Das Meer in seiner gewaltigen Ausdehnung birgt unermesslichen Reichtum, die sich die Menschheit zur Erfüllung ihrer Bedürfnisse friedlich zunutze machen könnte. Auch 18 der 21 Megastädte(1) unserer Erde liegen mit einer geschätzten Gesamteinwohnerzahl von aktuell 340 Mio. direkt am Meer. Sie alle wollen versorgt werden. Wenn nun das Meer die Lösung zur Nahrungsmittelproduktion für die Bevölkerung dieser Riesenstädte anböte? Dieser Gedanke war es, der die Londoner Design-Studenten Idress Rasouli, Roshan Sirohia, Jason Cheah und Sebastiaan Wolzak zur Erfindung des Konzeptes SEALEAF(2) und der Entwicklung eines Protopys antrieb.
Dabei handelt es sich um ein an die Hydrokultur angelehntes System, jedoch ohne Gebäude oder traditionelle Gewächshäuser auf dem Land. Vielmehr wird eine im Meer schwimmende Plantage in der Nähe zu den Städten geformt. Sie besteht aus schwimmenden Pontonmodulen für die Bewirtschaftung und die Ernten.
Seine Schöpfer sind davon überzeugt, die Antwort auf die Konsumbedürfnisse der Bewohner der Megacities nach frischen Lebensmitteln gefunden zu haben. Sie behaupten es sei der effektivste Weg, den ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln klein zu halten. Durch eine auf natürlichen Ressourcen wie Meer, Sonne und Regen basierende Produktion werden Importe unnötig. Sie beabsichtigen, diese zusammen mit den vorhandenen Fischfarmen zu nutzen.
Sie behaupten auch, dass durch ihr System im Vergleich zum Anbau auf dem Land Nahrungsmittel kostengünstiger erzeugt werden können. Besonders heben sie hervor, dass sich der ökologische Fußabdruck durch wesentlich kürzere Transportwege um 95% verringern lässt. Das Projekt kann im Prinzip überall in der Nähe von Küsten errichtet werden oder auch, wo der profitablen Nutzung von Wasser nichts im Wege steht.
Um das Konzept zu verdeutlichen, nehmen sie Singapur als Beispiel. Die Megacity hat 5,3 Millionen Einwohner und importiert 93% der 500.000 Tonnen Frischgemüse, die sie verbraucht. Aufgrund von Wohnungsnot und Immobilienspekulation gibt es praktisch kein Ackerland (1%) mehr!
SEALEAF könnte zur Steigerung der individuellen landwirtschaftlichen Produktion beitragen, um die Lebensmittelversorgung von Regionen wie auch gleichermaßen von Staaten zu gewährleisten. Die Erzeugung kann dem Bedarf, sei er groß oder gering, angepasst werden. Eine Anlage kann nach diesem Konzept lokal und biologisch angebaute Lebensmittel zu günstigen Preisen und quasi ohne CO2-Emmissionen herstellen.
Für ein besseres Verständnis der realen Möglichkeiten, die sich hier bieten, stellten die Urheber eine Berechnung für die einzelnen SEALEAF-Module an, unter Bezugnahme auf die geringen Kosten für Fläche und Transport sowie einen angemessenen Verkaufspreis für ein Endprodukt in Prämiumqualität. Daraus geht hervor, dass z.B. ein SEALEAF für Pak Choi(3) zu einem Preis von 50 Dollar bis zu sechs Ernten pro Produktionszyklus liefert, wobei durchschnittlich sieben Pflanzungen im Jahr möglich sind. Dies ergibt 20 kg Pak Choi pro Jahr, der im Verkauf einen Preis von 105 Dollar erzielt, bzw. das Familienbudget um diesen Betrag entlastet.
Für ihre Arbeiten zu einer Neuausrichtung in der Zukunft unter der Prämisse der Nachhaltigkeit erhielten die Designer bereits die Auszeichnung “Core77 Design Award “(4). Sie sind davon überzeugt, dass ihre Idee Zukunft hat – für eine bessere Zukunft und für alle von uns.