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Bike Lounge in Faro

In unseren Städten vollzieht sich eine Revolution mit dem Pedal, zwar langsam, doch auf gutem Weg, ein neues Paradigma zu schaffen: das des Fahrrad-kultivierten bzw. Rad-sensibilisierten Bürgers. Diese neue Denkweise schafft Räume, in denen es möglich ist, gleichzeitig und gleichermaßen dem Fahrrad und seinem Besitzer etwas Gutes zu tun, es zu warten ohne zu warten, das Fahrrad zu reparieren und dabei Mittag zu essen oder einen Kaffee zu trinken. In der Stadt Faro finden wir ein Beispiel für diese Entwicklung: die Bike Lounge. ECO123 sprach mit seinen Hauptakteuren Alberto Henriques (40), der 18 Jahre lang in einem Fahrrad Import-Unternehmen arbeitete, und Susana Henriques (42), ehemalige Personalleiterin eines Hotels in Faro.

ECO123: Wie kamt ihr auf diese Geschäftsidee – das Konzept Café mit Werkstatt? Funktioniert es, dass Kunden ihr Fahrrad abgeben und zum Essen bleiben?

Alberto Henriques
Alberto Henriques

Alberto: Ich kannte so etwas schon. Nur hier für Portugal ist es neu, in anderen Ländern gibt es das bereits. Wir kombinierten einfach mein Wissen über Fahrräder mit Susanas Erfahrung aus dem Hotelbereich, und von einem auf den anderen Moment dachten wir: Das machen wir!

Susana: Es kommen Leute herein, stellen ihr Fahrrad ab und essen etwas. Aber überwiegend wollen sie doch zu Alberto und nutzen die Zeit zum Mittagessen oder für einen Snack.
War es schwierig, den Traum in die Realität umzusetzen?
Es hat alles immer mehr als doppelt so lange gedauert, als ich angenommen hatte, dass es für die Umsetzung erforderlich sein würde. Mit der Verwaltung und den Papieren ist es unheimlich kompliziert, alles hinzukriegen. Am Ende fehlt immer irgend etwas. Der Witz an der Sache war, dass nach all dem Aufwand die Gesetzgebung geändert wurde und das Verfahren letztendlich mit der sogenannten “Null-Lizenzierung” durchgebracht wurde.

Die Suche nach einem geeigneten Ortes war ebenfalls zeitaufwendig. Meiner Meinung nach sind wir noch nicht am idealen Platz, aber sobald er sich auftut, werden wir umziehen. Im Moment ist er gut genug, um Erfahrungen zu sammeln.

Gibt es ein neues Denken in Bezug auf das Radfahren in unseren Städten? Kann man das an der Art eurer Kunden ablesen?
Alberto: Sie kommen aus allen Bereichen: vom normalen Radfahrer, der ab und zu eine Runde dreht, bis hin zum Profi mit rasierten Beinen. Aber das hat auch mehr mit meinem Spezialgebiet zu tun, Aufhängungen und Stoßdämpfer, einer Technik, in der nur wenige in Portugal bewandert sind.

Susana: Wir haben sehr unterschiedliche Kunden, zum einen die von Alberto beschriebenen, aber auch Menschen, die gar nichts mit Fahrrädern zu tun haben. Studenten kommen wegen des Internets, Frauen trinken hier ihren 5-Uhr-Tee und andere kommen immer wieder wegen der Art der Speisen und Tees, die wir anbieten und die sich vom allgemeinen Angebot abheben.
Legen Sie Wert auf Produkte aus regionalem oder auch aus Bio-Anbau?
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Wir versuchen, so naturbelassene Zutaten wie möglich zu bekommen. Einer unserer Zulieferer bringt uns täglich Bio-Erzeugnisse aus eigenem Anbau. Da ist alles bio und manchmal auch “hässlich”, aber doch ist es die beste Wahl. Manchmal passiert es, dass uns zur Mittagszeit einige Sachen ausgehen. Aber ich ziehe es vor, immer nur kleine Mengen einzukaufen und dafür frisch anbieten zu können. Wir denken, das es so am besten ist.

Wie wurde Ihr Konzept „Café / Werkstatt“ von den Menschen angenommen?
Alberto:
Ich glaube, die überwiegende Mehrheit findet es gut, alle Altersstufen eingeschlossen. Da kommt z.B. die ältere Dame, um ihren Tee bei uns zu trinken und sich darüber zu amüsieren, dass hier Leute mit ihrem Fahrrad reinmarschieren.

Um Kosten zu sparen und etwas für ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden zu tun, wird immer häufiger das Fahrrad benutzt. Können wir schon von einem neuen Paradigma sprechen, dem des “Velo-kultivierten” oder auch “Rad-sensibilisierten” Mitbürgers?
Gute Worte, aber ich muss sagen, dass die Zahl der Fahrradfahrer nicht zugenommen hat, weil das Radfahren in unserer Stadt einfach gefährlich ist. Faro als Hauptstadt der Algarve ist nicht fähig, gute Bedingungen für Radfahrer zu schaffen, ganz im Gegensatz zu Vilamoura, wo es fantastisch ist, Rad zu fahren. Hier bei uns hätten die Leute auch gern bessere Voraussetzungen. Die Zahl der Radfahrer würde sich von heute auf morgen verdoppeln.

DSC09007Der Fahrradweg von Faro ist lächerlich, eine gemalte blaue Linie auf dem Boden! Das kann ja wohl jeder! Wir können damit nur verlieren, weil die Touristen, die hier herkommen, aus europäischen Ländern stammen, wo das Radfahren normal ist, und die darüber entsetzt sind, welche Bedingungen diesbezüglich bei uns herrschen. Ich bin der Erste, der den Radfahrern sagt: Um sicher aus der Stadt zu kommen, nehmt den Zug nach Fuseta und steigt erst dort aufs Rad, um auf der „Eco Via“ weiterzufahren.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft eures Projektes?
Wenn es so weitergeht wie bisher, ist das schon mal nicht übel. Unter den Bedingungen, die die Stadt bietet, kann man nicht viel mehr erwarten. Natürlich habe ich noch eine Menge Ideen ´in petto´, die ich hier und jetzt aber noch nicht offenbaren möchte. Man muss erst mal abwarten, wie sich das hier entwickelt.

Bike Lounge Caf̩ Rua Dr.Jọo L̼cio, 5 РFaro
Tel.: (+351) 962 649 761
Facebook: www.facebook.com/bikeloungecafe

About the author

João Gonçalves (31) Stammt aus dem Alentejo. Bachelor in Kommunikation, Marketing und Public- Relations im Bereich Audiovisuelle Medien der Universität der Algarve. Arbeitet als Kamermann, Tonassistent und Cutter. Lebt in Faro.

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