José Garrancho – Nein
Nutzer sollten für den Personen-
nahverkehr bezahlen. Sollten öffentliche Verkehrsmittel wie Metro, Züge und Busse vermehrt genutzt werden? Natürlich. Unbedingt. Denn 78 % der Sitzplätze bleiben zurzeit ungenutzt. Das private Auto würde weniger in Anspruch genommen. Die Verschmutzung der Innenstädte würde abnehmen, der Treibstoffverbrauch ebenfalls. Allerdings zum Nulltarif, wie einige fordern, nein. Erstens, weil kein Staat es sich erlauben kann, etwas zu verschenken. All diese Geschenke würden bezahlt, und zwar durch unsere Steuern. Klar, wenn wir nicht auf die eine Art zahlen, dann eben auf die andere. Zweitens: der Mensch nimmt alles, was umsonst ist, ob er es benötigt oder nicht. Was aber nichts kostet, hat keinen Wert und wird auch nicht gepflegt.Das Ziel ist nicht, den öffentlichen Personennahverkehr zu Gratis-Touristenvehikeln zu machen, sondern denjenigen, die Busse und Bahnen aus beruflichen, schulischen oder anderen wichtigen Gründen nötig haben, effizienten Transport zu bieten.Es erscheint paradox zu wünschen, dass der öffentliche Personennahverkehr vermehrt genutzt wird, ohne diese Nutzung kostenfrei zu machen. Doch das ist es nicht. Der öffentliche Personennahverkehr kann nur dann Erfolg haben, wenn die Fahrpreise für alle erschwinglich werden, mit entsprechenden Zuschüssen für sozial Benachteiligte. Der Betrieb von Bussen und Bahnen müsste von flankierenden Maßnahmen belgeitet werden, die das Autofahren in den Städten schwieriger und teurer machen würde, um die Akzeptanz der Autofahrer für öffentliche Verkehrsmittel zu steigern. Dann würden sie vielleicht auf ein bequemes und stressfreies Transportmittel umsteigen, müssten aber auf ein liebgewordenes Statussymbol verzichten. Eine solche Maßnahme würde keine schnellen Resultate bringen, denn es ist nicht einfach, diese Mentalität ad hoc zu verändern. Doch es ist möglich und auch notwendig!
Hugo F. Lopes – Ja
Ich bin nicht gegen Autos, ich benutze selbst eins, wenn es die Situation erfordert. Doch wenn irgend möglich, fahre ich Rad. Laut Statistiken wird in Portugal das Auto hauptsächlich für Entfernungen von fünf Kilometern und weniger gebraucht. Das Fahrrad ist nicht die einzige Alternative zum Auto. Das sollte es auch nicht sein, denn die wirklich volksnahe Lösung ist immer noch der Personennahverkehr, der aber leider immer weniger Menschen zur Verfügung steht.Genauso wie ich meine, dass wesentliche Güter wie Erziehung und Gesundheit gratis sein sollten, so denke ich auch, dass öffentlicher Transport gratis sein sollte. In Wirklichkeit ist der Begriff gratis irreführend, denn alles, was meiner Meinung nach gratis sein sollte, wurde ja schon vorher bezahlt, und zwar durch unsere Steuern. Wenn man diesen Gedanken weiterspinnt, kommt man zum Ergebnis, dass auch diese Unternehmen von einer zentralen, öffentlichen Körperschaft geleitet werden sollten, ähnlich wie das in Tallin, der Hauptstadt Estlands praktiziert wird. Natürlich kann eine solche Änderung nicht isoliert geschehen. Private, motorisierte Fahrzeuge müssten aus den Innenstädten verbannt werden. Parkplätze in Randgebieten müssten geschaffen werden, um insbesondere Menschen mit speziellen Bedürfnissen zu unterstützen. Gleichzeitig müssten die Routen und Fahrpläne der öffentlichen Transportmittel massiv ausgebaut werden. Die Finanzierung könnte über eine Straßenmaut oder eine Sondersteuer auf die Gewinne der Ölindustrie erreicht werden. Eine solche tiefgreifende Änderung der Mobilität hätte nicht nur äußerst positive Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebensqualität, sie würde auch die Kosten der Kommunen senken und wirtschaftlich schwachen Menschen zu Gute kommen. Zweifellos würde sie dazu beitragen, dass öffentliche städtische Flächen wieder der Öffentlichkeit, also den Menschen dienten.