Es handelt sich um ein Buch mit drei Kapiteln und über eine Frau, die, laut ihrem Ehemann an Durchschnittlichkeit kaum zu übertreffen ist – bis sie eines Tages beschließt, kein Fleisch mehr zu essen.
„Bevor meine Frau zur Vegetarierin wurde, hielt ich sie für nichts Besonderes. Bei unserer ersten Begegnung fand ich sie nicht einmal attraktiv. Mittelgroß, ein Topfschnitt, irgendwo zwischen kurz und lang, gelbliche unreine Haut, Schlupflider und dominante Wangenknochen. So fühlte ich mich weder von ihr angezogen noch abgestoßen und sah daher keinen Grund, sie nicht zu heiraten.“
Yeong-hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Koreaner. Er geht beflissen seinem Bürojob nach und hegt keinerlei Ambitionen. Sie ist eine zwar leidenschaftslose, aber pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird jäh gefährdet, als Yeong-hye beschließt, sich von nun an ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt entfernt. »Ich hatte einen Traum«, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt der Vegetarismus als subversiv. Doch damit nicht genug. Bald nimmt Yeong-hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet.
Die Vegetarierin ist eine Geschichte über Scham und Begierde, Macht und Obsession sowie unsere zum Scheitern verurteilten Versuche, den Anderen zu verstehen, der ja doch, wie man selbst, Gefangener im eigenen Leib ist.
Selten erscheint ein so heller neuer Stern am Himmel der Literatur. Die koreanische Schriftstellerin Han Kang, die 1970 in Gwangju, Südkorea, geboren wurde, debütierte als Dichterin 1993. Ihr erster Roman erschien 1994. Für ihre Werke wurde sie u.a. mit dem Yi Sang Literaturpreis, dem Today’s Young Artist Award und 2016 mit dem Man Booker International Prize ausgezeichnet. Derzeit lehrt sie Kreatives Schreiben am Kulturinstitut Seoul.
Die koreanische Originalausgabe erschien bereits 2007 im Verlag Ch’angbi. Die erste Übersetzung in portugiesischer Sprache erschien bereits 2013 in Brasilien beim Devir Verlag (http://brazilkorea.com.br/livro-a-vegetariana). Die englische Ausgabe unter dem Titel The Vegetarian erschien 2015 bei Portobello Books, London, die deutsche Ausgabe 2016 im Aufbau Verlag, Berlin. Der Verlag Publicações Dom Quixote bereitet eine eigene Übersetzung für den portugiesischen Markt vor. Das Buch ist ab Mitte September in allen guten portugiesischen Buchläden erhältlich.