Home | Essen & Trinken | Restaurant “Grumpy Mamas”

Restaurant “Grumpy Mamas”

Samstag, der 10 Juni 2023.

Ich lasse mir eine 10-Euro-Note aus der Kasse der Zeitung geben und versuche mein Glück mal in Monchique. Ich habe gehört, daß dort ein neues Restaurant eröffnet hat, das sich Grumpy Mamas nennt. Dort werde ich versuchen, für zehn Euro ein gesundes Mittagessen mit Nachtisch zu bekommen. Ob mir das gelingen wird? Das kleine Restaurant hat von Mittwoch bis Freitag und von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Die Mamas haben nämlich Kinder …

Auf dem Weg zur Rua Engenheiro Duarte Pacheco 13, dem Nadelöhr von Monchique, berührt mich ein Touristenbus mit dem Spiegel auf seinem Weg hinauf zum Berggipfel Fóia. Viel fehlt nicht und ich werde in dieser sehr engen Berggasse überfahren. Für Fußgänger ist kaum genug Platz. Meiner Ansicht nach gehört die Straße für den gewerblichen Autoverkehr sofort geschlossen, als Erstes insbesondere für Kraftfahrzeuge über 3,5 Tonnen wie Busse, Holztransporter o.ä.

Im Restaurant angekommen, stelle ich fest, daß es mehr als nur ein Restaurant ist. Hier kann jeder Gast auch umweltfreundliche Dinge kaufen: neben Waschmitteln in eigenen, wiederverwertbaren Glasbehältern (ohne Müll) gibt es auch verpackungsfreies Mehl, das organisches Ursprungs ist. Aber auch Shampoo und weitere Hygieneartikel stehen im Regalschrank zum Verkauf. Es gibt ca. 20 Plätze im Restaurant und ein paar draußen auf der Terrasse.

Ich suche mir einen Platz drinnen aus und schaue mir die Speisekarte mit den Tagesgerichten an. Mittwochs gibt es Crepe mit Pilzen und Spinat sowie einem Salat für sechs Euro und ein zweites Gericht, das aus einem Linsen-Dal mit Reis und Süßkartoffeln und einem Salat besteht und für acht Euro angeboten wird. Das Tagesgetränk besteht aus einem frischgepressten Orangen-Karottensaft zum Preis von drei Euro. Der Nachtisch ist eine Zimtschnecke mit einem Kaffee für € 4,50. Und damit befinde ich mich weit über den zehn Euro auf der Ausgabenseite, die ich eigentlich investieren wollte. Ich spiele mit dem Gedanken, wieder nach Hause zu gehen und mich selbst an den Herd zu stellen. Nein. Heute ist mein freier Tag. Da gehe ich essen und die Küchen der anderen testen.

Ich probiere das Linsen-Dal und bestelle einen frisch gepressten Fruchtsaft. Die Entscheidung tut dem Gaumen und den Geschmacksnerven gut. Das Linsen-Dal ist angenehm scharf und genau richtig gewürzt. Der Saft kühlt die milde Schärfe wieder herunter. Was noch fehlt, wäre ein selbstgemachter Joghurt mit frischen Früchten und Nüssen der Saison: Aprikosen, Pfirsichen, auch mit Walnüssen. Den Joghurt gibt es bei dem allseits bekannten lokalen Produzenten und der wird frisch aus Ziegenmilch hergestellt.

Das kleine und neue Restaurant ist ein Beginn für das nicht fleischverwöhnte Publikum, das nach Monchique pilgert, um sonntags einen Schweinebraten auf dem Teller vorzufinden. Die fleischlose Küche ist eine echte Kochkunst, in der kein Tier gemästet, geschlachtet und gekocht wird. Die Köchin Zaira Bissig hat ihre kleine Küche an drei Tagen in der Woche für die gesunde fleischlose Ernährung geöffnet. Sie ist eine gute Köchin mit viel Potential. Und Nadine Müller ist eine freundliche und kompetente Bedienung. Es ist bereits das zweite vegeratische/vegane Restaurant in Monchique. Man sollte es mal ausprobieren…

Ich gebe dem kleinen Restaurant neuneinhalb (9,5) von maximal 15 zu erreichenden Punkten. Es gibt drei Punkte Abzug aufgrund der unzumutbaren Verkehrslage des Restaurants und es könnte seinen Gästen wesentlich mehr Sitzkomfort und Einrichtung bieten. Das WC ist sauber, aber baulich eine Katastrophe, wie so vieles in Monchique. Die Hälfte des Dorfes besteht aus verfallenden Häusern und abzureißenden Hütten, weil die Bewohner entweder verstorben sind, es keine ernstzunehmenden Erben gibt und auch keine qualifizierten Arbeitsplätze. Der größte Arbeitsgeber ist das Rathaus und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Es fehlt an Kultur, z.B. ein Theater, ein Kino, mindestens ein Casa do Povo. So ein kleines, neues Restaurant kann ein Ort der Begegnung werden, in dem zumindest eine Eßkultur wachsen könnte, die sich von allen anderen sehr positiv abhebt.

Restaurant „Grumpy Mamas“

Monchique, Rua Engenheiro Duarte Pacheco, 13

Tel. 969 648 009

 

Uwe Heitkamp (62)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.Translations: Dina Adão, John Elliot, Ruth Correia, Patrícia Lara, Kathleen Becker
Photos:Uwe Heitkamp

 

 

 

 

Check Also

Wie heilen wir unsere Beziehung zur Natur? Zweiter Teil

Samstag, der 16. November 2024. Antwort: Indem wir erstens nicht mehr an wenig effizienten UNO-Klimakonferenzen …