Samstag, der 9. September 2023.
Ich bin mit meinem Fahrzeug am Sonntag, dem 3. September elektrisch auf dem Weg von São Brás de Alportel nach Monchique, im südlichen Portugal gelegen. Um 22h54 werde ich dabei zufällig und eher unfreiwillig Zeuge eines Typs von Schauspiel, das sich so nur in der Dunkelheit einer Nacht abspielen kann. Ich muß mein Auto hinter dem Müllwagen der Camara Municipal de Loulé anhalten, weil der gerade einen Wertstoffcontainer am Straßenrand entleeert, um genau zu sein … Moment mal – …
… was machen denn die da gerade? Der Akt spielt sich vor meiner Windschutzscheibe innerhalb von nicht einmal drei Minuten ab. Der Müllwagen der CM Loulé nimmt ín der Rua Miguel Bombarda (EN 270) drei unterschiedliche Container mit verschiedenen Wertstoffen, die vom Konsumenten fein voneinander getrennt wurden – einen nach dem anderen auf und zwei Müllmänner kippen sie in die Ladefläche hinein. Ist das nun Müll oder sind das Wertstoffe?
Ist das Wieder-Zusammenschütten von verschiedenen Wertstoffen wie Flaschen, Dosen und Plastikbehältern das neue Recycling einer nachhaltig agierenden Stadt? Nein, das sind doch keine Wertstoffe – das ist alles eben immer noch „Müll“ und der landet sowieso in Cortelha auf der Müllkippe. Müll wird dort verklappt und verbuddelt wie eh und je. Auf ewig. Und so geht das tagein, tagaus mit unserm Wohlstandsmüll. Und wenn der Müllberg nicht irgendwann einmal von ein paar mutigen Politikern mit Zukunftsvisionen gestoppt wird, werden unsere Kinder und Enkel zu Bettlern, die eines Tages den Müll ihrer Vorfahren nach noch verwertbaren Rohstoffen durchwühlen. Augen zu und weitermachen, nur weil es so bequem ist? Wie lange noch?
Wenn ich das nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben. Ich fahre also weiter und denke bereits jetzt an die FAVA-Messe 2023 und an den Runden Tisch, der am Freitag, dem 22. September um 18 Uhr in Loulé auf eben jener FAVA-Messe stattfinden soll. Jener Runde Tisch soll Gäste zusammenbringen, die über die aktuelle Nachhaltigkeit der Städte von morgen diskutieren werden. Und dabei soll ich den Moderator machen. Arbeiten die heutigen Städte denn überhaupt nachhaltig? Oder ist das nur Greenwashing? Haben diese Städte eine Chance auf eine nachhaltige Zukunft? Oder werden sie untergehen wie Babylon, Pompeji oder Troja? Wir werden über Kreislaufwirtschaft, Abfall- und Wassermanagement in Zeiten der Dürre, Energieautarkie, Lebensmittelproduktion und -verteilung, sowie über urbane Mobilität sprechen, nur um einige Themen zu nennen. Wir werden über urbane Landschaften reden müssen, die ab 2030 kein CO2 mehr emittieren. Geht das denn?
Meine Aufgabe als Journalist dabei soll die Moderation sein. Gäste wie Bürgermeister Vítor Aleixo, aber auch diejenigen, die das Wasser zu den Kunden bringen oder deren Müll wieder einsammeln, das werden meine Gesprächspartner sein. Das könnte interessant werden, wenn Runde Tische nicht immer so langweiliges, belangloses Geschwätz hervorbrächten. Ich soll mir also Gedanken darüber machen, damit es ein interessanter Abend wird. Ich soll mit gewagten Thesen die Teilnehmer provozieren und Lösungswege stimmulieren. Ich selbst lebe ja im Wald und in der Natur. Leben in Städten? Danke, nein.
Teilnehmer:
Vitor Aleixo – Presidente da Câmara Municipal de Loulé
Sónia Soares – Responsável pelo projeto Floresta Nativa
Inês Mesquita – Dirigente Al-Bio Associação de Agricultores Bio do Algarve
Ângela Rosa – Dirigente Associação Ecotopia Activa
Carlos Manso – Presidente do Conselho de Administração Inframoura
Pedro Pimpão – Presidente do Conselho de Administração Infraquinta
Noel Santos – Co-Organizador do Animal Save & Care Portugal
Patrícia Fernandes e Sérgio Pinto – Representantes Oficina Electro-Loulé
Cláudio Casimiro – Presidente do Conselho de Administração da Loulé Concelho Global
Bruno Fonseca – Vogal do Conselho Diretivo da Associação dos Utilizadores de Veículos Elétricos