DE Wenn Mensch die Kultur als etwas einzigartiges von Mensch kreiertes Etwas definiert, wird er in seinem Rückblick als erstes auf die AgriKultur, die Landwirtschaft stoßen. Was Mensch bei seiner Entwicklung auf Erden vorfand, war eine paradiesische, aber wilde Natur, die zwar bezaubernd war, aber vor der er sich bis heute auch fürchtet. Seine Kultur verlangt deshalb Sesshaftigkeit in Städten und vielleicht ist so im Laufe der Zeit auch der Tourismus entstanden, weil Mensch das Nomadensein, das VerReisen – wenn auch nur für kurze Zeit im Jahr – weiterhin in seinen Genen trägt.
Aus Siedlungen, wurden Dörfer, daraus dann Städte und seit dem Mittelalter auch Staaten. Nun ist Mensch bei der Globalisierung angelangt. Das heißt beispielsweise auch, dass 51 Prozent der Menschheit sich in nur noch 19 Sprachen verständigt und die restlichen 49 % knapp 7.100 Sprachen sprechen. Sprachwissenschaftler vermuten, dass zwei Drittel von ihnen bis zum Ende dieses Jahrhunderts ausgestorben sein werden. Seit 1970 gibt es bereits 30 Prozent der damals noch gesprochenen Sprachen nicht mehr. Die Globalisierung frisst ihre Kinder. Denn Mensch beobachtet nicht nur in der Natur das Artensterben, sondern auch in seiner Kultur selbst. Er selbst verliert die Vielfalt und er bemerkt diesen Verlust kaum, weil er schleichend von einer zur nächsten Generation daherkommt.
Neun der 19 großen Sprachen seiner Zivilisation haben ein landwirtschaftliches Haupterzeugnis, den Reis, die anderen zehn den Weizen. Reisanbau aber scheint in der Lage zu sein, dichte und große Bevölkerungen zu tragen und macht ein hohes Maß an gesellschaftlicher Organisation aus: höhere Geburtenraten, geringere Kindersterblichkeit und erhöhte Lebenserwartung. Was dabei verloren geht, ist der Reichtum an Natur. Der Verlust an biologisch-genetischer Vielfalt, das Artensterben, es ist ein Phänomen und geht einher mit der fortwährenden Globalisierung der Kommunikationsnetze, mit dem Welthandel von Mensch, dem Ausbau des Internets, mobiler Kommunikation und auch TTIP würde diese Entwicklung nur fortsetzen. Doch der Widerstand wächst. Doch was will Mensch stattdessen?
Mensch ist an einem Scheidepunkt angekommen und muss sich jetzt entscheiden, ob er den Weg weitergehen will, den er bisher gegangen ist: den der industriellen technisierten Landwirtschaft mit allen Konsequenzen; der weiteren Abholzung der Wälder, der Gentechnik und der kontinuierlichen Zerstörung der Böden durch chemische Dünger, durch Pestizide, Herbizide und Fungizide, mit dem sogenannten freien Welthandel und einem exzessiven Transportwesen ODER ob er sich zurückbesinnen und auch zurücknehmen möchte und damit einen anderen Weg beschreitet? Will er sich anders organisieren, lokal und regional Landwirtschaft und Handel – organisch im Einklang mit der Natur leben – und fairen Handel betreiben, mit essentiell weniger unsinnigen energieintensiven Transporten? Will er wieder seine Märkte mit vielen verschiedenen lokalen und traditionellen organisch hergestellten Produkten füllen und so sein gutes Leben zurückerlangen?
Das wäre auch eine Entscheidung für ein buntes, für ein langsames und für ein gesundes Leben, für eine dezentrale Organisation auf allen Ebenen. Denn aus ökologischer Sicht ist die Stadt ein Fremdkörper in der Natur, was auch viele Menschen intuitiv empfinden und sie immer wieder veranlasst, Kontakt mit der Natur zu suchen. Warum wandert er, will ans Meer und an den Strand, warum sucht er einen stillen Platz an einem Bach um ein Picknick zu organisieren, warum klettert Mensch auf den Mount Everest?
Die Ernährung der Welt beginnt bei jedem vor der eigenen Haustür. Wer allerdings in der Stadt wohnt hat Pech, denn unter Teer und Beton wachsen weder Reis noch Weizen noch Kartoffeln. Verglichen mit dem Leben auf dem Bauernhof ist das Einkaufszentrum nur Show, die täglich mit viel Werbung und mit vielen grottenschlechten Produkten bei Lebensmitteln, Kleidung, Kosmetik und Kino veranstaltet wird. Fehlte nur das Erdbeben oder eine andere Naturkatastrophe und schon würden Klimaanlage und Türöffner ihren Dienst versagen und der Nachschub für die vielen Regale ausbleiben. Mensch hat sich abhängig gemacht und redet sich ein, dass Komfort das Leben einfacher mache und der Platz auf dem Sofa vor dem Fernsehgerät ein sicherer sei. Das mag für manche stimmen, denen die Telenovela wichtiger ist als das wirkliche Leben. Denn darin macht man sich die Finger schmutzig und muss schwitzen – in der organischen Landwirtschaft, in der man gute Erde bewegt.
Die Erhaltung von Natur jedoch steht für Mensch in einem andauernden Konflikt zu seiner Lebensweise. Es führt kein Weg daran vorbei: Mensch muss zurück in den Wald und in den Garten, ein Samenkorn in die Erde setzen und seine Sinne sensibilisieren. Ein Besuch im Zoo könnte helfen und im stillen Moment ein Blick übers Meer, zum Horizont. Damit schärft er seinen Weitblick. Der gilt dem Erhalt von Flora und Fauna seines Biotops. Mensch und seine Sehnsucht würden seine Lebensgrundlage damit vielleicht etwas weniger zerstören.