten bis zum pazifischen Westen. Währenddessen schützen wir die jungen Bäume unseres neuen Botanischen Gartens in Monchique, Portugal.
Die meisten Brände gehen, statistisch gesehen, auf Funkenflug bei Starkstrom-Überlandleitungen zurück und darauf, daß der Mensch das Feuer nicht wirklich kontrolliert: Menschen handeln immer wieder grob fahrlässig, dabei sollten sie sich doch eher auf dem Weg der Nachhaltigkeit befinden.
Wer sich einmal dezidiert mit dem Thema Untergang und hier speziell mit der antiken Stadt Pompeji beschäftigen konnte, und das sollten ja eigentlich unsere Kinder in den Schulen im Fach Geschichte durchnehmen, der entdeckt Parallelen zwischen dem Damals und dem Heute. Ein gut lesbares Buch, das es bisher nur in deutscher Sprache gibt, trägt den Titel „Vom Zauber des Untergangs“. Geschrieben wurde es vom Chefarchäologen in Pompeji, dem Deutschen Gabriel Zuchtriegel. Er wurde von der UNO aus einer Vielzahl von Bewerbungen ausgesucht und wird bestimmt demnächst auch in Englisch publiziert. Das Buch über Pompeiji gibt genauen Anschauungsunterricht in dem, was uns auf dem Planeten Erde im Großen bald ereilen könnte.*
Bitte nicht aufschrecken. Machen Sie bloß so weiter wie bisher. Politik und Wirtschaft und alles, was sich über viele Jahrhunderte gebildet haben; Familie, Eigenheim, Freundschaften, soll doch nicht mit einem Ruck einstürzen. Aber interessant ist doch immerhin ein Vergleich zwischen dem antiken Pompeji und dem Heute. Wer im Jahr 79 nach Christus innerhalb nur einer Nacht von der heißer Asche und Steinen der Eruption des Vulkans Vesuv lebendig begraben wurde, den können seit einiger Zeit die Archäologen nun beim vorsichtigen Freilegen der Leichen genau betrachten. Die Toten nämlich sind gut erhalten. Auch ihre Gesichtsausdrücke im Moment des Todes sprechen eine ganz eigene Sprache. Die Tragödie hat die Opfer und ihre Lebenssituationen über 2.000 Jahre in der Asche gut konserviert.
Aber richten wir noch einmal den Blick auf das Jetzt und das Heute. Warum ist es uns als Zivilisation nicht möglich, unsere einmal angelernten Verhaltensweisen zu verändern, zu erweitern? Sind wir denn nur träge und wenig intelligente Mitglieder einer modernen Zivilisation? Da ist ein Haus in einem Waldband (siehe vorherige Berichterstattung über den Waldbrand von Aljezur und Odemira) abgebrannt. Das ist schrecklich, aber es birgt auch eine gute, wenn auch sehr versteckte, herausfordernde Nachricht. Man muß das nur erkennen. Das abgebrannte Haus baue ich doch nicht sofort wieder auf, sondern ich baue es nach eingehender Analyse resilient wieder auf. Dazu gehören Materialien, die nicht brennbar sind: keine Holzpfeiler, kein Dachkonstruktion aus Holz, keine Holzfenster und keine Läden aus Holz vor den Fenstern. Alle diese Materialien sind in einem Waldbrandgebiet ein „NO GO“!
Was können wir gegen die Hitze tun? Die Isolierung sollte grundsätzlich aus Kork sein und nicht aus giftigem, hochbrennbarem Styropor. Die Isolierung sollte in der Zwischenzeit rund zehn Zentimeter betragen. Die Dachplatte des Hauses sollte ebenfalls gedämmt werden. Und überhaupt, aus welchem Material baue ich? Die Antwort auf diese Frage ist „nicht brennbares Material.“ Da böte sich zum Beispiel Ton an.
Dem Klimawandel kann ich nur begegnen, wenn ich ihn verstehe. Es wird in den nächsten Jahren noch heißer und wesentlich trockener werden. Also sammele ich jeden Tropfen Regenwasser, sofern es regnet. Dazu brauche ich Dachrinnen und Zisternen, in denen ich das Wasser sammeln kann. Denn in diesen Tagen fallen Bäche und Quellen trocken und damit überlege ich mir eine Notlösung, oder nicht? Katastrophen kommen für die meisten überraschend, siehe Hawaii, siehe Pompeji. Bereiten Sie sich also auf harte Zeiten vor. Der Klimawandel ist keine Vergnügungsveranstaltung. Man fragte sich in Rom nach der Katastrophe, ob man Pompeji wiederaufbauen sollte? Man ließ es, weil zu teuer.
Vielleicht wäre es für unsere Zivilisation wesentlich billiger gewesen, auf das Verbrennen von Kohle, Gas und Erdöl zu verzichten. Und wer immer noch in seinem Dieselfahrzeug durch die Gegen kurvt, ist nicht mehr zu helfen. Viele Regionen können durch den Klimawandel unbewohnbar werden und wie alt wird meine kleine Eiche wohl werden, die vor ein paar Tagen aus dem Boden des Botanischen Gartens in Caldas de Monchique das Licht der Welt im Umbruch erblickte? Und was werden unsere Kinder und Enkel bei 50 Grad Celsius wohl machen?
*Gabriel Zuchtriegel:
“Vom Zauber des Untergangs. Was Pompeji über uns erzählt”.
Propyläen Verlag. 240 Seiten,
29 Euro.