Samstag, der 11. Juni 2022.
Als wir vor 18 Jahren kleine Jungbäume in verschiedenen Beeten und auf mehreren Gebirgsterrassen unseres Grundastücks pflanzten, kannten wir das Konzept des Miyawaki Waldes noch nicht. Der Miyawaki Wald wird nach dem japanischen Botaniker und Pflanzenökologen Professor Akira Miyawaki (1928 bis 2021) benannt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Akira_Miyawaki)
Wir in Monchique bekamen in 2004 nach dem Waldbrand von Monchique (11.9.2003) eine Spende von 5.000 unterschiedlichen Baumenarten und suchten Raum zum Zwischenparken dieser 15 cm großen Setzlinge. Ich spreche über Eichen, Erlen, Eschen, Linden, Buchen, Johannisbrtbaum und von Schirmpinien u.a. Baumarten, z.B. der schwarzen Walnuss.
Das geschah damals auf unserem Grundstück in Esgravatadouro. Wir legten in die gegrabenen Furchen eine PVC Plane und dort hinein setzten wir die Bäumchen und nahmen Erde, um die Wurzeln gut zu bedecken. Die PVC Plane sollte sicherstellen, daß die Wurzeln innerhalb von ein paar Wochen nicht zu tief in die Erde hineinwuchsen. Wir hatten also vor, diese Bäume für einen kurzen Zeitraum hier zu parken. Die ersten 1.000 Bäume pflanzten wir dann in Monchique unterhalb des Picota aus. Dazu boten wir damals der Stiftung des Dalai Lama in Monchique eine Wiederaufforstung des 2003 bei dem Waldbrand zerstörten 65 Hektar großen Waldgrundstücks an. Viele andere private Landbesitzer erhielten Bäume aus dieser Spende, die wir einfach weitergaben. Am Ende hatten wir mehr als 4.800 Bäume gepflanzt. Aber ein paar von den Setzlingen hatten die PVC Plane mit ihren Wurzeln umgangen und waren bereits tiefer in der Erde verankert. Sie ließen sich nicht mehr herausnehmen, ohne das Wurzelwerk und damit den Baum zu zerstören. Wie ließen also die rund 200 Bäumchen einfach wachsen und vergaßen sie mit der Zeit…
… und ohne jegliche künstliche Bewässerung steht in Esgravatadouro nun ein Miyawaki Wald auf knapp 200 m². Damals pflanzten wir die Setzlinge nah beieinander. Zwischen den Bäumen war ein Platz von 20 bis 30 cm geplant. Die Setzlinge sollten ja nicht sehr lange hier geparkt werden: nur ein paar Monate. Nun aber, nach 18 Jahren, haben wir hier und da einen Baum herausgenommen und trotzdem gibt es auf ganz wenig Fläche eine hohe Anzahl vieler unterschiedlicher Baumarten. Es ist ein Wald entstanden, in dem es dunkel ist und immer kühler als draußen. Ich erinnere mich, daß ich damals als erstes auch einen Lorbeerbaum pflanzte, genau in die Mitte und am Rand stand ein uralter Olivenbaum. Der Lorbeerbaum hat sich prächtig entwickelt und ist der stärkste Baum unter allen. Er ist der Mutterbaum, der allen anderen von seiner süßen Nahrung abgibt.
Die Miyawaki Methode entdeckten wir eher zufällig durch die Fachliteratur, der wir uns widmen, wenn wir eine botanische Frage haben. In der Wiederherstellung und den Schutz von natürlichen Waldökosystemen, besonders nach Waldbränden, sah Akira Miyawaki einen tieferen Sinn des Lebens, und er sah darin einen Schlüssel für den Erhalt des natürlichen Gleichgewichts auf der Erde. Im Laufe seiner Forschungen entwickelte er unter anderem diese Bewaldungsmethode, die heute weltweit als die “Miyawaki-Methode” bekannt ist: auf wenig Raum die größtmögliche Biodiversität.
Die Tiny Forests…
In Großstädten wie Neu Dehli, Tokio und Nagasaki ist sehr wenig Platz für groß angelegte Wälder. Trotzdem gibt es auch in diesen Städten Miyawaki-Parks, genau wie in Esgravatadouro bei Caldas de Monchique. Viele kleine Mini-Wälder halten die Feuchtigkeit und unser Miyawaki-Wald brannte in 2018 nicht. Er hatte soviel Feuchtigkeit im Boden und in den Stämmen gespeichert, daß das Feuer vor dem kleinen Wald zum Stehen kam. Man muß dazu wissen: wir pflanzen grundsätzlich keine invasiven Baumarten wie Eukalyptus oder Akazien, die das Feuer lieben und sich jedem Gleichgewicht zum Trotz während eines Waldbrandes millionenfach aussäen. Wir pflanzen Wälder, weil wir Freude daran haben.
In einer Zeit von nicht einmal 20 Jahren entstand bei uns ein Wald, der in herkömmlicher Form gepflanzt, zwei bis drei Generationen zur Regeneration benötigen würde. Die hohe Vielfalt heimischer Pflanzen bietet einen vielfältigen Lebensraum für Flora & Fauna im Gegensatz zu Monokulturen. Tiny Forests kühlen, sorgen für ein gutes Mikroklima und schützen vor extremer Hitze. Durch die dichte, mehrschichtige Vegetation, aber auch durch die Wurzeln sowie der Förderung des Oberbodens speichern Tiny Forests doppelt so schnell CO2, verglichen mit traditionell aufgeforsteten Flächen. Bäume filtern Schadstoffe wie Stick- und Schwefeloxide aus der Luft und entziehen ihr Feinstaubpartikel. Wie ein Schwamm nehmen die Waldinseln Wasser auf, speichern es und wirken als Rückhalteflächen bei Starkregen.
Der Boden im Miyawaki Wald ist wie Terra Preta, ein Nährstoffsubstrat, das aus mikrobiologisch aktivierter Pflanzenkohle, Ton – und Gesteinsmehlen sowie Kompost besteht. Der Komposthaufen steht bei uns gleich nebenan. Diese Erde dient der Erhöhung des Nährstoffhalte- und Wasserspeicherungsvermögens sowie der Anreicherung von Dauerhumus. ECO123 bietet Weiterbildungen und Workshops an, damit du mit deinen Freund*innen deinen eigenen kleinen Wald nach Miyawaki pflanzen kannst!
+Info: editor@eco123.info