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In zehn Schritten zur Klimaneutralität – Fortsetzung

Samstag, der 28. September 2024.

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Fortsetzung 2. Teil

Zehn Schritte zur Klimaneutralität.

100 multinationale Konzerne emittieren rund 80% des weltweiten CO2. Sich über den eigenen, individuellen CO2-Fußabdruck ernsthaft Gedanken zu machen, ist ein wichtiger Teil der Lösung der Klimakrise auf unserem Planeten. Wir müssen natürlich auch über die großen Klimabetrüger endlich eine transnationale Exit-Strategie finden: das Ende für BP, Shell und Exxon-Mobil, das Ende für Gazprom, Aramco, China-Coal und Rio Tinto und die anderen 93 multinationalen Konzerne, die ihr Geschäft mit fossilen Brennstoffen und dem Abbau von Mineralien und Erzen machen, zum Nachteil der Menschheit, auf Kosten der Bewohnbarkeit unseres schönen, einzigartigen blauen Planeten und seiner fragilen Atmosphäre. Denn Natur- und Klimaschutz sind so wichtig geworden, das sie unser aller Überleben sichern. Es gibt einen verbindlichen Beschluß der Pariser Klimakonferenz von 2015, die Erwärmung nicht über 1,5 Grad Celsius zuzulassen. Seitdem hat sich nichts geändert. Nichts. Die CO2 Emissionen sind stattdessen sogar noch gestiegen. Und wir reden immer noch um den heißen Brei herum.

100 multinationale Konzerne emittieren rund 80% des weltweiten CO2 und wir, die mehr als acht Milliarden Konsumenten, verfeuern diese fossilen Brennstoffe Gas, Kohle und Benzin/Diesel tagtäglich. Es ist doch so: wenn wir aufhören, fossile Brennstoffe zu verfeuern, verlangsamen wir signifikant die Klimakatastrophe. Wir müssen nur den Arsch hochkriegen und loslassen von den alten Gewohnheiten. Machen wir uns endlich klimaneutral! Kaufen wir kein Benzin mehr für die Dreckschleudern von benzin- und dieselbetriebenen Autos. Das wäre ein seriöser Beginn eines neuen Zeitalters.. Machen wir uns endlich ernsthafte Gedanken darüber, klimaneutral zu werden. Machen wir uns frei von diesen Zwängen.

Und wir sollten auch den Staat und seine Subventions- und Steuerpolitik einmal sehr genau unter die Lupe nehmen und hinterfragen. Warum darf beispielsweise ein einziges Unternehmen zehn Prozent der Landfläche Portugals mit hochbrennbaren Eukalyptus bepflanzen lassen? Der Wald als Ressourcenspender für die Papierindustrie, die unsere Grundwasserreserven ruiniert. Alles das muß auf den Prüfstand.

Natürlich auch mein eigener individueller CO2-Fußabdruck. Ich kehre nämlich zuerst vor meiner eigenen Haustür. Da, wo ich es kann und dort, wo ich meine Verantwortung trage, für mich selbst. Ich zeige nicht mit dem Finger auf andere und sage nicht, lass die anderen doch mal anfangen mit der Verringerung ihrer CO2 Emissionen. Dazu gehört auch, daß ich mich transparent mache. Wie seht Ihr das? Macht Euch endlich auch mal eigene Gedanken zum Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen. Das Zeitalter der erneuerbaren Energien hat begonnen.

Letzte Woche hatte ich meine ersten fünf Schritte dargelegt, wie ich meinen Ausstieg bewältige und auf dem Weg zur Klimaneutralität bin. Diese Woche stelle ich meine anderen fünf Schritte vor. Nahezu 100 Prozent der modernen Erderwärmung wird vom Menschen verursacht, von dir und von mir. Ich bin Uwe Heitkamp, Journalist und Herausgeber von ECO123.

Schritt 6: Müllvolumen, Verpackungsschrott reduzieren

Das wird ein ganz entscheidender Schritt in meinem Leben. Nicht mehr den sogenannten Müll zu trennen, sondern keinen Müll mehr zu erzeugen. Denn die Geschichte der Mülltrennung ist fake. Es geht darum, eigenverantwortlich keinen Müll mehr zu erzeugen. Das ist ein explosives Thema. Wer in einem Familenverbund lebt, muß die anderen davon überzeugen. Damit habe ich jetzt begonnen, es aber bisher noch nicht völlig geschafft. Aber ich bin dran und gebe mich nicht damit zufrieden, daß ich nur noch alle vier Wochen zu den Containern fahre, weil mein Volumen so klein geworden ist, daß es verschwindend gering ist.

Null-Müll ist die Königsdisziplin – wie Null CO2-Emissionen. Ich habe mir 15 Jahre Zeit gegeben, bin immer zwei Schritte vor und manchmal wieder einen zurückgegangen. Kleine, sichere Schritte, die sorgfältig vorbereitet werden, sind wichtig. 2025 soll es endlich soweit sein. Dann beabsichtige ich, keinen Müll mehr zu erzeugen. Das wird ein wichtiger Schritt im meinem Leben sein. Inspiriert hatte mich vor vielen Jahren eine Frau aus Bonn. Sie weigerte sich bei der Stadtverwaltung, die Müllgebühren zu zahlen, weil – wie sie sagte – daß sie keinen Müll mehr habe! Die Redaktion von MONITOR beim WDR schickte mich also nach Bonn, damit ich mich bei der Frau einmal genau umsehen sollte. Mein Chef Klaus Bednarz wollte es selbst nicht glauben. Ich kam also mit meinem Film zurück nach Köln, der aber wurde nie gesendet, denn damals wurde ich gefragt, was die Frau denn mit ihren Damenbinden und den Hygieneartikeln machen würde. Unglaublich aber wahr, man glaubte auch mir nicht. Dabei ist es den Versuch wert, wenn einer bedenkt, daß ein Frischkäse in einer Plastikverpackung nur für dieses eine einzige Mal verpackt wurde und danach für ein paar hundert Jahre auf einer Mülldeponie verschwindet – oder in einer Müllverbrennungsanlage… Und ich frage mich bei jeden Kauf zu allererst – ob ich das Produkt überhaupt brauche…? Denn diese Welt – wir – leben im Überfluß und verschwendrisch. In Portugal werden jedes Jahr tausende von Tonnen Lebensmittel auf den Müll geworfen, werden jährlich Unmengen an Energie, Ackerfläche und Rohstoffe verschwendet. Werden wir bescheiden. Beginnen wir bei uns selbst.

Schritt 7: Eine Sprinkleranlage gegen die Waldbrände installieren

Resilient werden und die Vielfalt in Flora und Fauna unterstützen. Die Waldbrände wüteten in Monchique 1991, 2003, 2004, 2016 und 2018. Die Feuerwehren bekommen einen Eukalyptusforst, wenn er erst einmal richtig brennt, nicht mehr gelöscht. Es wird eine lange Zeit dauern, bis eine Regierung ein Verbot erläßt und dann noch einmal genau so lange, bis der Eukalyptus gerodet wird. Was anstelle dieses giftigen Baumes dann pflanzen? Diese Frage habe ich mir jeden Tag gestellt und kam auf die Idee, einen Botanischen Waldgarten zu initiieren. Das war nach dem vorerst letzten Waldbrand, der 280 km² Land, Forst, Häuser usw. verwüstete.

Nach dem Waldbrand von 11. September 2003 (Zerstörung von 400 km2 Waldfläche in Monchique und angrenzenden Landkreisen) versiegten die Quelle auf dem Grundstück und der Gebirgsbach, der von ihr wegführt. Hunderte von Jahren floss das Wasser und in ihm schwammen Fische. Das war ihr Biotop, ihr Lebensraum. Mit dem Aussterben der Fische im Bach, sie haben weder Beine noch Füße und können nicht weglaufen, verschwanden auch die Waserschildkröten und ein Großteil der anderen im Wasser lebenden Tiere, wobei die Frösche sich von diesem Zeitpunkt an exorbitant vermehrten, denn im Winter nach den ersten Regenfällen, gab die Quelle wieder Wasser. Nur die Fische kamen nie mehr zurück.

Was soll ich machen? Dom Quichote spielen und gegen Windmühlen ankämpfen? Eukalyptusbäume wieder rausreißen? Ich installierte 2021 eine potente Sprinkleranlage und brachte hunderte Menschen auf den Gedanken, sich ein Beispiel zu nehmen, über das Crowdfunding ein der Allgemeinheit gewidmetes Projekt uneigennützig zu finanzieren. Acht große Sprinkler installierten wir im Wald gegen die Hauptwindrichtung NORD und jeder Sprinkler spritzt 25 bis 30 Meter in den Wald und nässt ihn auf diese Weise ein. Gib dem Feuer keine Chance! Jedes erste Wochenende im Monat veranstalte ich nun einen Gratis-Workshop, in dem ich zusammen mit dem Techniker das Sprinklersystem erläutere. Wasser bunkern wir in mehreren Zisternen, das über das Dach des  und die Dachrinnen in die Zisternen geleitet wird: Regenwasser im Winter sammlen wir und können es dann bei einem möglichen Waldbrand im Sommer benutzen, um künftige Waldbrände sofort unter Kontrolle zu bekommen. Wer das System kopieren möchte, bitte sehr. Kommen Sie auf einen Besuch vorbei – jeder Workshop ist gratis – immer am ersten Wochende im Monat. Auf diesem Workshop geben wir auch Anleitung zur Finanzierung eines solchen Systems.

Schritt 8: Einen Miyawaki Wald pflanzen

Wiederaufforstung. Sie brauchen auf ihrem ein Hektar Grundstück, nur die Größe einer Verkehrsinsel, jedenfalls nicht mehr als 250 m². Sie wählen nur heimische Bäume aus, rund 200 an der Zahl und mindestens 40 verschiedene Arten. Vielleicht können Sie Ihren Nachbarn überzeugen mitzumachen, oder eine Schulklasse, den Lehrer, die Direktorin. Dann zeichnen Sie den neuen Wald auf ein Blatt Papier, oder an die Tafel, vielleicht in Form eines Labyrinths, eines Irrgartens – und beginnen mit den kleinen Bäumen und Büschen, nicht größer als 30 bis 50 cm groß und bearbeiten die Erde, die wichtigste Vorbereitung zum späteren Pflanzen mit Hühner- oder Ziegenmist oder mit Kompost und Terra Preta. In zwanzig Jahren wachsen diese Bäume zu einem bemerkenswerten Wald. Fünf Mal schneller als normale große Wälder. Den ersten Miyawaki Wald pflanzte ich 2004. Er hat jetzt seine Größe erreicht. Akira Miyawaki war der japanische Botaniker, der diese Form des kleinen Waldes kreierte. Für jeden gepflanzten Baum geben Sie sich einen CO2 Bonus von 10 kg. So können Sie locker auf einige hundert Kg CO2 Off-set im Jahr kommen. Und viele neue Wälder sind ein Stein im Mosaik der Klimakrise, die sie damit bremsen. Das Leben ins Gleichgewicht zurückbringen, geben und nehmen … Nach den Waldbränden in Monchique habe ich entschieden, einen ehemals diversen abgebrannten Wald in einen Botanischen Garten zu transformieren, auf knapp zwei Hektar Fläche und habe eine Umweltgenossenschaft gegründet. JedeR kann bei uns mitmachen und einen Baum oder mehrere Bäume pflanzen, betreuen und somit den eigenen CO2 Fußabdruck verringern.

Schritt 9: Eine Stadtverwaltung auf Kurs bringen

Eine Stadtverwaltung mit ins Boot holen, Verbündete finden. Überall in Portugal werden zur Zeit Klimaaktionspläne von den 308 Stadtverwaltungen geschrieben. Die EU Kommisson bittet darum. Denn nur über die Kommunen werden unsere 27 Länder die Umsetzung hin zur Klimaneutralität schaffen. Egal, ob wir von Portugal oder Deutschland oder vom Rest Europas oder vom Rest der Welt reden. Das Ziel der Null Emissionen beginnt bei jedem Einzelnen von uns, bei den Kommunen, in den Ländern und hier endet auch der Anspruch, keine „Klimasau“ mehr sein zu wollen. Es braucht Anreize. Lesen Sie mein Interview mit Laura Rodrigues, der Bürgermeisterin einer 83.000 Einwohner zählenden Kommune im Zentrum Portugals, in Torres Vedras. Sie finden es auf https://eco123.info/de/portugal-de/interviews/das-ist-die-aufgabe-aller-portugals-erste-kommune-mit-einem-ernstzunehmenden-klimaschutz-aktionsplan/  …

Schritt 10: Ein gerechtes und sozial ausgewogenes Steuersystem

Was wäre, wenn man für ein klimaneutrales Leben einen „Klimabonus“ vom Staat erhielte, also für klimafreundliches Verhalten belohnt werden würde? Lassen Sie sich diese Frage mal ernsthaft durch den Kopf gehen und schreiben Sie mir, welche Ideen Sie dafür hätten und ich schreibe Ihnen, welche Ideen ich dafür habe. Tauschen wir uns aus? Sie sagen mir, was Sie denken und ich sage Ihnen, welche Lösungen mir für Europa durch den Kopf schweben. Lassen Sie sich inspirieren. Träumen Sie und lassen Sie sich niemals von niemandem entmutigen. Haben Sie Mut. Sie sind der Souverän und auch ich gehöre dazu. Geben Sie Populisten und Faschisten keine Chance in ihrem Leben. Nicht meckern, sondern gestalten. Das ist die einzige Lösung. Und warum ich nichts über Klimaleugner schreibe? Ich bin kein Freund von Sackgassen und Verschwörungstheorien. Wie kann ein Segler, der die Erfahrung gemacht hat, sich mit dem Wind sauber übers Meer zu bewegen, auf einmal vom Fliegen mit dreckigem Kerosin überzeugt sein? Wer sich vom Auto fahren mit fossilen Brennstoffen verabschiedet hat, wird nie mehr diesen Schritt zurück machen in die Sackgasse.

Der Klima-Bürgerbonus.

Wenn wir jetzt anfangen sauber zu werden und endlich aufhören, bis spätestens 2030 Kohle, Rohöl und Gas zu verfeuern, sind wir einen riesigen Schritt weiter. Fossile Brennstoffe nicht mehr fördern, nicht mehr kommerzialisieren und nicht mehr verfeuern. Warum sollten wir dafür nicht mit einer Steuergutschrift oder einem kleinen Grundeinkommen vom Staat belohnt werden?

Wer hingegen so weiter macht und wem die Umwelt und das Klima egal sind, sollte auch höhere Steuern an den Staat entrichten, damit der Bürgerbonus für klimafreundliches Verhalten auf diese Weise sich finanzieren läßt.

Verstehen Sie, was ich meine? Stimmen Sie mir zu? Wer kein CO2 mehr in die Atmosphäre emittiert, wird durch ein neues, sozial gerechtes Steuersystem belohnt.

Wer hingegen für jede Tonne CO2 (1.000 kg), die emttiert werden, eine CO2 Steuer von 1.000 Euro bezahlen muss, wird sich erstmals ernsthaft mit dem Thema beschäftigen. Sollte der Staat jedem Bürger einen CO2 Freibetrag gewähren, damit kein Bürger von einem Tag auf den anderen klimaneutral werden muß? Denn das gelingt sowieso nicht. Es ist der Weg der vielen kleinen Schritte, der realistisch ist. Und wie setzen wir diese CO2-Steuer für jeden verständlich von der Theorie in die Praxis um?

Ich habe da eine Idee, indem wir das Steuersystem des Staates für die Bürger mit Anreizen für klimafreundliches Verhalten reformieren und Belohnungen gewährt werden. Mehr darüber schon bald, wenn ich von Ihnen eine Rückmeldung bekomme. Jetzt sind Sie am Zug.

 

Uwe Heitkamp (64)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.Translations: Dina Adão, John Elliot,  Patrícia Lara
Photos:
Uwe Heitkamp

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