Wasser aus Monchique ist bekannt, seit sich die Römer auf der Iberischen Halbinsel aufhielten. Mit seinen einzigartigen Eigenschaften und seinem, wie viele Verbraucher sagen „ungewöhnlichen Geschmack“, wurde es jüngst zu einem Synonym für Qualität und körperliches Wohlbefinden. 2010 kaufte das Unternehmen Water Bunkers SGPS SA, aus Braga, die in finanziellen Schwierigkeiten steckende „Sociedade da Água de Monchique“, die seit 1992 über eine Förderkonzession von Wasser verfügt. Von da an entwickelte sich das bisher markenlose Wasser im Eiltempo zum „Gourmet-Produkt“´ und war zudem eins der letzten, das nicht in PET Plastikflaschen abgefüllt wurde. Vitor Gonçalves, 37 Jahre jung und Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft, erklärt die “s(chic)ke” Veränderung der Marke und präsentiert erstmals auch die Pläne für eine ökologische Erneuerung, basierend auf der gemeinsamen Verantwortung von Hersteller und Verbrauchern.
Das früher regional bekannte Água de Monchique ist heute ein internationales Gourmet-Produkt. Wer sind die neuen Investoren?
Ich möchte lieber von der Sociedade das Águas de Monchique sprechen, einem unabhängigen Unternehmen, das 2010 von der Gruppe Water Bunkers, die ausschließlich aus portugiesischen Kapital- und Familienaktionären besteht, aufgekauft wurde. Ziel war es, Teil einer Gruppe wasserproduzierender Fabrikanten zu sein, die mit einer gemeinsamen Strategie den portugiesischen Markt erobern wollte. Dieser schon von der vorherigen Geschäftsleitung eingeschlagene Kurs wurde auch von den neuen Besitzern, angesichts der fragilen Finanzlage für notwendig erachtet, um die Bilanzen des Unternehmens ausgleichen zu können.
Was hat sich seitdem verändert?
Mitte 2014 hatte sich dieser Kurs als unzureichend erwiesen und unter Mitwirken mehrerer Beteiligter wurde eine neue Strategie entwickelt. Wir widmeten uns der Forschung und untersuchten den PH Wert, das spezielle Gleichgewicht des Wassers, sowie dessen besondere chemisch-physische Eigenschaften. So kamen wir zu dem Ergebnis, dass dieses Wasser nicht nur in Portugal einzigartig ist. Weltweit gehört es zu den wenigen Wassern mit einem so hohen PH Wert und einem physikalisch-chemischen Gleichgewicht der Mineralien. Daraufhin haben wir einen Plan für eine völlig neue, innovative Marketingstrategie entwickelt.
Preis, Etikett und nicht zuletzt der Umsatz haben sich verändert
Unser Umsatz heute hat sich, im Vergleich zu 2014, verfünffacht. 2013 förderten wir 25 Millionen Liter Wasser und steigerten die Produktion auf 74 Millionen im Jahr 2017. Vor der Umsetzung unserer neuen Strategie verkauften wir das Wasser unter wenig bekannten Markennamen billiger und fast nur auf regionaler Ebene an der Algarve und im Alentejo. Heute produzieren wir keine markenlosen Artikel mehr und wollen dies auch in Zukunft nicht tun. Wir würdigen das Produkt, die Qualität und die besondere Güte des Wassers, weil genau dafür eine enorme Nachfrage besteht
Água de Monchique war eine der letzten Marken, die den Glasflaschen treu blieb, jetzt sind alle Flaschen aus Plastik.
Als wir das Unternehmen 2010 übernommen haben, gab es schon bei der „Sociedade da Água de Monchique“ kein Glas mehr. Unsere Expansionsstrategie erwägt die Wiedereinführung von Glas, um unsere Angebotspalette zu vergrößern. Auf dem portugiesischen Markt macht Glas bei der Wasserproduktion gerade mal vier Prozent aus. Alle finden die „Glasidee“ gut, wenn Sie jedoch nachfragen, ob jemand bereit wäre, statt 0,15 Cent, 0,50 Cent für eine Glasflasche zu bezahlen, ist die Antwort negativ.
Wäre Glas nicht ökologischer als Plastik?
Auch der ökologische Fußabdruck von Glas ist sehr groß. Sicherlich ist Kunststoff umweltbelastend, aber zurzeit ist das die einzige Möglichkeit, Wasser in großen Mengen und zu einem erschwinglichen Preis für die Abnehmer zu produzieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es kurzfristig möglich sein wird, auf PET zu verzichten, solange kein Alternativprodukt zur Verfügung steht. Langfristig jedoch glaube ich an eine Revolution auf diesem Sektor. Die Produktentwicklung innovativer PET-Verpackungen macht, aus ökonomischen und ökologischen Gründen, immer größere Fortschritte. Die Flaschen werden ständig leichter. 2012 haben wir Fünf Liter Wasser in 120 Gramm schwere Plastikflaschen abgefüllt – heute wiegen die Flaschen nur noch 72 Gramm. Diese Differenz multipliziert mit Millionen von Flaschen pro Jahr, ergibt einen enormen Unterschied in Bezug auf die Menge an Plastik, die auf den Markt kommt.
Und es gibt keine Alternative zu PET? Wieviel Leergut haben Sie letztes Jahr produziert?
Unsere Verkaufsschlager sind Flaschen mit fünf und 1,5 Litern, beide zusammen machen 85% unserer Produktion aus. 2017 haben wir 74 Millionen Liter produziert, was ungefähr 34 Millionen Behältern entspricht, verteilt auf die verschiedenen Größen. Bis heute gibt es zu dem Erdölprodukt PET kein alternatives Material mit vergleichbarer Formbarkeit zu erschwinglichem Preis. Zwar existieren einige Versuche, wie beispielsweise mit Stärkemehl aus Mais und Soja, die sind jedoch sehr teuer und für unsere Produkte nicht geeignet. Ich glaube, dass in Zukunft neue Polymere entwickelt werden, deren Umweltbelastung wesentlich geringer sein wird, als die von PET..
Und warum kein Glas?
Der Glaube, dass Glas umweltfreundlicher sei, ist ein Mythos. Auch die Glasproduktion hat einen enormen Energieverbrauch und ist höchst umweltverschmutzend. Recycling und Transport von Glas sind wesentlich ineffizienter als von PET. Die LKWs sind schwerer beladen und transportieren vergleichsweise weniger Wasser – dabei ist das Gewicht der Kisten noch gar nicht einbezogen. Ich kann mit einem LKW 45.000 Flaschen aus PET transportieren, jedoch nur halb so viele Glasflaschen. Davon abgesehen zerfällt Plastik in der Natur schneller als Glas. Wenn es ein biologisch abbaubares, ungiftiges Polymer zu einem erschwinglichen Preis gäbe, wäre ich der Erste, der es einsetzen würde. Das Problem der PET-Verschmutzung ist mehr in den Köpfen der Verbraucher. Bei denen stehen Umweltschutz und Ökologie an erster Stelle, beim Recyceln genauso, wie bei der Wassereinsparung, was äußerst wichtig ist. Das Geheimnis des Umweltschutzes, egal ob Glas oder PET, liegt in der Veränderung der Denkweise, sowohl beim Konsumenten, als auch beim Produzenten.
Können Sie das präzisieren?
In Portugal besteht für die Hersteller verschiedener Arten von Materialien – wie beispielsweise Pappe und PET – die Verpflichtung, sich proportional zur Produktion, finanziell am Recycling ihrer Produkte zu beteiligen. Ich finde es richtig, dass alle Unternehmen ihren Beitrag an die sogenannte Sociedade Ponto Verde (Gesellschaft Grüner Punkt) leisten müssen. Die Aufgabe der Sociedade besteht darin, das Recycling zu organisieren und sicherzustellen, dass im Idealfall 100% des Kunststoffs recycelt wird. Aus diesem Grunde muss das Recycling in unseren Alltag integriert werden. Diesbezüglich blicke ich mit Hoffnung in die Zukunft und glaube, dass die neuen Generationen wesentlich umweltbewusster sein werden.
Sie haben von Veränderung der Mentalität gesprochen. Was meinen Sie konkret?
Recycling, besonders von Plastik, ist ein großes Geschäft. Viele Menschen haben das, glaube ich, noch gar nicht begriffen. Ein Blick nach Deutschland zeigt uns, wie auf intelligente Art das Bewusstsein der Konsumenten geschärft werden kann, indem sich Recycling bezahlt macht. Der Verbraucher bezahlt beim Kauf einer Flasche ein Flaschenpfand, das er bei Rückgabe der Flasche zum Recycling wiederbekommt. Eine hervorragende Idee, da sie die Menschen nicht nur zum Umdenken zwingt, sondern sogar dazu führt, dass Obdachlose oder sozial Schwächere, durch das Einsammeln herumliegender Pfandflaschen etwas Geld verdienen können und gleichzeitig für eine sauberere Umwelt sorgen. Das ist Kreislaufwirtschaft, nichts wird verschwendet, alles wird wiederbenutzt. Das ist die Zukunft. Wir dürfen nicht fortfahren die natürlichen Ressourcen abzubauen, da unser Planet bereits ausgeschöpft ist, sondern müssen das nutzen, was wir schon haben und immer wieder aufs Neue recyceln. Das ist Kreislaufwirtschaft. Deutschland macht das sehr gut – oft ändert man die Mentalität der Menschen nur über ihren Geldbeutel.
Kommen wir zur Wirtschaft zurück. Die Marke Monchique wird derzeit auf der ganzen Welt verkauft.
Heute ist das Wasser nicht nur in Portugal, sondern auf der ganzen Welt bekannt. Ein Ergebnis der von uns entwickelten Kommunikationsstrategie und unserem neuen Label, das die besonderen Eigenschaften unseres Wassers hervorhebt. Die Marken Monchique und Chic werden hauptsächlich in Portugal, aber auch in China, Macau, Hong Kong, den USA, Spanien, den Niederlanden, Frankreich und Angola verkauft. Wir expandieren mit Bedacht, da unser Unternehmen unglücklicher, oder glücklicher Weise nicht über die Kapazität verfügt, der Nachfrage auf dem nationalen, wie internationalen Markt nachzukommen. Ein relativ neues Problem, dass wir seit einem Jahr haben.
Haben Sie bei so viel Nachfrage und Produktion eine Vorstellung davon, wie lange die vorhandenen Wasserreserven genutzt werden können
Die müssen wir haben. Wir haben zwei Wasserentnahmen und das Bohrloch Chic, die alle drei praktisch die gleichen Eigenschaften haben. Das Wasser von Monchique hat die Besonderheit, dass es aus 900 Metern Tiefe kommt, was auf dem Wassersektor eher ungewöhnlich ist. Es handelt sich um einen sehr alten Aquifer mit beträchtlichen Wasserreserven und stabilem Wasserfluss. In den letzten acht Jahren hatten wir nie Veränderungen der Strömung – weder in Trockenzeiten noch in Zeiten verstärkten Niederschlags. Es ist ein sehr tiefer Aquifer, mit erheblichen Reserven und dazu muss ich sagen, dass wir große Vorsicht walten lassen, die Reserven des Aquifers nicht übermäßig zu beanspruchen. Wir haben, was die Wasserentnahme betrifft, ein festgelegtes Limit, das wir nicht überschreiten. Uns ist bewusst, dass es sich um eine öffentliche Ressource handelt, die angemessen genutzt und bewahrt werden muss.
Anwohner sprechen davon, dass die Quellen und Bäche in diesem Gebiet weniger Wasser führen. Gibt es da eine Verbindung?
Das hat nichts damit zu tun. Unser Aquifer liegt unter der Erde, in 900 Metern Tiefe und beeinflusst praktisch gar nichts. Wenn es heißt, dass wir wenig Wasser haben, geht es um Quellwasser, wovon es hier einiges gibt, und wenn Sie ein Bohrloch machen, stoßen Sie nach 30 Metern auf Wasser, aber das hat nichts mit dem Àgua de Monchique zu tun. Der Aquifer verfügt über eine Kapazität, die eine Verdoppelung unserer Produktion, ohne Risiko der Übernutzung, zulässt. Ich würde sagen, dass wir problemlos auf 150 bis 160 Millionen Liter kommen, ohne diese Ressource übermäßig auszubeuten.
Und im Falle langer Trockenheit?
Auch wenn sich der Aquifer in drei Kilometern Tiefe befände, würde sich diese Frage langfristig gesehen immer stellen. Wenn es aufgrund des Klimawandels nicht mehr zu einer ständigen Wiederauffüllung des Wassers kommt, wird das unabhängig davon, wie groß die Reserven sind, in der Zukunft Auswirkungen haben. In Monchique und überall auf der Welt. Diese Veränderungen sind noch sehr neu, aber langfristig kann es uns alle betreffen, zuerst werden sich die Bodenflächen oder die Bäche verändern. In den nächsten zehn Jahren erwarten wir jedoch keine Probleme in Bezug auf die Wasserreserven..
Das Wasser wird zu einer Art blauem Gold …
Wasser ist ein wesentliches Gut für das Leben und sollte für alle verfügbar sein. Blaues Gold vielleicht, weil es immer seltener und wertvoller wird, aber mir gefällt diese Bezeichnung nicht wirklich. Wasser ist eine sehr wichtige natürliche Ressource, es ist eine Lebensgrundlage. Wir bestehen zu 78% aus Wasser und ich sage normalerweise, dass das, was wir trinken, wichtiger ist als das, was wir essen. Ich bin auch besorgt, dass sauberes Trinkwasser von guter Qualität in Zukunft möglicherweise nicht mehr für alle verfügbar sein wird. Aufgrund all der Klimaveränderungen und der Trockenheit die wir – auch in Portugal – erleben, mag ich diese elitäre Terminologie des blauen Goldes nicht. Aber sicherlich ist das Wasser ein Produkt, das immer knapper wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass nur sieben Prozent des gesamten, auf dem Planeten verfügbaren Wassers, trinkbar sind. Dies bedeutet, dass es sich um ein rares Gut handelt, das gut geschützt und sehr gut verwaltet werden muss, was bis heute – und insbesondere in Portugal – nicht der Fall ist. Ich bin auch der Meinung, dass wir das Wasser wertschätzen müssen, weiß aber nicht, in welchem Maße und habe gewisse Bedenken vor dieser Aufwertung. Zudem glaube ich, dass wir für die Zukunft auf eine weniger katastrophale Entwicklung hoffen können, da eine Veränderung unserer Einstellung den Schutz unseres Trinkwassers in den Fokus rücken wird.
Was glauben Sie, halten die Menschen hier in der Region von Markenwechsel und Produktionssteigerung?
Wir haben den Namen Monchique weltberühmt gemacht und ich denke, das ist etwas, worauf die Menschen aus Monchique stolz sind, oder sein sollten. Unsere Türen sind für Besucher geöffnet. Wir fördern verschiedene soziale Projekte des Rathauses, Kulturprojekte, sozialen Wohnungsbau und bemühen uns, die Entwicklung des Landkreises positiv mitzugestalten, sei es im sozialen Bereich oder in Partnerschaft mit dem Rathaus sowie durch Unterstützung der Feuerwehr. Wir versuchen, unseren Erfolg an die Kommune weiterzugeben, was uns – genauso wie andere Projekte mit Kindern und in der Krebshilfe, sowohl an der Algarve als auch auf Landesebene – ein großes Anliegen ist.
Findet der gesamte Prozess der Wasserförderung und -abfüllung in Monchique statt?
Ja, alles wird hier gemacht. Es wird direkt von Monchique aus im Inland und auch weltweit, auf dem Landweg oder per Schiff, ausgeliefert. Wir hatten ein bemerkenswertes Wachstum, mit Auswirkungen auf den Bedarf an Humanressourcen, und haben in der Region neue Arbeitsplätze geschaffen. Dies werden wir auch in Zukunft im Rahmen unserer Ausbaupläne fortführen. Wir haben mehr Arbeitskräfte und qualifizierteres Personal eingestellt. In den Jahren 2011, 2012, hatten wir 23 Arbeiter und im Moment sind es 36. Für eine kleine Firma ist das eine bemerkenswerte Steigerung. Wir spielen eine Rolle auf dem Arbeitsmarkt in der Region, worauf wir großen Wert legen. Ebenso wichtig ist es uns, vorrangig den Mitarbeitern aus Monchique eine Beschäftigung zu geben, weil sie sich mit der Region, in der sie aufgewachsen sind und mit der Marke identifizieren. Die Einwohner mit einzubeziehen ist von großer Bedeutung und eines unserer Erfolgsgeheimnisse.
Wäre der Verkauf der Firma an ausländische Investoren eine Option?
Das haben wir nicht vor. Ich bin kein Befürworter großer internationaler Gruppen. Bei uns geht es um ein Projekt für die Zukunft, eine Expansion durch den Ausbau der Abfüllanlage. Wir haben hohe Investitionen zur Sanierung dieser Anlage und den Bau einer neuen Einheit geplant. Ziele dabei sind Selbstversorgung, Energieautarkie und das Recycling unseres eigenen Brauchwassers sowie eine starke Umweltkomponente mit dem Bestreben nach Autarkie und möglichst geringem ökologischem Fußabdruck. Gleichwohl möchten wir Glas wieder einführen und rechnen mit einer Investition von rund zwei Millionen Euro, in einem Zeitrahmen von ungefähr zwei Jahren. Es wird eine Fabrik der Zukunft sein.
Obrigado.