Uwe Heitkamp – Não
Vende-se? Nein. Portugal war einmal das schönste Land der Welt: das Meer, die Strände, die Natur und seine liebenswürdigen Menschen. Deswegen kam der Tourismus. Mit dem Tourismus kamen Geld und Gier. Aus gewachsener Schönheit wurde Beton. Es ist wie mit erkaufter Liebe. Nun muss sich die Hure jedes Jahr mit viel Kosmetik wieder hübsch machen. 50 Jahre Tourismus haben Portugal stark verändert. Die Narben und die Falten der in die Jahre gekommenen Dame benötigen immer mehr Make-Up. Ein Besuch Portugals verkommt zur Busfahrt, zur Jeep-Safari, zum Flipper- und Wasserpark, zum Fast-Food Besuch.
Früher gab es viel Arbeit in traditioneller Landwirtschaft, im Fischereiwesen, in der Bekleidungsindustrie. Man verdiente wenig, aber Arbeit ergab wenigstens einen Sinn. Heute gibt es prekäre Saisonarbeit mit sechs Monaten Laufzeit. Im Winter hungern Kellner, Rezeptionisten, Putzfrauen, Busfahrer etc. und fragen sich warum. Derweil stirbt Portugals Binnenland aus. Junge Menschen gehen in die Stadt. Sie brechen mit Traditionen und verlieren wichtiges Wissen, z.B. wie man sich selbst ernährt. Einkaufszentren und Hochhäuser ersetzen den eigenen Garten, das eigene Haus. Die meisten Nahrungsmittel müssen importiert werden. Das Binnenland brennt auch, weil dort immer weniger Menschen leben und arbeiten.
Wir sind abhängig geworden von den Flugzeugen, die u.a. in Faro landen. Wie Drogensüchtige hängen wir an der Nadel des Tourismus. Im August wird 12-mal mehr Müll produziert als im Februar eines Jahres; fallen zehn Mal mehr Fäkalien an und schieben sich sechs Mal mehr Autos über die Straßen. Schönheit wird zur Attraktion und Attraktion zum Geschäft: Immobilien- Spekulation inklusive. Leute, wir müssen umdenken. Setzen wir dem Unsinn des Tourismus Grenzen. Ziehen wir zurück aufs Land. Lernen wir wieder Imker, Bauer, Schäfer etc. und geben wir der Arbeit – und unserem Leben – einen tieferen Sinn.
Jose Garrancho – Sim
Portugal bedarf zweifelsohne des Tourismus.Unser Land besitzt weder Großindustrien noch eine minimal entwickelte Landwirtschaft, was uns zwingt, vieles von dem, was wir konsumieren, zu importieren. Obwohl unser Wirtschaftsraum sehr groß und vielfältig ist, gelang es uns nie, eine Fischereiflotte und eine unseren Ressourcen entsprechende Industrie aufzubauen. Wir importieren Fisch, egal ob frisch, tiefgefroren oder in Dosen. Summa summarum: Wir sind ein Importland.
Den Incoming-Tourismus kann man als die Exporttätigkeit schlechthin bezeichnen, der zudem über unerschöpfliche und erneuerbare Ressourcen verfügt: Wir erfüllen die Erwartungen unserer Besucher und verkaufen unvergessliche Erinnerungen. Unser Klima, unsere Strände, unsere Landschaften und Monumente bleiben an Ort und Stelle. Sie werden einzig von den wiederkehrenden Tourismusströmen konsumiert, was zum Ausgleich der Staatskasse dient.
Bemühen sich unsere Regierungen um den Erhalt sensibler Ökosysteme und beugen sich nicht dem Druck der Immobiliengiganten, werden die Touristen helfen, diese Gebiete zu erhalten, indem sie sie besuchen und somit der lokalen Bevölkerung ihren Wert vor Augen führen und folglich deren Schutz und Erhalt sichern.
Die Monumente, Traditionen, das Kunsthandwerk, die Gastronomie mit all ihren Facetten – traditionsreiche Gerichte und Süßwaren, Weine und Liköre – werden wiederbelebt und verbessert.
Die Tourismusbrache schafft nicht nur direkte sondern auch viele indirekte Arbeitsplätze, was wiederum den Einzelhandel ankurbelt und sich positiv auf die Löhne auswirkt, weil die traditionsverbundenen Aktivitäten die Abwanderung in die Tourismusindustrie, die leichtere und saubere Arbeitsplätze bietet, bremsen.
Tourismus ist wegweisend.