Filz ist ein 100% natürlicher Stoff, den man handwerklich mittels Walken aus gereinigter und gekämmter Merino-Schafswolle gewinnt. Wenn industriell hergestellt, erhält er seine Struktur durch den Einsatz von Walzen. Beim Filzen werden die Fasern komprimiert und miteinander verbunden und auf diese Weise entsteht ein Stoff ohne eigentliche Textur. Beim traditionellen Filzen handelt sich um ein sehr altes Verfahren, Kleidungsstücke wie Jacken, Hüte, Schuhe, Schals, Taschen und Modeaccessoires zu produzieren. Die ersten Belege der handwerklichen Herstellung von Filz führen uns ins Jahr 8.500 v. Chr. zurück und zwar nach Altai, in die Mongolei.
Um den Herstellungsprozess sowie den ökologischen und ökonomischen Aspekt besser erfassen zu können, sprach ECO123 mit Maria Custódio, Künstlerin und Kunsthandwerkerin, die Filz als Ausdrucksform für ihre Arbeiten benutzt. Aus diesem vielseitig nutzbaren, ökologischen Material können nützliche und exklusive, einzigartige Dinge entstehen, die der Fantasie keine Grenzen setzen und dem Geldbeutel des Kunden entsprechen.
ECO123: Was ist Filz?
Maria Custódio: Zuerst einmal wird Filz nicht aus Baumwolle hergestellt. Grundstoff ist Schafswolle, die gewaschen, kardiert, gekämmt und gefärbt wird. Danach werden die Wollfäden gewalkt und über eine Form gestülpt, mit lauwarmem Wasser und etwas Olivenölseife angefeuchtet. Das Werkstück wird geknetet und später gerollt. Man kann es mit Seide verbinden. Es schrumpft und wird komprimiert, bis es seine endgültige Form und Festigkeit erhält.
Wie entdeckten Sie den Filz als Ausdrucksform Ihrer Kreativität?
Eines Tages entdeckte ich in einer ausländischen Zeitschrift verschiedene Arbeiten aus Filz. Bis dahin hatte ich nie Kleidungs- oder Dekorationsstücke aus Filz gesehen und war überrascht. Ich verliebte mich auf Anhieb in dieses Material. Ich stellte Nachforschungen an und sah, was man alles aus diesem einfachen und natürlichen Stoff zaubern kann. Ich bestellte Wolle und begann zu experimentieren und habe bis heute nicht damit aufgehört. Alles, was die Wolle uns gibt, ist unendlich und faszinierend, grenzenlos. Regeln gibt es keine – alles ist möglich.
Wie ist es, mit Filz zu arbeiten? Was für Vorteile und Möglichkeiten gibt es?
Es ist und bleibt ein natürliches Material in allen Prozessphasen. Von der Gewinnung bis hin zur pflanzlichen Färbung – es hinterlässt weder Abfall noch verschmutzt es die Umwelt. Die Arbeit mit Filz enthält etwas Magisches. Man kann nicht sagen “ich habe gelernt, mit Filz zu arbeiten und jetzt weiß ich alles”. Das Material, die Wolle lässt mich mit jeder Arbeit etwas Neues entdecken. Deshalb ist der Filz auch so interessant, weil es keine Grenzen gibt. Wir können allerlei nützliche Dinge schaffen, um uns vor der Kälte, der Wärme, der Feuchtigkeit oder vor Lärm zu schützen, sei es Kleidung, Decken, Teppiche, Dekorationsartikel, Taschen… alles was das Herz begehrt.
Arbeiten viele Leute mit Filz?
Hier in Portugal gibt es immer mehr Leute, die dieses Material und ihre Leidenschaft für Filz entdecken. An der Algarve dürfte es mehr Personen geben. Meine Kollegin, Manuela Ortiz de la Torre arbeitet seit vielen Jahren mit Filz. Ich weiß, dass es noch viele im ganzen Land gibt, aber es fehlt ein Verbindungsglied zwischen uns. Meine berufliche Ausbildung habe ich in Südfrankreich absolviert, da es anfänglich niemanden gab, der mir die Technik, wie ich sie erlernen wollte, beibringen konnte.
Würden Sie gerne jemanden anlernen?
Ja, ich würde diese nützliche Kunst gerne weitervermitteln, Interesse wecken, diese Leidenschaft, die ich empfinde gerne teilen, da nützliche und wunderschöne Dinge dadurch entstehen. Ich spüre das bei meinen Kunden: das Schaffen macht genauso viel Spaß wie das Besitzen dieser Dinge.
Und die Zukunft dieses Kunsthandwerks?
Ich denke, es hat Zukunft. Ich sehe das Interesse der Menschen an meinen Kreationen. Es könnte sogar ein neuer Beruf in Portugal entstehen, indem diese einfache Technik weitergegeben wird. Es wäre ein großes Projekt, etwas zu produzieren, das uns selbst verwirklicht und gleichzeitig anderen Leuten Freude bereitet.
KFZ von Faro nach Monchique u.z.: 29,5 kg CO2.