Schuster lernen!
Monchiques erster Schusterlehrling verabschiedete sich am Montag, dem 25. April von seinen Eltern und machte sich auf den Weg nach Österreich. José Pedro Mira Nunes (23) hatte sich bei ECO123 für das Ausbildungsprojekt Schusterlehre beworben. Er berichtete darin auch von der langjährigen Familientradition, die zurück bis zum Urgroßvater geht und der schon in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts Schuhe in Monchique herstellte. Die Jury entschied sich für ihn als ersten von zwei für diese Ausbildung geeigneten Kandidaten.
Nach drei Tagen Zugfahrt bei der GEA in Schrems angekommen, fünf Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt, begann er Anfang April, sich in die Materie in Form eines Praktikums einzuarbeiten. Zé Pedro schreibt in einer ersten Email:
„Es ist herrlich, hier zu arbeiten. Ich durfte schon in allen Bereichen der Fertigung ein wenig mit anfassen: mit Handarbeit und mit Maschinen, zuschneiden des Leders, Nähen usw. Es ist wirklich anstrengend, aber es lohnt sich sehr! Und es ist mit Sicherheit nur etwas für starke Charaktere: die fremde Umgebung, die ungewohnte Arbeit, jeden Tag etwas Neues dazu zu lernen, und nicht zuletzt, dass im Betrieb niemand Englisch spricht… so viele Eindrücke in kurzer Zeit zu verarbeiten! Deutsch zu lernen ist daher besonders wichtig! Aber ich habe mich schon gut eingelebt!“
Die Schusterlehre in Österreich dauert in der Regel volle drei Jahre und besteht aus einem Teil praktischer – 36 Wochen pro Jahr – und einem anderen Teil theoretischer Ausbildung – zehn Wochen pro Jahr – in der Berufsschule, die begleitend unterrichtet. Man verdient zwischen 600 (im ersten Jahr) und knapp 1.000 Euro Lehrlingsgehalt pro Monat im dritten Jahr und bekommt sechs Wochen Urlaub. Mit dem Gesellenbrief in der Hand wird Zé Pedro – so der Plan – in 2019 nach Monchique zurückkehren. Er beabsichtigt dann, seine eigene Werkstatt zu eröffnen, um das traditionelle Schusterhandwerk im Dorf fortzusetzen.
Autor und Foto: Uwe Heitkam