Mit Schulden in die Zukunft?
Kurz vor Sétubal kommt der Fahrgast in den Genuss des Faule-Eier-Geruchs, der von der Holz- und Papiermühle der Portucel Aktiengesellschaft herüber weht. Genau die will er besichtigen und sich einmal anschauen, wie die 300.000.000 Euro, die letztes Jahr bei Banken-Spekulanten eingesammelt wurden, aktuell angelegt werden. Die Semapa SGPS hatte in 2012 über Barclays und die Bank BPI einen in € 1.000 gestückelten Schuldschein aufgelegt, der selbst in der Wirtschaftskrise – in der Portugal sich derzeit befindet – das Doppelte dessen erreichte, was man sich am Markt einzusacken vorgenommen hatte, nämlich nur 150.000.000 Euro, um darauf satte 6,85% Zinsen zu zahlen. Ein attraktives Lockangebot für Zocker, noch mehr Eukalyptus in Portugal und in Zukunft auch Eukalyptus in Mozambik anzubauen und damit das weltweite Risiko für noch mehr Waldbrände anzuheizen. Bereits in Jahr lang analysiert der Journalist den nachhaltigen Wert dieses multinational aufgestellten Unternehmens und seiner wirtschaftlichen Aktivitäten. Die Semapa SGPS ist ein Global Player, die weltweite Nummer Fünf und Europas Führer in der Holz- und Papierverarbeitung (Portucel/Soporcel), produziert Zement (Secil) und betreibt Kadaver- und Müllverwertung (ETSA) zu Tierfutter. Die Semapa SGPS ist für fünf Prozent aller Export-Erlöse Portugals verantwortlich und ihre Tochterfirmen zählen zu den Steuerzahlern, die sich eine Regierung wünschen kann. Die Portucel/Soporcel jedoch verantwortet den portugiesischen Eukalyptusanbau und seine stete Expansion sowie seine vielseitigen ökologischen Risiken, inklusive Waldbrand. Eukalyptus ist das Öl, das ins Feuer der Waldbrände Portugals gegossen wird. Die Wälder speisen eine Papierindustrie mit einem Geschäftsvolumen von 1,9 Milliarden Euro in 2012. Trotz der imposanten Zahlen ist es ein fragiles Geschäft, einem Kartenhaus vergleichbar. Man beutet skrupellos die Ressourcen der Natur mit Finanz-, Kredit- und Wachstumshilfen tausender Investoren aus (EU Subventionen nicht mit eingerechnet), von denen viele gar nicht so genau wissen, in was sie ihr wirklich Geld gesteckt haben. Die Semapa SGPS muss nämlich bis 2016 mindestens 475 Millionen Euro an Schuldverschreibungen plus Zinsen, zurückzahlen, diverse Kredite bei Banken noch nicht mitgerechnet. In dieses Dunkel müsste mehr Licht fallen, die Aufgabe für einen Journalisten. Der Morgenzug passiert die Brücke des 25. April über den Rio Tejo und seine wunderbare Aussicht auf das bienenhaft fleißige Lissabon mit seinem regen Wirtschaftsleben in den Hafenanlagen von Alcantára und Belém. In ein paar Minuten wird der Journalist am Bahnhof Entrecampos aussteigen. Die Krawatte ist gut gebunden, ein letzter Blick in den Spiegel genügt und der vermeintliche Investor steigt zufrieden aus dem Zug.
Das alles nur für ein Blatt Papier?
Das kleine Konferenzzimmer im 16. Stockwerk, vier mal fünf Meter, ist gänzlich mit Holz ausgekleidet. Dicke schalldichte Wände, Doppelfenster gegen den Lärm der Straße, tiefe Teppichböden, eine dunkelrote Polstergarnitur und ein Tisch mit vier auf alt getrimmten Stühlen, auch aus Holz. Plastikfläschchen mit Tafelwasser stehen auf dem Tisch. Nach zwanzig Minuten Warten tritt Manager José Miguel Paredes durch eine zweite separate Tür leise ins Zimmer. Er stellt sich vor, ein großgewachsener, schlanker Mann gekleidet in gutem Tuch, nahe der Pensionsgrenze. Der Investor überreicht seine Visitenkarte, wie es das ungeschriebene Protokoll möchte, wenn man sich fremd ist. Er erhält die Karte des anderen. Man setzt sich und beginnt mit Small talk. Die Klagen über die Rezession, die Finanzkrise und wie schön es doch noch vor einigen Jahren gewesen sei, als die Secil AG, die zweite Tochterfirma der Semapa SGPS, noch 11 Millionen Tonnen Zement pro Jahr verkaufen konnte. Aber das alles sei Geschichte. In der Zwischenzeit gehe man von einer Verkaufsmenge von aktuellen 2,8 Millionen Tonnen aus. Ist Portugal, speziell die Algarve nicht schon genug betoniert? Der Investor weiß genau, wohin er möchte und bringt das Gespräch auf die Papierproduktion der Tochterfirma Portucel/Soporcel in Sétubal. Ob man einmal einen von der Semapa SGPS verwalteten Eukalyptuswald, ob man auch einmal die Baukschule mit den geklonten Setzlingen besichtigen könne, fragt er José Miguel Paredes während des Gesprächs. Da gäbe es eigentlich nicht viel zu besichtigen, entgegnet dieser mit einem freundlichen Lächeln und ergänzt: „Sie müssen nur ein wenig mit dem Wagen durch die Wälder unseres Landes fahren, dann sehen sie den Eukalyptus überall.“ Stimmt, denkt der Investor, im Monchique Gebirge der Algarve sind jetzt schon 76 Prozent des gesamten Baumbestandes mit dieser Pest bepflanzt. Das Gebirge von Monchique brannte 2003 ab, das Gebirge von Caramulo im vergangenen Sommer. Das Investoreninteresse liegt bei den neuartigen geklonten Eukalyptussetzlingen, mit der die Portucel/Soportecel das Land gerade überschwemmt. Im Gegenzug fragt José Miguel Paredes geschickt, wie viel Kapital man wo und wie anlegen wolle? Für wen man arbeite? Der Investor entschuldigt sein schlechtes Portugiesisch und wirft selbst die Angelleine aus. Zwischen zehn und 50 Millionen könnten es schon werden. Eine Währung erwähnt er vorsichtshalber nicht. Das aber hinge sehr davon ab, welche anderen Projekte er als wirtschaftlich sinnvoll empfehlen könne. Ob man vielleicht zu Beginn einmal die Holz- und Papierfabrik in Sétubal besichtigen könnte? Man wolle ja auch wissen, in was man da Zeit und Geld investiere…
Die kreative Zerstörung unserer Erde?
Szenenwechsel. Zwei Wochen später. Alle paar Minuten erreichen die mit Eukalyptusholz vollgeladenen LKWs, das weitläufige Gelände. Schon am Eingang der Papierfabrik werden die Besucher und Investoren darauf hingewiesen, dass innerhalb des Geländes gefilmt wird. Was die dürfen, können wir auch, erwidert der Kollege lächelnd und schaltet seine versteckte TV Kamera ein. (Den Kurzfilm finden sie auf www.eco123.info) Sofia Almeida von der Corporate Communication und Cidália Torre Abreu die verantwortliche Leiterin der Papier-Qualitätskontrolle begrüßen den vermeintlichen Investor und seinen Assistenten an der Sicherheitsschleuse. Im Besucher-Kleinbus werden die Beiden über das weitläufige Gelände chauffiert. Von einer Reihe wartender Lastwagen, von denen wochentags 25 Trucks allein aus Monchique stammen, wird der Eukalyptus abgeladen. Der Investor erfährt, dass er zuerst geschreddert wird, die Holzschnitzel dann in einem Kochprozess chemisch behandelt werden. Durch zwölf- bis fünfzehnstündiges Kochen werden sie dann von den Inkrusten, unerwünschten Holzbestandteilen, Begleitstoffen von Zellulose, getrennt. Es gibt Natron-, Sulfit- und Sulfatverfahren, die nach den eingesetzten Kochchemikalien unterschieden werden. Restlignin färbt den Zellstoff nach dem Kochen gelblich bis braun. Er muss gereinigt und gebleicht werden. Restlignin und andere unerwünschte Stoffe werden beim Bleichen herausgelöst, chemische Aufhellung beseitigt Verfärbungen. Der gesamte Prozess ist hochtoxisch, die chemischen Abscheidungen vergiften sowohl Gewässer, als auch Erde und besonders die Luft. Der gebleichte Zellstoff (Zellulose) wird hernach entwässert, der Pulp direkt in dicken Rohrleitungen zu Papierrollen in die Fabrik geleitet und aufgewickelt….
Business mit Greenwashing und Orwell?
Durch die Schaltzentrale werden Investor und Assistent in den Showroom geleitet. Hier wird das Produkt präsentiert, blütenweißes Papier. Die Marken Navigator, Pioneer, Inacopia, Discovery etc. sind kommerzielle Renner. Prestigeträchtige EU-Eco und FSC-Label prangen groß auf jeder Verpackung. Greenwashing? Eukalyptus aus Monchique für den Export in die Welt? Tausende Meter von weißen Papierbahnen fließen mit hoher Geschwindigkeit durch und über Rollen in die Fabrik hinein, wo das Papier aufgespult wird. Männer in weißen Kitteln eilen von A nach B, andere sitzen vor einer riesigen Scheibe wie im Kontrollturm eines Kraftwerks vor Monitoren und verfolgen das Rasen der Maschinen und die Arbeit der wenigen Mitarbeiter. Man erhält Ohrenstöpsel und tritt aus einem klinischen Labor in die Werkshallen der modernen Fabrik. Kameras überwachen alles und jede Bewegung. Auf einer überdimensionalen Fotowand, der die heile Welt eines Eukalyptuswaldes suggeriert, steht die Losung: „Die Zukunft gestalten, bedeutet die Träume in die Wirklichkeit umsetzen“ (Original: Construir o futuro – Perseguir o sonho – Torná-lo realidade) Die Vorstellung, hier arbeiten zu müssen, jede Bewegung von Kameras aufzeichnen, überwachen und kontrollieren zu lassen, offenbart die Philosophie eines Konzerns, der eher Lenins These: „Vertrauen ist gut, Kontrolle besser“ anwendet. Ein Arbeitsschlitten nach dem anderen, beladen mit Papierrollen, drei Tonnen schwer, ohne Menschen, nur von Computern und ihrer Software gesteuert, rollt durch die Werkshallen der Papierfabrik und beliefert Roboter. Diese drehen ihre Arme wie Marionettenkräne in einer orange leuchtenden Atmosphäre. Sie heben die Rollen von ihren Schlitten und in die dafür vorgesehenen Maschinen, in der das Papier auf Normgröße zugeschnitten wird: A4, A3 für den europäischen, andere Normen für die amerikanischen und asiatischen Verbraucher. An einer anderen Maschine werden Papierrollen mit einem braunen Umschlag versehen und für Druckereien des Buchdrucks versandfertig gemacht…
Money Makes The World Go Round?
Die Investoren werden über kilometerlange Wege durch die klinisch sauberen Werkshallen der Portucel-Papierfabrik in Sétubal geführt. Die verantwortliche Leiterin der Papier-Qualitätskontrolle zeigt ihnen, den zukünftigen Investoren stolz die Produkte des Konzerns, wie und woraus sie hergestellt werden und dass grundsätzlich nur nach erfolgter Bestellung produziert werde. Man vermeide Lagerhaltung, das sei kostenintensiv und wenig ökonomisch. Im vergangenen Jahr habe man erstmals 535.000 Tonnen Papier hier hergestellt, sieben Prozent mehr Papier, als die Maschinen technisch hergeben würden. „Wir arbeiten 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr mit insgesamt fünf Teams.“ Man müsse sich auf Urlaub, Krankheit und anderes menschliches Versagen immer vorbereiten. Der Bedarf nach Papier sei enorm. Innerhalb von vierzig Jahren habe sich der weltweite Papierverbrauch um 400 Prozent erhöht. Immer mehr dienstleistende Menschen, immer mehr Computer, immer mehr Büroarbeit stünden immer weniger arbeitenden Menschen in traditionellen Berufen gegenüber. Stolz wird betont, dass Portucel/Soporcel Marktführer in Europa sei und weltweit der fünftgrößte Papierproduzent ….
Stinkt Geld?
Im Industriegebiet Mitrena, direkt am Meer in Sétubal gelegen, wo 120.000 Menschen leben, beschäftigt die Fabrik rund 1.200 Mitarbeiter. In der Papierfabrik in Figueira da Foz und in der Zellulosefabrik Cacia nördlich von Aveiro, arbeiten weitere 1.000 Arbeiter. Wohin auch immer die Abluft aus den Schornsteinen dieser Fabriken getragen werden, die Bewohner der näheren Umgebung leben tagein – tagaus mit einem Faule-Eier-Geruch. Das sei auf schwefelsäurehaltige Abgase beim Zellulose-Extrahieren zurückzuführen, wird dem Investor erklärt. Die menschliche Nase sei dafür besonders empfindlich, betont Cidália Torre Abreu schulterzuckend. Bei der Papierherstellung fallen Stickstoffdioxid (NO2) Schwefeldioxid (SO2) und Kohlendioxid (CO2) an. Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid sind die Hauptursachen von saurem Regen, während CO2 das verantwortliche Treibhausgas für den Klimawandel ist. (Lesen sie zu diesem Thema unseren Bericht über den IPCC auf Seite 72) Die Frage, ob Portucel einen Sinn im Alt- und Recyclingpapier-Sektor als Geschäftsfeld sehe, scheint das Investorengespräch da eher zu stören. Ja, Portucel würde auch eine geringe Menge Recycling-Zellstoff (pasta) aus Frankreich importieren, weil die Qualität der heimischen Recycling-Zellulose sehr niedrig sei. Mit Recyclingpapier ließe sich kein Geld verdienen, davon ist Cidália Torre Abreu überzeugt. „Portugiesische Fabriken erhalten das gebrauchte Altpapier, vermischen es mit Wasser und reinigen es grob von Störstoffen. Die Fasern, die in Portugal produziert werden, sind allerdings von niedriger Qualität. Davon könne man allenfalls Zeitungs-, Toiletten- und Küchenpapier (Tissue) herstellen. Unser Papier hingegen ist von hoher Qualität und weiß, nicht grau.“ Auf die Zukunft angesprochen und das Geld verdienen mit zweistelligen Renditezielen, erfährt der Investor, dass Portucel SA (Semapa SGSP) sich gegenwärtig darauf vorbereite, langfristig in Afrika 120.000 Hektar Land zu pachten, genauer gesagt in Mozambik, um auch dort natürliche Wälder zu roden und in industrielle Eukalyptusplantagen zu transformieren. Beim Abschied erhält der vermeintliche Inverstor den obligatorische Geschäftsbericht 2012 und eine Schachtel Bonbons mit Eukalyptusgeschmack. Zurück in der Redaktion: noch am selben Tag erhält das zweite Team eine E-Mail der Abteilung Corporate Communication der Portucel, die einer Anfrage zu Filmaufnahmen in der Papierfabrik eine schriftliche Absage erteilt.
To Big To Fail?
Wo normaler Journalismus aufhört, beginnt die investigative Recherche, das eigentliche Handwerk vor dem Schreiben. Die Journalisten, als vermeintliche Investoren getarnt, hätten nämlich noch einige grundsätzliche Fragen. Diese würden sie gern dem Vorstandsvorsitzenden der im PSI 20 börsennotierten Semapa SGPS, Pedro Queiroz Pereira selbst und persönlich stellen. Bei einer Investition in einer Größenordnung von 10 bis 50 Millionen sollten die Beiden besser einmal persönlich miteinander reden. Der vermeintliche Investor entscheidet sich, den Joker zu ziehen und den Manager zu einem Mittagessen einzuladen. Ob der annehmen wird? Das steht bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Ein Konzern, der eine verantwortungsvolle Rolle als Global Player spielen möchte und die Verantwortung für mehrere tausend Arbeitsplätze wahrnimmt, sollte sich einmal kritisch-konstruktiv fragen lassen, wie lange noch ein Dutzend in die Jahre gekommene männliche Vorstände (keine einzige Frau sitzt in diesem Gremium) mit hunderten Millionen Euro Krediten jonglieren dürfen; die meisten mit Fälligkeiten innerhalb der nächsten fünf Jahre. (Informationen gemäß www.finanzen.net und Bank de Portugal) Ökonomisch fragwürdig ist ebenfalls, wie man ein Unternehmen zusammenhalten wolle, aufgebaut auf Zement, einem Produkt von gestern, dem weder in Portugal noch in Europa weitere Wachstumschancen eingeräumt werden. Zement, das zwischen 2002 bis 2012 auf ein Viertel seines Umsatzes im portugiesischen Markt geschrumpft ist, und das wohlgemerkt, bevor die Krise überhaupt begann. Gefragt werden muss auch, wie es mit dem Papiergeschäft (Zellstoff) weitergehen soll, dessen Rohstoff Eukalyptus in weniger als einer Generation zehn Prozent der portugiesischen Staatsfläche durch Waldbrände zerstörte, großes Leid über seine Bewohner brachte, eine gewachsene Naturlandschaft industrialisiert und die traditionelle Landwirtschaft in den Ruin getrieben hat? Business as usual? Sollten Manager und Vorstände nicht persönlich dafür haftbar gemacht werden, wie sie die natürlichen, finanziellen und sozialen Ressourcen ihres Konzerns zum Nachteil einer Gesellschaft managen? Wie soll sich eine Investition von mehr als eine Milliarde Euro in die neue Papierfabrik in Setúbal (2009) auszahlen, falls sich in den nächsten zehn Jahren zirkuläres Denken und Handeln eines neuen Paradigmenwechsels durchsetzen würde und weißes Papier einen Wachstumseinbruch erlebte? Man betrachte Zement und Recycling-Papier und bedenke den Vormarsch neuer Technologien, Internet, digitale Zeitungen und Bücher sowie das kindle von amazon. Last not least. Muss Wirtschaft nicht neu gedacht werden? Wohin wird unbegrenztes Wachstum auf einem Planeten führen, dessen Ressourcen begrenzt sind? Es geht nicht mehr mit der alten Gier nach immer Mehr den Tag mit Spekulationen an der Börse zu beginnen. Auch Greenwashing von Papierprodukten, die zuvor mit viel giftiger Chemie weiß gewaschen wurden, funktioniert nur für eine bestimmte Zeit. Irgendwann ist auch damit Schluss, denn der Verbraucher wird den Schwindel entlarven. Wirtschaft funktioniert in Zukunft nur noch mit wirklicher Nachhaltigkeit und mit Verantwortung, die es zu übernehmen gilt für Gesellschaft, Umwelt und zukünftige Generationen. Da liegt viel Arbeit vor uns, aber auch viele Möglichkeiten: eine echte Herausforderung für Portugal und seine Wirtschaft. Nur ein Beispiel: Umweltfreundliches Recycling von Altpapier und Wiederverwendung von Rohstoffen stehen noch ganz am Anfang eines neuen Denkens. Während im Norden Europas bereits 85 Prozent des Altpapiers recycelt werden, sind es in Portugal gerade erst einmal 15 Prozent. Bislang ist es normal für global agierende Unternehmen, viele ihrer Kosten auf die Natur, auf die Menschen aus weniger reichen Ländern (Mozambik sic!) und auf die nachfolgenden Generationen abzuwälzen. Warum stellen wir uns nicht neu auf, in einer zirkulären Ökonomie basierend auf den Gesetzen der Ökologie? Wozu brauchen wir eigentlich chemisch gebleichtes, weißes Papier aus Eukalyptus, wenn es auch graues umweltfreundliches Recyclingpapier für’s Büro, für Bücher und Zeitungen gibt? (siehe ECO123 recycling) Vielleicht hätte ein globales Unternehmen wie die Semapa SGPS eine wirkliche Zukunftschance, wenn sie sich dieser Diskussion stellen würde – die Folge wäre ein Portugal mit immer weniger Waldbränden. Das wird es aber nur dann geben, wenn jährlich weniger Eukalyptus gepflanzt würde und diese nach Rodung durch heimische Baumarten ersetzt würden, z.B. durch Korkeichen, Kastanien u.a.