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Ribeira de Quarteira widersteht dem Luxustourismus

Sie heißt «Cidade Lacustre» oder «Vilamoura Lakes» und wurde einst von André Jordan entworfen. Der Millionär, der gerade seine Erinnerungen veröffentlicht hat, besaß das größte Resort des Landes – zweitausend Hektar und fünf Golfplätze rund um die Marina von Vilamoura – und wollte es bis Ribeira de Quarteira ausweiten, inklusive einer Luxusstadt über dem Wasser. Das Projekt sah einen Yachtlift vor, damit Millionäre aus der ganzen Welt direkt vor der Haustür ihrer Villen anlegen können.

Im Jahr 2008 erhielt die «Cidade Lacustre» eine befürwortende Stellungnahme der Portugiesischen Umweltbehörde und wurde als Projekt Nationalen Interesses (PIN) anerkannt. Somit wurde einem weiteren privaten Bauvorhaben «öffentliches Interesse» bescheinigt. Die Vereinigung zum Schutz des Kultur- und Umwelterbes der Algarve – Almargem, sieht darin « einen der größten Attentate auf die Umwelt in der Algarve », das ein ganzes Feuchtgebiet mit enormem ökologischem und gesellschaftlichem Reichtum zerstört.

Das Projekt, dessen Umsetzung heute droht, ist etwas bescheidener: eine 60 Hektar große Touristenstadt mit 834 Wohneinheiten, über tausend Wohnungen und mehreren Restaurants rund um vier künstliche Seen, die durch Meerwasser gespeist und durch Kanäle miteinander verbunden werden.

Aufgrund des starken Widerstands in der Bevölkerung und hunderter Teilnehmer an der öffentlichen Anhörung (die im Sommer 2018 in aller Stille stattfand und wiederholt durch Informatikprobleme beeinträchtigt wurde) beschloss die Kommission für Koordinierung und regionale Entwicklung der Algarve Ende September, die Evaluierung der Auswirkungen auf die Umwelt für sechs Monate auszusetzen. Der Bauträger musste das Projekt ändern und die «negativen Auswirkungen auf verschiedene Umweltfaktoren, wie archäologisches Kulturerbe, Landschaft, Artenvielfalt, Boden, Sozioökonomie, Geotechnik oder klimatische Veränderungen reduzieren».

«Die Umsetzung eines Projekts, das nach  Kriterien aus dem Jahr 1999 entworfen wurde (basierend auf veralteten Plänen, die in Eile erstellt wurden, um dem Bauverbot an der Küste zu entgehen), darf 2019 auf einem Planeten, der sich am Rande des ökologischen und sozialen Kollapses befindet, mit Klimakrise und auf der Tagesordnung stehender Zerstörung der Artenvielfalt und der Lebensräume, nicht genehmigt werden» schreibt die Bewegung “Movimento  Ribeira de Quarteira-Contra a Cidade Lacustre” auf Facebook. «Wir können nicht zulassen, dass unser gesamtes Naturerbe zum Wohl größtenteils ausländischer Eliten verkauft wird, ohne irgendeinen Nutzen für den Normalbürger und mit schwerwiegenden Folgen für die zukünftigen Generationen».

Fast 10.000 Bewohner sind für die Parzellen vorgesehen, wobei  Arbeitskräfte noch nicht berücksichtigt sind. Dies bedeutet insbesondere eine Zunahme des Wasserverbrauchs – einer immer knapper werdenden Ressource. Das Projekt erfordert die Umlegung des Vale Tisnado, Baggerarbeiten in der Mündung des Ribeira de Quarteira und den Bau eines fast zwei Kilometer langen Hochwasserschutzdeichs in einem der Gebiete von Loulé, das am anfälligsten für steigende Wasserspiegel ist. Ein Teil der Seen würde aus schon bestehenden Süßwasserseen geschaffen. Das Projekt schließt auch die römischen Ruinen von Cerro da Vila mit ein, eine kleine Hafensiedlung, die den Niedergang des Römischen Reiches überstanden hat und „Denkmal öffentlichen Interesses“  ist.

Was derzeitige Unternehmensimperien angeht, wurde André Jordans Lusotur, Besitzer und Betreiber der Ferienanlage in Vilamoura, nach dem Verkauf an einen spanischen Fonds in Lusort umbenannt und heißt seit dem Erwerb durch den nordamerikanischen Fonds Lone Star im Jahr 2015 Vilamoura World. Das ist dieselbe Finanzgruppe, die auch Novo Banco zum Nulltarif erworben hat, als der portugiesische Staat bereits 5,8 Milliarden investiert hatte. Solche Finanzhyänen verfolgen die Strategie, «Schnäppchen auf den Märkten zu finden, die eine Wirtschafts- oder Bankenkrise durchlaufen haben». Erst in den letzten Jahren kaufte Lone Star in Portugal günstig ein, um dann wieder teuer zu verkaufen – dazu gehören die Dolce Vita Einkaufszentren in Porto, Douro und Coimbra, das Gebäude „Edificio Monumental“ und einer der Türme (Torres) in Lissabon.

In Vilamoura scheint sich dieser Trend zu ändern. Bezüglich der «Cidade Lacustre» könnte es sowohl eine neue öffentliche Anhörung als auch eine neue Bewertung der Umweltverträglichkeitsprüfung geben. In diesem Jahr hat das Rathaus Loulé den Flächennutzungsplan (PDM) zweimal außer Kraft gesetzt, um Bauvorhaben im Stadtgebiet zu stoppen. Eines von ihnen, Quinta do Oceano, könnte ein weiteres zehn Hektar großes Resort auf einem Grundstück sein, das von einem Immobilienfond der Novo Banco erworben wurde und die Mündung des Almargem zerstören würde. Vom Vorsitzenden der interkommunalen Behörde für Anpassung an den Klimawandel, Vitor Aleixo – Enkel des «Volksdichters», António Aleixo – werden auch Maßnahmen zum Schutz des Ribeira de Quarteira erwartet.

Francisco Colaço Pedro

traduções: Chris Young & Kersten Funck-Knupfer | fotografias: EIA/CCDR

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