In einem kleinen Dorf in den Bergen Portugals leben und arbeiten drei Schuster. Es sind die Letzten ihrer Gilde. Gemeinsam tragen sie 250 Jahre Erfahrung mit sich herum. Sie erzählen Geschichten über einen Beruf aus sechs Generationen. Doch wenn einer sie über die Zukunft befragt, zucken sie mit den Schultern, schütteln sie die Köpfe, werden sie stumm. Sie schauen verlegen auf ihre Schuhe und schweigen. Das ist die Situation in einem Dorf, in dem noch vor zwei Generationen 12.000 Menschen lebten und das heute keine 3.000 Einwohner mehr zählt. Die alten Menschen werden zu Grabe getragen, die Jungen verlassen das Dorf. Es wird geredet und geredet über das Gestern. Dabei verfallen die schönsten Häuser zu Ruinen. Selbst die Ruine des Konvents, den das Erdbeben von 1755 zerstörte, wird seit 260 Jahren nur besprochen. Konkretes Handeln aber sieht anders aus. Man müsste ja Ideen haben, einen Plan machen und Mut und eigenes Geld investieren. Was also nehmen wir mit auf unsere Reise in die Zukunft? Und welches alte Wissen geben wir an unsere Kinder und Enkel weiter?
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass wir mit jedem Tag, den wir im Glauben an den Fortschritt beginnen, auch enormes Wissen verlieren? Wissen, das unsere Vorfahren und wir selbst nicht an die nächste Generation weitergeben, weil wir es als nicht mehr wichtig empfinden, oder weil wir uns die Zukunft konkret nicht vorstellen können. Wir vertrauen eher dem Neuen, der Informationstechnologie, den Computern und schlagen so die Zeit tot. Menschen sehen die Informations-, Gen- und Biotechnik als Fortschritt und im Trend, wissen aber kaum noch etwas über den Samen selbst, die traditionelle Landwirtschaft, die alten ehrbaren Berufe. Sie sterben aus oder werden industrialisiert. Täglich geht also altes Wissen verloren, auch weil viele junge Menschen in die Städte ziehen, weil sie mit dem Land und der Erde ihrer Vorfahren nichts mehr anzufangen wissen. Sie überlassen dieses Wissen Facebook, Monsanto, Portucel & Konsorten. Heute entscheiden Geld und Gier nach Ansehen, nicht aber das Bedürfnis seelisch, geistig und körperlich gesund zu leben. Jeden Tag verlieren wir auf diese Weise mehr von unseren Wurzeln, unsere Geschichte, verspielen wir unsere Zukunft.
Wollen wir diesen Prozess bremsen, stoppen, gar umkehren? Eine Antwort auf die Frage, wie wir dem begegnen können lautet: entwickeln wir uns weiter, machen wir uns fit, treffen wir jetzt die richtigen Entscheidungen für Morgen. Leben wir weniger falsch, leben wir gleichzeitig etwas richtiger. Arbeitslosigkeit und Sinnkrisen können überwunden werden, wenn wir uns wieder wichtigen positiven Werten zuwenden: im Einklang mit der Natur leben und arbeiten, uns nachhaltig qualifizieren, verbindliche Freundschaften eingehen, überschaubare dörfliche Strukturen konstruktiv wiederbeleben (u.a.). Und wie machen wir das?
Haben Sie sich schon mal gefragt, warum so viele junge Menschen ihrem Leben misstrauen, warum die Fundamente des sozialen Zusammenhalts bröckeln und warum so viele junge Akademiker in den Städten heute arbeitslos sind? In diesem Sinne fragt ECO123 nach der Zukunft der traditionellen ehrbaren Berufe, dem Bauer, Schäfer, Winzer, Gärtner, Tischler, Maurer, Schmied, Brunnen- und Ofenbauer, Steinmetz, Bäcker und Metzger, Weber und Schneider, Gerber und Schuster? Wir erzählen Ihnen Geschichten des Gelingens. Der Kollege Alexandre Moura reiste von Portugal aus ins Herz Europas nach Österreich und berichtet Ihnen heute aus einer Manufaktur von Schustern, von einem Beruf, der in einer anderen ländlichen Region gerettet eine Renaissance erlebt. Denn eines ist klar, je besser der Mensch zu Fuß unterwegs ist, desto glücklicher schreitet er durchs Leben.