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Die optimale Lösung

Michael Deppner
Michael Deppner

Die Weiterentwicklung der Menschheit wird beeinflusst durch das Verstehen der Phänomene, die uns umgeben. In früheren Tagen wurden Naturgeschehnisse den Göttern zugeschrieben, die uns damit für unsere Taten belohnten oder bestraften. Aber durch wiederholte Beobachtung der gleichen Erscheinungen begann der Mensch die Naturzyklen zu verstehen und zu seinem Vorteil zu nutzen. Zu Beginn orientierte man sich an empirischen Erhebungen. Und mit der Entwicklung von Werkzeugen und Technologien versuchte man, die Ausbeute der natürlichen Ressourcen und erneuerbaren Energien zunehmend zu kontrollieren und maximieren. Ein Beispiel für diese Entwicklung und den damit verbundenen Gewinn ist die immer effektivere Wind- und Sonnenenergienutzung. Was vor 20 Jahren noch futuristisch anmutete, ist heute Normalität: an vielen Orten stehen Windgeneratoren und Solarkollektoren. Um das Aufkommen der erneuerbaren Energien und den neuen liberalisierten Markt in Portugal besser kennenzulernen, besuchte ECO123 das Pionierunternehmen FF Solar in Aljezur, das sich seit 1989 auf die Verbreitung und Optimierung der Nutzung erneuerbarer Energien konzentriert. Dort sprach sie mit Elektroingenieur Michael Deppner (64), der seit 34 Jahren in Portugal lebt und arbeitet.


ECO123: Wie stellt sich Portugal zu dem Thema „Erneuerbare Energien“?
Michael Deppner: Meiner Meinung nach besteht das Hauptinteresse daran, Geschäfte zu machen, Geld zu verdienen. Nur ein kleiner Teil investiert darin aus Umweltgründen. Dies wurde sehr deutlich, als der Vergütungssatz für die Einspeisung von Strom ins Netz fiel und proportional dazu die Zahl der Interessenten an dieser Technologie abnahm.

Was wird bevorzugt: Wind- oder Solarenergie?
Immer Solarenergie. Weil sie viel weniger Wartung bedarf, d.h., fast gar keiner. Die Luftströmung in der Höhe von 10 bis 15 Metern ist schwach. Portugal ist ein windarmes Land. Es gibt nur wenige Orte an der Küste oder in den Bergen, die ausreichend exponiert sind. Eine kleine Windkraftanlage ist meist keine gute Lösung aufgrund der im Gegensatz zur Solarproduktion geringeren Vergütung, die Notwendigkeit einer Haftpflichtversicherung und die Kosten für die jährliche Wartung (das regelmäßige zu Boden lassen der Rotorblätter zur Überprüfung).

Ist eine vollständig auf erneuerbare Energien basierte Lösung möglich?
Nein, denn die Sonne scheint nur tagsüber, nachts aber benötigen wir ebenfalls Energie. Die Photovoltaik allein kann konventionelle Kraftwerke nicht ersetzen und die Speicherung großer Energiemengen ist noch nicht ausgereift. Es wird zwar viel geforscht auf dem Gebiet der Batterien und es gibt auch bereits einige Prototypen mit großer Speicherkapazität, aber die Technik ist noch nicht wirklich effizient und immer noch ziemlich teuer.

Was ist der Unterschied zwischen einer UPP (kleine Netzeinspeiseanlage) und einer UPAC (Netzeinspeiseanlage für den Eigenverbrauch)?
UPP ist eine kleine Produktionseinheit, eine Weiterentwicklung der alten Mini- und Mikroproduktion. Das Prinzip ist das gleiche: die gesamte Produktion wird an den Energieversorger verkauft, im Regelfall an die EDP.

Die vormalige Unterscheidung zwischen Mikro- und Mini-Produktion gibt es nicht mehr. Die Einspeisung wird nach einem einzigen System abgerechnet.
Das ist bei einer UPAC anders. Hier geht es nicht darum, die erzeugte Energie zu verkaufen, sondern im eigenen Haushalt zu verbrauchen. Hier haben wir einen Wechselrichter, der den Gleichstrom aus den Solarpaneelen in Wechselstrom umwandelt, wie wir ihn in unserem Haushalt benötigen.
Dieser Inverter ist darum nicht über einen Zähler ans öffentliche Stromnetz angeschlossen, sondern direkt an den eigenen Sicherungskasten. Der selbst erzeugte Strom wird vorrangig selbst verbraucht und nicht ins Netz eingespeist. Nur gibt es dabei ein Problem: Wenn der Verbrauch geringer als die Stromerzeugung ist, wird der Überschuss ohne Vergütung ins Netz abgeführt.
Es gibt zwar die Möglichkeit, sich die Einspeisung bezahlen zu lassen, aber dieser Tarif unterscheidet sich erheblich von dem für die UPP´s, wo nach einem auf 15 Jahre festgeschriebenen Satz abgerechnet wird.

Solar BatterienMit einer UPAC-Anlage wird die Einspeisung nur minimal vergütet. Die Vergütung ist dabei nicht festgelegt, sondern hängt vom Preis auf der Madrider Börse ab, wo alle Stromlieferanten ihre Energie einkaufen, um sie weiter an die Abnehmer zu verkaufen. Der neue liberalisierte Markt zahlt sogar nur 90% des Börsenkurses. Im vergangenen Jahr 2014 schwankte der Preis auf der Madrider Börse zwischen 0,02 und 0,05 € pro kWh. Das ist sehr wenig im Vergleich zu dem Preis, den der Endverbraucher zahlt: das sind nach Grundtarif um die 0,15 €, mit Nachttarif circa 0,09 € und kann zu Spitzenzeiten 0,25 € betragen.

Angesichts dieser Zahlen ist die Vergütung für den Strom aus UPAC´s lächerlich. Ich glaube ja, dass das Gesetz mit der Absicht gemacht wurde, zu vermeiden, dass mehr Solarzellen installiert als für den Eigenbedarf benötigt werden. Aber man kann Stromerzeugung und -verbrauch nicht in Deckung bringen. Entweder geht also der Überschuss sofort an das Netzwerk verloren oder man muss für 1000 € ein Messgerät installieren, das mit dem Wechselrichter kommunizieren kann. Wenn dieses dann bemerkt, dass ein Stromüberschuss besteht, regelt es die Leistung des Wechselrichters so herunter, dass es keinen Überschuss mehr gibt. Wenn wir mehrere Verbraucher anschalten, erlaubt es eine höhere Stromerzeugung. Aber bis zu 1,5 kWh ist dieses Gerät ist nicht erforderlich. Wir sprechen hier von 6 Solarpaneelen, was für die meisten Haushalte sowieso schon zu viel ist. Da während des Tages normalerweise niemand zu Hause ist, ist der Verbrauch in dieser Zeit minimal. Die Spitzen gibt es am Morgen und am Abend.
Aber es ist eine gute Wahl für kommerzielle Einrichtungen wie Restaurants, kleine Herstellerbetriebe, Werkstätten oder Büros, wo der Strom während des Tages erforderlich ist.

Welche Lösung wäre optimal für einen privaten Haushalt und welche für einen Betrieb?
Eine UPAC ist immer sinnvoll, wenn der Verbrauch während des Tages passiert. Die Anlage sollte auf den tatsächlichen Energiebedarf abgestimmt werden und wegen der ungünstigen Vergütung nicht mehr als das erzeugen.

Welche Gesetzgebung gibt es dazu?
Man kann alles im Diário da República, Gesetzesdekrets DL 153/2014 vom 20. Oktober 2014 und im Internet unter der Adresse www.dgeg.pt oder bei FF Solar (www.ffsolar.com) nachlesen.

Die Zulassung, die früher für Mini- und Mikroanlagen bei „Renováveis na Hora“ beantragt werden musste, behandelt man heute bei SERUP, die auf der Webseite der DGEG untergebracht sind. Hier kann man eine UPP oder UPAC registrieren bzw. bei kleinen Anlagen von unter 1500 W eine Erklärung abgeben. Bis zu sechs Paneele müssen nicht registriert werden. Es reicht aus, die Leistung im Verhältnis zum Verbrauch anzugeben.

Wie funktioniert die Abrechnung?
Bei UPP´s, die für die Einspeisung konzipiert sind, gibt es drei Kategorien: Die erste ist die einfachste ohne Extras. Die zweite bezieht sich auf eine Anlage mit Autoladestation bzw. ist gedacht für den Halter eines Elektrofahrzeugs. Die dritte wird angewendet auf Haushalte mit Warmwassererzeugung durch Solarkollektoren. Dabei werden in der ersten Kategorie 0,095 € gezahlt, 0,105 € in der zweiten und 0,10 € in der dritten. Aber von diesen Angaben für jede Kategorie müssen Sie bei der Registrierung noch Abstriche machen. Niemand erhält diese Referenzwerte, sondern grundsätzlich weniger.

Was wäre die ideale Anlage für Energieerzeugung und -verbrauch?
Soar und wind energieIch denke, das UPAC-System ist bereits gut. Nur die Vergütung des erzeugten Energieüberschusses ist nicht gerecht. Anstatt mit 90% des Börsenkurses sollte mit 90% des Endverbraucherpreises vergütet werden. Es ist in Ordnung, einen kleinen Abstrich zu machen, schließlich nutzen wir das Netz als Batterie. Zielvorstellung wäre für mich eine für den Eigenbedarf konzipierte Anlage mit Zähler, der die Erzeugung und den Verbrauch registriert, so dass das Einspeisen gutgeschrieben und das Entnehmen abgezogen werden kann. Bei ausgeglichener Verbrauchslage erhielten Sie nichts und bezahlten auch nichts.

Rechnet sich eine UPP oder UPAC?
Das ist eine Frage der Geduld. Bei Installation eines UPP unter guten Bedingungen, d.h. nach Süden ausgerichtet und ohne Schatten, müssen wir uns auf eine Amortisation innerhalb von 10 bis 12 Jahre einstellen. Nach Ablauf dieser Frist bleiben immer noch ein paar Jahre, um Gewinn zu machen. Der Vergütungsbetrag ist auf 15 Jahre festgeschrieben und auf die Paneele werden 25 Jahre ohne Wartung gewährleistet.

Welches wäre das nützlichste und günstigste System mit guten Zukunftsaussichten?
Die Photovoltaik hat eine gute Zukunft, denn es gibt inzwischen eine Massenproduktion und damit niedrigere Preise. Vor zwanzig Jahren noch waren die Kosten für ein kleines Paneel immens. Für eine Leistung von 3,6 Kwh nach frühen Installationskosten waren das etwa 40.000 €, heute rechnen wir mit 10.000 €.

Heutzutage liegt der Schwerpunkt auf der dezentralen Energieerzeugung. D.h., der Strom wird dort erzeugt, wo er auch verbraucht wird, und die beste Quelle dazu ist die Photovoltaik. Sie ist einfacher und erreichbarer nutzbar zu machen als jede andere Form von erneuerbarer Energie.

Mehr Info:
Um die Unterschiede zwischen UPAC und UPP besser zu verstehen:
http://www.ffsolar.com/pdf/UPAC_vs_UPP_de.pdf

Quellennachweise:
www.dgeg.pt (Website der Generaldirektion für Energie und Geologie)
www.dre.pt/home (Online-Ausgabe des Diário da República)
www.ffsolar.com (FF Solar Unternehmens-Website)

About the author

João Gonçalves (31) Stammt aus dem Alentejo. Bachelor in Kommunikation, Marketing und Public- Relations im Bereich Audiovisuelle Medien der Universität der Algarve. Arbeitet als Kamermann, Tonassistent und Cutter. Lebt in Faro.

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